Ist nicht wahr, oder? Wegen so einem Lego-Kästchen-Bau? Ich fasse es nicht!
Das ist eben ein Ergebnis der Entwicklung der letzten 20 Jahre in der Stadt. Ich bin mir da selber mit mir uneins. Man kann ja nicht nur auf die Zugezogenen meckern und eine Stadt mit 30% Transferempfängern (16% ALG2) kann nicht allzu hochnäsig sein, wenn es darum geht, auswärtiges Geld zu akzeptieren. Andererseits hat der Zuzug mittlerweile eine kritische Masse überschritten, die es ermöglicht, die Stadt nachhaltig in etwas umzuwandeln, was hier eigentlich nicht hinpaßt.
Der Osten war nie schickt oder exklusiv. Der historische Grund liegt übrigens wie in anderen Städten in der vorherrschenden Windrichtung. In Zeiten von massenhaften Kohleheizungen haben sich die Wohlhabenden meist in den westlichen Stadtvierteln angesiedelt, um nicht den Ruß abzubekommen. Das war in vielen deutschen Städten so.
Nun gibt's keine Kohleheizungen mehr und der Osten galt als hip, kreativ, unkonventionell usw. Das ist aber im Verschwinden bzw. bewegt sich aus dem Zentrum raus. Jetzt - ziemlich spät - versucht man gegenzusteuern, indem man bei der Altbausanierung Grenzen beim Komfort setzt z.B. darf kein zweites Bad eingebaut werden.
Das eigentliche Problem ist vielleicht, daß unter den Zuzüglern besonders viele Möchtegern-Alternative und reiche Erben sind. Bei Ghettobildung denkt man ja eher an ausländische Migranten. In Berlin stellt sich das Problem plötzlich diametral andersherum. Es bilden sich Schickischicki-Enklaven, die immer weiter ausufern und die Alteingesessenen verdrängen.
Ich habe hier mal einen Ausschnitt aus einer Rundmail eines Baugruppenprojekts, den ich bekommen habe:
Das nun vorliegende Angebot beinhaltet ein großes, trotzdem günstiges Grundstück, nun in Lichtenberg in der Nähe vom Nöldnerplatz.
Wir waren erst ein wenig skeptisch, nach mehreren Besuchen vor Ort sind wir allerdings wieder beruhigt. Die Gegend ist von der Bevölkerung her sicher weniger akademisch geprägt und durchaus spröder als der derzeitige Friedrichshain, aber vor 8 Jahren war der Friedrichshain auch rauher. Und es ziehen immer mehr Familien in die Gegend (auch Friedrichshainflüchtende), es wurden neue Kindergärten eröffnet und es gibt ein recht angesehenes Gymnasium dort.
Das Gebiet war bis vor kurzem Sanierungsgebiet, ist nun daraus entlassen. Sanierungsgebiete haben immer eine Aufwertung des Viertels und damit einen gewissen Austausch der Bevölkerung zur Folge, es steigen dort die Mieten, aber es gibt dann auch mehr Spielplätze, mehr Grün und bessere Infrastrukturen.
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Schule und Kita sind ganz gut, "besser" Einkaufen ist ein paar Minuten weg (Bioladen in der Kaskelstr., Biocompany in der Boxhagener z.B.)
Zur Rummelsburger Bucht sind es nur 4 Minuten mit dem Rad, das ist schön.
Ansonsten ist die Gegend noch eher als "mit Potenzial" einzustufen, hat sich aber schon entwickelt seit der Sanierungswelle durch die Förderungen.
Was der hier wortreich ausdrückt kann man einfach überetzen mit: "Momentan gibt's da noch zu viele Ossis, aber die werden schon noch verschwinden." Hauptsache Bioladen. Was für blasierte Idioten.