Autor Thema: Alternative?  (Gelesen 9446 mal)

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Offline Teppichporsche

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Alternative?
« am: 24. März 2010, 12:33:17 »
Aus http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,681908,00.html

"In der Verfassung Bhutans steht, dass die Menschen nicht jedes Jahr reicher, sondern glücklicher werden sollen. Erreichen will das kleine asiatische Königreich das mit einer sozial gerechteren Gesellschaft und einem besseren Umweltschutz. Ist das ein besserer Ansatz?"

Der Mensch soll also wieder glücklicher werden! Naja!

Wie denkt Mensch häufig, dass er glücklicher werden kann? - Durch Geld!

Aber Geld ist dabei nur das Mittel.

Jetzt sagt uns Tussnelda, dass ein anderes Mittel (ein besseres Mittel) eine sozial gerechtere Gesellschaft und besserer Umweltschutz ist. Heisst also, dass Mensch durch Umweltschutz und gerechtere Gesellschaft glücklicher wird.

Ich will mal die Frage, wie denn eine sozial gerechtere Gesellschaft auszusehen hätte und was sozial gerechter überhaupt ist...oder kann man diese Frage garnicht ausgrenzen?

Nehmen wir nur mal an, dass keiner zu hungern hat und alle gleich sind? Macht uns das dann glücklicher?

Das gleich gilt für Umweltschutz. Kein Auto mehr fahren und überhaupt weniger reisen, weniger heizen, weniger Fleisch, weniger Elektronik, etc. Macht uns das glücklicher?

Tussnelda sagt: "Das Bruttoinlandsprodukt bildet nur einen kleinen Teil des wirtschaftlichen Erfolgs eines Landes ab. Dabei werden einige wichtige Aspekte ignoriert. Nachhaltigkeit zum Beispiel. Es ist doch absurd, dass sich ein Land mit Wachstum brüsten kann, weil es viel umweltverschmutzende Industrie hat. Luftqualität, Gesundheit, der Fortschritt von Frauen, Kinderbetreuung und sozialer Zusammenhalt - all das sind wichtige Wirtschaftsfaktoren. Das Bruttoinlandsprodukt zeigt auch nicht, wie innovativ eine Volkswirtschaft ist, ob Produkte hergestellt werden, die langfristig erfolgreich sind, oder ob sie morgen out sind. Bisher gibt es in der Ökonomie aber noch keinen Ersatz für das Bruttoinlandsprodukt."

Sozialer Zusammenhalt wurde hier (im Forum) auch schon öfter genannt. Wie soll der denn entstehen?
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Conte Palmieri

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Re:Alternative?
« Antwort #1 am: 24. März 2010, 13:39:55 »
25 postulados para entender el “Vivir Bien”
Im Web habe ich das leider noch nicht auf Deutsch gefunden. Es gibt aber irgendwo auf meinem heimischen Rechner eine Übersetzung, mal sehen, ob ich hier noch reinbekomme.

Offline nigel48

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Re:Alternative?
« Antwort #2 am: 24. März 2010, 13:48:53 »
es wüürde völlig genügen, wenn alle langfristig wirkenden projekte eine prognose erstellten, wie sich dass ganze in 100 jahren auswirkt. halt waldbesitzerdenken.
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Offline DüDo

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Re:Alternative?
« Antwort #3 am: 24. März 2010, 16:13:33 »
sozialer zusammenhalt könnte entstehen, wenn mann sich nicht in theorie und starken sprüchen auslässt und sich dort stark fühlt, sondern mal seine soziale kompetenz aktiv dazu nutzt, sozialen zusammenhalt zu kreieren...

Offline Teppichporsche

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Re:Alternative?
« Antwort #4 am: 24. März 2010, 16:42:14 »
sozialer zusammenhalt könnte entstehen, wenn mann sich nicht in theorie und starken sprüchen auslässt und sich dort stark fühlt, sondern mal seine soziale kompetenz aktiv dazu nutzt, sozialen zusammenhalt zu kreieren...

Kann ich das als Kritik an mich auffassen?

In dem Sinne: ich laber nur rum (theoretisiere) und mache nichts?

Edit: Ich habe kein Problem mit solch einer Kritik an sich. Es bleibt natürlich zu klären, ob sie begründet ist.

« Letzte Änderung: 24. März 2010, 16:47:11 von Teppichporsche »
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Conte Palmieri

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Re:Alternative?
« Antwort #5 am: 24. März 2010, 17:02:41 »
es wüürde völlig genügen, wenn alle langfristig wirkenden projekte eine prognose erstellten, wie sich dass ganze in 100 jahren auswirkt. halt waldbesitzerdenken.
Das würde wahrscheinlich nicht genügen. Wie willst Du bei Konkurrenz um Ressourcen vorgehen?

Yossarian

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Re:Alternative?
« Antwort #6 am: 24. März 2010, 17:03:20 »
Kann ich das als Kritik an mich auffassen?

Mußt Du selbst wissen. Wem der Schuh paßt, der zieht ihn sich an. Paßt er?

Offline Teppichporsche

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Re:Alternative?
« Antwort #7 am: 24. März 2010, 17:30:30 »
Mußt Du selbst wissen. Wem der Schuh paßt, der zieht ihn sich an. Paßt er?

Genau das ist das Ding!

..., wenn mann sich nicht in theorie und starken sprüchen auslässt und sich dort stark fühlt

Fraglos trifft das auf mich zu!

sozialer zusammenhalt könnte entstehen, wenn ...  man seine soziale kompetenz aktiv dazu nutzt, sozialen zusammenhalt zu kreieren...

Ich behaupte, es gibt diese soziale Kompetenz nicht. Es gibt kein Mittel um bewusst sozialen Zusammenhalt (ausser Abgrenzung) zu schaffen.

Edit: Falls du die Dinge nicht hinterfragst, dann passt es wahrscheinlich nicht:

Ich versuche in meinem Freundeskreis dafür zu sorgen, dass keiner ausgegrenzt wird. Kann man behaupten, dass ich sozialen Zusammenhalt kreiere?
Ich versuche meine Kollegen in arbeitspolitischen Fragen zu informieren, zu motivieren, zu ... (Bin Gewerkschaftsheini bei uns in der Abteilung). Ich grenze niemanden aus und gebe Hilfestellung bei Problemen etc. Kreiere ich sozialen Zusammenhalt?

Etc.

Jetzt sag mir mal, ob das Mittel sind um sozialen Zusammenhalt zu kreieren!
« Letzte Änderung: 24. März 2010, 17:38:17 von Teppichporsche »
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marple

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Re:Alternative?
« Antwort #8 am: 24. März 2010, 17:45:25 »
Glücksempfinden ist zu individualistisch, um irgendwie politisch erzeugt werden zu können. Lediglich die Begleitumstände können so gestaltet werden, dass man eher die Chance auf ein glückliches Empfinden hat. Zum Beispiel, wenn Krebs und andere bedrohliche Krankheiten ausgerottet würden - das böte einem die Möglichkeit, viel entspannter in die Zukunft zu schauen. Oder wenn man sich darauf verlassen könnte, dass die Nahrung und die Umwelt gesund sind. Oder wenn deine Leistung abgesichert ist und du nicht vor lauter Stress gar keine Zeit mehr hast, die paar Glücksmomente, die ein Leben zu bieten hat, überhaupt zu bemerken.

Vorraussetzungen könnten geschaffen werden. Ob der Einzelne das dann für sich nutzen kann, ist eine andere Frage. Es gäbe bei diesem Weg sicherlich eine Menge unglücklicherer Banker, Investoren und Aktionäre.

Ich versuche in meinem Freundeskreis dafür zu sorgen, dass keiner ausgegrenzt wird. Kann man behaupten, dass ich sozialen Zusammenhalt kreiere?
Ich versuche meine Kollegen in arbeitspolitischen Fragen zu informieren, zu motivieren, zu ... (Bin Gewerkschaftsheini bei uns in der Abteilung). Ich grenze niemanden aus und gebe Hilfestellung bei Problemen etc. Kreiere ich sozialen Zusammenhalt?

Das ist eine Möglichkeit. Es gibt auch noch andere, aber jeder so, wie er kann und will. Dein Weg ist nicht schlecht. Ich tu zum Beispiel überhaupt nichts. Ich wüsste gar nicht, bei wem - ich kenn ja nur Kunden. Und faire Preise sind nicht gleichzusetzen mit der Schaffung sozialen Zusammenhaltes.

Conte Palmieri

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Re:Alternative?
« Antwort #9 am: 24. März 2010, 18:31:07 »
25 postulados para entender el “Vivir Bien”
Im Web habe ich das leider noch nicht auf Deutsch gefunden. Es gibt aber irgendwo auf meinem heimischen Rechner eine Übersetzung, mal sehen, ob ich hier noch reinbekomme.

attac Mainz AG Welt   Ulli Kron-Traudt
   Otto Traudt   
   5.März 2010
Thema: Bolivianischer Vorstoß zur Formulierung einer neuen Gesellschaftsbasis als 3. Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus

Erschienen am 31.1.2010 in der Tageszeitung „La Razón“
In einem Interview erklärt der Minister für Äußeres und Experte für „cosmovision andina“ (andine Weltsicht) David Choquehuanca die wesentlichen Details dieser Idee, welche das Leben und die Natur zu zentrale Achsen macht.
Diese Idee, das „Vivir bien“ (Gut Leben), das die Regierung von Evo Morales zu implementieren sucht, lässt sich zusammenfassen als Leben in Harmonie mit der Natur, womit die Prinzipien der ursprünglichen Kulturen der Region wieder aufgenommen würden. Diese hatten die Vorstellung, dass der Mensch („el ser humano“) gegenüber der Umwelt nachgeordnet lebt.
Der Außenminister sprach mit „La Razón“ 1 ½ Stunden lang und erklärte die Details dieser Prinzipien, welche im Artikel 8 der Verfassung Anerkennung finden („reconocidos“).
„Wir wollen zurückkehren zum Vivir Bien, was bedeutet, dass wir jetzt anfangen, unsere Geschichte wertzuschätzen, unsere Musik, unsere Kleidung, unsere Kultur, unsere Sprache, unsere natürlichen Ressourcen, und danach haben wir entschieden, all das Unsere wieder zu erlangen, dahin zurück zu kehren, was wir waren.“
Der Artikel 8 der Verfassung sagt aus: „Der Staat geht davon aus und fordert als ethisch-moralische Prinzipien der pluralistischen Gesellschaft: Nicht faul sein, nicht lügen, nicht stehlen, gut leben, harmonisch leben, gutes Leben, „Boden ohne Übel“ (reinerholtener Boden), edler Weg oder edles Leben.“
Der Außenminister betonte die Distanz zu Sozialismus und mehr noch zum Kapitalismus. Der erstere sucht die Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen, und für den Kapitalismus ist das Wichtigste das Geld und der Mehrwert.
Nach D.Ch. ist Vivir Bien ein Prozess welches kürzlich angefangen hat und sich nach und sich nach und nach verbreiten wird.
„Für uns, die wir zur Kultur des Lebens gehören, ist das wichtigste weder Silber oder Gold noch der Mensch, weil er an letzter Stelle steht. Das Wichtigste sind die Flüsse, die Luft, die Berge, die Sterne, die Ameisen, die Schmetterlinge [...]. Der Mensch kommt an letzter Stelle für uns, das Wichtigste ist das Leben.“
[...] (Die 3 Volksstämmen Aymara, Quechuas und Guaranies haben alle ähnlich lautende Prinzipien.)

1.Das Vivir Bien gibt der Natur Vorrang vor dem Menschen.
Die Folgenden sind die Charakteristiken, welche nach und nach im Plurinationalstaat eingeführt werden.
2.Dem Leben den Vorrang geben
Vivir Bien heißt, das Erleben in Gemeinschaft zu suchen, wo sich alle Mitglieder um alle kümmern. Das Wichtigste ist nicht der Mensch (wie im Ansatz des Sozialismus), nicht das Geld (Postulat des Kapitalismus), sondern das Leben. Man strebt danach, ein einfacheres Leben zu suchen. Es soll der Weg der Harmonie mit der Natur und dem Leben sein, mit dem Ziel, den Planeten zu retten und der Menschlichkeit Priorität zu geben.
3.Zu Übereinkünften im Konsens kommen
Vivir Bien heißt, Konsens unter allen zu suchen, was bedeutet, dass man, auch wenn die Personen Differenzen haben, bei der Auseinandersetzung zu einem neutralen Punkt findet, in dem alle übereinstimmen und von dem aus keine Konflikte provoziert werden. „Wir sind nicht gegen die Demokratie, aber was wir tun werden ist, sie zu vertiefen, weil in ihr schon das Wort Unterwerfung existiert, und sich dem Mitmenschen zu unterwerfen heißt, nicht gut leben“ [...].
4.Die Unterschiede respektieren
Vivir Bien heißt, den Anderen zu respektieren, allem zuhören zu können, was er sagen möchte, ohne Diskriminierung oder irgendeine Art der Unterwerfung. Es wird nicht Toleranz gefordert, sondern Respekt, weil es ja für das ‚Vivir Bien y en armonía‘ (Gut und in Harmonie Leben) notwendig ist, solche Unterschiede zu respektieren; denn jede Kultur oder Region hat unterschiedliche Denkweisen. Diese Lehre schließt alle Lebewesen ein, die den Planeten bewohnen, auch die Tiere und Pflanzen.
5.Leben in Ergänzung (Vivir en complementariedad)
Vivir Bien heißt, der Ergänzung Vorrang zu geben; das erfordert, dass alle Lebewesen, die auf dem Planeten leben, sich gegenseitig ergänzen. In den Gemeinschaften ist das Kind komplementär zu dem Großvater, der Mann zur Frau, etc. [Gemeint ist damit, dass] der Mensch nicht die Pflanzen zerstören darf, weil diese seine Existenz ermöglichen und helfen, dass er überlebt.
6.Gleichgewicht mit der Natur
Vivir Bien heißt, ein Leben im Gleichgewicht mit allen Lebewesen innerhalb einer Gemeinschaft zu führen. Ebenso wie die Demokratie betrachtet man die Gerechtigkeit als ungerecht [...], weil sie nur die Personen innerhalb der Gemeinschaft in Betracht zieht und nicht das, was am Wichtigsten ist, das Leben in Harmonie von Mensch und Natur. Deshalb strebt das Vivir Bien danach, eine Gesellschaft mit Gleichheit und ohne Ausschließung zu haben.
7.Die Identität verteidigen
Vivir Bien heißt, die Identität wertzuschätzen und wieder zu gewinnen. Innerhalb des neuen Modells ist die Identität der Völker viel wichtiger als die Würde. Die Identität schließt ein, in vollem Umfang ein Leben zu genießen, das sich auf die Werte stützt, welche mehr als 500 Jahre standhielten (seit der spanischen Conquista) und welche von den Familien und Gemeinschaften weitergegeben wurden, die inHarmonie mit der Natur und dem Kosmos lebten.
8.Eines der Hauptziele des Vivir Bien ist, die Einheit aller Völker wieder aufzunehmen.
[...] Essen, Trinken, Tanzen, Kommunizieren zu können sind auch grundlegende Aspekte.
8.1Die Unterschiede akzeptieren
Vivir Bien heißt, die Ähnlichkeiten und Unterschiede unter den Lebewesen zu respektieren, [...]. Das geht über das Konzept der Vielfalt hinaus. „Es gibt keine Einheit in der Vielfalt, sondern es gibt Ähnlichkeit und Unterschied, weil man, wenn man von Vielfalt spricht, nur von Personen spricht.“[...] Dieser Entwurf ist so zu verstehen, dass sich ähnliche oder unterschiedliche Wesen niemals verletzen dürfen.
8.2Den kosmischen Rechten Vorrang geben
Vivir Bien heißt, den kosmischen Rechten Vorrang geben vor den Menschenrechten. Wenn die Regierung von Klimaänderung spricht, bezieht sie sich auch auf die kosmischen Rechte, [...]. „Deshalb [...] wird es wichtiger sein, über die Rechte der Mutter Erde als über die Menschenrechte zu sprechen.“


8.3Zu essen wissen
Vivir Bien heißt Wissen über die Ernährung, das Wissen über die den Jahreszeiten adäquate Kombination der Speisen [...]. [...] Dieser Rat muss sich nach der Praxis der Vorfahren richten, die sich mit einem bestimmten Produkt eine ganze Saison lang ernährten. [...] Sich gut ernähren garantiert die Gesundheit.
8.4Zu trinken wissen
Vivir Bien heißt, Alkohol moderat zu trinken. In den indigenen Gemeinschaften hat jedes Fest eine Bedeutung, und der Alkohol während der Feier präsent, aber man konsumiert ihn ohne zu übertreiben oder jemanden zu verletzen. „Wir müssen wissen, wie man trinkt; in unseren Gemeinschaften hatten wir wahrhaftige Feste, welche in Beziehung zu den Jahreszeiten standen. Es bedeutet nicht, in eine Kneipe zu gehen, sich mit Bier zu vergiften und die Neuronen zu zerstören.“
8.5Zu tanzen wissen
Vivir Bien heißt, tänzerisch in Beziehung zu treten (danzar) und nicht einfach tanzen (bailar) zu können. Der Zermonientanz (danza) steht mit konkreten Ereignissen wie der Ernte oder der Aussaat in Beziehung. Die Gemeinschaften ehren schon immer mit Tanz und Musik die Mutter Erde (Patchamama), hauptsächlich in bäuerlichen Epochen; trotzdem werden die Zermonientänze in den Städten als Folklore betrachtet. In der neuen Lehre wird man die wahre Bedeutung des Zeremonientanzes wieder herstellen.
8.6Zu arbeiten wissen
Vivir Bien heißt, die Arbeit als ein Fest zu betrachten. „Für uns ist Arbeit Glück.“ [...] Im Unterschied zum Kapitalismus, wo man für die Arbeit bezahlt wird, nimmt man im neuen Modell des Pluranationalstaats den Gedanken der Vorfahren wieder auf, die Arbeit als Fest zu betrachten. Es ist eine Form des sozialen Wachstums, deshalb arbeitet man in den indigenen Kulturen von klein an.
8.7‚Abya laya‘ wieder aufnehmen
Vivir Bien heißt voranzutreiben, dass sich die Völker in einer großen Familie zusammenschließen. [...] Es bedeutet, dass sich alle Regionen des Landes rekonstituieren zu dem, wie sich die Ahnen als große Gemeinschaft betrachteten. „Dieser Gedanke muss sich auf alle Länder ausweiten, und deshalb sehen wir darin ein gutes Signal der Präsidenten, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Völker zu einen und zurückzukehren dahin, ‚Abya Laya‘ (Großes Gemeinsames?) zu sein, wie wir es waren.“
8.8Die Landwirtschaft wieder eingliedern
Vivir Bien heißt, die Landwirtschaft wieder einzugliedern in die Gemeinschaften. Teil dieser Forderung der neuen Pluranationalstaats ist es, die Formen des Gemeinschaftserlebens wieder zu erlangen, wie die Bearbeitung des Bodens mit dem Ziel, Produkte zu kultivieren, welche die Basis des Lebensunterhalts abdecken. In diesem Punkt wird sich ergeben, dass der Boden an die Gemeinschaften zurückgegeben wird in der Weise, dass sich lokale Ökonomien bilden.
8.9Zu kommunizieren wissen
Vivir Bien heißt, kommunizieren zu wissen. Im neuen Pluranationalstaat wird gefordert, diejenige Kommunikation wieder aufzunehmen, wie sie bei den Vorfahren existierte. Der Dialog ist das Ergebnis dieser guten Kommunikation, welches D.Ch. erwähnt. „Wir müssen kommunizieren wie ehemals unsere Eltern und die Probleme lösen, ohne dass sich Konflikte ergeben [...].“
9.Das Vivier Bien (Gut leben) ist nicht Vivir mejor (Besser leben), wie im Entwurf des Kapitalismus
Unter den Vorschriften des neuen Modells spielen die Kontrolle durch die Gesellschaft, die Gegenseitigkeit und der Respekt gegenüber der Frau und den Alten eine wichtige Rolle.
10.Kontrolle durch die Gemeinschaft
Vivir Bien bedeutet, eine obligatorische Kontrolle zwischen den Bewohnern einer Gemeinschaft zu verwirklichen. „Diese Kontrolle ist anders als das Vorhaben der PP (Participación Popular), welches (von einigen Gemeinden) abgelehnt wurde, weil es die wirkliche Beteiligung der Personen einschränkt“ [...] In den alten Zeiten „machten sich alle zur Aufgabe, die Funktionen zu kontrollieren, welche ihre Hauptautoritäten umsetzten.“
11.In Gegenseitigkeit arbeiten
Vivir Bien bedeutet die Wiederherstellung der Gegenseitigkeit der Arbeit in den Gemeinschaften. In den indigenen Völkern nannte sich diese Praxis ‚ayni‘, was nicht mehr bedeutet als die Rückgabe der geliehenen Hilfe in Form von Arbeit bei einer landwirtschaftlichen Aktivität, wie die Aussaat oder die Ernte. „Es ist ein Prinzip oder Gesetz mehr, die uns das Gleichgewicht angesichts der großen Dürren gewährleisten.“ [...]
12.Nicht stehlen und nicht lügen
Vivir Bien bedeutet, ‚ama sua‘ (nicht rauben in der Quechua-Sprache) und ‚ama qhilla‘ (nicht lügen) zu seiner Grundlage zu machen. Es ist eine der Vorschriften, die auch in der neuen Verfassung stehen und die der Präsident zu respektieren versprach. In gleicher Weise ist es [...] grundlegend, dass innerhalb der Gemeinschaften diese Prinzipien respektiert werden, um das Wohlsein und das Vertrauen seiner Mitglieder zu gewinnen. [...]
13.Die Samen schützen
Vivir Bien heißt, die Samen zu schützen und zu bewahren, damit man in Zukunft den Gebrauch von genmanipulierten Produkten vermeidet. Das Buch „Vivir Bien als Antwort auf die globale Krise“ aus dem bolivianischen Ministerium führt aus, dass eine der Charakteristiken des neuen Modells ist, den ehemaligen Reichtum der Landwirtschaft mit der Schaffung von Samenbanken zu erhalten, welche den Gebrauch der zur Erhöhung der Produktivität genmanipulierten Pflanzen vermeiden sollen. Denn man sagt, dass diese Genmanipulation zusammen mit Chemikalien die tausendjährigen Samen schädigt oder zerstört.
14.Die Frau respektieren
Vivir Bien heißt, die Frau zu respektieren, weil sie die Pachamama repräsentiert, welche als Mutter Erde darüber verfügt, Leben zu geben und alle ihre Früchte zu schützen. Aus diesen Gründen ist die Frau innerhalb der Gemeinschaften geschätzt und bei allen am Leben orientierten Aktivitäten beteiligt: das Großziehen, die Erziehung und die Wiederbelebung der Kultur. Die Bewohner der indigenen Gemeinschaften wertschätzen die Frau als Basis der sozialen Organisation, weil sie den Kindern das Wissen ihrer Kultur weiter geben.
15.Gut Leben und nicht besser!
Vivir Bien ist unterschiedlich zum Besser Leben, das in Verbindung mit dem Kapitalismus steht. Für die neue Lehre übersetzt sich sich Besser Leben als Egoismus, Desinteresse am Anderen, Individualismus und nur an den Gewinn zu denken. Sie sieht den Kapitalismus als treibende Kraft für die Ausbeutung der Personen [Menschen] um der Vermehrung des Reichtums in wenigen Händen willen, während das Vivir Bien auf ein einfaches Leben abziehlt, das eine ausgewogene Produktion erhält.
16.Ressourcen wieder erlangen
Vivir Bien heißt, den natürlichen Reichtum des Landes wieder zu erlangen und zu gestatten, dass alle ihn nutzen in einer ausgewogenen und gerechten Weise. Das Ziel der Lehre des Vivir Bien ist es auch, die strategischen Unternehmen des Landes nach Maßgabe der Ausgewogenheit und des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur zu nationalisieren und wieder in Besitz zu nehmen. Als Gegenposition gegen eine irrationale Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. „Vor allem muss die Natur Priorität haben.“ [...]
17.Die Souveränität ausüben
Vivir Bien heißt, die Ausübung der Souveränität im ganzen Land aufzubauen, ausgehend von Gemeinschaften. Das bedeutet [...], dass man zu einer Souveränität mittels des kommunalen Konsenses gelangt, im Sinne dass sich Einheit und Verantwortung zu Gunsten des Gemeinwohls definieren und sich neu bilden, ohne dass jemand übergangen wird. In diesem Rahmen werden sich die Gemeinden und Nationen neu bilden, um eine souveräne Gesellschaft zu schaffen, die sich in Harmonie mit dem Individuum, der Natur und dem Kosmos verwaltet.
18.Das Wasser nutzen
Vivir Bien bedeutet, das Wasser rational zu verteilen und es korrekt zu nutzen. [...] Das Wasser ist die Milch der Lebewesen, die den Planeten bewohnen. „Wir haben viele Dinge, natürliche Ressourcen, Wasser. Z.B. hat Frankreich auch nicht die Menge an Wasser und Boden, die es in unserem Land gibt, aber wir sehen, dass es keine ‚Bewegung ohne Land‘ gibt. Deshalb müssen wir das wertschätzen, was wir haben und es so gut wie möglich bewahren, das ist Vivir Bien.
19.Auf die Älteren hören
Vivir Bien bedeutet, aus den Falten der Großeltern zu lesen, um den Weg wieder aufnehmen zu können. [...] Eine der wichtigsten Quellen des Lernens sind die Alten in den Gemeinschaften, die die Geschichten und Brauchtümer bewahren, welche im Laufe der Jahre verloren gingen. „Unsere Großeltern sind wandelnde Bibliotheken, so dass wir immer von ihnen lernen müssen.“[...] Deswegen werden die Alten in den indigenen Gemeinschaften des Landes respektiert und befragt.

marple

  • Gast
Re:Alternative?
« Antwort #10 am: 24. März 2010, 18:50:24 »
Was ja schon mal paar Jährchen mehr erbringt im Durchschnitt. Wenn 10 Jahre NACH der Krebsstufe noch was anderes kommt, ist wieder eine Lebensspanne mehr abgesichert. Man kann natürlich auch in einem Lottogewinn oder einer großen Liebe die Made finden.

Mockingbird

  • Gast
Re:Alternative?
« Antwort #11 am: 24. März 2010, 18:55:01 »
Ein bisschen spät, leider, aber gestern war bei arte Thementag "Weltverbesserer".

http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=1124319,day=4,week=12,year=2010.html

Im ersten Teil wurden Social Entrepreneurs vorgestellt (bekanntestes Beispiel Mohammed Yunus mit den Mikrokrediten), im zweiten Teil wurde die Initiative "OLPC - One Laptop per Child" vorgestellt.

Mich hat es sehr beeindruckt, vor allem weil es dabei nicht um Sozialromantik oder Gutmenschentum geht, sondern eben auch um Rentabilität. Morgen wird es im zdf nochmal wiederholt, und ich glaube auf der Seite kann man sich die Sendung zumindest in klein ansehen.

Mockingbird

  • Gast
Re:Alternative?
« Antwort #12 am: 24. März 2010, 19:56:57 »
Mohammed Yunus hat Mikrokredite meines Wissens auch durchaus so gemeint, daß man zwar keine großen Gewinne machen, aber mit den Zinsen Verluste ausgleichen soll. Es ist eben keine Spendensammlung. Und erst dadurch kriegt man die Sache im großen Stil richtig ins Laufen.

Genau. Und auch die Bankangestellten arbeiten ja nicht ehrenamtlich, sondern haben einen bezahlten Job. Deswegen sind die Zinsen sogar vergleichsweise hoch (wenn ich mich recht erinnere bei 6 oder 7 %). Dafür wird aber wohl mit dem Gewinn auch nicht spekuliert.

Dionarap

  • Gast
Re:Alternative?
« Antwort #13 am: 24. März 2010, 21:16:57 »
Sozialer Zusammenhalt in Reinkultur - wäre das nicht Marxismus? Und der funktioniert doch auch nur in der Theorie, oder? Es scheitert halt immer am Detail "Mensch"....

Conte Palmieri

  • Gast
Re:Alternative?
« Antwort #14 am: 24. März 2010, 21:27:19 »
Irgendwie klingt das alles ziemlich folkloristisch und wenn man sich Morales anschaut könnte man auf die Idee kommen, daß das auch so gemeint ist. Am Ende werden alle schief angeguckt, die nicht in der gestrickten Chompa rumlaufen und damit ihre Unterstützung für Vivir Bien optisch zur Schau stellen.
Was bedeutet in diesem Zusammenhang das Wort "folkloristisch" ?

Es erscheint uns etwas fremd, insofern es nicht aus der "westlichen" Mainstreamkultur stammt (auch nicht aus marxistischer Tradition), sondern von indigenen Völkern des Hochandenraums, die schon tausend Jahre vor dem beglückenden Kontakt mit Europa lebten, arbeiteten und sich ihre Gedanken machten.

(Diese Pullies finde ich ganz kleidsam, aber jetzt kommen ja hoffentlich erst ein Mal wärmere Tage)