Und immer schön die Angst beim "kleinen Mann" schüren, er könnte seine Ersparnisse loswerden. Das kurbelt die Wirtschaft an .
Stimmt natürlich.
Aber zwei Fragen hätte ich:
Ist es wirklich eine irrationale Angst? Oder vielleicht auch eine berechtigte Befürchtung?
Und: Von wem wird geschürt?
Ich denke ja zum
ersten:
Ja, Ersparnisse sind (zwingend) in Gefahr, entwertet zu werden. So wie sämtliche Geldvermögen auch. Das muss so sein. Offenbar haben wir doch eine "Schuldenkrise", oder? Und die Schulden der einen sind immer die Guthaben der anderen. Wenn du also Schulden streichst, dann streichst du gleichermaßen Guthaben an Geldvermögen. Das trifft dann die Reichen und die Superreichen - und gleichzeitig indirekt den Otto-Normalsparer genauso. Jegliches Guthaben, dass Erika-Normalsparerin irgendwo besitzt, ist Schuld (Schulden) von jemand anderem.
Bei einem systemischen Zusammenbruch der Finanzinstitute auf breiter Basis wird jeder einzelne feststellen, dass seine Ersparnisse eben nur Zahlen in einem Computer waren und sind. Nur ein *Anspruch* - der nichts mehr zählt, wenn die Gegenpartei, welche den Anspruch im Anforderungsfalle einzulösen hätte, nicht mehr existiert. Also: "Ersparnisse", Guthaben, "Wert"papiere - all das ist real in Gefahr, entwertet zu werden, wenn man eine Art Schuldenschnitt oder Annullierung von Schulden machen will. Und ohne einen solchen "Schuldenreset" wird es nicht gehen auf Dauer.
Ich finde das jetzt nicht besonders schlimm. Einerseits, weil ich nicht besonders viel an Ersparnissen habe. (Mich wird es bei der Kapitallebensversicherung als Altersvorsoge treffen, die ich als Selbständiger seit gut 25 Jahren habe. Die wird komplett entwertet werden. ) Aber auch, weil das ganze nur darauf verweist: Man kann eh' nichts aufbewahren. Nicht wirklich. Man möchte das immer. Aber das ist eine Illusion. Man kann nichts festhalten, fixieren, ohne es zu zerstören.
Kurz: Schuldenschnitt und Entwertung von Guthaben wird kommen. Entweder geplant, dann kommt man vielleicht als "Sparer" mit einer Teilentwertung davon. Oder als systemischer Zusammenbruch der Finanzinstitute, dann ist eben alles weg und es gibt einen kompletten "reset" des Systems. Wenn wir schon über Vermögen reden, dann werden nur Sachwerte das überleben. Also Immobilien oder auch Anteile an Firmen, so die Firmen überleben.
Und zum
zweiten:
Richtig ist: Wenn solche Ängste um Ersparnisse "geschürt" werden oder auch einfach so ohne Manipulation entstehen: Es erzeugt die Tendenz, dass Menschen ihr Geld möglichst umgehend ausgeben. Das wäre das, was bei Ökonomen "crack up boom" heißt. Die letze finale Phase vor dem großen Zusammenbruch ökonomischer Systeme. Das sieht dann so aus wie ein "Aufschwung". Oberflächlich betrachtet. Ist aber nichts anderes als der Versuch Aller, möglichst viel Geld vollständig und schnell in Sachwerte umzusetzen. Ob das wirklich gewollt ist seitens der Regierenden oder auch der Einflussreichen in der Wirtschaft, wage ich zu bezweifeln.
Mein Eindruck ist eher nicht, dass es von unserer Entscheiderschicht in Wirtschaft, Politik oder Medien "geschürt" würde. Die Diskussionen um mögliche Zusammenbrüche von Wirtschaftssystemen entstehen eher spontan. Auch hier in diesem Forum. Weil Menschen spüren, dass wir an der Schwelle von größeren Veränderungen stehen. Dass es so nicht weitergehen kann. Und dass man den Gesundbetern nicht mehr glauben kann. Das man in der Politik eigentlich niemandem mehr vertrauen kann. Und nicht nur in der Politik. Wir haben eine systemische
Vertrauenskrise. Die übrigens zu Recht, meines Erachtens nach.
Kurz: Ja, vielleicht "kurbelt" es auch kurzfristig etwas "die Wirtschaft" an. Ja, vielleicht wird mehr konsumiert - solange es noch geht.
Ist das aber gut? Oder schlecht? Ich weiß es nicht.
Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass es in naher Zukunft zu Systembrüchen kommt, die nicht marginal sind. Nicht heute, nicht unbedingt morgen. Aber innerhalb der nächsten vielleicht fünf Jahre. Es kann auch noch drei Jahre "gut" gehen mit irgendwie "Durchwursteln". Vielleicht knallt es aber auch schon in diesem Herbst. Wer weiß das schon. Nur die Unsicherheit und Instabilität der Verhältnisse, die spüren ja alle. (Mir persönlich würde es ja schon reichen, wenn die anstehenden Umbrüche ohne größe Kriege / Bürgerkriege ablaufen könnten. Dann würde ich sagen: Glück gehabt.)