Ob dieses Verhalten jetzt *normal* ist bezweifele ich jetzt ganz entschieden!
Ganz einfach aus dem Grund, weil ich nicht glauben möchte, dass unsere Kinder heute schon derart abgestumpft sind!
Aber ich muss gestehen, dass mein Sohn in dem Alter auch so war! Es war eine sehr schwierige Zeit, an die ich gar nich mehr denken möchte!!!
Damals war ich schon so an meine Grenzen gestoßen, dass ich ihn am liebsten irgendwo an einer abgelegenen Autobahnraststätte asgesetzt hätte...
Mein Sohn hatte schweres ADHS und Gott sei Dank hatte ich einen Geschäftspartner, dessen Frau Ärztin war und sie sich ihm und mir angenommen hat...Mein Sohn, so hat sie herausgefunden, war hochgradig allergisch, gegen bestimmte Nahrungsmittel. Bevor die überhaupt zu therapieren begann, stand eine Nahrungsveränderung auf dem Plan!
Das war für uns beide wohl schlichtweg die Rettung, weil sie uns beide gleichsam *behandelt* hat... Dieses *Daddeln* ermöglicht den Kinder in eine ganz andere Welt abzutauchen... Sie flüchten sich in eine *Scheinwelt*...
DAS haben sehr viele Kinder und das liegt am Umfeld und an den Eltern...
Nachdem wir unsere Firma erfolgreich an die Wand gefahren haben, habe ich als Kindergartenhelferin gearbeitet... In dieser Zeit habe ich sehr viel beobachet, gelernt, erfahren und erlebt... ich habe 110 Kinder mitbetreut... in 2 verschiedenen Kindergärten... Du glaubst gar nicht, wie viel *große Jungs* und *kleine Mädchen* ihre Kinder morgens brachten...!
Aber auch die 15 Erzieherinnen, die ich in dieser Zeit kennen lernen durfte, waren für mich sehr interessant... keiner dieser Frauen hätte ich meine Kinder anvertraut!
Jedes dieser Kinder stellte für mich eine unglaubliche Bereicherung dar... es war eine sehr, sehr schöne Zeit und vor allem eine große Herausforderung für mich gerade die *schwierigen* Kinder zu betreuen... Sie waren das nämlich gar nicht! Man musste nur auf sie eingehen können und ihnen *gerecht* werden... und das ist mit etwas *gutem Willen* keine Zauberei!
Kinder sind so dankbar, wenn man sie *ernst* nimmt und viele Kinder werden eben einfach nicht ernst genommen!
Wenn Kinder nie am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt respektiert zu werden... Respekt-> Rücksicht, Nachsicht, Geduld, Anteilnahme, Aufmerksamkeit oder was auch immer... wie sollen sie dann anderen gegenüber Respekt aufbringen?
Kinder lernen durch Nachahmen... Wo sind die Vorbilder, denen sie nacheifern können?
Von Kindern wird soviel abverlangt... sie sollen das schon können, wozu wir Erwachsene jahrelang gebraucht haben!
Ja meinst du, mein Zimmer war immer aufgeräumt? War ich ständig hochmotiviert und hab kontinuierlich mein Ding durchgezogen und meine Ziele?
NEIN!
Wieso sollte ich das jetzt von meinen Kindern erwarten?
Das Leben ist ein Prozess und keine Kategorie... Kinder sind laut, manchmal lästig und egoistisch und undankbar... Aber das meiste und das wichtigste was ich in meinem Leben gelernt habe, habe ich mit durch und von (meinen) Kindern gelernt...
In dieser Zeit, die ich mit Kindern verbracht habe, habe ich soviel gelacht...und gerade jetzt als meine Tochter für knapp ein Jahr weg war, habe ich die Gelegenheit gehabt, meinem Sohn die Rolle als *Einzelkind* zu geben... Er hat es sehr genossen und es hat ihm wirklich gut getan... wir hatten sehr viel Zeit füreinander und haben uns von ganz neuen Seiten kennen gelernt... Zwar gab es auch mal Zoff... aber es gab dafür immer eine Lösung...
Kinder und Jugendliche brauchen Zeit und brauchen Raum...
Maria Montesori sagte mal * Es ist nicht unsere Aufgabe Kinder zu erziehen, sondern ihnen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten... *
Auch Goethe (?) sagte seinerzeit * Gebt den Kindern Wurzeln und Flügel*...Unsere Kinder haben weder Wurzeln noch Flügel...keinen Freiraum, dafür unendlich viele Grenzen, Verbote und Einschränkungen...Kinder haben nicht zu *wollen*! ... und wir wundern uns wenn wir es mit jungen Menschen zu tun haben, die nicht wissen, was sie wollen...Sie haben ja nie erfahren, dass es sich lohnt etwas zu wollen...
Als mein Sohn 2 1/2 j. alt war, sagte unsere Kindergartenleiterin, dass er kommen dürfe, sobald er tagsüber keine Windel mehr braucht... das war im Herbst! Nach den Weihnachtsferien durfte er... noch 6 Wochen vor seinem 3.Geburtstag in den Kindergarten...! Der war sooo stolz darauf mit seiner großen Schwester in den Kindergarten zu gehen... Das werd ich nie vergessen, wie er daran gearbeitet hat *stubenrein* zu werden...ER wollte in den Kindergarten...und er durfte dann auch...! DAS war sein 1. Erfolgserlebnis...
Meine Kinder sind für mich die Entschädigung und das Geschenk für meine sehr, sehr schwierige Kindheit... Und sollte mine eigene Kindheit lediglich dazu gedient haben genauer hinzusehen und meine eigenen Erfahrungen zu nutzen es anders und vielleicht auch besser zu machen, so kann ich meinen inneren Frieden damit schließen...
Denn meine Kindheit war schlichtweg grausam...und ich leide mit jedem Kind mit, wenn ich sehe, dass es ihm/ihr nicht gut geht...
Sich mit seinen Kindern auseinanderzusetzen bedeuet auch, dass man sich mit sich selbst auseinander setzen muss... Selbsterkenntnis ist nichts für Feiglinge, dass weiß ich aus eigener Erfahrung... Aber die Ernte aus dieser Erfahrung entschädigt mich für alles, was ich als Kind erfahren habe.
Wenn ich mich von meinem Unfall, der schon einige Zeit her ist, wieder erholt habe, werde ich schauen, dass ich wieder mit und für Kinder arbeiten kann...
So, genug geschrieben...
Pusteblume