Autor Thema: Küchengespräche  (Gelesen 452672 mal)

Gianluca und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline DüDo

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Re:Küchengespräche
« Antwort #135 am: 04. August 2011, 23:50:31 »
Gibstu “Brennessel“ und “Spinat“ in Gurgel ein,
kriegstu genug zum Nachlesen...  :.)
ne. ich möchte schon von ihm sein rezept bekommen!

Offline Druide

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Re:Küchengespräche
« Antwort #136 am: 05. August 2011, 09:42:14 »
... na ja, ich nehme "junge/kleine Brennesselblätter" ... die gebe ich ca. 3 Min. in kochendes Wasser;
dann hacke/schneide ich die Blätter klein; ... ein wenig Sonnenblumenöl in einer Pfanne erhitzen, dann
kommen einige fein gehackte Zwiebeln, Knoblauch u. Schalotten-Zwiebeln mit ein wenig Butter dazu...
wenn das Ganze ein wenig angeröstet ist, kommen die zerkleinerten Brennesseln hinzu, .... das Ganze
ein wenig weiterrösten lassen.... ein wenig Wasser beigeben,... dann Pfeffer, ein bissl Salz, und roten
Cayenne-Pfeffer dazu geben,... umrühren....

dann raus aus der Pfanne und das Ganze Zeug mit Pürier-Stab (schreibt man das so) nochmals ein
wenig durchmixen/zerkleinern, ... dann in einen Topf geben, ... ein wenig Milch und Schlagobers
hinzufügen,... kurz "aufkochen" lassen,.... ggf. ein bissl nachwürzen ... - fertig

Mahlzeit + LG v. Druiden

 

Offline Mother Bates

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Re:Küchengespräche
« Antwort #137 am: 05. August 2011, 10:25:42 »
Liest sich ja lecker, aber bei den ganzen Zutaten kannst du wahrscheinlich auch Zeitungspapier als Grundlage nehmen. Schmeckt man denn die Brennesselblätter überhaupt noch raus? Gibt es einen Eigengeschmack oder schmecken sie wie Spinat. Und wenn ja, warum dann nicht gleich Spinat? (Okay, Brennessel sind blutreinigend und gegen Husten aber doch auch nur mit einigem Aufwand für eine Familienmahlzeit zu sammeln).

Yossarian

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Re:Küchengespräche
« Antwort #138 am: 05. August 2011, 12:35:16 »
Liest sich ja lecker, aber bei den ganzen Zutaten kannst du wahrscheinlich auch Zeitungspapier als Grundlage nehmen.

Ganz so schlimm wird´s schon nicht sein.  ;)

Ich habe Brennessel noch nicht gegessen, aber sie waren früher eine gängige Alternative zu Spinat; möglich also, daß sie sehr ähnlich schmecken.

Ich glaube, die eigentliche Pointe bei solchen Aktionen ist, daß man sich auch mal in der Küche um Lebensmittel kümmert, die vergessen wurden, deshalb aber nicht "schlechter" sind als das, was heute zu unserem Kanon an Gemüse und Obst zählt.

Es mutet schizophren an, aber einerseits haben sich die Menschen früher einseitiger ernährt, weil sie mit dem Vorlieb nehmen mußten, was vor ihrer Nase wuchs; andererseits war aber insgesamt die Vielfalt an Pflanzen, die auf dem Teller landeten größer.

Schwarzwurzel z.B. erlebt gerade eine kleine Renaissance; sie war praktisch aus den Geschäften verschwunden, weil man sie nicht mit der Maschine ernten kann - nicht etwa, weil an dem Gemüse irgendwas falsch gewesen wäre.

Mangold findet man noch, aber such mal nach Cardi, Patissonen und all so nem Zeug.

Klar gibt es da auch Moden, und ich hoffe z.B., daß der Bärlauchhype bald endlich vorbei ist. Nix gegen Bärlauch, aber spätestens wenn es Bärlauchklopapier zu kaufen gibt, ist ein gewisser Sättigungsgrad erreicht, was dieses Produkt angeht.

Vogelmiere hab ich mal probiert. Wird zubereitet wie grüne Bohnen und schmeckt ähnlich, aber man darf wirklich nur die ganz, ganz jungen Stengel nehmen, oder man muß sie totkochen bis sie weich sind. Ich habe diese Erdfahrung jedenfalls nicht mehr wiederholt.

Zitat
Und wenn ja, warum dann nicht gleich Spinat?

Weil manche Menschen früher keinen Spinat hatten, dafür aber Brennessel am Bach vorm Haus. Wenn irgendwelche Dinge anders gelaufen wären, dann würde man jetzt vielleicht Taubnesseln im großen Stil zum Verzehr anbauen und keiner würde sich mehr dran erinnern, was denn eigentlich Spinat ist.

Offline Unikum

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Re:Küchengespräche
« Antwort #139 am: 05. August 2011, 12:41:49 »
(Okay, Brennessel sind blutreinigend und gegen Husten aber doch auch nur mit einigem Aufwand für eine Familienmahlzeit zu sammeln).
das is ja doof, da verpasst man glatt die salesch.
Früher war alles besser, sogar die Höhlen waren größer.

Wer, wenn nicht ich?

Offline Druide

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Re:Küchengespräche
« Antwort #140 am: 05. August 2011, 13:05:01 »
... ad Brennessel-Spinat: ... es gibt wohl zig Zubereitungsvarianten - ich habe jene angeführt, die mir am besten bekommt ...

...zum Bärlauch-Hype: Tja, der wilde Knoblauch wird heutzutage/i.d.letzen Jahren in fast jedem Restaurant angeboten,...
schmeckt mir zwar auch, ... doch ich bin auf d. Suche nach "neuen alten Rezepten"

...mir geht's u.a. darum, Speisen zuzubereiten, welche "früher" normal waren - heute aber (meist) in Vergessenheit, geraten
sind,.... kaum jmd. "wirklich" kennt, ...schmecken - und kostengünstig sind ... -  angefangen von z.B.: Erdäpfelpuffer, Äpfel
im Schlafrock, Bofesen, Blunzn'-Gröstl', Erdäpfel-mit-Butter, Milchrahmsuppe.... etc. ... bin noch am suchen ... u. experimen-
tieren...

LG v. Druiden


Yossarian

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Re:Küchengespräche
« Antwort #141 am: 05. August 2011, 15:12:51 »
Bofesen, Blunzn'-Gröstl'

Gibt´s dafür auch deutsche Wörter?  ;)

Nikibo

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Re:Küchengespräche
« Antwort #142 am: 05. August 2011, 18:43:44 »
Bofesen sagt mir nix, aber Blunzn ist Blutwurst.
Blunzn-Geröstl wird dann wohl irgendwas mit Blutwurscht, Bratkartoffeln, Zwiebel und Speck sein.

Aber sach mal, Druide, Erdäpfelpuffer? Dat sind doch Reibekuchen? Die sind doch genau so wenig vergessen wie das Blutwurstgedöns.
Äpfel im Schlafrock ist habe ich zwar auch noch nie gemacht, aber es ist doch kein Problem, da Rezepte zu finden.

Da Du nach alten Kochbüchern suchst, der Klassiker ist Henriette Davidis. Kenn ich selbst nicht, kann also nix dazu sagen, ob "vergessene Rezepte" drin stehen. Da das Mädel aber von 1800Pflaumenkuchen - irgendwann um 1870/1880 gelebt hat, werden es wohl alte Rezepte sein, sofern Du noch auf den Urschinken zurückgreifen kannst und nicht auf modernisierte (angepasste) Neuauflagen.


Und dann - Giersch ist auch ein "altes Kräutchen", aus dem man Schmackhaftes (glaubt man den Rezepten) zaubern kann. Auch zusammen mit Brennesseln und Löwenzahn. Wird alles in meinem Garten gezüchtet, selbstredend völlig chemiefrei. Leider fehlt mir die Zeit zum Verwerten. Wer mag, darf ernten kommen, gerne für lau, kleine Gegengaben in Form von frischem Gemüse vom Lebensmitteldealer um die Ecke werden aber auch genommen. Ich bin da nicht so pingelig.  ;D
« Letzte Änderung: 05. August 2011, 18:48:45 von Murks »

Offline Druide

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Re:Küchengespräche
« Antwort #143 am: 05. August 2011, 19:58:54 »
...danke f. den Tipp - werde ich mich mal' schlau' machen ....

LG +  schönes Wo.E. vom/wünscht der Druide(n)

Offline nigel48

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Re:Küchengespräche
« Antwort #144 am: 05. August 2011, 20:58:39 »
giersch nur hellgrüne, junge triebe. das zeug ist SCHARF.

heriette davidis hat rührkuchen mit 12 eiern oder ganze wildschweinköpfe..
einiges von ihren angeboten würde ich nie essen, aber es liest sich gut...
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Offline Miss_Moneypenny

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Re:Küchengespräche
« Antwort #145 am: 06. August 2011, 09:35:36 »
Alte Kochbücher? Da hab ich was ganz feines: "Das große praktische Kochbuch" von Maria Buchmeier, Herrschaftsköchin. :) Es ist wohl gegen Ende des 19. Jhds. entstanden und enthält wirklich ALLES, was man damals in der "gehobenen Küche" wissen musste! Es stehen auch so tolle Rezepte drin wie Hammelhoden, gebeitzter Auerhahn oder bombastische Torten. Interessant ist, dass man früher ja beispielsweise den Zucker erstmal kleinschlagen musste (Zuckerhut). Es gab grundsätzlich NICHTS fertig, wie es uns heute ganz selbstverständlich erscheint. Zum Nachkochen eignen sich nur wenige Gerichte aber es ist hochinteressant zu lesen und es wundert einem nicht mehr, dass es früher in jedem besseren Haushalt eine Köchin gab, bei dem Aufwand.

Hier hab ich einen, allerdings nur winzigen, Auszug gefunden. http://forum.igbauernhaus.de/download/file.php?id=2106
« Letzte Änderung: 06. August 2011, 09:37:12 von Miss_Moneypenny »

Yossarian

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Re:Küchengespräche
« Antwort #146 am: 06. August 2011, 12:03:06 »
Rezepte aus wirklich alten Kochbüchern sind für uns heute völlig unpraktikabel. Ich bin da auf einer Mailingliste von so einem Typen aus Holland, der immer wieder mal ein altes Rezept publiziert, das er irgendwo gefunden hat; er liefert auch immer gleich Interpretationsansätze mit, weil diese Rezepte für heutige Verhältnisse völlig unpräzise formuliert sind und oft genug weder vernünftige Mengen- noch Garzeitangaben beinhalten. Manchmal liefert er noch eine von ihm ausgetestete moderne Interpretation des Rezeptes mit.

Mein persönliches "Problem" mit solchen Büchern ist, daß es sich praktisch ausschließlich um hochherrschaftliche Küche handelt, d.h. Adel und wohlhabendes Bürgertum. Ich schmökere ganz gerne in Büchern aus dem späten 19. Jahrhundert, die für junge (Arbeiter-)Frauen geschrieben waren, und in denen es nur zum kleinen Teil um Küche geht. Das sind so Bedienungsanleitungen zum sparsamen Haushalten. Man erfährt mehr über die Essensgewohnheiten der normalen Leute als in Kochbüchern aus Schloßküchen.

Seit einiger Zeit habe ich mich ein bißchen auf die fünfziger Jahre eingeschossen, Clemens Wilmenrod zum Beispiel, oder auch Ausgaben des Dr.Oetker-Schulkochbuchs aus dieser Zeit. Wir Älteren müssen unsere Mütter befragen, wie sie damals ihren jungen Haushalt geschmisen haben und was un wi sie gekocht haben, sonst geht dieses Wissen verloren.

Offline Mother Bates

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Re:Küchengespräche
« Antwort #147 am: 06. August 2011, 12:39:36 »
Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn das "Monatsende-Rezept" meiner Großmutter, nämlich Mehlklöße, in Vergessenheit geraten würde. Die Dinger sehen aus wie Affenhirne, liegen wie Steine im Magen und liefern so viel Kohlehydrate und Fett, dass man danach entweder nur noch auf dem Sofa herumliegen kann oder 24 Stunden unter Tage Kohlen abbauen muss, um den Energiehaushalt wieder einigermaßen ins Lot  zu kriegen.

Die Küche meiner Großmutter (Arbeiterfrau) beinhaltete hauptsächlich Variationen aus Kartoffeln und dem was das Hausgärtchen gerade hergab und war im Winter schon sehr eintönig! Dazu das ein oder andere Karnickel oder Huhn (und dieses in einer Hühnersuppe zerkocht). Sie hätte weder Zeit noch Lust gehabt, für eine Familie von bis zu 8 Erwachsenen am Bach junge Brennessel, Vogelmiere oder Löwenzahn zu sammeln wenn die Kartoffeln im Keller lagen und der Hausgarten überschaubar war. Dazu Eingemachtes ohne Ende. Der Stolz und Fluch einer Hausfrau waren die Regalbretter, die sich unter buchstäblich hunderten von Einmach- und Marmeladengläsern im Keller bogen! Leider schmeckte irgendwann alles gleich! (Meine Großmutter war allerdings auch keine begnadete Köchin, "Hauptsache satt" war die Devise, Fett in Form von glibberigem Schweinespeck ein beliebter Geschmacksträger!)

Meine Mutter, die diese Zeit weitaus bewusster mitgemacht hat als ich, ist begeisterte Verwenderin von "Würzmischungen" und Tiefkühlgemüsen aller Art! Ich denke um diese althergebrachte Art der Nahrungsmittelgewinnung und -zubereitung zu genießen, muss man besonders gestrickt sein! Eine Frau, die auch noch Haushalt und Wäsche auf "Großmutters Art" gemacht hat, steht dieser ganzen romantischen Verklärung vom "Wissen unserer Großmütter" etwas kritischer gegenüber.

Yossarian

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Re:Küchengespräche
« Antwort #148 am: 06. August 2011, 14:10:59 »
Welche "romantische Verklärung"? Wo hat denn wer was von "romantischer Verklärung" geschrieben?

Wer sich für das Mittelalter interessiert, meint damit doch auch nicht Ivanhoe-Romane!

Ich halte die Beschäftigung mit der Küche unserer Altvorderen für hoch interessant und auch sinnvoll.

Daß die Alten a) wenig hatten und b) für unsere Verhältnisse und Geschmacksnerven nix "Vernünftiges" aus dem Vorhandenen machten bedeutet weder, daß die alles falsch gemacht haben noch daß wir auch nur einen Deut besser sind.

Eine junge Hausfrau von damals erkannte jedenfalls noch das Gemüse, wenn sie es im Geschäft sah. Setz heute mal ein paar 18jährige in der Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes aus, entferne die Schilder und frag sie, was da alles rumliegt.

Die Beschäftigung mit den ersten fertigen Würzmischungen, dem unausstehlichen Fondor und noch ein paar Merkwürdigkeiten der Fünfiger und Sechziger mgDich abstoßen. Wenn Du die Inhaltsangaben der Fertiggerichte aus den Kühltheken durchliest frage ich mich allerdings, ob die ganzen Geschmacksverstärker und E-Nummern wirklich einen Fortschritt darstellen.

Schließlich ist es aber auch so, daß es wirtschaftlich bergab geht und wir möglicherweise früher als uns lieb ist lernen müssen, mit so wenig auszukommen wie unsere Großeltern. Mit steigenden Energiepreisen werden wir vielleicht auch wieder froh sein um unsere Regale mit Eingewecktem, wenn der Strom für die Kühltruhe nicht mehr bezahlbar ist.

Offline Missovercover

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Re:Küchengespräche
« Antwort #149 am: 06. August 2011, 16:30:40 »
Wer sich für das Mittelalter interessiert, meint damit doch auch nicht Ivanhoe-Romane!
Mich interessiert das Leben im Mittelalter.Aber wer ist Ivanhoe?
Wer die damalige Brauart von Bier kennt,würde höchst wahrscheinlich kein Bier mehr trinken wollen. ;D