Autor Thema: Kunstzerstörung  (Gelesen 22070 mal)

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Yossarian

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Re: Re: Aggro
« Antwort #45 am: 22. Mai 2015, 09:37:44 »
Einen ganz erheblichen sogar.

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #46 am: 22. Mai 2015, 09:40:42 »
Eben.

Ich bin auch dafür, im Zeitalter des Kolonialismus geraubte Dinge zurückzugeben. Der prominenteste Fall in Deutschland ist sicherlich die einäugige Gipskönigin aus Tell-al-Armana.

Übrigens ein netter Versuch der Kuratoren des Pergamonmuseums, die aus der heutigen Türkei stammenden Exponate auch türkisch zu beschriften.

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #47 am: 22. Mai 2015, 13:25:07 »
Ich bin auch dafür, im Zeitalter des Kolonialismus geraubte Dinge zurückzugeben. Der prominenteste Fall in Deutschland ist sicherlich die einäugige Gipskönigin aus Tell-al-Armana.

Das war eine lizenzierte Ausgrabung mit Fundteilung. Das ägyptische Museum hatte ein Altarbild mit Echnaton und Nofretete bekommen, die Deutschen die Büste. Es gab eine Ausfuhrgenehmigung.

Juristisch ist der Fall "Nofretete" entschieden

Zitat
Pierre Lacau, Nachfolger von Maspero im Amt des Direktors der ägyptischen Altertümerverwaltung und des Ägyptischen Museums in Kairo, verlangte die Büste sofort zurück. Dafür führte Lacau moralische Gründe an, schließlich habe Deutschland den Weltkrieg vom Zaum gebrochen und verloren. Was den juristischen Aspekt der Eigentumsfrage anging, erklärte er dagegen: "Wir geben zu, dass alles regelrecht (bei der Fundteilung; d. Red.) verlaufen ist. Wenn es einen Fehler gegeben hat, ist es der unsrige." Um den Druck zu erhöhen, erhielt Borchardt keine Grabungslizenz für Ägypten.

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #48 am: 22. Mai 2015, 14:25:29 »
Das war eine lizenzierte Ausgrabung mit Fundteilung. Das ägyptische Museum hatte ein Altarbild mit Echnaton und Nofretete bekommen, die Deutschen die Büste. Es gab eine Ausfuhrgenehmigung.

Juristisch ist der Fall "Nofretete" entschieden

Sowas aber auch.

Zitat
Zum Zeitpunkt von Borchardts Arbeiten in Tell el-Amarna stand Ägypten unter britischer Besatzung und der damalige ägyptische Antikendienst (Service d'Antiquités Égyptiennes, auch Département d'Antiquités), das heutige Supreme Council of Antiquities, unter französischer Leitung.
Aus der deutschen Wikipedia. Noch Fragen?

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #49 am: 22. Mai 2015, 15:22:25 »
Zitier doch einfach nochden nächsten Satz:

Zitat
Die Fundteilung dieser Grabungskampagne fand am 20. Januar 1913 gemäß den damals geltenden Bestimmungen „zu gleichen Teilen“ (à moitié exacte) für Ägypten und das die Ausgrabung durchführende Land statt. Borchardt hatte die beiden Teile zusammengestellt, was bis zum Jahr 1914 das Vorrecht des Ausgräbers war.

Noch eine Bemerkung. Wäre Agypten damals nicht Protektorat, sondern autonom und die Antikenverwaltung nicht von Franzosen geleitet gewesen, wäre das Chaos bei den Ausgrabungen und das Desinteresse an den Funden sicher sehr viel größer gewesen.
« Letzte Änderung: 22. Mai 2015, 15:24:54 von Araxes »

Yossarian

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Re: Re: Aggro
« Antwort #50 am: 22. Mai 2015, 15:29:36 »
Noch Nasser hat deutlich raushängen lassen, daß ihm alles Vorislamische ziemlich am Arsch vorbeigegangen ist. So gesehen, kann man den frühen Archäologen im Nachhinein dankbar ein, daß viele Artefakte in Museen in Europa gelandet sind. Auch wenn deren Intention bei den Grabungen zumindest am Anfang eher eine andere war.

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #51 am: 22. Mai 2015, 15:29:54 »
Das mag ja sein.
Aber die koloniale Fremdbestimmung von damals macht die juristische Deutung von heute eben problematisch.

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #52 am: 22. Mai 2015, 16:02:48 »
Noch Nasser hat deutlich raushängen lassen, daß ihm alles Vorislamische ziemlich am Arsch vorbeigegangen ist.

Das ist in Saudi-Arabien immer noch offizielle Politik der regierenden Ignoranten. Die Wisenschaflter sehen das da bestimmt auch anders. Die haben da die Nabatäer-Stadt Hegra, vergleichbar mit Petra. Die ist der erste saudische Eintrag auf der UNESCO Weltkulturerbe-Liste. Da wird erst seit 2008 in einer französisch-saudische Kampagne ausgegraben. Immerhin war das alles so isoliert und abgeschottet, daß die Stätten dann auch unberührt blieben... sollte man hoffen.

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #53 am: 22. Mai 2015, 16:09:08 »
Das mag ja sein.
Aber die koloniale Fremdbestimmung von damals macht die juristische Deutung von heute eben problematisch.

Spielt es dafür eine Rolle, daß Ägypten seit Kleopatras Tod kolonial fremdbestimmt war? Oder sogar seit Alexander?

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #54 am: 22. Mai 2015, 16:43:10 »
Nein.

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #55 am: 22. Mai 2015, 19:19:36 »
Für die juristische Deutung dürfte das gerade interessant sein, wenn Ägypten als unabhänger Staat im Prinzip seit 2000 Jahren nicht existiert hat. Dann kannst du nämlich nur noch anprangern, daß die Engländer oder Franzosen oder Deutschen den Osmanen was weggenommen haben, die selber vorher nur Fremdherrscher waren.

Nimmt man den Sorben was weg, wenn man sorbische Artefakte ins Märkische Museum in Berlin stellt? Ist es ein kolonialistischer Raub, wenn die Erlaubnis von der germanisch dominierten Landesregierung in Potsdam kam?

Moralisch kann man das anders diskutieren, aber dein Zweifel ging ja an das Juristische.
« Letzte Änderung: 22. Mai 2015, 19:21:33 von Araxes »

Offline Araxes

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Re: Re: Aggro
« Antwort #56 am: 22. Mai 2015, 19:22:15 »
Übrigens ein netter Versuch der Kuratoren des Pergamonmuseums, die aus der heutigen Türkei stammenden Exponate auch türkisch zu beschriften.

"netter Versuch", weil sie die Sprache der Eroberer statt Altgriechisch nehmen?

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #57 am: 23. Mai 2015, 10:52:04 »
Heute existiert ein ägyptischer Staat, der mit jahrtausende alten Beispielen nich zufrieden zu stellen ist.

Übrigens hat iin der ersten Hälte des 19. Jahrhunderts der ägyptische Schwanz sehr munter mit dem osmanischen Hund gewedelt, da gab es durchaus einen unabhängigen Staat. der nur noch formal der hohen Pforte gehörte, und dann eben von den Briten besetzt wurde.

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #58 am: 23. Mai 2015, 10:58:55 »
Nebenbei: Die Hauptstadt des großen Saladin war auch Kairo gewesen, und der 4. Kreuzzug Ludwigs des Heiligen ging gegen Agypten vor, weil dort das Machtzentrum der muslimischen Macht lag.

Conte Palmieri

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Re: Re: Aggro
« Antwort #59 am: 23. Mai 2015, 11:03:12 »