Autor Thema: From the News...  (Gelesen 643775 mal)

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Primus Flavius Fosssa

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Re: From the News...
« Antwort #2790 am: 16. Juni 2020, 12:54:33 »
Das mit dem Negerkuß hat mich auch gestört.
Aber die Dinger sind ja sowieso ungesund.

Wenn ich vor 50 Jahren und mehr im Bücherschrank meines Großvaters Jugendbücher aus der Kaiserzeit fand, war ich doch überrascht, was damals alles "normal" war. Allerdings habe ich für die Entwicklung der historischen Distanz eine Weile gebraucht, habe also nicht immer sofort (rechtzeitig ... :.) ) begriffen, das etwas heute nicht mehr normal ist.

Offline Araxes

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Re: From the News...
« Antwort #2791 am: 16. Juni 2020, 13:47:14 »
Für mich ist das immer noch normal. Ein Negerkuß ist ein Negerkuß, bestenfalls noch ein Mohrenkopf. Regt sich hier jemand über die Ausdrücke auf, die andere für Westeuropäer / Nordamerikaner im Gebrauch haben? Kartoffel für Deutscher und Toastbrot für Weißer ist da gar nichts. Und fühlen wir uns deshalb diskriminert? Ich jedenfalls nicht.

Ich finde das arabische Schukrut (Sauerkraut) ja irgendwie ganz nett. Kannte ich gar nicht, bis mich in Jerusalem einer so genannt hat und meine Frau mich aufgeklärt hat.

Offline Araxes

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Re: From the News...
« Antwort #2792 am: 16. Juni 2020, 13:49:08 »
Ich finde es ganz schrecklich, dass meine geliebten Kinderbücher dahingehend korrigiert werden. Dass das überhaupt erlaubt ist, verwundert mich noch viel mehr.

Bei Tom Sawyer ist es sinnentstellend, wenn man das ändert. Bei Pippi Langstrumpf muß kein Negerkönig vorkommen.

Primus Flavius Fosssa

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Re: From the News...
« Antwort #2793 am: 16. Juni 2020, 13:56:18 »
Ich finde das arabische Schukrut (Sauerkraut) ja irgendwie ganz nett.
Arabisch? Echt?
Ich kenne das Wort aus dem Elsass  ;D ;D ;D

Offline Yossarian

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Re: From the News...
« Antwort #2794 am: 16. Juni 2020, 14:37:39 »
Arabisch? Echt?
Ich kenne das Wort aus dem Elsass

Ich könnte mir aus der Hüfte geschossen vorstellen, daß das über algerische und marokkanische Gastarbeiter in Frankreich seinen Weg zu den Arabern gefunden hat.
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Offline Yossarian

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Re: From the News...
« Antwort #2795 am: 16. Juni 2020, 14:38:14 »
Bei Pippi Langstrumpf muß kein Negerkönig vorkommen.

Kann und darf aber.
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Primus Flavius Fosssa

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Re: From the News...
« Antwort #2796 am: 16. Juni 2020, 14:52:26 »
Übrigens ist das Herstellen von "sauberen" Fassungen nach der jeweils in der Zeit gültigen Norm keine neue Erfindung. Die Sammlungen Englische, Schottische und Irische Volkslieder, zu denen seinerzeit Beethoven die musikalische Bearbeitung lieferte, wurden auch neu getextet, damit die musizierenden höheren Töchter nicht mit sexuellen oder rebellischen Strophen konfrontiert wurden.

Offline Yossarian

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Re: From the News...
« Antwort #2797 am: 16. Juni 2020, 15:02:18 »
Übrigens ist das Herstellen von "sauberen" Fassungen nach der jeweils in der Zeit gültigen Norm keine neue Erfindung.

Das ist weder ein Argument noch eine Ausrede. Als Historiker sollte Dich so was Grausen.
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Primus Flavius Fosssa

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Re: From the News...
« Antwort #2798 am: 16. Juni 2020, 15:43:23 »
Als Historiker kann ich mich nicht vor jedem Scheiß grausen, der früher einmal war. Dafür ist es zu viel Scheiß.

Offline DieFrau

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Re: From the News...
« Antwort #2799 am: 16. Juni 2020, 23:08:29 »
Fang mal hier an.


Zitat
In der biologischen Anthropologie war die Unterteilung der Art Homo sapiens in verschiedene Rassen bis in das späte 20. Jahrhundert üblich.[9] In der Nachkriegsliteratur nach dem Zweiten Weltkrieg überwog die populationsgenetische Rassendefinition („Eine Rasse ist eine Gruppe verwandter, miteinander sich mischender Einzelwesen, eine Population, die sich von anderen Populationen durch die relativ große Gemeinsamkeit bestimmter vererbbarer Merkmale unterscheidet“). Seit den 1970er Jahren erwuchsen jedoch aufgrund genetischer Untersuchungen zunehmend Zweifel an der Berechtigung, von menschlichen Rassen zu sprechen.In einer „Stellungnahme zur Rassenfrage“ urteilten 1995 achtzehn international renommierte Humanbiologen und Genetiker im Anschluss an die UNESCO-Konferenz „Gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung“ in Schlaining, dass der Begriff der Rasse in seiner Anwendung auf die menschliche Vielfalt „völlig obsolet geworden“ sei, und riefen dazu auf, ihn „durch Anschauungen und Schlussfolgerungen auf der Grundlage des heutigen Verständnisses genetischer Vielfalt“ zu ersetzen. Es gebe aus biologischer und genetischer Sicht keinen Grund mehr, den Begriff „Rasse“ weiter zu verwenden. 1996 veröffentlichte die „American Association of Physical Anthropologists“ eine Erklärung, der zufolge das Konzept der Rasse als einer abgrenzbaren Gruppe von Menschen, die sich hauptsächlich aus Vertretern mit typischen Merkmalen zusammensetze, wissenschaftlich nicht haltbar sei.

Das heißt "nicht mehr"
Dafür brauche ich mit dem Artikel gar nicht anfangen. Ich habe mich immer gefragt, gegen wen die heutigen Rassisten in ein, zwei oder drei Generationen ihren Misst richten werden. Aber wenn ich das hier lese:

Zitat
Frühere Klassifikationen
Eine systematische Klassifizierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft entwickelte schon Aristoteles.[20] Dabei übernahm er die damals unter den Griechen herrschende Überzeugung, dass alle anderen Völker („Barbaren“) in charakterlicher und kultureller Hinsicht unterlegen seien, und erklärte dies aus den andersartigen klimatischen Verhältnissen, denen sie ausgesetzt waren. Dieses Konzept des Barbaren wurde von den Römern übernommen. Mit dem Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion trat jedoch ein neues Klassifikationsschema an seine Stelle, das die Menschen nach ihrer Religion unterschied: Christen, Juden, Heiden und Häretiker, später ergänzt durch die Muslime.[21] Diese Klassifikation blieb in der christlichen Welt bis in die frühe Neuzeit maßgebend.


wird den bestimmt was neues einfallen. So sind wir wieder bei dem eigentlichen Problem und es ist nicht der Begriff "Rasse"
 
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Offline DieFrau

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Re: From the News...
« Antwort #2800 am: 16. Juni 2020, 23:17:41 »
Der richtige Weg ist auch nicht die "Verbannung", sondern die Ersetzung eines problematischen Begriffs durch einen besseren und die damit einhergehende Schaffung eines Bewusstseins, dass der vorige Begriff Negativwirkung hat. Als der Schaumkuss noch Negerkuss hieß, werden nur wenige ein Problembewusstsein gehabt haben, das Wort war ja "normal".

Der Begriff ist nicht das Problem. Der läuft irgendwann von selbst aus. Mit einem Ersatzbegriff werden rassistische Ansichten nur weiter bedient.


Zitat
Auch hier das geglaubte Verständnis von einem "normalen" Begriff. Aber "Niger" hat eben gerade keinen Bezug zu einem konkreten Heimat- oder Herkunftsland, wie Deutscher oder Italiener. Oder kann man an der Hautfarbe ablesen, aus welchem Land ein "Niger" kommt?

Schon mal von Nigeria gehört?
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Offline Yossarian

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Re: From the News...
« Antwort #2801 am: 17. Juni 2020, 09:15:06 »
Ich stelle hier mal einen Text von Hamed Abdel-Samad ein, den ich auf seiner Facebooksite geklaut habe (Hervorhebungen von mir). Ich stimme nicht mit allem überein, was da steht, aber ich wollte auch keine Rosinen rauspicken und so den Kontext verfälschen.

Antirassisten glauben, politische Korrektheit rückwirkend durch die Zerstörung alter Denkmäler durchsetzen zu können. Sie erinnern mich an militante Islamisten, die Buddha-Statuen in Afghanistan und sumerische Tempel im Irak in die Luft jagten mit der Begründung, sie seien nicht islamisch! Auch in Ägypten wollten Salafisten die Sphinx bedecken, weil sie ein Götzenbild sei. Einige westliche Antirassisten gehen sogar heute so weit und wollen die Pyramiden von Giza zerstören, weil sie angeblich von Sklaven gebaut wurden. Jetzt kann man ahnen warum einige Linksliberale gewisse Sympathien für Islamisten hegen.
 Die islamische politische Korrektheit hat einen erheblichen Beitrag zur Zerstörung der politischen und Debattenkultur in der islamischen Welt geleistet. Leider geschieht gerade genau dasselbe im Westen durch die linksliberale politische Korrektheit.
 Seit Jahrzehnten glauben die "Guten", dass sie durch Sprachpolizei, Identitätspolitik und Verengung des Diskursraums Minderheiten gegen Rassismus und Ausgrenzung schützen können. Doch genau das hat in den USA zu einem Kulturkampf geführt, der nun auf dem Rücken von Minderheiten ausgetragen wird. Die Linksliberalen machen genau den gleichen Fehler wie die Rechten. Sie sehen den Menschen nicht als Individuum, sondern als Vertreter einer ethnischen oder religiösen Gruppe. Sie kümmern sich um Gruppenrechte und vergessen die individuellen Bedürfnisse und Rechte der Individuen. Das verschärft wiederum den ideologischen Kampf von Rechts und Links und schafft den Raum auch für weitere radikale Gruppen innerhalb der Minderheiten selbst, die den Opferdiskurs als Rechtfertigung für Gewalt und Missachtung der Menschenrechte benutzen.
 Ja, Rassismus ist ein reales Problem. Und ja, wir müssen tief in die Vergangenheit blicken, um das Phänomen zu verstehen. Doch um das Problem zu lösen, müssen wir nach vorne schauen und Konzepte entwickeln jenseits von Schuld- und Opfer-Diskursen und Zeichen-Setzen-Symbolik. Kein Rassist wird aufhören, Rassist zu sein, nachdem er sieht wie schuldbeladene weiße Menschen Schwarzen die Füße waschen. Im Gegenteil. Er wird sich in seiner Annahme bestätigt fühlen, der Westen gebe sich selbst auf und betreibe einen Bevölkerungsumtausch.
 Rechtsstaatlichkeit und Ermächtigung der Opfer von Rassismus sind da wichtig. Ihnen den Zugang zu rechtlichen und zivilgesellschaftlichen Mitteln zu erleichtern, damit sie zu ihren Rechten gelangen können, ist der Weg.
 Aber wir müssen dabei aufpassen, dass während wir Generalverdacht gegen Migranten ablehnen, nicht Vorurteile gegen die Polizei und die USA bestätigen. Amerika hat ein Rassismus-Problem, gar keine Frage, aber von den "rassistischen Staaten von Amerika" zu sprechen wie der Spiegel neulich tat, halte ich für eine Entgleisung, die auch Hass schürt. Oder fänden wir es in Ordnung, wenn die Washingtonpost nach dem NSU-Skandal "Die Nazi-Republik Deutschland" getitelt hätte?
 Ich habe oft Diskriminierungserfahrungen gemacht, doch weder Wut noch Opferhaltung haben mir geholfen, mich dagegen zu wehren, sondern das Erkenntnis, dass das Gesetz und die Mehrheit der Menschen in diesem Land auf meiner Seite sind, und dass ich mich durch das Verhalten einer kleinen Minderheit mich nicht definieren darf. Ich verstehe mich in erster Linie als Mensch, als Bürger dieses Landes, nicht als Muslim, Atheist, schwarzhaarig oder heterosexuell!
 Ein Rassist ist auch ein Mensch, der nur in der Illusion der Überlegenheit seiner Rasse gefangen ist. Ich darf ihm keine Macht über mich geben, indem ich über seine armseligen Äußerungen heule. Ich brauche nicht die Genehmigung von 80 Millionen Deutschen um mich als Deutscher zu sehen! Ich definiere wer ich bin, nicht die anderen! Das erzähle ich jedem, der mich fragt, wie er oder sie mit Diskriminierungserfahrungen umgehen sollten.


oft bedienen sich die Antirassisten leider der gleichen Mittel der Rassisten: Polarisierung, Überhöhung einer Gruppe und Verachtung der anderen, und sie legitimieren Gewalt als Mittel des ideologischen Kampfes!
 So gesehen, spaltet der Antirassismus die Gesellschaft genauso wie der Rassismus selbst, weil es ihm nicht um die Menschen, sondern um die eigene Ideologie geht!


Daß irgendwelche Deppen meinen, man müsse die Pyramiden zerstören, weil sie angeblich von Sklaven erbaut worden seien, hatte ich ursprünglich für einen Witz gehalten. Inzwischen scheint aber alles möglich.
« Letzte Änderung: 17. Juni 2020, 09:16:52 von Yossarian »
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Primus Flavius Fosssa

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Re: From the News...
« Antwort #2802 am: 17. Juni 2020, 10:49:42 »
So sind wir wieder bei dem eigentlichen Problem und es ist nicht der Begriff "Rasse"
Der Begriff "Rasse" ist ein Problem, wenn er auf Menschen angewendet wird, weil er fest definierte Eigenschaften bezeichnet. Rassen im richtigen Sinne sind Siamkatzen, Holsteinisch Schwarzbunte und Senga Litessa (wobei in der Landwirtschaft bei Pflanzen meist der Begriff "Sorte" verwendet wird).
So etwas gibt es bei Menschen aber nicht. Die Spannweite der Unterschiede innerhalb einer bestimmten Population ist in der Regel deutlich größer, als der durchschnittliche Unterschied zwischen Populationen.
Deswegen täuscht der Gebrauch des Begriffs Rasse in der deutschen Sprache eine Klassifikation vor, die es nicht gibt, auf deren angenommener Richtigkeit aber alle Ansichten der Rassisten beruhen. Deswegen ist es richtig, den Begriff nicht auf Menschen anzuwenden.
Das ist kurz das, was in dem Wikipediaartikel steht.

Das GG ist kein historischer Text, sondern eine aktuelle Rechtsquelle, die der Gegenwart gerecht werden muss. Das ist nicht das gleiche wie bei Literatur.

Primus Flavius Fosssa

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Re: From the News...
« Antwort #2803 am: 17. Juni 2020, 10:52:43 »
Jetzt kann man ahnen warum einige Linksliberale gewisse Sympathien für Islamisten hegen.
Das ist jetzt zwar aus dem Zusammenhang gerissen, aber eine Goebbelei der fiesesten Sorte. Da habe ich schon keine Lust mehr, mich mit dem Kerl zu befassen.

Offline Yossarian

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Re: From the News...
« Antwort #2804 am: 17. Juni 2020, 11:06:20 »
Ich schrieb ja, daß ich nicht alles in Ordnung finde, was der Typ schreibt. Gerade das mit den Linksliberalen war mir auch aufgestoßen.

Gewisse Überschneidungen zwischen den Auffassungen von Islamisten und von einigen Leuten, die sich selbst als "links" bezeichnen, sind aber unübersehbar.
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