Autor Thema: Recht auf Feigheit?  (Gelesen 1389 mal)

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maxim

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Recht auf Feigheit?
« am: 04. März 2022, 10:04:11 »
Ich hab das mal umgezogen und ganz bewußt diesen provokativen Titel gewählt. (d. Admin)

Von Kriegsopfern erster und zweiter Klasse
Es ist eine naheliegende Frage: Warum ziehen ukrainische Männer gegen eine überlegen ausgerüstete Armee in die Schlacht, während aus dem arabisch-afghanischen Raum vorwiegend junge Männer kommen, die sich auch dem Widerstand gegen ihre Regime (Assad, Taliban) hätten anschließen können. Leiden ukrainische Männer an toxischer Männlichkeit ?
« Letzte Änderung: 07. März 2022, 10:18:14 von Frühstücksdirektor »

Online Yossarian

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Recht auf Feigheit?
« Antwort #1 am: 04. März 2022, 11:00:38 »
Es ist meiner Meinung nach zu einem hohen Grad eine Motivationsfrage, nämlich, ob man sich mit einem Land oder besser Staat, in dem man lebt, identifiziert.

Wer nicht der Auffassung ist, daß es sich lohnt, etwas zu verteidigen, der kümmert sich nicht darum und haut ab, wenn es brenzlig wird.

Somalia, Afghanistan etc. kann man nicht als intakte Staatsgebilde in unserm Sinn verstehen. Da ist die Identifikation nicht mit dem Staat, der eher sogar noch als Feind betrachtet wird, nicht gegeben. Man identifiziert sich dort über Familie, Clan, Stamm etc.

Ganz abgesehen davon ist es sicher weniger lustig, als Kriegsgefangener in die Hände der Taliban und Konsorten zu fallen, denn als Ukrainischer Soldat in die Hände der russischen Armee.
« Letzte Änderung: 07. März 2022, 10:18:32 von Frühstücksdirektor »
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

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maxim

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Recht auf Feigheit?
« Antwort #2 am: 04. März 2022, 16:13:11 »
Es ist meiner Meinung nach zu einem hohen Grad eine Motivationsfrage, nämlich, ob man sich mit einem Land oder besser Staat, in dem man lebt, identifiziert.
Die Motivationsfrage ist ganz richtig. Es geht hierbei aber um die Identifikation mit dem Land oder seiner Heimat nicht mit dem Staat.   

Zitat
Wer nicht der Auffassung ist, daß es sich lohnt, etwas zu verteidigen, der kümmert sich nicht darum und haut ab, wenn es brenzlig wird.
In Afghanistan hätte es genug Gründe gegeben, gegen die Taliban zu kämpfen. Wer diese nicht erkennen kann, der braucht auch nicht nach D zu kommen.

Zitat
Somalia, Afghanistan etc. kann man nicht als intakte Staatsgebilde in unserm Sinn verstehen. Da ist die Identifikation nicht mit dem Staat, der eher sogar noch als Feind betrachtet wird, nicht gegeben. Man identifiziert sich dort über Familie, Clan, Stamm etc.
Die Identifikation mit seinem Stamm sollte auch schon reichen, um zu kämpfen.

Zitat
Ganz abgesehen davon ist es sicher weniger lustig, als Kriegsgefangener in die Hände der Taliban und Konsorten zu fallen, denn als Ukrainischer Soldat in die Hände der russischen Armee.
Ich glaube nicht, dass das ein Argument für den bewaffneten Widerstand ist. 
« Letzte Änderung: 07. März 2022, 10:18:48 von Frühstücksdirektor »

Online Yossarian

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #3 am: 07. März 2022, 10:30:22 »
So. Es geht wohl (auch) in die Richtung, ob man Wehrfähige im weitesten Sinne als Flüchtlinge anerkennen soll, oder ob man sie zum Kämpfen wieder nach Hause schicken soll.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß viele (nicht alle!) Flüchtlinge aus Kriegsgebieten allein reisende junge Männer sind, die ihre Familien daheim im Krisengebiet gelassen haben. Und dann haben wir zumindest in unseren Medien das Phänomen, daß (angeblich) viele Ukrainer ihre Familien ins Ausland schicken und daheim bleiben, um gegen Russland zu kämpfen. Genauso wird aber auch berichtet, daß die ukrainischen Behörden Männer an den Bahnhöfen von ihren Familien trennen und ihnen die Ausreise verbieten, weil sie kämpfen sollen.

Im weiteren Bekanntenkreis meiner Gnädigsten befindet sich eine ukrainische Familie, die seit Jahren in Deutschland lebt. Die sind jetzt Richtung Ukraine gefahren, wo die Ehefrau an der Grenze Familienmitglieder aufnimmt und nach Deutschland bringt, der Ehemann hingegen sich ganz bewußt dafür entschieden hat, in der Ukraine zu bleiben und zu kämpfen.

Was ist jetzt richtig?
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Offline nigel48

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #4 am: 07. März 2022, 13:12:55 »
- afghanen und somalis leben im sand auf dem wegen dürre so gut wie nix wächst, mit 4 ziegen biste ein reicher mann, läden sehen aus wie unsere garagenflohmärkte, nur mit weniger angebot. usw
- wer sich von dort auf den weg macht, begibt sich in ein echtes abenteuer, hat eine riesige strecke vor sich. gesunde junge kerle, die sich um nix anderes kümmern müssen als sich selbst sind klar im vorteil gegenüber einer frau mit 3 kleinen kindern und oma im schlepptau.
- ledige junge männer können hier angekommen prinzipiel jede arbeit annehmen, parsam und eng wohnen und noch geld in die heimat schicken ( so man sie läßt). sie sind die brückenköpfe für den rest der familie.

das hat mit vaterland und heimat und feigheit vor dem feind nix zu tun. in der situation die optimale lösung.

ukrainer erkennt man erst, wenn sie anfangen zu reden. in filmen sieht man keinen unterschied hier. ikea in der wohnung, golf auf der strasse... - eigentlich können sie in ihrauto steigen und 500+ km geradeausfahren bis polen, ungarn etc.
https://ogy.de/fqx8
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Offline phoenix

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #5 am: 07. März 2022, 13:17:24 »
Irgendwie höre ich  auch als Unterton die Frage in die Richtung Wehrpflicht raus.

Im Kern sollte meiner Meinung nach derjenige kämpfen, der das möchte und einen Sinn darin sieht.

Es macht keinen Sinn, Menschen zum Kämpfen zu zwingen, andererseits diejenigen die kämpfen möchten, auszuschließen.

Die Frage kann auch ich nicht eindeutig beantworten.

Einerseits siehe oben, andererseits braucht es auch etwas erzwungende Diziplin, weil sich nicht jeder wegducken kann.
Irgendwo muss man dann auch die rote Linie ziehen, wo ein Kampf unvermeidlich ist.

Das ist ein wirklich häßlicher Balanceakt.
 
Wehrfähig schön und gut, aber was bringt es Leute ohne militärischen Kampfwillen als Kanonenfutter an die Front zu schicken?
Die Ukraine hat aber aus meiner Sicht keine wirkliche Wahl.
"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." (Albert Einstein)

Offline phoenix

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #6 am: 07. März 2022, 13:20:11 »

Was ist jetzt richtig?


So gesehen genau dies, meine persönliche subjektive Meinung:


der Ehemann hingegen sich ganz bewußt dafür entschieden hat, in der Ukraine zu bleiben und zu kämpfen.
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Online Yossarian

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #7 am: 07. März 2022, 13:27:45 »
Irgendwie höre ich  auch als Unterton die Frage in die Richtung Wehrpflicht raus.

Das auch, ja. Vergessen wir bitte nicht, daß die Wehrpflicht in Deutschland nicht abgeschafft wurde, sondern nur außer Kraft gesetzt.

Zitat
Wehrfähig schön und gut, aber was bringt es Leute ohne militärischen Kampfwillen als Kanonenfutter an die Front zu schicken?

Eher wenig.
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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #8 am: 07. März 2022, 14:14:50 »
- afghanen und somalis leben im sand auf dem wegen dürre so gut wie nix wächst, mit 4 ziegen biste ein reicher mann, läden sehen aus wie unsere garagenflohmärkte, nur mit weniger angebot. usw
- wer sich von dort auf den weg macht, begibt sich in ein echtes abenteuer, hat eine riesige strecke vor sich. gesunde junge kerle, die sich um nix anderes kümmern müssen als sich selbst sind klar im vorteil gegenüber einer frau mit 3 kleinen kindern und oma im schlepptau.
- ledige junge männer können hier angekommen prinzipiel jede arbeit annehmen, parsam und eng wohnen und noch geld in die heimat schicken ( so man sie läßt). sie sind die brückenköpfe für den rest der familie.

Bedeutet in dem Zusammenhang was genau? Daß es zuhause sowieso nichts zu verteidigen gibt?
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Offline nigel48

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #9 am: 07. März 2022, 22:29:09 »
Bedeutet in dem Zusammenhang was genau?

so erkläre ich mir die unterschiedliche struktur der flüchtenden aus den jeweiligen gebieten.


wenn man nur einen stock und ne hacke hat, wie und warum dann das hier verteidigen : https://ogy.de/31wx[/color]


ich versuche nur mir den gegenwärtigen wahnsinn erklärbar zu machen. ich sehe das so, will aber keine/n  missionieren.
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Offline ganter

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #10 am: 08. März 2022, 00:18:33 »
Ich hab das mal umgezogen und ganz bewußt diesen provokativen Titel gewählt. (d. Admin)
Es ist eine naheliegende Frage: Warum ziehen ukrainische Männer gegen eine überlegen ausgerüstete Armee in die Schlacht, während aus dem arabisch-afghanischen Raum vorwiegend junge Männer kommen, die sich auch dem Widerstand gegen ihre Regime (Assad, Taliban) hätten anschließen können. Leiden ukrainische Männer an toxischer Männlichkeit ?
Der Vergleich entbehrt jeder Grundlage.
Warum sollen sich junge Syrer und Afghanen in Kriege hineinziehen lassen, in denen sie nix, aber auch gar nix gewinnen können?
Die Ukrainer haben vor 30 Jahren endlich wieder ihren eigenen Staat gründen können und haben die russische Knute abgeworfen. Und diesen Staat, so unzulänglich er auch sein mag, werden sie verteidigen. Und wissen mittlerweile fast die gesamte westliche Welt hinter sich.

Russland hat angeblich mittlerweile 150.000 bis 180.000 Soldaten in der Ukraine. Nun muss mann sich fragen, wie viele davon tatsächlich zu den kämpfenden Einheiten gehören. Bei der Bundeswehr waren es in den 90er Jahren ca. 20 Prozent. Der Rest war Versorgung, Funk, Sanitär, Stab, Instandsetzung, Artillerie, Pioniere, Heeresflieger usw.
Den Bodenkampf müssen jedoch die kämpfenden Soldaten führen. Und der Blutzoll gerade unter diesen Soldaten dürfte extrem hoch sein. Und wenn sie unter Nachschubproblemen leiden und nix zu essen kriegen, wird die Kampfmoral ziemlich schnell sinken.
Angeblich lässt Putin schon Söldner aus Syrien anwerben.
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"Im Vergleich zur bricom dürfte jede Wand einer öffentlichen Bedürfnissanstalt ein Quell unendlicher Weisheit sein...."
Bodo

Offline nigel48

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #11 am: 08. März 2022, 07:54:57 »
im tv hat das ein ukrainischer bauarbeiter auf den punkt gebracht: ich kann nicht kämpfen, aber panzersperrren schweißen. -wir sind ameisen. jeder sieht, was zu tun ist und macht es sofort. wir brauchen keine kommandostruktur um zu kämpfen.
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maxim

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #12 am: 08. März 2022, 08:24:43 »
Der Vergleich entbehrt jeder Grundlage.
Warum sollen sich junge Syrer und Afghanen in Kriege hineinziehen lassen, in denen sie nix, aber auch gar nix gewinnen n führen.
Gute Frage. Warum sollen Männer für ihre Mütter, Schwestern, Töchter und Frauen kämpfen?



maxim

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #13 am: 08. März 2022, 08:31:30 »
Wehrfähig schön und gut, aber was bringt es Leute ohne militärischen Kampfwillen als Kanonenfutter an die Front zu schicken?
Ganz einfach: Vielleicht entpuppt sich jemand als John Rambo, dem man das niemals zugetraut hätte.
Wenn man jemandem die Möglichkeit gibt, sich da feige rauszustehlen, tut man ihm keinen Gefallen.


maxim

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Re: Recht auf Feigheit?
« Antwort #14 am: 08. März 2022, 08:41:18 »
wenn man nur einen stock und ne hacke hat, wie und warum dann das hier verteidigen :


Um den eigenen Besitz geht es den Ukrainern eher weniger.
Das ist wieder so ein unbeholfener marxistischer Versuch einer Erklärung. Offensichtlich geht es auch um nationale Identität.