Aber das war wohl in den ersten Jahren schon zu einem nicht unerheblichen Teil die "Denke" der Ostdeutschen. Mittlerweile dürften sie die westdeutsche "Welt" auch ausreichend kennengelernt haben.
Die westdeutsche Welt war im Osten immer gut bekannt. Umgekehrt aber viel weniger und das ist Teil des Problems.
Eine meiner ersten Erfahrungen war die Hochzeit meiner Cousine in Hamburg. Ich saß da beim zwischen ihren ganzen Freunden, Kommilitionen usw. und dann fingen die an von "Dunkeldeutschland" zu erzählen. Der übliche Quark eben. Und in ihrer Dummheit haben sie nicht mal gemerkt, daß da ein Ossi neben ihnen sitzt. Das gibt dann immer dumme Gesichter. Habe ich anschließend auch bei Reisen mit Wikinger und Studiosus erlebt. "Was, du bist aus dem Osten?"
Die scheinen zu glauben, daß Ossis zwei Nasen haben oder irgendwas in der Art
und auf jeden Fall sächsisch sprechen.
Und was die Ausbildung angeht, bleibt in meiner Erinnerung, dass die DDR wohl ein System hatte, dass fast jedem Bürger eine Ausbildung oder ein Studium ermöglichte. Solange es ins "System" passte. Kann mich da aber auch irren.
Nee, jeder bekam zwar eine gute Schuldbildung, Abitur aber nur sehr wenige. Dafür war das aber noch was wert. Abitur in Religion und Handarbeit gab es nicht. Die anderen wurden nicht von der Schule gelassen, ohne daß sie sich zu einer Lehre verpflichtet hatten. Da durfte man dann auch nicht endlos wählerisch sein.
Über die "kaderpolitische Auswahl" habe ich schon oft genug geschrieben. Die Genossenkinder und Offiziersanwärter wurden bevorzugt zum Abi zugelassen. Arbeiterkinder hatten auch gute Chancen. Ganz schlecht war es für Intellektuellenkinder und konfessionellen Familienhintergrund. Letzteres oft in Kombination. Eltern studiert UND kirchlich => ganz schlecht. Das konnten die Eltern vielleicht noch rausreissen, indem sie in die Ost-CDU eingetreten sind.
Trotzdem war die Schulbildung mehr wert mit Abstrichen beim Geschichtsunterricht, weil der ab der 9.Klasse zu viel Unsinn vermittelt hat (27. Parteitag der KPdSU und dergleichen Ballast). Aber Mathe, Physik, Chemie, Bio, Geographie, Astronomie, Kunst, Musik, Geschichte, Sport, 2 Fremdsprachen, ESP und nichts davon abwählbar, halte ich für sinnvoll. Staatsbürgerkunde war natürlich in weiten Teilen grober Unfug, wenn sie einem die ökonomische Überlegenheit des Sozialismus wissenschaftlich herleiten wollten (überholen ohne einzuholen!), aber wenigstens kannte man danach seinen Marx und konnte sich selber einen Reim darauf machen.