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Plaudereien => Auto, Sport und Heimwerken => Thema gestartet von: Conte am 31. Juli 2025, 12:35:06

Titel: Extremsport
Beitrag von: Conte am 31. Juli 2025, 12:35:06
Laura Dahlmeier ist offensichtlich, und angesichts der Tatsache, dass ihr niemand mehr zu Hilfe kommen wird, muss ich eigentlich sagen, hoffentlich, tot.

Warum machen Menschen so etwas? Warum setzen sie in dieser Weise ihr Leben aufs Spiel? Gegen so einen Steinschlag ist absolut nichts zu machen, das ist hundertprozentig ruzzisches Roulette.

Wenn man dann die Experten (~Fanboys) in den Kommentarspalten liest, sprechen sie immer vom "Virus, das einen mal angesteckt hat", und dem man "nicht mehr widerstehen" kann.

Ist es also krankhaft? Sollten die Extremsportler in Behandlung?

Was meint Ihr?
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Ahab am 31. Juli 2025, 23:26:55
Ich würde Dahlmeier nicht als Extremsportlerin bezeichnen. Sie war, denke ich, leidenschaftliche Bergsteigerin, die Herausforderungen liebte. Das Risiko war ihr bewusst, was ihr letzter Wille klar zum Ausdruck bringt.
Ich fahre leidenschaftlich gerne Motorrad. Für viele ein absolutes No-Go und etwas, dass man am besten sofort verbieten sollte. Genau so wie Rauchen, Saufen, Gleitschirmfliegen, MTB Downhill etc pp und generell alles was ungesund/ unvernünftig / gefährlich ist. Oder andersrum, sie sehnen sich nach einer ätzend langweiligen Welt ohne jedes Risiko.
Hätten sich die ewigen Bedenkenträger durchgesetzt, würden wir noch heute in Höhlen leben.

Hat einen die Leidenschaft für etwas gepackt, lernt man irgendwann mit Unverständnis umzugehen. Sie ist wenigstens bei etwas gestorben, das sie erfüllte und ihr viel Freude bereitete. Wenn schon dann so ! Womöglich jahrelanges Siechtum in einem Altersheim, wäre für mich der absolute Horror. Der gefährlichste Ort auf der Welt sind Betten. In denen sterben die meisten.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: ganter am 01. August 2025, 01:17:36
seh ich auch so.
Der Horror wär für mich, dass irgendwelche Greise mir vorschreiben, was ich zu tun und vor allem zu lassen habe. Weil es so "gefährlich" sei.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Conte am 01. August 2025, 11:13:25
@Ahab:

Deine Vergleiche sind mir etwas zu allgemein.
Motorradfahren kann man so oder so, das weißt Du auch.
Rauchen und Saufen wird immer mehr verachtet.
Dagegen werden die Sporthelden bewundert, geradezu vergöttert. Es ist aber bekannt, dass Bergsteigen ab ca 6.000m grundsätzlich lebensgefährlich ist. Gegen Wetterumbrüche und Steinschläge gibt es kein Mittel, das ist reines ruzzisches Roulette, da hilft keine Umsicht und keine Vorbereitung.
Und es ist einfach eine Riesensauerei, dass der Mt Everest inzwischen mit Leichen regelrecht übersät ist. Die Leute glauben, sie würden eine Riesentat für ihre Persönlichkeit und ihr kostbares ICH leisten, und enden einfach als Plastikmüll in einer wunderbaren, aber eben menschenfeindlichen Landschaft. Das ist doch schrecklich unwürdig und kann nicht gesund sein.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Yossarian am 01. August 2025, 11:23:28
Ist es also krankhaft? Sollten die Extremsportler in Behandlung?

Gute Frage. Sollte / muß man jemanden vor sich selbst schützen. Wo fängt Extremsport an?

Ein Bekannter ist jahrzehntelang Motorrad gefahren. Immer mit Schutzbekleidung. Vor ein paar Jahren ist er im T-Shirt mit dem Fahrrad unterwegs, stürzt und schlägt so unglücklich mit dem Rückgrat auf die Bordsteinkante, daß er jetzt querschnittsgelähmt ist. Eine Bekannte aus der selben Gruppe gerät irgendwie beim Motorradfahren mit einem Lastwagen aneinander, kommt zum Sturz, und ihr eines Bein gerät unter unter die hintere Doppelbereifung des Lasters. Das Bein mußte unterhalb des Knies amputiert werden. Wenn sie nur mit dem Fahrrad unterwegs gewesen wäre, wäre das keinen Deut besser ausgegangen. Wie gefährlich ist als Fahrrad fahren?

Prinzipiell denke ich, daß man einem erwachsenen Menschen nichts verbieten darf. Man darf davon ausgehen, daß ein Erwachsener weiß, worauf er sich einläßt. Die, die es nicht wissen, sind Kandidaten für den Darwin Award. Ein bißchen Schwund ist halt immer.

Meiner bescheidenen Meinung nach liegt viel an den sozialen Medien: Vollidioten, die sich bei wahnwitzigen Motorradstunts selbst filmen, das online stellen und sich beklatschen lassen. Nicht der Sport bzw. die Tätigkeit an sich ist dann irgendwann der Kick, sondern das bejubelt werden. Das dann immer waghalsigere Stunts hervorbringt, denn sonst läßt ja das Interesse der Fans nach, wenn man immer nur das selbe macht.

Ich weiß nicht, wie das bei der Dahlmeier aussah. Aus der Hüfte geschossen vermute ich eher nicht, daß sie das, was sie gemacht hat, nur wegen des Applauses gemacht hat.

Ich denke, kritisch wird alles, nicht nur Extremsport, wenn man es nicht mehr nur für sich macht, sondern um sich vor anderen zu produzieren und Beifall zu bekommen. Und ja, ab einem gewissen Punkt ist so etwas sicherlich behandlungswürdig. Aber wo der Leidensdruck fehlt, wird niemand sich in Behandlung begeben.

Der Horror wär für mich, dass irgendwelche Greise mir vorschreiben, was ich zu tun und vor allem zu lassen habe. Weil es so "gefährlich" sei.

Nicht nur Greise. Es gab früher auch schon genug Grüne, die das Motorradfahren am liebsten verboten hätten.

Sie ist wenigstens bei etwas gestorben, das sie erfüllte und ihr viel Freude bereitete.

Mit 31 war das aber sicher (noch) nicht so geplant.

Zitat
Wenn schon dann so ! Womöglich jahrelanges Siechtum in einem Altersheim, wäre für mich der absolute Horror. Der gefährlichste Ort auf der Welt sind Betten. In denen sterben die meisten.

Yep. Lieber mit 70 mit dem Mopped verunglückt, als mit 72 mit einem fiesen Krebs monatelang im Krankenhaus verreckt.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Yossarian am 01. August 2025, 11:34:53
Deine Vergleiche sind mir etwas zu allgemein.

Das liegt vielleicht daran, daß keiner von und alpiner Bergsteiger ist.  ;)

Zitat
Motorradfahren kann man so oder so, das weißt Du auch.

Bergsteigen wahrscheinlich auch. So, wie man die eine oder andere Strecke aus unterschiedlichen Gründen vermeidet, läßt man besser die Finger von dem einen oder anderen Berg.

Ansonsten steht es jedem frei, sich auf beliebige Art zu entleiben.

Zitat
es ist einfach eine Riesensauerei, dass der Mt Everest inzwischen mit Leichen regelrecht übersät ist.

In der Tat. Und da ist inzwischen ein Gedränge wir an einer Bushaltestelle im Berufsverkehr. Nichts mit "Einsamkeit der Berge". ich frage mich ernsthaft, was diese Leute in der Birne haben.

Aber diese Lemminge haben kein größeres Publikum, nur ihren Bekannten- und Familienkreis. Das ist wieder was anderes, als diejenigen mit dem großen Publikum. Ersteres kann man leicht bekämpfen, indem man den Zugang zum Mount Everest sperrt und keine Touristen mehr hochläßt.
Bei Letzterem müßte man die sozialen Medien zensieren, über die das verbreitet werden kann.

Zitat
Die Leute (...) enden einfach als Plastikmüll in einer wunderbaren, aber eben menschenfeindlichen Landschaft. Das ist doch schrecklich unwürdig und kann nicht gesund sein.

Der Darwin Award kennt keine Trostpreise.  8)
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Yossarian am 01. August 2025, 11:59:36
„Dies ist das Revier der Selbstdarstellerinnen, der Giftspritzen, Scheinheiligen und Spaltpilze.“

Sebastian Herrmann in der „Süddeutschen Zeitung“ über Social Media


Gerade eben aufgeschnappt.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Yossarian am 03. August 2025, 11:54:19
Trotz tödlicher Gefahr: Warum Bergsteiger nicht aufhören (https://www.n-tv.de/sport/Thomas-Huber-fluechtet-in-die-Berge-Warum-Bergsteiger-trotz-toedlicher-Gefahr-nicht-aufhoeren-article25939908.html?utm_source=firefox-newtab-de-de)
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Conte am 03. August 2025, 12:17:48
Trotz tödlicher Gefahr: Warum Bergsteiger nicht aufhören (https://www.n-tv.de/sport/Thomas-Huber-fluechtet-in-die-Berge-Warum-Bergsteiger-trotz-toedlicher-Gefahr-nicht-aufhoeren-article25939908.html?utm_source=firefox-newtab-de-de)

Das überzeugt mich nicht. Die tun immer so, als sei "Risiko" binär.

Risiko <-> kein Risiko
Spaß  <-> Kein Spaß

Es gibt eine Kardinaltugend, seit Plato gelobt, σωφροσύνη, temperantia, Mäßigung.
Wer alles bis zum Äußersten treiben muss, um sich wahrhaftig zu fühlen, versündigt sich an sich selbst, an den anderen und an der Vernunft.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Yossarian am 03. August 2025, 18:53:28
Wer alles bis zum Äußersten treiben muss, um sich wahrhaftig zu fühlen, versündigt sich an sich selbst, an den anderen und an der Vernunft.

Bißchen pathetisch formuliert, abe im Prinzip zutreffend. Wobei ich den Begriff "versündigen" für unangebracht halte.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: lookcool am 08. August 2025, 12:50:24
Ist es also krankhaft? Sollten die Extremsportler in Behandlung?

Ich glaube nicht, dass man das pauschal als „krankhaft“ abstempeln kann. Für manche ist es einfach diese Mischung aus Freiheit, Adrenalin und völliger Fokussierung – das gibt’s in keiner Alltagssituation. Klar, Risiko ist da, manchmal auch fahrlässig hoch. Aber für viele ist’s eben auch Lebensinhalt, nicht nur Nervenkitzel. Schwer zu verstehen, wenn man’s selbst nicht fühlt – und ja, manchmal endet’s tragisch, trotzdem hören die wenigsten freiwillig auf.
Titel: Re: Extremsport
Beitrag von: Conte am 08. August 2025, 17:18:26
trotzdem hören die wenigsten freiwillig auf.

Das gehört zur medizinischen Definition von Sucht.