Was Naturvölker betrifft, können sie zwar einen größeren Einklang mit der Natur und eine Unempfindlichkeit gegen den Materialismus für sich verbuchen, aber auf der anderen Seite fehlen auch die höheren kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften. Ein Eingebohrenenstamm hat es nun mal bis heute nicht auf den Mond oder Mars geschafft. Wer mehr will, muss eben mehr leisten.
Simple, Du siehst das nur aus der sesshaften, materiell-kulturellen, Hirn-zentrierten Perspektive. Glaub mir, die Aboriginies Australiens verstehen vom Kosmos auch Einiges. Vom Spirituellen scheinen sie mehr zu verstehen, als jede andere, mir bekannte Kultur.
Und schon mal von den Preisen vernommen, die man für Bilder der Aboriginies im Westen bezahlt? Die Kunsthändler laden die leeren Leinwände, die Pinsel und Farben im Busch ab und kommen nach ein paar Wochen wieder, die Gemälde gegen Entgelt abzuholen. Es ist ober-witzig, diese Künstler beim Arbeiten in der Natur zu beobachten. Die beste abstrakte Kunst, die ich jemals gesehen habe. Die Musik, die sie machen, ist phänomenal. Sie kennen Theater, Tanz und Lieder. Und als "story-teller" sind sie UNSCHLAGBAR. Sie haben ihr gesamtes Wissen so codiert. Sie weisen gezwungenermaßen enorme Gedächtnisfähigkeiten auf. Ihr geografisches und kulturelles Navigationssystem (Internet?) über den Kontinent von 200 Sprach-"Nationen" nennt sich "songlines". Ihre Sprachen und Sozial-Strukturen sind viel komplexer und ausdrucksstärker als unsere. Die beschäftigen sich tagsüber hauptsächlich mit "höheren" / spirituellen / kulturellen Angelegenheiten. Die eigentliche Arbeitszeit (des Geistes / Unterbewusstseins) erfolgt im körperlichen Schlaf. Die sind uns "über". Die kennen keine kulturell ausgelösten Depressionen oder Fettleibigkeit. Eroberungskrieg, Sklaverei, Ausbeutung, Töten, Hungersnöte, Häuptlinge, Königreiche, Diktaturen sind unbekannt. Das sind auch keine Wilden. Die haben mit den Mitteln der Natur (z.B. Wind, Feuer) Landwirtschaft und Landschaftspflege betrieben oder Regen erzeugt. Ja, da staunste, was? Handwerkliches Geschick, hohe "Kenntnisse" von physikalischen Flug- oder chemischen Materialeigenschaften zeigen sich bei ihren Jagd-Instrumenten, z.B. dem Bumerang oder Speer. Da wird aus verschiedenen Naturstoffen ein Fertigungsmittel hergestellt, das es mit Epoxid-Harz aufnehmen kann.
Ihr Wohlstand ist geistiger Natur. Ihre Reisen ebenso. Die brauchen keine Flugzeuge oder Raketen. Die bewegen sich in geistigen Dimensionen, von denen wir keine Ahnung mehr haben. Schimpft sich "dreamtime". Etwas, das die Westler wohl bis heute nicht begriffen haben.
Nur weil sie nicht aussehen, wie aus dem Lifestyle-Magazin, bedeutet nicht, dass sie ungebildet oder rückständig sind. Das Auge täuscht sehr. Die kennen das Paradies noch.
Fahr mal hin. Zentrum, Norden, Westen. Der Osten ist weitgehend schon an uns assimiliert. Vom Süden weiß ich nix. Tasmanien hat man entvölkert, aber möglicherweise ist die Natur bzw. sind die Geschichten noch intakt.
Was ich von denen weiß, habe ich hauptsächlich aus einem drei-monatigen Aufenthalt vor Ort erfahren. Keine Ahnung, was man noch herausfinden würde, beschäftigte man sich professionell mit ihnen. Als Einführung ist ein GEO-Spezial verfügbar. Ansonsten finden sich in unseren Breiten zuwenig Informationen über sie. Die Unterhaltungsindustrie hat wenig beigetragen. Ganz anders als im Falle Nord- oder Südamerikas.
Und was wollen wir auf dem Mond oder dem Mars oder im Weltraum? Da sind wir kein Stück für geschaffen.
Wir kriegen es noch nicht einmal hin, dauerhaft auf oder unter Wasser zu leben. Und bekanntlich wissen wir über die Ozeane weniger als über den Kosmos. Wir behandeln sie doch nur als Müllkippen. Ach so, stimmt. Da draußen ist noch mehr Platz für unseren Müll. Deswegen das Interesse, oder?