Das Ziel: "Weder Schmerz im Körper noch Erschütterung der Seele zu empfinden." ist nur im toten Zustand zu erreichen.
Es ist ein Idealzustand, nach dem es zu streben gilt, eine persönliche Utopie. Ob man das nur als Toter schafft, weiß ich nicht. Schmerz im Körper wird sich nie ganz vermeiden lassen, aber man kann durch halbwegs gesunde Lebensführung (schmerzhaften) Krankheiten weniger Angriffsfläche bieten. "Erschütterungen der Seele" lassen sich durchaus deutlich reduzieren durch eine entsprechende Lebenseinstellung. Völlig affektfrei werden wir nie sein, aber wir können den Einfluß der Affekte auf uns deutlich eindämmen.
Man kann aber nur etwas an sich verändern, dessen Existenz man akzeptiert, und das man als solches annimmt. Hier liegt der Kardinalfehler der Stoiker, die z.B. die Existenz von (körperlichem) Schmerz einfach bestreiten.
Wüsste gern, wem es jemals gelungen ist, die Gründe für "jedes Wählen und Vermeiden" aufzuspüren.
Jedem, der es ernsthaft versucht. Schau Dir die ganzen Menschen an, die Dinge wählen, die ihnen ganz offensichtlich nicht gut tun. Das fängt z.B. schon ganz banal mit den Deppen an, die sich ein Auto kaufen, das ihnen drei Nummern zu groß und zu teuer ist. Die tun das doch nicht, weil sie ein echtes Bedürfnis haben, sondern um Nachbarn zu beeindrucken, Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren etc.
Ähnlich ist es mit Dingen, die man vermeidet, obwohl sie einem zuträglich wären.
Warum lieb ich einen guten "I Muri" zum Lammkarree ?
Weil es Dir gut tut und Dich zufrieden macht. Und wer zufrieden ist, dessen Seele ist nicht mehr so leicht zu erschüttern.
Was "gut" ist und was "schlecht" ist, ist eine metaphysische Frage und daher gänzlich ausserhalb der Reichweite der Wissenschaft.
Natürlich. Aber immer noch besser als "gut" und "böse". Man sollte vielleicht "richtig" und "falsch" bzw. "zuträglich" und "nicht zuträglich" formulieren. Das wäre immer noch nicht wissenschaftlich, würde aber von vorneherein und für jeden erkennbar die Eingeschränktheit der Begrifflichkeiten zeigen.
Andere folgen dem Weg der Völlerei und Trunksucht oder fleischlichen Orgien und erreichen so den Zustand
"Weder Schmerz im Körper noch Erschütterung der Seele zu empfinden" auf schnellstem Wege ganz ohne Guru.
Kaum, denn Völlerei und Trunksucht sind weder dem Metabolismus noch der Psyche zuträglich und führen deshalb, vom kurzem Rauschzustand abgesehen, zu Schmerz und "Erschütterungen der Seele", und mit dem letzten meine ich nicht einen schlimmen Kater.
Nimm mal auf einen Schlag fünf Portionen Lammkarré und drei Flaschen I Muri und berichte mir dann über deinen körperlichen und geistigen Zustand.
Epikureer sind im Grunde ihres Inneren Asketen, nur nicht so verbohrt wie die, die sich selbst als Asketen bezeichnen und Askese predigen.
Das ist doch genau die Schwäche der morallosen Bewegungen. Sie können Leitsätze aufstellen, aber keine Verbindlichkeit einfordern.
Woher willst Du wissen, ob ich Leitsätze habe und wenn ja welche? Und wenn ich welche habe, ob ich die auch von mir selbst einfordere?
Vornehmere kulturelle Bewegungen haben daher Regeln,
Ah, aua! Wie war das mit der heißen Luft? Hattest Du die nicht erfunden oder so?