Wenn man bedenkt, was heute alles unter Wissenschaft subsummiert wird, ist der Begriff gar nicht weit hergeholt.
Wobei es mir nicht um die Überdehnung des Begriffs Wissenschaft in Richtung Randbereiche geht, sondern um die Abgrenzung zu einer Glaubenslehre.
Ich denke vielmehr, die Wissenschaftsgläubigkeit hat sich teilweise schon zu einer quasi-religiösen Haltung verfestigt. Man glaubt an "die Wissenschaft" als Entität, die es als einheitliches Gebilde gar nicht gibt. Ihr glaubt man aber so ziemlich alles. Nur dass dort wilde Spekulationen aller Art - wie etwa Überlegungen über Multiversen oder nie gesehene Quantenteilchen - eben "Theorie" genannt und unter der Bezeichnung bereitwillig angenommen werden, auch wenn Mittel zu ihrer Überprüfung nicht zur Verfügung stehen.
Der Wissenschaftsglaube hat auch seine eigenen erleuchteten Verkünder: Die Wissenschaftler. Die in einem universitären Studium wohl den Zugang zu den Antworten auf alle Fragen der Existenz erlangt haben sollen.
Der Wissenschaftsglaube benennt auch einen Schöpfer des Universums, der wird "Zufall" genannt. Auch weiß man eine Antwort auf die essentielle Frage, wie Leben auf der Erde entstanden ist: "von selbst".
Dann muss ein Glauben letzlich ja auch eine Antwort auf die Sinnfragen des gegenwärtigen menschlichen Lebens geben. Der Sinn des Lebens ist hier schon geklärt: es gibt keinen. Ethik, Moral, guter Mensch versuchen zu sein, alles belanglos. Das ist das Bequeme am Wissenschaftsglauben, es gibt keine Qualitätsanforderung von außen oder an sich selbst. Es bleibt der Trost der Sinnlosigkeit von Allem, egal was man tut oder jemals getan hat. Dass der Wissenschaftsgläubige im öffentlichen Meinungsaustausch mit seinem Alleingeltungsanspruch auch vehement missioniert, rundet das Bild dann ab.
Im Ergebnis kommen hier also durchaus die Grundzutaten für eine Glaubenslehre eigener Art zusammen.