Moin,
ich erzähl mal drauf los. Nach 12jähriger Beziehung, sechs Jahre davon Ehe, hatte meine Frau mich quasi von heute auf morgen vor die Tür gesetzt. Das ist jetzt viereinhalb Jahre her, seit dem lebe ich klassisch in der Zweizimmer-Mietwohnung, während die Exfrau weiterhin mit dem Töchterlein im Exhaus residiert.
Anfangs war ich durch den Rausschmiss zwar geschockt, jedoch nicht unbedingt am Boden zerstört. Die Beziehung war eh scheiße, die Liebe (so denn überhaupt jemals echt vorhanden, bin da nicht ganz sicher) schon längst dem Alltagstrott zum Opfer gefallen. Ich erinnere mich noch gut, dass ich zu Zeiten "intakter" Beziehung am Wochenende doch öfters deprimiert mit nem Drink im Garten saß und mir ergrübelte, dass es "das jetzt wohl gewesen sei", sich also mein restliches Leben ausserhalb des ungeliebten Jobs wohl nur noch im Baumarkt, am Grill, bei der Kindsbespaßung und gelegentlich in der Kneipe abspielten würde.
Von daher kam mir die Trennung eigentlich ganz gelegen, meine größte Sorge war, dass meine damals sechsjährige Tochter sich von mir entfremden würde. Ich habe also von Anfang an massiv dagegen gesteuert, erfolgreich, kann ich heute sagen. Sie ist jetzt elf, ist oft und gerne bei mir, wir haben ein gutes Verhältnis. Ich bin nicht nur der Freizeit-und Bespaßungsdaddy, ich schimpfe auch viel und kräftig, manchmal mache ich mir ihr die Hausaufgaben, sie erzählt mir auch ihre Sorgen und und Probleme, will meine Meinung, meinen Rat. Kurz, ich habe Anteil an ihrer Erziehung, was mir sehr wichtig ist.
Allerdings habe ich ja auch noch ein eigenes Leben, und da sieht's momentan eher mau aus.
Die ersten zwei Jahre nach der Trennung habe ich mehr oder weniger doch genossen - neue Freiheiten, Sport, Nachtleben, hier und da mal ne Frau kennengelernt... dann kam ein ziemlicher Absturz.
Depressionen, Midlifecrisis (war seinerzeit 47, bin jetzt 49) und erste körperliche Verfallserscheinungen - normal halt, bloß nicht direkt nach der Trennung, sondern eben erst ein bisschen später. Ich dachte da eine zeitlang, ich würde meine Ex zurückhaben wollen (wollte ich nicht, ich wollte bloß wieder irgend eine Beziehung) und habe dann mitgekriegt, dass die wohl ziemlich in der Gegend rumvögelt. Das hat mir dann so richtig den Rest gegeben, mich fertig gemacht. Auch noch, nachdem mir wieder klar wurde, dass ich sie echt nicht wieder zurück will. Rational ist das nicht nachvollziehbar, muss irgend so ein archaisches Männerding sein, kann ja gar nicht angehen, dass eine nach mir überhaupt noch Lust auf andere Kerle haben kann und nicht gleich ihre Möse für immer und ewig zutackert und für den Rest ihres kümmerlichen Daseins bitterlich bereut, mich verschmäht zu haben. Oder so ähnlich.
Jedenfalls habe ich mich aus dem Loch dann auch wieder rausgezogen, bin also quasi „wieder da“. Allerdings kann von der angenehmen Aufbruchstimmung, die ich nach der Trennung hatte, leider überhaupt keine Rede sein – das Leben ist wieder ziemlich eingefahren, ist im großen und ganzen nicht unangenehm, allerdings doch recht perspektivlos.
Die Midlifecrisis ist zwar ich sag mal überwunden, aber die realen Probleme des Älterwerdens sind ja immer noch da. Mit 49 schmeißt du nicht mal eben den Job und wirst Yogalehrer, Höhlentaucher, Karussellbremser oder Umweltaktivist, vor allem, wenn du ein Kind zu versorgen/allimentieren hast.
Und ob sich da nochmal eine Frau so richtig ernsthaft in mein Leben drängt, wage ich auch langsam zu bezweifeln. Es ist jetzt nicht so, dass ich übergroße Probleme hätte, Frauen kennenzulernen, aber ein Unterwäschemodel bin ich auch nicht gerade, muss mich also schon reichlich krummlegen, um mal eine abzuschleppen. Apropos Abschleppen, so wirklich interessieren mich die Frauen auch nicht mehr, wenn ich denn mal eine kennenlerne, will ich die eigentlich nur flachlegen. Die Lebensgeschichten, das ganze Gelaber, das Ausgegehe, immer das selbe, hab ich keinen Bock mehr drauf, zumindest momentan. (Hört sich evtl. so an, als würde ich das andauernd erleben, aber nein, alle paar Monate vielleicht mal.) Und dann der Aufwand den man betreiben muss, Aktivitäten hier, Veranstaltungen da, nächtelang durch die Bars, smalltalk-Gelaber, zuviel Alkohol usw.
Im Bekanntenkreis habe ich auch nichts an Weiblichkeiten rumlaufen, welche mich weiter interessierten.
Jetzt, wo ich das so aufschreibe, wird mir nebenbei klar, dass ich momentan keine Lust auf eine Beziehung habe, ich will wohl bloß halbwegs regelmäßig vögeln.
Ein paradiesischer Zustand wenn man 30 ist, aber mit 49? Ich will ja als Rentner meine Altersarmut ja auch nicht alleine aushalten müssen.
Aber grundsätzlich ist mein Problem wohl, zwar ausreichend Freiheiten zu haben, damit aber nicht richtig was anzufangen zu wissen.
Aaaaber, nachdem was ich hier so quergelesen habe, seid ihr ja ein lustiger Haufen desillusionierter alter Männer mit reichlich Erfahrung und durchwachsenen Sichtweisen. Vielleicht krieg ich hier ja Anregungen, mit der Gesamtsituation anders umzugehen