Sie hat mir letztens erzählt, das sie mich betrogen hat. Vor zwei Jahren. Im Urlaub, mit einem den sie nicht kennt und unter, laut ihren angaben, starken alkoholeinfluss.
Das klingt, als wäre das nicht das erste Mal, daß du ihren Aussagen nicht traust. Wie auch hier:
das sie mich damit 2 jahre lang angelogen hat.
"Lügen" bedeutet, du hattest einen Verdacht oder ein Dritter hat es dir gesteckt. Du hast sie darauf angesprochen, aber sie hat es abgestritten. Ansonsten wäre es "Verschweigen".
Mittlerweile habe ich mir eine Auszeit genommen und versuche mich mit Arbeit und anderen Mitteln davon abzulenken daran zu denken.
Wieviel Zeit (Tage, Wochen, ...) ist seit ihrem Geständnis vergangen?
Wir haben uns jetzt seit 3 Tagen nicht mehr gesehen und ich weiß nicht ob ich mit dem Gedanken im Hinterkopf so weiterleben kann, oder ob ich jetzt den Schlussstrich ziehen sollte.
Nimm dir ein paar Stunden frei vom Alltag. Schalte alle potentiellen Störquellen wie Türklingel und Telefone aus. Kein Radio, kein TV, kein Internet. Falls du nicht allein wohnst, häng ein Schild an die Tür, daß du nicht gestört werden willst - egal, weswegen.
Dann nimmst du dir einen Stapel Schreibpapier und einen Kugelschreiber. Und schreibst auf, was dir derzeit durch den Kopf geht. Schreibe so, als würdest du einem Vertrauten, der aber persönlich gerade nicht abkömmlich ist, genau erklären wollen/sollen, was geschehen ist und was mit dir jetzt los ist. Fange ruhig bei Adam und Eva an, wenn es der Sache dient. Beschreibe neben den Fakten jeweils die Empfindungen, Gefühle, Emotionen, Befürchtungen, Erleichterungen, Empörungen etcpp., die du mit dem Geschehenen und den Aussichten verbindest. Mit allen Einzelheiten, die du hier noch weggelassen hast.
WICHTIG: Finde den jeweils den am besten passenden Begriff. Schreibe nicht einfach irgendwie weiter nach dem Motto '
Ich weiß ja, worum es geht', sondern arbeite daran, welche Formulierung es am besten trifft. Erinnere dich, daß dein virtueller Adressat jemand ist, der dir aufgrund deiner Beschreibung Rat geben können soll. Bist du ungenau oder läßt wichtige oder kleine Details weg, kann sein Rat logischerweise nicht gut passen.
"Erlaubt" ist allenfalls, daß du mit Schreiben versuchst, das richtige Wort zu finden... "Verdammt, jetzt komme ich nicht auf das richtige Wort. Es fühlt sich an wie {...} und erinnert mich an die Situation vor fünf Jahren, als ich {...}".
Tabu ist hingegen Tippen am PC, auf der Schreibmaschine, ins Smartphone etc. Denn das Schriftergebnis ist hier jeweils optimal, ohne daß du irgendetwas dafür tun müßtest.
Tabu ist auch, ins Mikrofon zu sprechen.
Bemühe dich, LESERLICH zu schreiben. Damit dein imaginärer Adressat nicht nachfragen müßte, was ein Wort bedeutet.
Indem du dich bemühst, leserlich und auf den Punkt verständlich zu (be)schreiben, was bei dir los ist, wirst du dir darüber klar, woran du bist, was du willst, wer du bist. Oft führt das auch an Grundsätzliches, was mit der aktuellen Problemstellung nur bedingt zu tun hat. Lasse auch das zu. Es hilft, dir über deine Gesamtsituation klarzuwerden.
Diese Methode hat mehrere Vorteile:
- Du mußt nicht mehr in Gedanken alles festhalten, damit nichts verloren geht. Ist etwas erst aufgeschrieben, kannst du jederzeit nachlesen, was außerdem Sache war. Im Hirn werden dadurch Kapazitäten frei, auch mal anderem neue Sachen zu denken. In Ruhe über die nächsten Schritte nachzudenken.
- Durch Aufschreiben fallen einem Aspekte auf, die man vorher geflissentlich übergangen hat, weil sie nebensächlich, unerheblich erschienen. Sachen, über die man vielleicht kurz stutzt, aber dann weitermacht. Oder nicht einmal das, weil sie knapp unter dem Radar durchfliegen. Diese kleinen Klöpse sind oft mehr als einen näheren Blick wert.
- Der Kugelschreiber hilft, dir im herrschenden Gefühlsschaos deiner Emotionen bewußter zu werden. Der Druck, der in dir steckt, überträgt sich nicht nur automatisch auf das Papier. Du drückst dadurch auch dich aus, du beginnst aufzuleben und dir werden auch andere Sachen, die dich umtreiben, bewußter. Ein Kugelschreiber hält solch druckvolles Schreiben aus. Füllerfeder oder Filzstiftspitze nähmen dagegen leicht Schaden. Du wärest also zurückhaltender beim (dich Aus-) Drücken.
- Kugelschreiber kann man im Gegensatz zu Bleistift nicht wegradieren. Im Interesse der Übersichtlichkeit also ein weiterer Grund, dich um die passenden Begriffe zu bemühen.
Das schlimmste daran ist glaube ich, das ich ihr nicht mehr vertrauen kann und das ich wahrscheinlich jedes mal wenn ich ihr in die Augen sehe daran denken muss.
Das ist nur natürlich. Vertrauen ist – zumal nach so einem Vorfall – auch nicht einfach von Null auf Hundert wieder da, sondern muß neu wachsen. Um Vertrauen aufbauen zu können, gibt man immer etwas Vertrauensvorschuß. Gerade so viel, daß es dich nicht schmerzhaft kostet, sollte das Vertrauen nicht gerechtfertigt werden.
Wird es das aber und du fühlst dich mit diesem Vertrauensumfang/auf dieser Stufe respektiert, kannst du einen Schritt weitergehen. Ja, das ist mühsam, dauert seine Zeit und vielleicht wird es auch nie wieder, wie es mal war. Dann wird es eben anders sein. Für dich erheblich ist, daß du ihr soweit vertrauen kannst, daß eure Beziehung belastbar ist.
Falls Vertrauen = Loyalität für dich bislang statisch sein mußte, hilft dir vielleicht die Idee dynamischen Vertrauens. Daß es Situationen gibt, die weniger Loyalität bedingen. Zum Beispiel die Frage, wie erheblich für dich Treue ist. Wo Untreue anfängt. Schon beim Knutschen oder erst beim Poppen oder erst, wenn es eine Affäre wird? Macht es einen wirklichen Unterschied, wenn sie mal mit anderen rummacht, solange sie in eurer Beziehung 100%ig zu dir steht? Muß Sex exklusiv sein wegen Ansteckungsgefahr, oder ist Safer Sex tolarabel? Wenn Sex mit anderen, dann nur in deinem Beisein/unter deiner Mitwirkung/unter deiner Führung? Finde heraus, auf welcher Grundlage deine moralischen Maßstäbe fußen. Sind es wirklich deine, oder hast du sie unreflektiert von deinen Eltern übernommen? Oder bestehen sie vielleicht nur, weil sie eine unangenehme Selbsterkenntnis überdecken? Wenn dich solche Gedanken empören, dann finde heraus, warum sie dich empören. Ich behaupte: alles, worüber ich mit mir im Reinen bin, kann mich nicht aus der Ruhe bringen, solange es mich nicht unmittelbar bedroht, weil ich unaufgeregt die Grenzen ziehen kann.)
Weitere Methoden, dir über dich und die Situation klarzuwerden:
- Traumdeutung (nicht platt nach dem Motto 'Bein ab = impotent", sondern nach meiner Erfahrung verarbeiten Träume Erlebtes in archaischen Bildern - vgl. Redewendungen wie "von nun an gings bergab", "etwas ist dir auf den Magen geschlagen" etc. – und entscheidend ist, wie der Träumende diese spontan interpretiert). Ich kann dir dazu gerne einen Einstieg mailen, hier würde er den Rahmen sprengen. Oder an anderer Stelle im Forum einen eigenen Thread starten, falls auch die anderen hier daran Interesse haben.
- Betätige dich kreativ – und vergiß dabei, möglichst hochwertige Ergebnisse abzuliefern. Lasse deinen Emotionen freien Lauf: Malen, Zeichnen, Musizieren, freies Tanzen (im Sinne von Zappeln und sich ausdrücken; nicht Standardtanz, der nur vorgegebene Figuren abspult).
Um über den ganzen Driß nicht in einem Grübel-Loch zu versinken:
- Regelmäßige Bewegung: auf niedrigem Niveau reicht aus; nur eben regelmäßig sollte sie erfolgen. Kurzes Auspowern ist gut, um Aggressionen abzubauen. Ausdauersport ist gut, denn ab einer gewissen Dauer setzt der Körper Glückshormone frei; der sogenannte "Flow" setzt ein. Es genügt aber auch gemächliches Traben, wie deine Puste es zuläßt. Sowas jedoch nur, wenn du gesund bist. Klingt banal? Ein Kommilitone hatte seinerzeit einen ziemlichen Durchhänger und ging gerne länger Joggen, um mit den ausgeschütteten Hormonen seine Laune heben. Einmal ist er trotz leichtem Fieber gejoggt. Als er wieder zuhause war, hatte er einen Herzinfarkt, dem er erlag. Mit gerade mal 23! Also wenn du geschwächt bist, tuts auch eine halbe Stunde Spazierengehen an der frischen Luft. Bei schlechtem Wetter nimm halt einen Schirm mit ;-)
- Wechselduschen nach dem Aufstehen. Dauer und Frequenz sind ganz dir überlassen. Ein Durchgang: erst Arme, dann Beine, dann Bauch und Schultern, schließlich der Kopf. Stelle es jeweils so kühl oder warm ein, wie gerade noch erträglich. Mit lauwarm und laukalt beginnen ist völlig okay. Mit der Zeit wirst du die Extrema selber ausdehnen wollen. Und dann habe ich mal gelesen, man solle mit der Handbrause vom Körper weg zum Ende der Gliedmaßen duschen. Ich bevorzuge dagegen den umgekehrten Weg, und schließlich soll es ja mir was bringen. Meist mache ich drei- oder viermal warm/heiß und kühl/kalt, danach bin ich bedient ;-)
Die Stimmung heben mit
- Wärme: heißes Bad. Kuscheldecke. Heißer Tee. Frische Zitrone. Überhaupt frisches Obst und Gemüse. Wenig Dosenfraß, auch wenn er bequem ist.
- orangem Licht: besorge dir eine billige orangefarbene Glühbirne aus dem Baumarkt. Setz dich jeden Tag 5-10 Minuten in deren Lichtschein. Meine gefühlt beste Laune über einen längeren Zeitraum in der Jugend hatte ich, nachdem ich mein Zimmer orange gestrichen hatte.
- Musik: Stelle dir als Nothilfeprogramm eine kleine Playlist zusammen mit Songs, die deine Laune heben. Sofern du klassische Musik bevorzugst, wird Barockmusik empfohlen, z.B. Händel oder Bach. Das Geheimnis liege in der Taktzahl von ca. 80 Schlägen pro Minute, die in etwa dem Herzrhythmus im Ruhezustand entsprächen.
...und vllt. den ein oder anderen kleinen Rat wie man damit am besten klarkommt.
Mir geht's gerade nämlich echt besch***en..
Ich hoffe, ich konnte ein bißchen Werkzeug an die Hand geben.
Tante Edit(h) monierte Unübersichtlichkeit und vereinzelte Mißverständlichkeiten und vergessene Inhalte, insbesondere zur Stimmungshebung.