Gesundheit sagen ist out
Den verlinkten Artikel kann ich bis auf die Zahnstocheraspekte nicht nachvollziehen. In jüngeren Jahren habe ich die Kniggeregeln abgelehnt, weil sie mir viel zu steif und kalt erschienen. Inzwischen erkenne ich sie als weise Empfehlungen, einen bislang Fremden sowohl durch unsensibles Verhalten nicht in Verlegenheit zu bringen oder gar zu verletzen als auch, durch etwas aufwendigeres sich Kümmern sein Wohlergehen zu gewährleisten. (vgl. höflich = höfisch/hof-like = wie man sich am Hofe verhält, wo Politik gemacht wurde und deshalb Diplomatie gefragt war).
Wie kann in dem Kontext jemand Schlußmachen per SMS gutheißen? Feiger geht's doch kaum. Noch mieser wäre nur noch, sich einfach nicht mehr zu melden.
Nicht minder unmöglich das Statement, ein verbindlicher Gruß mit Nachfrage nach dem Wohlergehen sei lediglich Floskel. Wenn ich jemandem zur Begrüßung die Hand gebe, dann, weil ich die Begegnung und nähere Kontaktaufnahme mit ihm schätze. (Ursprung ist, daß man dem Gegenüber die leere Schwerthand reicht und damit seine friedliche Absicht bezeugt.)
Frage ich, wie es dem Begrüßten geht, dann weil mir an seinem inneren Wohlergehen liegt und ich bei Bedarf dazu beitragen würde, und sei es nur, daß ich ihm ein Ohr leihe. Ist mir das eine Last, dann biete ich das erst gar nicht an.
Wenn jemand nur oberflächlichen Kontakt möchte und neutral bleibt, ist das ebenso respektvoll. Hier stattdessen Heuchelei anzuraten scheint mir weniger, sich um den Adressaten zu bemühen als vielmehr, dem Absender auf billige Weise solche Mühe zu ersparen. Das glatte Gegenteil des kniggeschen Ansinnens, und für mich auf Stufe einer zum Händedruck gereichten schlaffen Hand ("kalter Fisch"), oder bei Umarmung auf Körperdistanz zu bleiben, als wolle man nur Staub vom Rücken abklopfen.