Tja, manche Methoden der Erziehung haben sich Gott sei Dank überlebt.
Manieren sind nie überholt. Dazu gehört, die Fähigkeit, seinen Appetit einzuschätzen und sich nicht einfach den Teller vollzuknallen, weil man's ja wegschmeißen kann. Ich find's auch immer noch angenehm, wenn man nicht einfach von Tisch aufsteht, wegrennt, wiederkommt, weiter isst, wieder weggeht, laut dazwischen quakt...
Da rollt eine Welle an verwöhnten Egomanen auf uns zu.
Meine Klavierlehrerin hat gerade mit so einer Tusse zu tun. Die tritt als neue Hauptmieterin von dem Laden ein, in dem meine KL ein Hinterzimmer als Untermieterin nutzt. Und jetzt besteht das Miststück darauf, daß meine KL auch den Raum räumt, weil sie dann zur Toilette durch den Raum gehen kann, statt über den Hof! Das besonders Perfide daran: Den Kontakt zum Besitzer der Immobilie hat meine KL erst hergestellt! Interessiert das Miststück nicht. Sie steht ja im Mittelpunkt ihres Universums.
Das Miststück will mit ihrem Laden für skandinavische Vintage-Möbel da einziehen. Papa hat Kohle und finanziert ihr die Chose. Der ist wahrscheinlich froh, wenn das Miststück sich in Berlin vergnügt und ihm nicht auf den Sack geht. Diese Ich-Ich-Ich-Menschen von Beruf Erbe gehen mir hier zunehmend auf den Sack. Können die nicht alle in Wuppertal oder Wiesbaden oder Hamburg bleiben?
Das bißchen Mindestanstand, daß man nicht denjenigen ausbootet, der einem helfen wollte, hat die nicht. Meine KL ist da auch zu naiv gewesen. Das nächste Mal ist sie vorsichtiger, wenn jemand nett tut. Die Ellenbogen sind ganz schnell ausgefahren. Aber die Tusse nimmt das wahrscheinlich gar nicht so wahr. Die merkt das vermutlich gar nicht und hält es für ganz normal, daß die Welt sich um sie dreht.
Es gibt noch ein bißchen Hoffnung, daß sie der Besitzerin rechtzeitig so auf die Nerven geht, daß die sich lieber noch mal jemand anderes sucht. Letzter Wunsch: es soll doch bitte Parkett gelegt werden in den 170qm.