Bürger kritisieren Pläne für Containersiedlung bei der Sietas-Werft – die Unterkunft ist ihnen zu weit weg.
Neuenfelde. Damit hatten wohl weder Christiane Kreipe noch Jonte Plambeck gerechnet: Die Vertreterin der Behörde für Soziales, Arbeit, Familie und Integration (BASFI) und der Vertreter des Landesbetriebs Fördern und Wohnen waren nach Neuenfelde gekommen, um darüber zu informieren, dass im Dorf demnächst bis zu 462 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Üblicherweise stoßen sie bei solchen Informationsveranstaltungen schnell auf Ablehnung in mindestens Teilen des Publikums, müssen beschwichtigen, beruhigen und dennoch beharren. In Neuenfelde war das anders. Zwar gab es Kritik an den Plänen der BASFI, aber nicht etwa, weil die Neuenfelder keine Flüchtlinge in der Nachbarschaft wollen, sondern im Gegenteil daran interessiert sind, die Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren. Dafür, so der Tenor der Bürgerstimmen, sei die geplante Unterkunft zu abgelegen und zu schlecht angebunden.
Die BASFI hat von der Pella-Sietas-Werft einen schmalen Teil des Parkplatzes gepachtet. Dort sollen zwölf Modulbauten – Häuser aus Büro- und Wohncontainern – entstehen: Eines für Verwaltung und Gemeinschaftsräume, und elf Wohnhäuser. Die Wohnhäuser sind mit je zwei Stockwerken zu sieben Wohnräumen geplant. In den zwölf Quadratmeter großen Wohnräumen werden immer zwei bis drei Menschen wohnen. Eine Zusammenfassung mehrerer Module zu in sich geschlossenen Einheiten, zum Beispiel für Familien, ist nicht möglich. "Der schmale Schnitt des Grundstücks lässt es leider nur zu, die Container so anzuordnen, dass man von einem Modul zum anderen nur über den Flur gelangen kann", bedauerte Christiane Kreipe.
Schon hieran gab es Kritik aus den Zuhörer-Reihen in der bis auf die letzte Bank gefüllten St.-Pankratius-Kirche. "Unzumutbar", und "Käfighaltung", waren Worte, die fielen. Noch mehr Kritik gab es allerdings an der Lage und der Anbindung der geplanten Unterkunft: Ohnehin am Rand des Ortes gelegen, soll die Einrichtung auch noch lediglich über den Neuenfelder Hauptdeich zu erreichen sein. Die Bewohner müssten dann, um ins Ortszentrum Neuenfeldes zu gelangen, den ganzen Neuen Fährweg zurückgehen. Bis zum nächsten Supermarkt sind es so mehr als zweieinhalb Kilometer. "Am Neuenfelder Hauptdeich haben die Leute den 150er Bus dann aber direkt vor der Tür. Dann fahren die nach Finkenwerder", befürchtete ein Zuhörer. "Das wollen wir ja nicht. Wir wollen die Menschen ja gerne in Neuenfelde integrieren."
Nicht nur für die Flüchtlinge sei der Umweg über die ganze Länge des Fährwegs zu lang, sondern auch für Rettungskräfte. merkte Hermann Jonas an. Der Neuenfelder war bis zu seinem altersbedingten Wechsel in die Ehrenabteilung vor fünf Jahren der Bereichsleiter Freiwilliger Feuerwehren in Hamburgs Brandwesen. "Hier muss nachgebessert werden", sagte der Experte. "Es muss eine Anbindung für Fußgänger und Rettungskräfte an den Neuenfelder Fährdeich geben."
Jonte Plambeck und Christiane Kreipe versprachen, diese Anregung mitzunehmen, sagten aber, dass der Mietvertrag mit der Werft bislang so einen Weg nicht ermöglichen würde.
Warum die Unterkunft überhaupt so weit weg sein sollte, fragten verschiedene Neuenfelder und schlugen gleich zwei Alternativen vor: Die Grundstücke an der Hasselwerder Straße, die der Stadt bereits gehören und auf denen Häuser leerstehen und ein geplantes, aber bislang nicht ausgewiesenes Baugebiet nahe am Nincoper Deich. "Das wäre viel zentraler, und dort könnte man die Leute wirklich ins Dorf einbinden", sagte eine Zuhörerin und zeigte auf, wie auch die Neuenfelder davon profitieren könnten. "Vielleicht wären diese 400 Menschen dann auch mal ein Argument für die Buslinie nach Neu Wulmstorf, die immer abgelehnt wird."