Autor Thema: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?  (Gelesen 13492 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Diiiiinka

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 19
  • Geschlecht: Weiblich
Hallo miteinander!

Mir ist natürlich klar, dass meine Frage keine pauschale Antwort kriegt, dennoch würden mich eure Meinungen zu dem Thema interessieren.

Zuerst mal zu mir:
Vor ca. einem Jahr hab ich mich wegen langjährigen Depressionen endlich in Therapie begeben, wo sich herausstellte, dass ich eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hab. Wichtig hier: die schlimmsten Symptome habe ich nicht. Also keine Selbstverletzungen, keine Selbstmordandrohungen (weder um zu manipulieren, noch um Mitleid zu kriegen) und keine Dissoziationen. Meine größten Probleme sind die zwischenmenschlichen Beziehungen jeder Art, besonders aber die Liebesbeziehungen.

Meinem letzten Partner hab ich's nach 3 Wochen Beziehung erzählt, weil ich es für fair gehalten habe, dass er Bescheid weiß und weil ich ihm sagen wollte, wir man mit mir in Konfliktsituationen am besten "umgehen kann". Er hat sich damals gewundert und ein wenig geärgert, dass ich es ihm früher nicht gesagt hab, weil er erwartet hat, dass wir ein gutes Vertrauensverhältnis haben. Im Allgemeinen hat er ganz gut reagiert und war sehr verständnisvoll. In der Praxis hat er dann bei Streit immer gesagt, dass ich mich nicht mit der Krankheit rechtfertigen kann, es liegt ja schließlich bei mir dagegen was zu tun und mich anders zu verhalten...dabei hat er die "Tipps", die ich ihm präventiv nahegelegt habe nicht mal versucht anzuwenden.

Meine Frage ist: Wann wäre der bessere Zeitpunkt darüber zu sprechen? Und mit welcher Begründung?

Ganz am Anfang möchte ich es ungern erwähnen, weil wahrscheinlich die meisten Männer sich gegen eine Beziehung mit mir entscheiden würden. (Was ich ihnen nicht mal wirklich übel nehmen kann, v.a. bei den ganzen Klischees über Borderline)
Ob ich es wieder so machen will, wie in meiner letzten Beziehung, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass er jede "frauentypische Verrücktheit" bei mir als krankhaft interpretiert hat und im Endeffekt seine Vergehen auf mich abgewälzt hat, weil ich angeblich übertrieben reagiere.
Es lieber gar nicht erwähnen, bis es krankheitsbedingt wirklich notwendig ist oder hoffen, dass es einfach nie rauskommt, will ich i.wie auch nicht. Der Partner hat ja das Recht zu erfahren mit wem er eine Beziehung eingeht und ich sitze ja auch nicht tatenlos rum...jede Beziehung bedarf Arbeit.

Das waren meine Überlegungen zu dem Thema, die Frage steht schon oben. Ich hoffe ihr könnt mit dem Thema zumindest theoretisch was anfangen.


Yossarian

  • Gast
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #1 am: 26. Januar 2015, 08:35:38 »
Was ist denn bitte eine "frauentypische Verrücktheit" und was unterscheidet die von Borderlinesymptomen?

Offline Diiiiinka

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 19
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #2 am: 26. Januar 2015, 08:45:48 »
Ich meinte damit zickiges Verhalten/ Äußerungen (typisches Bsp. wäre jetzt die Klodeckel-Diskussion oder so).
Der Unterschied zu Borderline ist, dass es extremer ist und für die tatsächliche Situation meist übertrieben und ich meine Reaktion als absolut gerecht empfinde, aber schon kurze Zeit später verstehe, dass es nicht richtig war und daraus wirklich systematisch lerne und mich bei der nächsten ähnlichen Situation anders verhalte.
Also das eine ist eher ein Charakterzug (der meiner Meinung nach eher frauentypisch ist) und das andere ist ein Symptom.
« Letzte Änderung: 26. Januar 2015, 08:49:00 von Diiiiinka »

Yossarian

  • Gast
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #3 am: 26. Januar 2015, 08:58:13 »
Also ich sehe da lediglich graduelle Unterschiede.  :evil

Das war aber nicht Deine Frage.

Ich würde so früh wie möglich mit der Sprache herausrücken.

Natürlich nicht beim ersten Date, aber schon so früh wie möglich.

Offline Diiiiinka

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 19
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #4 am: 26. Januar 2015, 09:01:48 »
Ich muss auch ehrlich zugeben, dass es mir auch schwer fällt hier eine Linie zu ziehen :D

Was genau heißt in deinen Augen so früh wie möglich? So dass er noch abhauen kann, bevor es auf eine Beziehung hinausläuft oder schon in einer Beziehung?

Yossarian

  • Gast
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #5 am: 26. Januar 2015, 09:02:18 »
Meinem letzten Partner hab ich's nach 3 Wochen Beziehung erzählt, weil ich es für fair gehalten habe, dass er Bescheid weiß und weil ich ihm sagen wollte, wir man mit mir in Konfliktsituationen am besten "umgehen kann".

Klingt doch sehr vernünftig.

Woran ist die Beziehung gescheitert?

Yossarian

  • Gast
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #6 am: 26. Januar 2015, 09:05:24 »
Was genau heißt in deinen Augen so früh wie möglich? So dass er noch abhauen kann, bevor es auf eine Beziehung hinausläuft oder schon in einer Beziehung?

Wenn Du merkst, daß es eine Beziehung ist oder wird. Das wäre zumindest mein Vorschlag.

Oder wenn Du merkst, daß gerade mal wieder ein "Schub" bevorsteht, sofern Du das vorher merken kannst. Vielleicht gibt es typische Situationen, in denen  oder auf die Du "borderlinemäßig" reagierst. Wenn Du vor so einer Situation stehst, bereite ihn auf das vor, was passiert. Redet hinterher drüber, was da gerade passiert ist und warum das so ist.

Nur so ne Idee.

Offline Gianluca

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 2.502
  • Geschlecht: Männlich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #7 am: 26. Januar 2015, 09:09:33 »
Ich sehe die drei Wochen auch als okay an. Ob man(n) da ueberhaupt schon von einer "Beziehung" sprechen kann/sollte, steht auf einem anderen Blatt. Fuer mich waere das noch die Kennenlernphase.

Aber einen Tipp zu
Ich meinte damit zickiges Verhalten/ Äußerungen
und
daraus wirklich systematisch lerne und mich bei der nächsten ähnlichen Situation anders verhalte.
haette ich gern  ;)
Ich hatte mal einen Sixpack - steht mir nicht!

Offline Diiiiinka

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 19
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #8 am: 26. Januar 2015, 09:14:19 »

Woran ist die Beziehung gescheitert?

Sein offizieller Grund war, dass wir auf einmal doch zu verschieden sind und die Beziehung, so wie ich sie mir vorstelle, nicht zu machen ist, da wir uns nur am WE sehen können. Ich glaube, dass er in mir am Anfang eine positive und lebensfrohe Person gesehen hat und als sich rausstellte, dass es nicht immer so ist - Oh Wunder - und dann auch noch eine tatsächlich behandlungsbedürftige Krankheit existiert, hat er sich aus dem Staub gemacht. Sagen wir mal, er war nicht der Richtige ;)

Offline Diiiiinka

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 19
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #9 am: 26. Januar 2015, 09:15:39 »
@ Gianluca: was genau meinst du mit einem Tipp dazu?

Yossarian

  • Gast
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #10 am: 26. Januar 2015, 09:51:11 »
Ich glaube, dass er in mir am Anfang eine positive und lebensfrohe Person gesehen hat und als sich rausstellte, dass es nicht immer so ist - Oh Wunder - und dann auch noch eine tatsächlich behandlungsbedürftige Krankheit existiert, hat er sich aus dem Staub gemacht.

Wenn sich der Hormonnebel verzogen hat, fängt man an, nachzudenken, was man sich da ans Bein gebunden hat.  ;)

Offline Diiiiinka

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 19
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #11 am: 26. Januar 2015, 09:56:44 »
Wenn sich der Hormonnebel verzogen hat, fängt man an, nachzudenken, was man sich da ans Bein gebunden hat.  ;)

Es ist ja auch nichts dagegen einzuwenden, ich hätte es damals bloß lieber genau in der Form gehört und auf seine offensichtlich feige Ausreden verzichten können.

Conte Palmieri

  • Gast
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #12 am: 26. Januar 2015, 10:01:38 »
Wenn sich der Hormonnebel verzogen hat, fängt man an, nachzudenken, was man sich da ans Bein gebunden hat.  ;)
Wenn sich der "Hormonnebel" schon nach 3 Wochen wieder verzieht, war's ohnehin keine Beziehung.

@Diiinka: Worüber reden wir hier? Ist Deine Frage "theoretisch", oder hast Du da schon einen Kanditaten sitzen, der auf Erklärungen wartet?
Und: Hast Du regelmäßig Therapie? Vielleicht wäre es besser, eine aktuelle Entwicklung durch die Therapeutin begleiten zu lassen, statt durch das Männerpforum.

Offline Diiiiinka

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 19
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #13 am: 26. Januar 2015, 10:10:15 »

@Diiinka: Worüber reden wir hier? Ist Deine Frage "theoretisch", oder hast Du da schon einen Kanditaten sitzen, der auf Erklärungen wartet?
Und: Hast Du regelmäßig Therapie? Vielleicht wäre es besser, eine aktuelle Entwicklung durch die Therapeutin begleiten zu lassen, statt durch das Männerpforum.

Meine Frage ist theoretisch (dass mein Therapeut männlich ist, sage ich jetzt wegen deiner Annahme, dass es eine Frau ist ;) )
Ja, ich hab eine regelmäßige Therapie, aber ich wüsste nicht warum ich mich nicht zusätzlich anderweitig informieren sollte.

Offline Mattieu

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 5.118
  • Geschlecht: Männlich
Re: Wann den Freund über die Borderline Erkrankung informieren?
« Antwort #14 am: 26. Januar 2015, 10:15:48 »
Ich denke auch, dass frühzeitiges Erzählen sinnvoll ist, nicht nur wegen der Fairness gegenüber dem Partner - ein gern strapazierter Begriff, wie fair ist der denn mir  gegenüber, weiß doch keiner -,  sondern allein schon um der eigenen Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit willen. Das färbt auch in anderen Belangen darauf ab, wie ich die Beziehung führe.

Ich würde allerdings bestimmt nicht mit der Tür ins Haus fallen. Damit gibst Du der Erkrankung zuviel Gewicht. Es gibt sicher noch eine ganze Menge mehr, was Dich ausmacht und was Dein Partner an Dir entdecken kann. Das muss er halt erleben. Beziehung ist nicht Prosa, das kriegt man nicht erzählt.

Ich finde 3 Wochen allerdings noch keine Beziehung, da "kenn ich grad mal eine".
Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt.