Ist eine durchaus verbreitete Auffassung, die in der modernen Literatur ihre Entsprechung findet. Dürfte dann allerdings für jede Form übersteigerter Religösität gelten.
Ich glaube, da gibt's noch Unterschiede. Islamisten sind ja nicht spirituell, sondern politisch. Ich bezweifle, daß jeder fromme Jesuitenpater oder Rabbi einen Minderwertigkeitskomplex hat. Die "Narrative" sind auch andere. Christen reden sich nicht ständig ein, erniedrigt und zurückgesetzt zu werden. Juden ist das tatsächlich seit Jahrhunderten passiert und trotzdem gibt's da nicht den Effekt, daß die sich sofort schief angeguckt fühlen.
Da fehlt die Komponente "Machogesellschaft". Nimm einen Macho, der nichts gebacken kriegt und biete ihm die Religion an, um sich überlegen zu fühlen. Dann hast du einen Islamisten.
Vielleicht hat auch die Ablehnung des Judentums in der islamischen Welt was damit zu tun. Juden waren auch immer ausgegrenzt und benachteiligt. Trotzdem sind sie auch gegen die Mehrheitsgesellschaft immer wieder sehr erfolgreich geworden. Sie wurden führende Industrielle und Wissenschaftler (15% aller Nobelpreise). Wenn man sich damit vergleicht und nicht gut wegkommt und dann die Gründe nicht bei sich suchen will, ist die einfache Antwort Ablehnung.
Am Ende läuft's darauf hinaus, warum Christentum und Judentum sich mit einer Wissens- und Technologiegesellschaft arrangieren können oder sogar dazu beitragen und warum der heute vorherrschende konservative Islam das nicht tut. Das ist aber eine Diskussion, die die islamische Welt selber führen muß.