Autor Thema: G8 und Auszeit  (Gelesen 20974 mal)

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Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #30 am: 16. Oktober 2014, 18:16:04 »
Wie habt ihr das im Vergleich zu uns empfunden?

Es ging relativ geordnet zu und die Tabus waren streng gesetzt und wurden geahndet. Keine Zigaretten, keine Spielkarten. Waffen (Messer) jeglicher Art wurden sofort eingesammelt und die Eltern kontaktiert. Bei Sachbeschädigungen Meldung an die Polizei. Bei Nazi-Symbolen wurde richtig Aufstand gemacht.

Die Leute waren aber vielleicht auch nicht so "assi" wie heute. Es gab auch mal gewalttätige Schüler, aber es hat eine gewisse Grenze nicht überschritten.

Die Lehrer und die Schule hatten Autorität gegenüber den Eltern. Da gab es auch mal Hausbesuche und zwangsweise Schulwechsel. Es hat den Leuten auch noch wirklich was ausgemacht. Das machte nur vor MfS-Mitarbeitern halt. Die durften sich mehr rausnehmen. Ich erinnere mich an die Mitschülerin, Tochter eines Stasi-Mitarbeiters, die Porno-Hefte in die Schule mitbrachte, die ihr Papa aus Westpaketen geklaut hat. Das wurde unter den Teppich gekehrt. Bei jedem anderen wäre da richtig was los gewesen.

Im Vergleich zu meinen West-Cousins ist mir aufgefallen, daß die komische Fächer hatten, wie das sprichwörtliche Religion und Handarbeit. Daß sie wichtige Fächer abwählen durften und alles irgendwie viel mehr nach den Launen der Schüler ging.

Wir wurden ab der 7.Klasse in Betriebe geschickt, um 2x im Monat dort zu arbeiten. Das hatte mehrere Effekte: wenn es eine Mist-Arbeit war, hat man recht schnell kapiert, daß man das nicht ein Leben lang machen will und sich anstrengen muß. Es konnte aber auch vorkommen, daß manch einer da seine Talente entdeckt hat.

Wir waren beim Tiefbau Berlin, haben Presslufthämmer repariert (cool), haben Vorbeete in Neubaugebieten planiert (Mist), haben Elektroverteilerkästen zusammengeschraubt (ok), haben mit riesigen Maschinen Bohrungen in irgendwelche Alu-Teile gemacht (cool), Siebdruck (Riesensauerei). Im Nachhinein war das ganz wichtig. Und die Lehrmeister da sind auch noch mit dem schlimmsten Rüpel klargekommen. Das war abwechselnd mit Theorie. Da hat man gelernt, wie geregelte Schaltungen funktionieren, wie ein Drehstrommotor geht und auch technisches Zeichnen. Welcher West-Abiturient kann eine technische Zeichnung von einem Querschnitt durch irgendein Maschinenteil machen?

Ich weiß immern noch, daß man Schraubengewinde proportional zum Durchmesser zeichnet, aber nur bis maximal 2mm Breite. Und ich kann jetzt die Bauzeichnungen zu meiner Wohnung lesen und darinselber rummalen. Von wegen Bulimie.
« Letzte Änderung: 16. Oktober 2014, 18:21:05 von Araxes »

marple

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #31 am: 16. Oktober 2014, 18:21:36 »
Und das ging?

Klar. Ich werd ja nicht der einzig lebende Beweis dafür sein. Mein Glück ist wahrscheinlich, dass ich auch vorher schon nicht besonders viel büffeln musste für gute Zensuren. Das könnte eventuell an meinen Hochstaplerqualitäten liegen.

Ironischerweise war man 1990 im Westen der Meinung, daß die Ost-Abiturienten alle zu gute Noten bekommen haben und hat bei der Studienplatzvergabe einen Verschlechterungsfaktor angesetzt. Daß die alleine schon wegen der strengeren Selektion im Schnitt wirklich besser waren, ist denen nicht aufgegangen.

Den hatte ich nicht. Ich hab mich gleich im Oktober 89 an der FU beworben. Und meine Zensur wurde so übernommen, wie sie auf dem Papier stand. Ich musste mir nur einen Beglaubigungsstempel im Rathaus Schöneberg abholen.

Im Gegenteil. Hätte ich gewusst, dass jedes Wartesemester 0,2 Punkte Verbesserung gebracht hat und ich damit rein rechnerisch unter 1,0 lag, wäre mein Studienfach ein anderes gewesen.

Aber irgendwo müssen ja die Gründe für die bessere Schulbildungsqualität der DRR liegen.

Keine Ahnung - ich weiss nicht mal, ob das vom Lernstoff her so stimmt. Oder ob einfach nur andere Noten für die gleiche Leistung gegeben wurden.

Vielleicht musste man sich bei euch für eine eins nicht so anstrengen? Und dadurch ist mehr Massenware durchs Abi gekommen?

Hier gab es ja für das Privileg, in die EOS zu kommen schon ziemlich harte Auswahlkriterien - da maximal 2 aus einer Klasse (ca. 25-30 Leute) ins Abi deligiert wurden, musste man entweder schwergewichtige Verwandtschaft haben oder eben wirklich richtig gut sein. Verwandtenkinder durften aber auch nicht auffallend doof oder schlechter als der Durchschnitt sein.

Wie habt ihr das im Vergleich zu uns empfunden?

Ich hab ja den Vergleich nicht. Ich war nur im Osten in der Schule.

Im Westen hab ich studiert. Da ging mir das ewige Gelaber auf den Senkel. Jeder durfte dazwischenreden und seinen Stuß ewig ungestört zum Ausdruck bringen. Der Nettogehalt an Wissen, was auf diese Weise in einer Stunde vermittelt werden konnte, war einfach lausig.

Und das musste man dann hinterher selbst nachholen. Aber auch die, die das nicht gemacht haben, sind nicht geflogen. Es sei denn, sie sind selber gegangen oder haben Prüfungen richtig versemmelt. Studium war im Vergleich zur Schule Streichelzoo.

Offline nigel48

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #32 am: 16. Oktober 2014, 18:34:50 »
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #33 am: 16. Oktober 2014, 18:55:46 »
Hier gab es ja für das Privileg, in die EOS zu kommen schon ziemlich harte Auswahlkriterien - da maximal 2 aus einer Klasse (ca. 25-30 Leute) ins Abi deligiert wurden, musste man entweder schwergewichtige Verwandtschaft haben oder eben wirklich richtig gut sein.

ich würde mal auf 2-4 korrigieren. Bei mir waren es glaube ich 4.

Zitat
Verwandtenkinder durften aber auch nicht auffallend doof oder schlechter als der Durchschnitt sein.

Offiziersanwärter durften sogar ziemlich doof sein und damit die Schlaueren ausstechen. und von zwei gleichschlauen Kindern wurde
1. das Partekind
2. das Arbeiterkind
3. das "normale" Kind
4. das Kind, mit "Intelligenz-Eltern"
5. das Kind mit kirchlichem Elternhaus

...genommen.

Das war im Grunde die große Ungerechtigkeit, die auch so viele in den Westen getrieben hat.

Aber davon abgesehen mußte man schon zu den Klassenbesten gehören, um überhaupt zugelassen zu werden. Und das wurde nicht in der 5. Klasse entschieden, wo es noch gar keine richtig fordernden Fächer gibt, sondern nach der Neunten. Späte Selektion also und langes gemeinsames Lernen. Das sind ja jetzt auch modische Schlagwörter geworden. Man darf nur nicht "DDR" sagen, weil sonst => Zwang, Stasi usw. eingeworfen wird.

Zitat
Im Westen hab ich studiert. Da ging mir das ewige Gelaber auf den Senkel. Jeder durfte dazwischenreden und seinen Stuß ewig ungestört zum Ausdruck bringen. Der Nettogehalt an Wissen, was auf diese Weise in einer Stunde vermittelt werden konnte, war einfach lausig.

Da habe ich auch den familiären Vergleich. Ich an der TU-Berlin, meine Schwester an der Burg Giebichenstein in Halle. Das war bei ihr viel verschulter und schon die Eignungsprüfung war sehr streng. Die HU-Berlin ist heute noch einen Zacken schärfer als die TU.

Das Studium meiner Schwester glich viel mehr dem, was ich von meiner Frau aus Brasilien kenne mit Jahrgängen, die im Grunde das Studium von vorne bis Ende gemeinsam machen und einem straffen Curriculum und Kontakt zu den Professoren.

Zitat
Und das musste man dann hinterher selbst nachholen. Aber auch die, die das nicht gemacht haben, sind nicht geflogen. Es sei denn, sie sind selber gegangen oder haben Prüfungen richtig versemmelt. Studium war im Vergleich zur Schule Streichelzoo.

Die fliegen ja schon deshalb nicht, weil sie sich einfach nicht für die Prüfungen anmelden, demzufolge nicht durchfallen könen und auch nicht die zweite Wiederholung versemmeln können, die zum Abbruch führen würde. Stattdessen gibt es "Zwangsberatung", also das übliche "du mußt das doch verstehen....was können wir für dich tun... blablabla"

Das sind natürlich die ganz harten Fälle, die auch gar nicht fertig werden wollen.

Bei den anderen haben die TU-Professoren sich mit extremen Durchfallquoten im Grundstudium geholfen. >50% war keine Seltenheit. Mein Studium war in weiten Teilen autodidaktisch und selbstorganisiert. Man kann das als Freiheit ansehen. Es war aber eher ein Hindernis, denn wer das nicht kann, der schafft es nicht. Mir wären die Strukturen des DDR-Studiums lieber gewesen. Nicht zuletzt deswegen, weil man da auch mal Kommilitonen über einen längeren Zeitraum kennengelernt hätte. An der TU gab es nur Einzelkämpfer. Man sah sich für ein Semester, dann nie wieder ode erst nach 2 Jahren in einer anderen Vorlesung. Man fühlte sich wie ein Nomade und man kannte auch keine Professoren.
« Letzte Änderung: 16. Oktober 2014, 19:06:56 von Araxes »

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #34 am: 16. Oktober 2014, 19:17:43 »
Danke für den Einblick.
Wie empfandet ihr denn eure Lehrer im Gegensatz zu unseren? Besser ausgebildet/interessierter oder war es einfach nur das Mehr an Macht, was sie besaßen, dass es bei euch geordneter zuging?


Tiere sind die besseren Menschen.

Offline nigel48

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #35 am: 16. Oktober 2014, 19:20:47 »
Zitat
Wir wurden ab der 7.Klasse in Betriebe geschickt, um 2x im Monat dort zu arbeiten. Das hatte mehrere Effekte: wenn es eine Mist-Arbeit war, hat man recht schnell kapiert, daß man das nicht ein Leben lang machen will und sich anstrengen muß. Es konnte aber auch vorkommen, daß manch einer da seine Talente entdeckt hat.


genau das macht den unterschied. wenn du 5 löcher in gleichem abstand in eine 92 cm leiste bohren mußt, merkst du wofür man denken und rechnen braucht. und dann lernst du das auch plötzlich ganz schnell.
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marple

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #36 am: 16. Oktober 2014, 19:46:38 »
Wie empfandet ihr denn eure Lehrer im Gegensatz zu unseren? Besser ausgebildet/interessierter oder war es einfach nur das Mehr an Macht, was sie besaßen, dass es bei euch geordneter zuging?

Wie soll ich das beantworten? Ich kenne eure Lehrer nicht.

Wir hatten welche, die haben wir respektiert und dann waren da noch andere, die haben wir nicht respektiert. Kam immer drauf an, was für eine Persönlichkeit es war. Über die, die wir nicht respektiert haben, haben wir uns lustig gemacht - aber nicht während des Unterrichts.

Aber - herrjeh, ich bin vor 44 Jahren ein- und vor 32 Jahren ausgeschult worden. Ich weiss nicht, ob "wir" damals einfach gehorsamer, braver, autoritätshöriger, disziplinierter oder weiss der Geier was waren, als "ihr" vor so vielen Jahren. Im Vergleich zu heute bestimmt.

So weit ich mich erinnere, wurde heimlich mit Banknachbarn gequatscht, ganz leise, damit es keiner merkt. Und es gab Liebesbriefchen, die durchgereicht wurden. Natürlich auch abgeschrieben. Aber Zwischenrufe, Lehrer unterbrechen, randalieren während des Unterrichts - nein. Oder nur in Extremfällen. Wenn es Diskussionen gab. Ich erinnere mich an einmal in der 9. Klasse, da hab ich eine Meuterei angezettelt, weil ein Lehrer ganz offensichtlich einen bestimmten Schüler in unserer Klasse auf dem Kieker hatte. Das hab ich dann ziemlich aggressiv im Unterricht zur Diskussion gestellt und es wurde schnell laut. Aber das war einmal. Und es gab hinterher eine Aussprache bei der Direktorin, die nur mein Vorgehen an sich, nicht aber die Sachlage kritisiert hat. Ich hätte damit zu ihr kommen sollen.

Es war einfach ruhig im Klassenraum. Keine Rebellionen, nichts.

Eigentlich durfte man noch nicht mal mit dem Stuhl kippeln. Geschweige denn rumlaufen.

Ziemlich wichtig für deine "Akte" waren die Kopfnoten: Betragen, Fleiß, Ordnung, Mitarbeit

Wenn es da gravierende Auffälligkeiten oder Veränderungen gab, musste man zur Direktion. Dann gab es ein Gespräch, notfalls Brief an die Eltern, den man unterschrieben wieder vorlegen musste.




Ganz ehrlich - im Studium hätte ich mir öfter so etwas gewünscht, als den ermüdend blabernden, dazwischrufenden, alles aufhaltenden, rumhängenden, schlurfenden, keimigen , antiautoritär erzogenen Haufen an Wichtigtuern, der mindestens 40 Prozent jedes Seminars ausgemacht hat.

Ich hab davon immer richtig schlechte Laune bekommen - ich hatte Mann und Kind zu Hause, wollte was lernen, schnell fertig werden und dann den TOP-Job in der Wirtschaft anfangen. Nicht Jahre dusslig verquatschen.

Aber es ist mir durchaus bewusst, dass für viele gerade darin der Reiz des Studiums besteht. Kannst du dir - glaube ich - in keiner Lehre leisten.

Offline grashopper

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #37 am: 16. Oktober 2014, 19:59:32 »
Wie soll ich das beantworten? Ich kenne eure Lehrer nicht.

Wir hatten welche, die haben wir respektiert und dann waren da noch andere, die haben wir nicht respektiert. Kam immer drauf an, was für eine Persönlichkeit es war. Über die, die wir nicht respektiert haben, haben wir uns lustig gemacht - aber nicht während des Unterrichts.


So war es in unseren Schulen auf dem Land auch. Jedenfalls zu "meiner damaligen" Zeit. Jahre später hieß, dass in den Pausen Polizei auf dem Schulhof Wache machte (Messerstechereien etc.).

Das Studium war vorgegeben strukturiert. Eben auch mit Praktikumszeiten. Man konnte bei Durchfallen einen erneuten Versuch machen. Danach (bei Versagen) war dann aber Ende Gelände. Wir hatten mit nur wenigen Ausnahmen aber gute Dozenten.
"draußen nur Kännchen" - Bodo

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #38 am: 16. Oktober 2014, 20:04:27 »
@ Marple
Reicht ja aus Deiner Sicht, Araxes hat wohl beides erlebt.

Alles, was Du da beschreibst war zu meiner Zeit (Jahrgang 55) ganz genau so an unserer Schule, manche ohrfeigten auch gerne. Ich habe meine Schulzeit nicht in sehr schöner Erinnerung und bin ganz froh, dass es meine da leichter hatten.
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marple

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #39 am: 16. Oktober 2014, 20:08:44 »
Mein Berliner Randbezirk ist tatsächlich fast wie "auf dem Land". Es wird wahrscheinlich auch andere Situationen in den Innenbezirken Ostberlins gegeben haben.

Keine Ahnung. Wenn man heute auf gleichaltrige Ostberliner trifft, erzählt dir ja jeder Fünfte, was er nicht für ein Dissident/Verweigerer/Draufgänger/politisch Verfolgter gewesen wäre.

Wäre das wahr, hätten wir zu der Zeit auch irgendeine nennenswerte Revolte erlebt - gabs aber nicht.

manche ohrfeigten auch gerne.

DAS war absolut verboten. Ich habe den Rauswurf eines Lehrers erlebt. Der hat sich in der Pause tatsächlich so provoziert gefühlt, dass er einem Zehntklässler eine geschmiert hat. Das war strafbar.

Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #40 am: 16. Oktober 2014, 20:23:57 »
Mein Spielkamerad wurde mit mir eingeschult, wir gingen in die gleiche Klasse der Volksschule. Er wurde nahezu täglich geohrfeigt und grausam vorgeführt. Mal war der Lehrerin sein Gesicht zu ungewaschen, weshalb sie ihn erst ohrfeigte und dann am Waschbecken im Klassenzimmer wusch, mal wusste er eine Antwort nicht. Und weil er mein bester Freund war, kamen auch mir die Tränen - das gab dann auch eine Ohrfeige für mich. Auch an der Realschule gab es von zwei Lehrern noch Ohrfeigen, aber seltener und nicht so krankhaft wie in der Volksschule. Bei den Eltern gab es da keinen Rückhalt, überhaupt nie in der gesamten Schulzeit. Schon damals habe ich mir geschworen, dass meinen Kindern sowas nicht passieren soll. Betriebsblind darf man nicht werden, aber man muss auch nicht alles dulden.
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Offline nigel48

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #41 am: 16. Oktober 2014, 20:45:06 »
das schlagen ist nur ein ausdruck von respektlosigkeit.
demütigen, vorführen und gemeine fallengelassene bemerkungen richten den gleichen schaden an.
diese halbe-std.-zahl-muttis, diedenurlaub auf den malediven dazu verdienen zum gattengehalt...selber nicht mehr drauf haben als den stoff der schulstufe, ...
die seit der PH nix mehr dazu gelernt haben und und die stundenvorbereitungen und arbeitsblätter aus den ersten drei arbeitsjahren ablaichen.


wären die gärtner geworden, würden denen alle pflanzen eingehen.
aber so ein paar schüchterne, unsichere H4 -kinder, mit abgetragenen KIK-klamotten die dialekt (und"falsches" deutsch) sprechen. immer salz und zironensaft in die offene wunde der seele.


DIE darf man leider auch nicht hauen...
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Offline Nikibo

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #42 am: 16. Oktober 2014, 20:52:03 »
Nigel, das war jetzt 1962. Mein Spielkamerad kam tatsächlich aus ganz kleinen Verhältnissen, ich aber nicht, das krasse Gegenteil. Die hat auf alle draufgehauen, das war der völlig egal.
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Offline nigel48

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #43 am: 16. Oktober 2014, 21:19:39 »
ja,und hab voriges jahr auf wunsch der mutter ineiner2. klasse hospitiert. 2u-std.
was die blöde kuh allein in der zeit von sich gegeben hat. - ich war mehrmals kurz davor die aus der klasse zu jagen.
der junge meite hinterher, ob ich morgen wieder mitkäme - heute sei sie richtig nett gewesen.

62 waren das invalide, taumatisierte soldaten, die 6-wochen-kurse gemacht hatten. wo sie die frauen an den schulen her hatten,weiß ich leider nicht.
was ist den schlimmer für ein kind? ohrfeige oder : na ja, dich brauch ich gar nicht erst fragen- nimm den finger runter, das weißt du eh nicht- usw. ein dutzend solche dinger in einer std....
und die schulleiterin erklärt hinterher als erstes, dass das eine sehr liebevolle, fürsorgliche kollegin sei...
zu dem nasebohrenden, mit offenem mund und leeren blick sitzenden arztkind ist sie immer nett...
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Offline Araxes

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Re: G8 und Auszeit
« Antwort #44 am: 16. Oktober 2014, 23:27:06 »
Danke für den Einblick.
Wie empfandet ihr denn eure Lehrer im Gegensatz zu unseren? Besser ausgebildet/interessierter oder war es einfach nur das Mehr an Macht, was sie besaßen, dass es bei euch geordneter zuging?

Ich weiß auch nicht genau, warum es anders zuging. Es gab auch einige Lehrer, die den Laden überhaupt nicht im Griff hatten. Es gab auch echt fiese Typen. Andere waren Charismatiker und konnten einen in den Bann ziehen. Der Unterricht lief mal so und mal so, aber wenn einer sich gar nicht benehmen konnte, wurde er aus der Klasse geschickt beim Direktor abgeliefert. Das wurde noch als Strafe empfunden. Der Direktor kannte aber auch seine Problemkinder und hat die über die Jahre beobachtet. Die Lehrer kannten auch die familiären Verhältnisse.

Ich würde es auch nicht Macht nennen, sondern eigenes Fehlverhalten hatte Konsequenzen. Ein notorischer Schulhofschläger hätte keine Empfehlung für's Abitur bekommen. Man wurde auch in die Pflicht genommen, wenn man bei einer Randale irgendwas zerstört hat. Das mußte ersetzt werden. Wenn's teuer war oder anonym, dann wurde die Polizei eingeschaltet.

Eine Wand beschmiert? => Wand streichen.
Einen Schultisch demoliert? => selber reparieren.

Oder als Strafeineinsatz Papier aufsammeln rund um die Schule. Gerne auch mal mehrere zusammen.

Es wurden aber auch Lobe verteilt. Wenn einer immer nur ein schlechter Schüler mit 3en und 4en war und sich in einem Jahr deutlich verbessert hat, wurde der vor der gesamten Schule genauso gelobt wie die Leistungsbesten.

Ich weiß nicht, wie die Pädagogenausbildung war. Definitiv war es so, daß Lehrer nicht sich selber überlassen wurden wie heute. Es wurde ab und zu hospitiert und die Lehrinhalte waren sowieso landesweit vorgeschrieben.