Wer bei Kriegsende zumindest volljährig war, ist heute ü90. Soweit davon überhaut noch Leute leben, sitzen sie ihr Ende erwartend in irgendwelchen Heimen und haushalten mit ihren letzten Ressourcen. Diese Leute bekommt man mit der weltlichen Jusitz nicht mehr zu fassen.
Soll die Justiz deshalb die wenigen, die sie noch zu fassen bekommt, unbehelligt lassen?
So eine mathematische "Moral" steht nicht im Einklang mit den Grundprinzipien useres Rechtsstaats.
Es ist in erster Linie ein praktisches - oder, wenn Du so willst, ein moralisches - Problem, erst dann ein juristisches. Es ist z.B. immer noch nicht befriedigend gelöst beim autonomen Fahren, das uns demnächst ins Haus steht. Wen soll die Software töten: Die Insassen des Autos, oder den Fußgänger / Radfahren / Motorradfahrer, der dem Auto so in die Quere gekommen ist, daß die Software die Kollision nicht vermeiden kann? Algorithmen kennen kein Recht, die Programmierer aber schon (oder sollten es zumindest).
Was ist außerhalb unseres Rechtsstaates? Wenn z.B. im Mittelmeer muslimische Flüchtlinge Christen über Bord werfen, damiot das Boot nicht kentert? Für diese muslimischen Flüchtlinge offenbar kein Problem, oder?
Darum hat das Bundesverfassungsgericht auch das Luftsicherheitsgesetz gekippt, wonach man von Attentätern entführte Flugzeuge zum Wohl einer größeren Mehrheit hätte schlicht abschießen können.
In anderen Rechtskreisen hat man damit weniger Probleme.
Es gibt kein strafrechtliches "Bonusheft", wonach eine Anzahl registrierter Delikte dann die Tötung derselben Person rechtfertigt.
Falscher Ansatz. Die Anzahl und / oder Schwere der Delikte, die einem Menschen angetan wurden, bis dieser sich entschließt, seinen Peiniger kurzerhand aus dem Genpool zu entfernen, hat durchaus Einfluß auf das Strafmaß bei dem zum Täter gewordenen Opfer.
Vor dem Hintergrund, dass in dein allermeisten Gesellschaftsformen der jüngeren Geschichte die Tötung von Menschen verboten war und es heute sowieso ist, sehe ich nicht, wo Gesellschaften heute überhaupt existieren könnten, "die mit die mit dem Töten von Menschen überhaupt keine Probleme haben".
Och, fangen wir da doch mal mit der Todesstrafe an, die in zivilisierten Ländern wie den USA, China und noch ein paar mehr immer noch praktiziert wird. Das Töten eines (feindlichen) Generals außerhalb eines Krieges scheint ja inzwischen auch wieder unproblematisch geworden zu sein.
Ganz davon unabhängig ist natürlich die Frage, wie der Einzelne gegenüber den vorgefunden Systemen sein Leben ausrichtet.
Wie richte ich denn mein Leben in einem System aus, in dem auf Blasphemie oder Beleidigung des großen Puhba die Todesstrafe steht?