wovor hab ich mehr Angst? Vorm alt werden oder vorm alt sein?
Alt werden wollen alle, alt sein keiner.
Eigentlich vor diesen fiesen Krankheiten, die einen erwischen können. Parkinson, Alzheimer, Schlachanfall oder nen fiesen Krebs.
Dem Verfall der eigenen physischen Kräfte zuzusehen, ist halt scheiße. Wenn der Gevatter einen nicht vorher abholt, steht am Ende der Kette völlige Hilflosigkeit und damit Ausgeliefertsein, wie ein Hase auf der Wolfslichtung.
Dem gegenüber steht ein wachsender Reichtum an Erfahrung und in der Regel ein weiterhin funktionierendes Hirn, was durchaus als Quelle von Wonne dienen kann. Allerdings ist auch das an ein Mindestmaß an tauglicher Physis geknüpft. Irgendwie ist Gesundheit doch alles. Es führt alles immer darauf zurück.
Das Vorsorgedingens hab ich schon ausgefüllt, den letzten Willen formuliert, die Vollmachten unterschrieben. Hier auf der Ecke sind einfach zu viele in meinem Alter unter die Erde gekommen, das hat dem Glauben an die eigene Unsterblichkeit einen ziemlichen Schlag versetzt.
Diesen Glauben hatte ich nie.
Aber meine Sachen habe ich auch geregelt, nicht wegen mir oder weil mans macht, sondern wegen einiger geliebter Personen, die ich versorgt wissen will. Ganz nüchtern.
Trotzdem hatte das Ausformulieren des eigenen Testaments etwas eigentümliches. Man befasst sich mit einer Zeit, die einen nichts mehr angeht.
Apropos Vorsorgeuntersuchungen: Sie schützen nicht vor der Krankheit, halten sie stattdessen aber immer im gedanklichen Fokus. Ist das Lebensqualität? Ich halte nichts davon.