Dass der "Junge" so richtig begeistert sein soll, ist ja auch ein wenig viel verlangt. Denk mal an Deine drei letzten Schuljahre, die waren ja vermutlich auch kein Picknick und eventuell ist der junge Mann durch entsprechende Erfahrungsberichte von Dir nicht gerade froh darauf gestimmt.
So richtig vergleichen kann man das nicht. Für mich hätte damals Sinn gemacht, mit der mittleren Reife die Schule abzubrechen, eine Lehre oder sonst was zu machen (so Sachen wie freiwlliges soziales Jahr gab es ja noch nicht bzw. wenn es das gab, dann hatte es sch gut versteckt) um dann entsprechend motiviert wieder in die Schule zu gehen. So war die Oberstufe eine Qual, und das Abiturszeugnis hatte man mir nur in die Hand gedrückt, damit ich endlich wegbleibe. Mein Sohn hatte ja nun drei Jahre "Auszeit" seit der Schule und man sollte meinen, daß die Motivation da sei. Tatsächlich scheint sich ein Verdacht zu bestätigen, er schon seit einiger Zeit in mir keimt: Die Behauptung, er wolle wieder zur Schule gehen als Vorwand, sich nicht mehr auf Lehrstellen bewerben zu müssen. Sollte das sein geheimer Plan gewesen sein, dann ist der gründlich schiefgegangen, denn aus der Schulnummer kommt er jetzt nicht mehr raus.
Ich unterstelle meinem Sohn da keine Bösartigkeit. Er ist nicht faul, schmarotzt hier nicht rum etc. Sein Problem sind seine Vermeidungsstrategien, und die resultieren meiner Meinung nach aus Angst; Angst vor Neuem,Angst vor Unbekanntem, Angst zu Versagen etc. Ich komme da auch nicht an ihn ran; wenn ich das Problem anzusprechen versuche blockiert er brüsk ab. Ich kann ihn mit seinen 21 Jahren auch nicht zwangsweise zum Arzt / Psychologen schleppen (die Angst / Panik kann aufgrund seiner Stoffwechselstörung auch organische Ursachen haben). Alles was ich tun kann ist, ihm die Lebenssituation in der er sich inzwischen bequem eingerichtet hat unbequem zu machen; aberhalt so, daß sich seine Vermeidungsstrategien nicht durch en massives echtes Scheitern in der Schule auch noch verstärken und chronifizieren (sorry für den pathologisierenden Terminus).
Ich meine bei Euch ein Muster zu erkennen: "Vati macht das schon".
Das kann durchaus sein, und in gewissem Rahmen halte ich das auch für normal. Bei der Schulkiste scheint es ihm aber ganz und gar nicht Recht gewesen zu sein, daß Vati "das gemacht hat". Nicht, weil ich ihm die Initiative abgenommen habe, sondern weil er den Erfolg, der sich eingestellt hat vielleicht überhaupt nicht gewollt hat.
Ich weiß, dass Du ihn unterstützen und in die richtige Richtung schubsen willst.
Aber in irgend einem Post hast Du mal von Deinem Vater geschrieben, der auch durch "kleine Korrekturen" an Deinem Werk Dir die ganze Freude daran vermasselt hat.
Ich weiß was Du meinst; aber ich hoffe, daß ich weit genug weg von den Aktionen meines Vaters bin.
Wie findet man die richtige Balance zwischen ganz normalem elterlichen Protektionismus und Überbehüten und Fremdbestimmen? Wann soll das aufhören?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Wenn mein Vater sie beantworten würde, würde ich meinen Sohn immer noch nicht genug
erdrücken betüddeln. Nach Meinung meiner Exliebsten, die mit 17 von ihren Eltern ohne jede Unterstützung aus dem Haus gegrault wurde ist mein Sohn verzogen und verwöhnt. Ich glaube, die Antwort auf Deine Frage wird sehr individuell ausfallen, je nachdem, wen Du fragst.