So mal als Ausgleich zum gender pay gap, der am 07. war.
Der "gender pay gap" ist eigentlich ein Berufe-pay-gap. Männer verdienen da auch weniger als in anderen Berufen. Darüber kann man diskutieren. Was aber beidem ganzen ausgeblendet und gar nicht diskutiert wird, ist die Frage, warum hierzulande so wenige Frauen in die gut bezahlten Berufe gehen. Und da werde ich zum Zyniker. Guckt man sich z.B. Iran an, sind da doppelt so viele Frauen in MINT-Studiengängen. Meine Theorie: In solchen Ländern, wo Frauen wirklich schlechter gestellt sind, bietet der Einstieg in solche Berufe einen Grad an Unabhängigkeit, den Frauen hier nicht so sehr nicht suchen, weil sie oft gewissen Wohlstand mitbringen, ihre Männer nicht so schlimm sind und immer noch das Bild vorherrscht, daß Männer für das Familieneinkommen zuständig sind und Frauen eh mehr auf die Work-Life-Balance achten und sich auch eher aus dem Hamsterrad verabschieden.
Anekdotische Evidenz: wir haben jetzt zwei Junge Frauen im Projekt. Beide Informatikerinnen und beide als Kinder aus - tada! - Pakistan zugewandert. Und die vertreten auch sehr offensiv den Anspruch, sich von den in ihrer Heimatkultur besonders idiotischen Männern unabhängig machen zu wollen. Mir fiel schon im Studium vor 30 Jahren auf, daß die wenigen Frauen vor allem aus der türkisichen Community waren.
Das Gegenstück: meine Schwägerin, Anwältin westdeutsch sozialisiert, die auf halbtags gegangen ist, weil ihr der Job nicht genug zusagt, und das, obwohl das Geld eigentlich nicht reicht, aber ausgegeben wird es trotzdem: 1800 Euro Wohnung, Nanny, Putzhilfe... Die Eltern zahlen einen Teil der Miete und irgendwann wird geerbt. Da wird gar nicht daran gedacht, daß es nicht immer so geht, wie man es gerne hätte.
Bei meinen Nichten setzt sich das fort: die studieren Soziologie, Slawistik usw. Das geht eben rein nach Interesse. Man weiß, daß man mal genug erbt und wenn das nicht reicht, heiratet man für die Versorgung möglichst "nach oben".
Da scheint es bei der Emanzipation einen großen blinden Fleck zu geben.
Also kurz gefasst, vieles von dem, was beklagt wird, resultiert nicht aus "nicht dürfen", sondern aus "nicht nötig haben" oder "nicht dafür zuständig fühlen".
Da ist wirklich fördern und fordern angesagt, also Hindernisse für den Einstieg in Vollzeit aus dem Weg räumen und an MINT-Berufe heranführen, aber dann auch fordern, daß da die Quoten steigen - oder aufhören zu jammern. Aber das Argument, das auch aus der emanzipatorischen Ecke zu hören ist, daß Frauen eben anders seien und andere Interessen haben, lasse ich nicht gelten. Bei Männern geht's auch nicht nur nach Interessen. Anderenfalls wird der Kerl ziemlich schnell abserviert, wenn er in den Augen der Frau als Versorger nicht taugt.