Autor Thema: Jungenarbeit  (Gelesen 21164 mal)

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marple

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #60 am: 07. Mai 2010, 13:32:39 »
Die erste Maßnahme wäre, selber den Computer auszuschalten und sich mit realen Menschen zu unterhalten ...

Äh. Wie selber? ICH soll jetzt ausschalten? Geht nicht. Ich bin hier festgewachsen.

Aber im Ernst: Das versuche ich schon länger. WE klappts jetzt auch schon mal und gleich lasse ich für heute den Bleistift - sorry, die Maus - fallen und geh in die Bibliothek. Allerdings werde ich mit Sicherheit nicht draußen auf dem Asphalt Länderklaukreise malen, Gummihopse springen und im Wald auf Bäume klettern.

Hier gehts ja auch um Jungenarbeit und nicht Seniorenbeschäftigung.

Mockingbird

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #61 am: 07. Mai 2010, 13:51:12 »
Ich wollte damit auch nur darauf hinweisen, wie schwierig es für Jugendliche sein muss, auf die Medien zu verzichten, mit denen sie groß geworden sind, wenn es uns Erwachsenen ja genauso schwer fällt. Obwohl wir es aus Erfahrung besser wissen.

Die wirksamste Art der Erziehung (leider auch die schwierigste) ist nun mal die Vorbildfunktion.

Im übrigen halte ich nichts davon, die Zeit zurückdrehen zu wollen. In unserer "guten alten Zeit" wurde auch schon über Sittenverfall und die "Jugend von heute gelästert. Jede Zeit hat halt ihre Vor- und Nachteile, Chancen und Herausforderungen. So what?

PS: Nicht dass ihr denkt, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen. Mein Sohn sitzt für mein Empfinden derzeit auch mal wieder zu oft vor irgendeinem Bildschirm. Aber ich bin relativ zuversichtlich, dass sich das bei besser Wetter auch mal wieder ändert. Notfalls muss ich ihn dann eben raus-nerven.

Offline ElTorro

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #62 am: 07. Mai 2010, 14:17:33 »
Ich wollte damit auch nur darauf hinweisen, wie schwierig es für Jugendliche sein muss, auf die Medien zu verzichten, mit denen sie groß geworden sind, wenn es uns Erwachsenen ja genauso schwer fällt. Obwohl wir es aus Erfahrung besser wissen.

Die wirksamste Art der Erziehung (leider auch die schwierigste) ist nun mal die Vorbildfunktion.

Im übrigen halte ich nichts davon, die Zeit zurückdrehen zu wollen. In unserer "guten alten Zeit" wurde auch schon über Sittenverfall und die "Jugend von heute gelästert. Jede Zeit hat halt ihre Vor- und Nachteile, Chancen und Herausforderungen. So what?

PS: Nicht dass ihr denkt, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen. Mein Sohn sitzt für mein Empfinden derzeit auch mal wieder zu oft vor irgendeinem Bildschirm. Aber ich bin relativ zuversichtlich, dass sich das bei besser Wetter auch mal wieder ändert. Notfalls muss ich ihn dann eben raus-nerven.

Vorbild: ich spiele je nach Wetter und Jahreszeit 3 bis 8 Stunden Tennis die Woche, hatte ein Motorrad und ein Flugzeug, erledige Gartenarbeit, Einkäufe, koche usw. Nutze mein Handy vielleicht 2 mal pro Woche.

Wenn meine jüngste Stieftochter (14 Jahre) uns einmal die Woche für 4 Stunden besuchen kommt, verbringt sie die meiste Zeit vor dem PC oder am Telefon. Lesen? Fehlanzeige. Wie ihre große Schwester Hausaufgaben machen? Nur im letzten Moment das Allernötigste. Gar freiwillig lernen? Gott bewahre.

Nur gut, dass ich nicht mehr für sie verantwortliche bin. Dennoch traurig zu sehen, dass sie ihre Möglichkeiten so gar nicht nutzt. (gut, das ging mir genau so; hab auch erst mit Anfang zwanzig den Arsch hoch gekriegt - um so schlimer, zu sehen, dass die eigenen Fehler wiederholt werden)

Offline DüDo

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #63 am: 07. Mai 2010, 15:04:23 »
Meine im Haus lebende Schwester kämpft seit Jahren darum, ihren (mittlerweile 15 jährigen) Sohn raus zu bekommen. Will er nicht. Drin ist alles Schöne für ihn: Sein Computer, der Fernseher, das Schlagzeug...Wenn er in verzweifelten Rausdrängversuchen Fernsehverbot bekommt, ist er garantiert zwei Tage später diffus krank, kann nicht zur Schule gehen und hängt dann unbeobachtet im Morgenmantel vormittags vor der Glotze. Es sei denn, ich erwische ihn. Aber auch dann geht er nicht raus, er ist ja krank.

Voriges WE haben wir große Astverbrennung im Garten zelebriert und er MUSSTE mitmachen. Mit hängenden Armen, eingeschlafenem Gesicht und gebeugten Schultern stand er da, unwillig, irgendwie Spaß zu haben. Wenn er etwas aufs Feuer legte, war es ein Ästchen in Bleistiftgröße mit zwei spitzen Fingern aufgelegt. Alles an ihm signalisierte - erbarmt euch doch und schickt mich rein.

Was willste da machen? An der Erziehung liegt es irgendwie nicht. Sein Vater ist begeisterter Fahrrad- und Skateboardfahrer, seine Mutter friemelt draußen rum, seine Schwester auch.

Es ist das leichtere, verlockendere Angebot an Indoorfreizeitbechäftigungen, was den Unterschied zu "damals" ausmacht. Wir hatten Bücher, die konnte man auch im Garten lesen, TV gab tagsüber ja selten was her, höchstens am Wochenende Märchenfilme. Ansonsten war drin die Mama, der man eh lieber aus dem Weg ging. Oder - ärrks - Haushaltaufgaben. Dann schon lieber durch den Wald streifen oder die Straße mit Kreide bemalen.
dann schmeisst den fernseher raus und vor allem das schlagzeug! ;) den pc kannste lassen, das ist heute "essentiell"...

Offline DüDo

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #64 am: 07. Mai 2010, 15:06:31 »
Andererseits hatten Kinder aber - gerade in ländlichen Gegenden - auch ihre täglichen Pflichten, die es zu verrichten gab. Bei uns war das z.B. das allsamstägliche Kehren von Bürgersteig und Rinfloß vor dem Haus, Besorgungen machen (damals tingelte man nich mit dem Fahrrad Metzger, Bäcker etc. ab und fuhr nicht einmal pro Woche in den Supermarkt auf der grünen Wiese und lud den Kofferraum voll), Rasenmähen, auch mal Geschirr abtrocknen etc.

Klar konnte man auch mal einen ganzen Nachmittag "verschwunden" sein. Mein Elternhaus lag damals in einem Neubaugebiet; lange Zeit waren wir die letzte Häuserreihe vor dem freien Feld. Nur wenige von den Feldern in der näheren Umgebung waren noch bewirtschaftet; es war bereits Bauerwartungsland und die Bauern spekulierten mit den Grundstückspreisen statt das Streuobst zu pflegen oder Spargel zu stechen.
heute geht das durch hartziv...

Offline DüDo

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #65 am: 07. Mai 2010, 15:10:16 »
Mag sein, aber es geht seit Jahren so. Ich glaube, zu Beginn seiner Außenverweigerung war er so um die 7 oder 8 Jahre alt. Ich kann es nicht verstehen: Wir haben einen großen Garten. Extra für ihn auch Tischtennisplatte, Hasenstall. Ausreichend runtergewirtschafteter Rasen zum Ballspielen. Wald am Ende der Strasse, Wasser in 5 Minuten Gehweite. Er besitzt: Fahrräder, Skateboard, Bälle diverse, Rollerblades, Schwimmzeug sowieso. Andere Jungs aus seiner Schule wohnen ums Eck. DIE seh ich auch manchmal draußen. Aber ihn kriegst du nur unter Androhung von Stromsperre mal an die Luft. Seine Eltern haben ihn sowohl bei Karate als auch bei Handball angemeldet. Zu letzterem geht er ungern tatsächlich einmal die Woche, aber nur, wenn Mutti ihn fährt. Und es ist eher als Bremse für seine weitere Zunahme gedacht.

Ich hatte von uns vier Schwestern auch die Bezeichnung Stubenhockerin weg, was bedeutete, ich war irgendwo mit einem Buch (meist auf dem Dachboden, da hat mich keiner gefunden). Aber trotz der Bezeichnung war ich bestimmt 60 Prozent meiner Freizeit irgendwo draußen. Im Vergleich zu heutigen Stubenhockern war ich Extremsportlerin.
vielleicht hast du da ein ganz senibles persönchen vor dir. der eventuell geneckt wird im verein, warum er nicht gerne dort hin geht. oder er hat einfach ein schamgefühl, sich dort umziehen, gar nach dem sport duschen zu müssen. das erzählt er keinem, weil er sich anders fühlt. weil andere das machen. *oh je, meine geschichte reinimplementiert* ;)


Offline ElTorro

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #66 am: 07. Mai 2010, 17:11:18 »
das klingt mir allerdings auch plausibel - erklärt aber nicht seine Scheu, selbst zu Hause etwas zu tun oder im Garten zu helfen

Eber

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #67 am: 07. Mai 2010, 19:45:45 »
Wie mit allen schönen Dingen im Leben geht der Genuß verloren, wenn sie selbstverständlich werden. Ich bin mir relativ sicher, daß - wie Yossarian sagt - dieses Gefühl von Freiheit relativ stark mit einer ansonsten rigiden Einbindung in häusliche Pflichten einher ging. Dann macht die "Flucht" aus der elterlichen Einflußsphäre erst richtig Spaß.

Ob es daran liegt, daß die Kinder heutzutage zu wenig Pflichten haben?
Ich weiß nicht, mag sein. Schwierig zu verallgemeinern.

Eber

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Re:Jungenarbeit
« Antwort #68 am: 07. Mai 2010, 20:15:29 »
http://www.nachdenkseiten.de/?p=5479

Zitat
Viele Eltern unterschätzen die mit der Erziehung von Kindern verbundenen Anforderungen und wissen oft nicht, nach welchen Maßstäben sie erziehen sollen – mit dem Ergebnis, dass sie die Kinder sich selbst und der medialen Dauerbeeinflussung überlassen.

Sicher nicht die Regel, aber gar nicht so selten.
Ich habe selbst schon Kinderzimmer von 5-jährigen gesehen, die hatten ihren eigenen Fernseher.