Dennoch habe ich fast den Eindruck, dass hier die Beschneidung der weiblichen Klitoris (da wird nichts be-, da wird weggeschnitten, und zwar das ganze Organ, und zwar nicht gerade unter hygienisch optimalen Umständen und nicht gerade mit chirurgischen Instrumenten) gleichgesetzt mit der Entfernung der Vorhaut.
Hier scheint mir das grundlegende Mißverständnis in der Diskussion zu liegen.
Von feminstischer / Frauenseite kommt gemeinhin der Vorwurf, daß die Klitorisbeschneidung viel "schlimmer" sei und larmoyantes Männervolk deshalb (winzige) Äpfel mit (riesigen) Birnen vergleichen würden.
Natürlich ist die Klitorisbeschneidung der wesentlich gravierendere Eingriff, das bezweifelt doch überhaupt keiner.
Der Umkehrschluß, daß Männes sich wegen dem bißchen Vorhaut doch gefälligst nicht so anstellen sollen, weil sie ja hinterher im wesentlichen noch "intakt" sind, und daß deshalb Äpfel mit Birnen verglichen würden, ist einfach falsch.
Wenn eine schwere Körperverletzung mit dem Verlust von Gliedmaßen zu Recht unter Strafe steht, soll man da die einfache Körperverletzung nicht mehr unter Strafe stellen, weil sie für das Opfer "nicht so schlimm" ist? Wenn Dir einer die Handtasche klaut, und der Polizeibeamte auf der Wache weigert sich Deine Anzeige aufzunehmen weil er meint, wenn Du vergwaltigt worden wärst, wäre das ja viel schlimmer, und Du sollst Dich wegen einer Handtasche nicht so anstellen - fändest Du das immer noch okay?
Die Klitorisbeschneidung ist keine Ausrede dafür, die männliche Beschneidung als Bagatelle und Harmlosigkeit abzutun. Es geht darum, daß in beiden Fällen ohne tatsächliche Notwendigkeit irreversibel in die körperliche Integrität eingegriffen wird.
Es wird deshalb nicht der Vergleich Äpfel / Birnen bemüht, sondern es wird im Gegenteil festgestellt, daß beides Kernobst ist.
Es geht nicht darum, mal wieder den Pokal beim "Wer leidet mehr" abzuschleppen.
Exakt!