Mandantin ist Messie. Sie lebt mit zwei erwachsenen Söhnen auf einer selbst hergestellten Müllhalde, die als Drecksloch zu bezeichnen ein Euphemismus wäre. Sie ist geschieden, der Exmann wohnt ein paar Häuser weiter und steht noch im Mietvertrag, der arme Kerl.
Anläßlich eines Wasserschadens kriegt der Hausmeister die Bude zu Gesicht.
Okay, Messie ist ein Krankheitsbild, soweit kann ich folgen. Die Mandantin ist aber sonst auch nicht blöde und durchaus in der Lage, sich bei einem Psychologen einen Termin geben zu lassen und sich mal um ihr Messietum zu kümmern.
Von ihren Söhnen ist nichts zu erwarten, die sind beide hochgradig asozial.
Die Räumungsklage zieht sich und zieht sich, zum Glück für die Mandantin. Auf der Gegenseite ist die Deutsche Annington bzw. Vonovia, wie sie sich jetzt nennt, einer der größten Immobilienverbrecher Deutschlands, wenn nicht der größte. Da muß ich auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn mir kein Trick zu fies ist und ich ganz tief unten im Zylinder nach Karnickeln grabe, die ich präsentieren kann.
Klar ist aber, wir spielen hier auf Zeit; irgendwann muß die Mandantin raus, allein schon wegen ihrer eigenen Gesundheit.
Sie hat in den letzten anderthalb Jahren, die wir uns immer noch in der ersten Instanz rumstreiten, reichlich Gelegenheit gehabt, ihre Probleme anzugehen, einschließlich einer kleinen, bescheidenen Erbschaft, von der sie locker eine Entrümpelung und einen Kammerjäger hätte bezahlen können.
Auch habe ich die Mandantin und ihren Exmann ausdrücklich darauf hingewiesen, daß er für alles den Kopf hinhalten muß, weil sie als Frührentnerin von ergänzender Grundsicherung lebt und weder Entrümpelung, noch Grundsanierung der Wohnung, oder Kammerjäger wird bezahlen können.
Es passiert nix, gar nix. Auf den Prozeßkostenhilfeantrag der Frau warte ich auch schon 3/4 Jahr. Zum Glück hat wenigstens ihr Exmann mich bezahlt.
Heute hätte der große Showdown beim Amtsgericht sein sollen, jedenfalls für diese Instanz.
Im letzten Moment kommt gestern ein Fax vom Gericht, daß der Richter (mal wieder) erkrankt ist; neuer Termin in drei Monaten.
Die Frau hat weitere drei Monate gewonnen, in denen wieder nichts geschehen wird.
Wenn ich bedenke, daß ich Mandanten habe, die sich mühen und abrackern und mit ihren Anliegen bei Gericht trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen, könnte ich an die Decke gehen.