Warum ist heute kein guter Tag?

[Yossarian]

Klingt, als würde es bei Euch jedenfalls nicht langweilig.

[Korinthenkackerin]

Heute war die Trauerfeier meines Schwiegervaters, der letzten Dienstag mit 79 Jahren verstorben ist. Trauerfeiern sind ja ohnehin schon traurig, aber besonders deprimierend war die Tatsache, dass auch die Trauerfeier (erwartungsgemäss) sein Leben in den letzten Jahren widerspiegelte. Einsam. Mein Mann und ich, meine Eltern (die ihn gar nicht kannten, sondern nur meinem Mann zuliebe dort waren), ein Sohn meines Mannes, eine Cousine der schon vor sieben Jahren verstorbenen Frau in Begleitung ihres Mannes, zwei Nachbarinnen und ein Arbeitskollege. Beim Gespräch mit dem Pfarrer fragte dieser, was denn dem Vater im Leben etwas bedeutet hat. Das war tatsächlich lediglich das wöchentliche Essengehen mit meinem Mann und ggf. auch mit mir, wenn ich gerade zugegen war. Ansonsten keine Hobbies, keine Aktivitäten, keine Freunde, keine Kontakte, noch nie im Urlaub irgendwohin gefahren, stolz gewesen, in 30 Jahren Berufstätigkeit nie krankgeschrieben gewesen zu sein  . Dafür hat er einen Mordskranz vom ehemaligen Arbeitgeber am Sarg liegen gehabt. Super  ...

[Yossarian]

Ansonsten keine Hobbies, keine Aktivitäten, keine Freunde, keine Kontakte, noch nie im Urlaub irgendwohin gefahren, stolz gewesen, in 30 Jahren Berufstätigkeit nie krankgeschrieben gewesen zu sein  . Dafür hat er einen Mordskranz vom ehemaligen Arbeitgeber am Sarg liegen gehabt. Super  ...

Kurz gesagt: Ein Leben, das man sich hätte sparen können. 

Armer Kerl.

[DieFrau]

Mein herzliches Beileid Korinthe.
Gehört zum Leben dazu wie man so sagt  ... wer weiss, vielleicht war er so zufrieden wie er gelebt hat.

[Korinthenkackerin]

Kurz gesagt: Ein Leben, das man sich hätte sparen können. 

Armer Kerl.

Ja. Das fasst meine Gedanken auch zusammen. So ein freudloses Leben im Alter wünsche ich mir jedenfalls nicht. Dann doch lieber eine Alten-WG.

... wer weiss, vielleicht war er so zufrieden wie er gelebt hat.

Einerseits schon. Andererseits äußerte er im letzten halben Jahr schon oft, dass er sterben will. Hat er ja nun geschafft. Für meinen Mann ist es halt schwer, aber das ist ja normal.

[Yossarian]

So ein freudloses Leben im Alter wünsche ich mir jedenfalls nicht.

Vorher scheint er mir auch nicht viel mehr Freude gehabt zu haben.

[Nikibo]

Korinthchen, ich drück Dich und Deinen Mann <3

Vielleicht siehst Du sein Leben zu sehr nach Deinen Ansprüchen. Möglicherweise war er gar nicht so interessiert an Hobbies, Aktivitäten, Menschen, Urlaub etc. pp. Nicht jeder ist einsam total unglücklich.

[DieFrau]

Einerseits schon. Andererseits äußerte er im letzten halben Jahr schon oft, dass er sterben will. Hat er ja nun geschafft. Für meinen Mann ist es halt schwer, aber das ist ja normal.

Du, ich fühle mich ab und zu einsam, finde ich nicht schlimm. Mir ist bewusst, dass ich schwierig bin, manchmal sogar anstrengend, daher reichen mir paar Freunde und gut ist. Den Wünsch Adieu zum Leben zu sagen habe ich vor ein Jahrzehnte gehabt, aber will noch nicht erfüllt werden, hat auf jeden Fall einfach mit dem Leben "satt" zu haben zu tun. Ich habe so zu sagen schon alles mögliche gehabt, sowohl das Glück als auch das Unglück.Zurückblickend und da wo ich jetzt bin, bin ich fast wünschlos zufrieden.

Soll ich länger bleiben müssen und die Lebenskosten höher werden, könnte ich vielleicht einen gleichgesinnten Mitbewohner vertragen.

Am schrecklichsten, sind mir die Gedanken an meine Kinder, wenn ich weg bin. Vielleicht deswegen bin ich noch da.
Die Gefühle deines Mannes kann gut verstehen 

[Korinthenkackerin]

Vielleicht siehst Du sein Leben zu sehr nach Deinen Ansprüchen.

Mit Sicherheit tue ich das. Das siehst du natürlich völlig richtig. 

Du, ich fühle mich ab und zu einsam, finde ich nicht schlimm.

Ich bin auch oft gerne allein, keine Frage. Dennoch habe ich Sozialkontakte und wirklich gute Freunde. Mein Schwiegervater hat sich durchaus gefreut, wenn er mal einen Anruf bekommen hat, z. B. von einem ehemaligen Arbeitskollegen. Wir haben dann nachgefragt, ob er diesen denn auch mal anruft, z. B. zum Geburtstag gratuliert, was er völlig entrüstet verneint hat  .


Aber ist ja auch egal jetzt, lässt sich nicht mehr ändern.
Ich danke euch jedenfalls für eure Anteilnahme.

[simplemachine]

Kurz gesagt: Ein Leben, das man sich hätte sparen können. 

Das ist viel zu kurzsichtig im Hinblick auf ein ganzes Leben. Wie überhaupt der Blick allein vom Ende her nicht die richtige Sicht vermittelt. Wer hat denn schon mit 75+ seine "Time of my Life". Ein Besuch im Altersheim in der Seniorenresidenz kann für jüngere schnell ein desolates Bild vermitteln. Aber diese alten Menschen waren alle mal jung. Haben als Kinder herumgetollt und gelacht. Sind als Jugendliche und Heranwachsende mit dem Kräfteüberschuss der Jugend voller Tatendrang ins Leben gestartet. Haben Freunde gewonnen und Beziehungsparter/innen kennengelernt, vielleicht Nachwuchs heranwachsen sehen. Haben Pläne verwirklicht und saßen am See in der Sonne. Haben gelebt und erlebt, bis zum Schluss.

Zudem ist die Bedürfniswelt alter Menschen zumeist ganz anders, als die, der jüngeren. Da kann ein Verwandtenbesuch in guter Regelmäßigkeit ein Higlight, aber auch völlig ausreichend sein, sonst genießt man die Ruhe, das Fernsehprogramm, Zeitschriften zu lesen oder eine Stück Kuchen. Oder einfach die Freiheit, im Leben außer dem Gewesenen nichts mehr erreichen zu müssen.

Es wird ja gesagt, dass das einfache Leben das beste ist. Was das betrifft, haben uns viele ältere so einiges voraus.

   

[DieFrau]

Danke Simple, auf dem Punkt gebracht.


 Mist.... so fühle ich mich mit 47 

[DieFrau]

Ich bin auch oft gerne allein, keine Frage. Dennoch....

Einsam und allein sind sind nicht das gleiche.

[Johnbob]

Mein Beileid Korinthe!
Vielleicht wollte er so zurückgezogen leben?
Es gibt ja Menschen, die benötigen irgendwann einfach keinen großen sozialen Kontakt und sind lieber für sich.
Klingt für viele unverständlich weil die Gesellschaft anderes Denken vorgibt. Kannte den Mann aber auch nicht.

[Yossarian]

Vielleicht wollte er so zurückgezogen leben?
Es gibt ja Menschen, die benötigen irgendwann einfach keinen großen sozialen Kontakt und sind lieber für sich.

Natürlich. Nach dem, was Korinthe schreibt, war sein Leben aber vorher auch schon nicht besonders lustig oder erfüllt.

Mein Vater hatte sich auch irgendwann komplett von Freunden, Bekannten und sogar seiner Familie zurückgezogen. Das hat ihm überhaupt nicht gut getan, und ich weiß nicht, wie meine Mutter es in seinen letzten 20 Jahren überhaupt mit ihm ausgehalten hat. Er wurde immer schrulliger, misanthroper und griesgrämiger. Man kann jedenfalls nicht behaupten, daß mein Vater im Alter ein besonders zufriedener oder gar glücklicher Mensch war.

Klingt für viele unverständlich weil die Gesellschaft anderes Denken vorgibt

Ich kann jeden verstehen, der seine Ruhe vor dem Trubel da draußen und falschen Freunden haben will.

[Yossarian]

Das ist viel zu kurzsichtig im Hinblick auf ein ganzes Leben.

Das hier:

besonders deprimierend war die Tatsache, dass auch die Trauerfeier (erwartungsgemäss) sein Leben in den letzten Jahren widerspiegelte. Einsam.

(…)

Beim Gespräch mit dem Pfarrer fragte dieser, was denn dem Vater im Leben etwas bedeutet hat. Das war tatsächlich lediglich das wöchentliche Essengehen mit meinem Mann und ggf. auch mit mir, wenn ich gerade zugegen war. Ansonsten keine Hobbies, keine Aktivitäten, keine Freunde, keine Kontakte, noch nie im Urlaub irgendwohin gefahren, stolz gewesen, in 30 Jahren Berufstätigkeit nie krankgeschrieben gewesen zu sein

...liest sich nicht so, als hätte der Mann vor seinem Ende ein besonders schönes / glückliches / erfülltes Leben gehabt. Das klingt eher nach einer von vorne bis hinten traurigen Existenz.

Wie überhaupt der Blick allein vom Ende her nicht die richtige Sicht vermittelt.

Wann, wenn nicht am Ende weiß denn der Mensch, wie sein Leben verlaufen ist.

Wer hat denn schon mit 75+ seine "Time of my Life".

Da wüßte ich den einen oder anderen in meinem Umfeld, der sich vorher nicht getraut hat, zu Leben...

Ein Besuch im Altersheim in der Seniorenresidenz kann für jüngere schnell ein desolates Bild vermitteln. Aber diese alten Menschen waren alle mal jung. Haben als Kinder herumgetollt und gelacht. Sind als Jugendliche und Heranwachsende mit dem Kräfteüberschuss der Jugend voller Tatendrang ins Leben gestartet.

Und haben deshalb ein besseres Ende verdient. Ich kenne Altenheime.

Haben gelebt und erlebt, bis zum Schluss.

Ganz offensichtlich nicht bis zum Schluß.

Zudem ist die Bedürfniswelt alter Menschen zumeist ganz anders, als die, der jüngeren. Da kann ein Verwandtenbesuch in guter Regelmäßigkeit ein Higlight, aber auch völlig ausreichend sein, sonst genießt man die Ruhe, das Fernsehprogramm, Zeitschriften zu lesen oder eine Stück Kuchen. Oder einfach die Freiheit, im Leben außer dem Gewesenen nichts mehr erreichen zu müssen.

Höret die weisen Worte des Großmeisters der hohlen Sprüche. Füll doch mal ein *bißchen* was von Deiner abstrakten Doziererei mit Fleisch und Leben. Du erinnerst mich an die Predigten eines katholischen Pfarrers, der der Gemeinde Sex mit erwachsenen Frauen erklären will und dabei an eigenen Erfahrungen nur auf seine Erlebnisse mit Meßdienern zurückgreifen kann.

Es wird ja gesagt, dass das einfache Leben das beste ist. Was das betrifft, haben uns viele ältere so einiges voraus.

Und wieder erklärt der Blinde den Sehenden die Farbe...

Gib doch mal *irgendeinen* originären Gedanken von Dir, damit ich Dich Ernst nehmen kann. Irgendwas, was sich nicht so liest, als hättest Du es in der Kummerkastenspalte einer Frauenzeitschrift abgeschrieben.