Religion ist aber kein Arschgeweih, über das man so lange Witze reißt, bis es selbst den Trägerinnen peinlich ist.
Das kommt drauf an, mit was für einem Arschgeweihträger man es zu tun hat. Wenn die Trägerin Schantall heißt, hat sie es nicht anders verdient, wenn es ein Maori ist, bei dem Tätowierungen Bestandteil seiner Kultur sind, wäre ich etwas zurückhaltender.
Religionskrktiker (wie ich) sind privilegiert. Sie leben in Gesellschaften, in denen die Zugehörigkeit zu einer Religion nicht bestimmend für ihre Lebensführung und ihre Aussichten sind.
So wie bei den Attentätern von Paris auch. Sie haben sich das durchaus selbst ausgesucht, ihr eignes Leben und das unbeteiligter Dritter durch eine "Religion" zu zerstören. Sie waren in Westeuropa aufgewachsen und kannten die Trennung von Staat und Religion.
Letztendlich ist dieses nonchalante "Religion ist Scheisse" eine nicht selbst errungene Möglichkeit. Sie ist uns regressionsfrei erlaubt.
Die *Äußerung* eines Satzes wie "Religion ist Scheiße" ist uns *einigermaßen* repressionsfrei erlaubt. Das selbständige Denken erfolgreich zu verbieten hat aber zum Glück noch keine Religion geschafft. Ich zitiere hier mal aus dem vom Conte verlinkten
Interview mit Conrad Schuhler auf Telepolis:
In Ihrem Buch schreiben Sie: "Die Redaktionsmitglieder von Charlie Hebdo hätten sich, hätten sie in Deutschland gelebt, auf eine Haftstrafe 'bis zu drei Jahren' einzustellen gehabt. Der Anschlag selbst war der Beleg für die Gefährdung des öffentlichen Friedens, die sie mit ihrer satirischen Kritik herausbeschworen hatten." Meinen Sie damit, dass Hebdo in Deutschland zurecht juristisch belangt worden wäre und für das Attentat die Zeitschrift selbst verantwortlich ist?
Conrad Schuhler: Ganz im Gegenteil, wie man dem Text leicht entnehmen kann. Dort führe ich den Irrsinn aus, dass im deutschen Gesetz bis heute festgelegt ist, dass Beschimpfung von Religionen dann bestraft wird, wenn "sie geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören". Dieser § 166 stachelt die Gläubigen an, militant gegen satirische Kunst vorzugehen. Dann wären sie vom deutschen Gesetz geschützt und die Redaktion von Charlie Hebdo hätte den öffentlichen Frieden gefährdet, weil die Gefährdung von ihrer satirischen Kritik heraufbeschworen wäre. Es war also eine Kritik an den deutschen Gesetzen. Ihre Unterstellung, ob ich meine, Hebdo könne in Deutschland zurecht belangt werden, ist absurd. Die deutschen Gesetze stacheln auf, gegen satirische Kunst militant vorzugehen. Dann ist der öffentliche Frieden gestört und die Polizeigewalt marschiert.So liberal und frei ist unsere Gesellschaft nicht, wenn man die Amtskirchenkuttenbrunzer lächerlich macht. Erinnere Dich mal an das Titanic-Titelbild zu Vatileaks: Ein Papst, der sich vollgepinkelt hat, ruft ganz schnell die staatliche Repression auf den Plan.
Aber die Kirche mordet nicht mehr, und kein Katholik würde zum Mord an der Titanic-Redaktion aufrufen.
Einem Großteil der Menschheit steht dieses Recht nicht selbstverständlich zu.
Uns über sie erhaben zu fühlen, ist Blindheit.
Du verwechselst, etwas nicht sagen zu dürfen mit etwas nicht sagen zu wollen, weil man anderer Meinung ist. Die Attentäter von Paris hatten die Möglichkeit, ungestraft "Religion st Scheiße" zu sagen.
Für die Zukunft müssen wir Religionen als solche verstehen, hinterfragen und Religiosität akzeptieren lernen.
Klar. Man muß den Feind studieren, den man bekämpft.
Wir bieten keine Alternative für religiös denkende Menschen.
Nein? "Wir" können der religiösen Heuchelei jede Menge anderer noch viel lustigere Heucheleien entgegensetzen.
Und ja, es gibt Religionsfreiheit in Deutschland.
Schon mal mit einer Kippa auf dem Kopf in Neukölln spazierengegangen?
Aber die klugen Köpfe stellen sich ins politische Abseits.
Die klugen Köpfe waren schon immer im Abseits. Mittelmaß rulez.
WIR sind der Elfenbeinturm.
Kann ich nicht finden. Wie kommst Du darauf?