Die moralische Frage ist die, die nach dem wenn fragt.
Aber das frage ich doch gar nicht.
Ich bin - quasi als Arbeitshypothese - davon ausgegangen, daß als Zweck der Art, wie man miteinander umgeht, die Erhaltung der eigenen Spezies definiert wird.
Das ist natürlich völlig willkürlich, aber es bot sich einfach an, weil "die Natur" es genauso macht.
Oder wenn mann ein anderes Ziel verfolgt.
Es ist äußerst schwierig, gar kein Ziel zu verfolgen. Probiers mal aus.
Dadurch, dass bestimmte Gene ihre Reproduktionsvorteile bevorzugt im Zusammenspiel mit bestimmten anderen Genen ausnützen können, haben sich im Verlauf der Evolution bestimmte Genbündel gebildet, die ihre Erbinformationen nur noch untereinander austauschen können. Die Biologen haben beschlossen, das "Spezies" zu nennen.
Das ist ja erst mal gar nicht so verkehrt.
Dass solche Spezies gemeinsame Interessen hätten, ist eine moralische Forderung.
Die Angehörigen einer Spezies haben keine gemeinsamen Interessen, sie funktionieren einfach so. Jedenfalls sind die Überlebenschancen einer Spezies, die so funktioniert um ein Vielfaches höher als die einer Spezies, die nicht so funktioniert. Von Letzteren dürfte der Erdball in den letzten Jahrmillionen einige gesehen haben, aber die sind alle futsch und hinüber.
Geblieben sind die, die so funktionieren, daß sie den Arterhalt nach Möglichkeit sichern.
Wenn Dir das völlig gleichgültig wäre, dann wärest Du wirklich ohne Moral. Ich vermute aber, dass Dir das nicht gleichgültig ist.
Warum soll mir das nicht gleichgültig sein? Was war "schlecht" daran, daß der Neandertaler nicht gegen den Homo Sapiens bestehen konnte? Was war "schlecht" daran, daß die römische Republik untergegangen ist? Was ist "schlecht" daran, wenn der Kapitalismus sich selbst auffrißt?
Ich versuche in der Tat, keine Moral zu haben. Selbst denken zu müssen (und zu dürfen) macht bescheiden und demütig.