Autor Thema: Psychoterror  (Gelesen 24568 mal)

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Psychoterror
« am: 21. Februar 2010, 20:58:40 »
Für den Fall, dass hier psychologisch Gebildete sein sollten, möchte ich mal meine Geschichte zum Besten geben:

Geheiratet habe ich 1980, nicht aus Liebe, sondern eher aus Pflicht- und Verantwortungsgefühl (Details spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle, glaube ich). Es war das erklärte Lebensziel meiner Frau, Hausfrau und Mutter zu sein. Da wir zu der Zeit kein ausreichendes Einkommen hatten, um ihr das Hausfrauendasein zu ermöglichen, habe ich in jahrelanger nebenberuflicher Weiterbildung entsprechende Qualifikationen erworben. Heute bin ich als Key Accounter im Vertrieb eines Automobilzulieferes tätig. Jahreseinkommen knapp sechsstellig.
Sie hätte in der Verwandtschaft eine gutgehende kleine Firma übernehmen können in ihrem erlernten Beruf- wollte sie aber nicht.

Unsere Tochter wurde 1986 geboren, seitdem ist meine Frau zu Hause. 1990 folgte der ältere Sohn, 1996 der jüngere. Die Tochter ist inzwischen selbstständig und lebt nicht mehr im Haus, der ältere ist in Ausbildung (Lehre), der jüngere geht auf ein Gymnasium.

Die ganze Ehe war geprägt von der Herrschucht und Selbstüberschätzung meiner Frau. Von Haus aus eher am unteren Ende der gesellschaftlichen Hierarchie angesiedelt, jedoch mit einem ausgeprägten Selbstbewußtsein ausgestattet, hat sie es verstanden, mich all die Jahre über mein Pflichtgefühl und mein Verantwortungsbewußtsein zu manipulieren in die (jeweils von ihr gewünschte) Richtung. Darüber beklage ich mich nicht, ich habe es ja letztlich zugelassen. Eine Trennung oder Scheidung damals wäre nicht in Frage gekommen, ich hätte mir das einfach nicht leisten können.

Jetzt aber, nachdem die Kinder groß genug sind, nehme ich mir das Recht, jetzt auch mal an mich selbst zu denken.
Ich war für alle da, jedes meiner Kinder hat einen anständigen Beruf oder ist gerade dabei, einen zu erlernen. Ein Haus habe ich gebaut mit Platz genug für drei Familien, die Kinder bekamen ihr erstes Auto von mir usw. usf.  Jetzt aber ist es meiner Meinung nach an der Zeit, das Leben für sich selbst angenehm zu gestalten. Mit meiner Frau zusammen geht das leider nicht, sie ist ein zutiefst negativer und destruktiver Mensch. Mir graut vor dem Gedanken, eines Tages als Rentner mit ihr in diesem Haus leben zu müssen - wenn alle Kinder weg sind und sie keinen anderen zum piesacken mehr hat als mich. Aus diesem Grunde habe ich ihr angeboten, den Status Quo zu erhalten, will sagen: die Fassade nach außen bleibt wie sie ist ( die Wirkung nach außen war ihr zeitlebens das Wichtigste überhaupt, sie stammt aus der sozialen Unterschicht), aber jeder von uns geht seiner Wege. Meine Frau hatte die letzten fünf Jahre heftige Alkoholprobleme, und daraus resultierend auch kein Interesse an mir - zumindest nicht in sexueller Hinsicht. Ich habe mich aber damit abgefunden und dieses Kapitel für abgeschlossen betrachtet.

Ende November vergangenen Jahres nun habe ich jemanden kennengelernt (ja,ja ich weiß - immer die gleiche Geschichte...). Es ist nun nicht so, dass ich verliebt wie ein Schuljunge alles stehen und liegen lasse und mit meiner neuen Liebe durchgebrannt wäre. Ich versuche eben ganz diskret mein Leben zu leben, unter Rücksichtnahme auf die Kinder eher heimlich.
Meine Frau hat drei oder vier Tage nach der Entdeckung meines "Verhältnisses" sofort mit dem Trinken aufgehört. Mit Hilfe verschiedener Medikamente bekämpft sie die Entzugserscheinungen, alles ohne ärztliche Hilfe. An Gewicht hat sie mindestens 15 Kilo verloren, sie sieht schrecklich aus. Mittlerweile muss man sich ernsthafte Sorgen um ihren Gesundheitszustand machen.

Was alledings (für mich zumindest) die größte Überraschung ist: sie macht plötzlich auf "junge Liebe". Sie gebärdet sich als eifersüchtige Furie, obwohl sie mich die vier oder fünf Jahre zuvor nicht mal bemerkt hat. Sie macht mir Vorwürfe derart, ich hätte nur mein egoistisches Leben geführt, mich nie um die Kinder gekümmert - das Übliche halt. Eine Stunde später die Kehrtwende und sie versucht plötzlich, mit mit Zärtlichkeiten zu überschütten.
Meiner Meinung nach hat sie eine Psychose, diese allerdings schon seit Kindheitstagen. Sie hat immer die Befürchtung, von mir untergebuttert oder unterdrückt zu werden - zumindest macht sie den Eindruck. Wenn man allerdings die Situation objektiv betrachtet, hat sie zu solchen Befürchtungen keinen Grund, im Gegenteil. Das Leben ist doch für sie optimal gelaufen. Vielleicht verstehe ich ja auch nur die weibliche Psyche nicht.
Wenn es wieder zu einem der endlosen Streitgespräche kommt, erfindet sie irgendwelche Dinge oder erzählt irgendeinen Dreck, nur um mich zu beleidigen oder zu treffen. Das geht so weit, dass sie den Kindern Details aus unserem früheren Sexualleben um die Ohren haut, nur um mich bloßzustellen. Neulich hat sie mich vor den Kindern als impotent bezeichnet, nur um mich zu treffen. Nichts ist zu blöde, um gegen mich verwendet zu werden.

Fakt ist jedenfalls - ich bin an allem Schuld. Am Elend der Welt, an ihren Bauchschmerzen und an der Weltwirtschaftkrise. Und wenn ich ihr dann dazu gratuliere, dass sie ja jetzt diesen lausigen Liebhaber und Rabenvater los ist, dann vollführt sie eine Kehrtwende und plärrt herum dass sie mich so sehr liebe und und und....verstehen muß das nicht, oder doch?

Was ist das, was dieses Weib da aufführt? Normal?

Wenn ich jemanden liebe, dann versuche ich, ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen und überziehe ihn doch nicht mit diesem Psychoterror, oder?

Kann mir jemand einen Rat geben, wie man mit so einer Situation umgeht? Sofortige Trennung, um zumindest mal die Ruhe und Erholung zu finden, die der Beruf einem abverlangt? Mir wäre danach, aber der finanzielle Aspekt ist nicht ohne. Obwohl Gesundheit, auch die geistige, bekanntlich nicht mit Geld zu bezahlen ist. Ich denke aber, diese Frau macht mich krank. Bevor ich noch in Depressionen verfalle: hat mir jemand einen Hinweis, wie man mit so einer Situation umgeht? 

Oldtimer

Offline nigel48

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Re:Psychoterror
« Antwort #1 am: 21. Februar 2010, 22:21:29 »
oldtimer,

hast du freunde, kontakt zu anderen vernünftigen männern? falls ja, nutze sie. rede offen mit ihnen.

so, wie ich dich lese, scheint es eher so zu sein, dass du das kreuz lieber alleine schleppst.

such nach männergruppen in deiner nähe. oder nach einem therapeuthen der männnerarbeit macht. oder systhemisch arbeitet. auf jeden fall einen mann über 50.

mein eindruck ist, du weisst, was du willst und was nötig ist, kannst aber aus präventiven schuldgefühl nicht handeln. - deshalb nützte es auch nichts, wenn wir dir kollektiv absolution erteilen. es muss ganz dein ding sein.
aber rückendenkung kriegste jede menge.
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Offline ganter

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Re:Psychoterror
« Antwort #2 am: 21. Februar 2010, 23:50:16 »
da murmel ich mal zustimmend
"Männer definieren sich sowieso nicht über die Drogeneinwurfmenge."
"Im Vergleich zur bricom dürfte jede Wand einer öffentlichen Bedürfnissanstalt ein Quell unendlicher Weisheit sein...."
Bodo

marple

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Re:Psychoterror
« Antwort #3 am: 22. Februar 2010, 00:05:12 »
Kann mir jemand einen Rat geben, wie man mit so einer Situation umgeht? Sofortige Trennung, um zumindest mal die Ruhe und Erholung zu finden, die der Beruf einem abverlangt? Mir wäre danach, aber der finanzielle Aspekt ist nicht ohne. Obwohl Gesundheit, auch die geistige, bekanntlich nicht mit Geld zu bezahlen ist. Ich denke aber, diese Frau macht mich krank. Bevor ich noch in Depressionen verfalle: hat mir jemand einen Hinweis, wie man mit so einer Situation umgeht?  

Am besten durch sofortige räumliche Trennung. Deine Frau wird sich immer weiter hochschaukeln, je mehr Angst sie vor deinem Weggang bekommt. Das bedeutet, je länger du eine endgültige Trennung vermeidest, desto stärker wird ihre Panik und damit auch die Vorwürfe, die sie gegen dich finden wird.

Nach einer Trennung ist es auch nicht sofort gut, aber jeder steht dann zunächst da und muss sich neu orientieren. Das lenkt von vielem ab.

Solange ihr beide im selben Saft schmort, wird sich alles nur weiter zuspitzen, da du ihr damit Hoffnung signalisierst.

Du allein hast die Macht in der Hand, zumindest dich selbst aus der Gefahrenzone zu bringen. Natürlich ist es schwer, Haus und Hof zu verlassen und Geld einzubüßen. Das ist mir klar.
Aber wäge dagegen ab, was du gewinnen kannst: Freiheit. Ruhe. Selbstbesinnung. Selbstbestimmung. Stärke. Und vielleicht deine neue Liebe.

Mein Rat: Mach dich schlau, was du bezahlen werden musst, klär für dich selber, ob du um das Haus kämpfen willst oder es deinen Kindern überlässt und gehst. Schau so oder so nach einer zeitweiligen Bleibe, denn in einm Haus zusammen werdet ihr kein friedliches Ende nehmen und rausschmeissen kannst du sie ja nicht.

Wenn du dir darüber klar bist, führe DAS Gespräch mit deiner Frau, in dem du sie nur noch informierst und dann geh einfach weg da. Und bleib am Anfang auch eine ganze weile weg von ihr. Mit deinen Kindern kannst du dih auch so treffen.

Wie stehen die eigentlich zu der Geschichte? Vor allem der Jüngste?

 

Offline nigel48

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Re:Psychoterror
« Antwort #4 am: 22. Februar 2010, 00:15:20 »
die kinder sind betroffen. aber die entscheidung geht sie nichts an.
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Offline ElTorro

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Re:Psychoterror
« Antwort #5 am: 22. Februar 2010, 09:40:29 »
Ebenfalls zustimmendes Gemurmel zu allen Vorpostern.

Klingt, als ob Du mit ihr bereits (länger) abgeschlossen hast. Also mach dem Leiden ein Ende und geh.

Offline fidibus

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Re:Psychoterror
« Antwort #6 am: 22. Februar 2010, 11:26:19 »
Guten Tag, Oldtimer

Also - so wie es sich liest, kann man nur den Eindruck gewinnen: Die Ehe hat fertig - und das schon lange.

So etwas hier
Zitat
Das geht so weit, dass sie den Kindern Details aus unserem früheren Sexualleben um die Ohren haut, nur um mich bloßzustellen. Neulich hat sie mich vor den Kindern als impotent bezeichnet, nur um mich zu treffen.
ist der definitive Schlusspunkt. Da kündigt sie dir die letzte Bindung - aber wahrscheinlich hat schon gar keine mehr bestanden. Ich würde das so lesen: Sie will dich damit eigentlich provozieren, eine klare Entscheidung zu treffen. (Das sie dabei die Kinder mit instrumentalisiert ist allerdings nicht in Ordnung. Das geht die Kinder nichts an und so etwas solltest du im Interesse der Kinder im Ansatz unterbinden. Hier ist Entschiedenheit gefragt, nicht nur um deiner selbst willen, sondern vor allem, um die Kinder zu schützen. Die dürfen da nicht mit hineingezogen werden.)

Zitat
Geheiratet habe ich 1980, nicht aus Liebe, sondern eher aus Pflicht- und Verantwortungsgefühl (Details spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle, glaube ich).
Details spielen tatsächlich keine Rolle. Aber die Tatsache selber schon. Das ist ein Muster. Das solltest du im Nachhinein vielleicht einmal reflektieren, ist aber im Moment nicht der wichtigste, der dringendste Punkt. Verantwortung hast du im Moment in erster Linie dir selber und deinen Kindern, vor allem dem minderjährigen gegenüber. Dahin solltest du dein Verantwortungsgefühl kanalisieren.

Nach dem von dir Berichteten - und nur danach kann ich gehen - hätte ich folgenden Vorschlag für eine Prioritätenliste:

1. Triff eine Entscheidung. Eine 100%-Entscheidung. Also etwas, wozu du voll und ganz stehen kannst. Die Frage ist: Wie willst du dein Leben ab jetzt, ab heute leben. Was ist dir wichtig dabei. Was sind deine Werte. Mit wem willst du leben unter welchen Lebensumständen. Komme zu einer klaren Entscheidung, die keine inneren Einwände oder Relativierungen mehr beinhaltet.

2. Nimm alle Konsequenzen, die das hat (finanziell, Außenwirkungen usw.) mit in deine Entscheidung auf. Stimme auch den Konsequenzen aktiv zu. Sie gehören zu deiner Entscheidung. Wenn du die Entscheidung willst, willst du auch die Konsequenzen.
Tue dies - soweit möglich - ohne Bitterkeit.

3. Klare innerlich dein Verhältnis zu den Kindern. Insbesondere zum jüngsten Sohn. Kannst und willst du ihn zu dir nehmen bei der Trennung? Wenn du denkst, dass du es kannst und willst, wäre es gut. Sei dir dabei aber bewusst, dass dein Sohn genauso Sohn seiner Mutter ist wie dein Sohn. Du solltest also in der Lage sein, in dem Sohn auch die Mutter zu ehren. (Das ist völlig unabhängig davon, wie sie sich konkret in Einzelheiten verhalten hat.)
Was ich meine ist: Du darfst keinesfalls in Verhältnis zu deinem Sohn von deiner Seite aus das tun, was ich bei deiner Frau herauslese: Das Kind bzw. die Kinder zu instrumentalisieren für einen alten Groll oder alte Rechnungen, die du mit deiner Frau noch offen hast. Das muss du völlig vom Sohn trennen, das geht nur dich und sie etwas an. Und der Sohn hat auch seine Mutter - ohne sie wäre er nicht auf der Welt.

4. Kläre das Muster mit dem Pflicht- und Verantwortungsgefühl für dich. Wo sonst noch in deinem Leben tritt oder trat das auf? Wo stärkt es dich (oder hat dich gestärkt) und wo nimmst du dich als Person und Mensch zu stark zurück dabei, verstümmelst dich sozusagen im Dienst von Pflicht und Verantwortung? Man könnte vielleicht auf fragen: Wo versteckst du dich hinter deinem Pflicht- und Verantwortungsgefühl?
Mache das ohne Selbstkritik oder Selbstbezichtigung. Sonder eher interessiert: Wie habe ich das eigentlich gemacht? Wie ist es mir dabei ergangen?
Ziel ist nicht, herauszufinden, was man "falsch" gemacht hat. Ziel ist es, sich so weit kennen zu lernen, dass man nicht denselben Fehler wiederholen muss.

Ich schreibe das hier so, also ob da einfach wäre. Ist es nicht. Aber wenn du es tust, dann bist du mehr in deiner Kraft. (Außerdem kann ich natürlich auch falsch liegen - wir kennen ja alle nicht die ganze Geschichte. Also: Die Liste ist nur ein Vorschlag, den du prüfen kannst, ob etwas daran dir stimmig erscheint.)

Und: Hol' dir professionelle Hilfe. Eine Trennungsberatung kann gut und hilfreich sein. Wenn das nicht mit deiner Frau geht, mach sie alleine. Für dich. Als Klärungshilfe.

Ansonsten möchte ich von meiner Seite noch zwei Dinge von nigel48 unterstreichen:
Zitat
hast du freunde, kontakt zu anderen vernünftigen männern? falls ja, nutze sie. rede offen mit ihnen.
... such nach männergruppen in deiner nähe. oder nach einem therapeuthen der männnerarbeit macht. oder systhemisch arbeitet. auf jeden fall einen mann über 50.

und
Zitat
die kinder sind betroffen. aber die entscheidung geht sie nichts an.

Du bist grad in einem ziemlich unruhigem Fahrwasser bei schwerem Wetter. Es ist auch ein Aspekt von Männlichkeit, hier einen klaren Kopf und die richtigen Prioritäten zu bewahren. Man kann dann daran wachsen ...

Ich drück dir die Daumen!
"Nach jedem Verbrechen muß jemand bestraft werden. Um so erfreulicher, wenn es der Täter ist."
 Lord Vetinari, Patrizier von Ankh-Morpork

marple

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Re:Psychoterror
« Antwort #7 am: 22. Februar 2010, 12:00:26 »
4. Kläre das Muster mit dem Pflicht- und Verantwortungsgefühl für dich. Wo sonst noch in deinem Leben tritt oder trat das auf? Wo stärkt es dich (oder hat dich gestärkt) und wo nimmst du dich als Person und Mensch zu stark zurück dabei, verstümmelst dich sozusagen im Dienst von Pflicht und Verantwortung? Man könnte vielleicht auf fragen: Wo versteckst du dich hinter deinem Pflicht- und Verantwortungsgefühl?
Mache das ohne Selbstkritik oder Selbstbezichtigung. Sonder eher interessiert: Wie habe ich das eigentlich gemacht? Wie ist es mir dabei ergangen?
Ziel ist nicht, herauszufinden, was man "falsch" gemacht hat. Ziel ist es, sich so weit kennen zu lernen, dass man nicht denselben Fehler wiederholen muss.

Gut gesagt, fidibus, hier kann man für sich selbst noch was mitnehmen. Danke.

Offline DüDo

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Re:Psychoterror
« Antwort #8 am: 22. Februar 2010, 13:00:47 »
ich kann mich fidibus auch nur anschliessen. genial geschrieben, nicht nur für oldtimer lesenswert!

was ich aber noch interessiert, bzw. was mir aufgefallen ist:

du schreibst so ohne jede emotion! du schreibst nur von beruflichem erfolg!

hast du sie mal geliebt? konntet/könnt ihr beide emotionen ausdrücken/zulassen?

es kommt mir so vor, als ob du deine arbeit über deine familie gestellt hast. das soll nicht abwertend gemeint sein. aber wie ist dein verhältnis zu deinen kindern? wie stehen die zu dir und zu deiner frau?

du hast deine kinder jetzt einiger maßen groß gezogen. du nimmst dir jetzt das recht... seit wann ist dieses recht in deinem kopf, in deinen gedanken? wann war der erste zeitpunkt, dass du dein recht nehmen wolltest?

für mich ist dein geschriebenes ziemlich absurd. für mich hört es sich so an: du schwängerste eine frau, hast die geheiratet um des kindes willen, ihr habt 30(!!!!) jahre nur nebeneinander gelebt, ohne bezug auf den partner... hauptsache, den kindern geht´s gut.

hattest du ein erfülltes leben? nur für dich?

dass es deiner frau nicht gut geht hast du geschrieben. 5 jahre alki zeugt davon, dass sie mental mit ihrer situation nicht klargekommen ist. bemerkenswert ist aber, dass sie von heute auf morgen trocken wurde! das ist ein hilfesignal von ihr, dass sie nicht ihren platz verlieren mag. sie konzentriert sich wieder auf das ihr wichtige. auch wenn das verloren ist. das weiss sie nur noch nicht... und es wird sie niedermachen. das ist klar. eine trennung nach 30 jahren, in denen sie so sein durfte, wie sie wollte und du nicht gegengeredet hattest...

und jetzt kommt keine gegenrede, kein einfacher einwand zu etwas von ihr gesagtem, sondern das "aus".... nach 30 jahren...

wenn du deine frau noch ein wenig magst - mache einen termin mit jemandem, der sich mit süchten auskennt, lass dich da beraten, wie deiner frau in zukunft geholfen werden kann. vielleicht können deine kinder dabei helfen, keine ahnung... aber ich denke mir, dass, wenn du tacheles mit ihr redest und dich trennst, dass ihre welt völlig, völlig zerstört wird!!!!


marple

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Re:Psychoterror
« Antwort #9 am: 22. Februar 2010, 13:17:32 »
für mich ist dein geschriebenes ziemlich absurd. für mich hört es sich so an: du schwängerste eine frau, hast die geheiratet um des kindes willen,

Das war dann wohl ne Elefantenschwangerschaft. Das erste Kind kam nach 6 Jahren.


Er schreibt ja, dass er nicht aus Liebe geheiratet hat. Es geht, jahrelang so zusammenzuleben, wenn es eine Symbiose gibt, ein gegenseitiges Nehmen und Geben Insofern denke ich schon, dass die Frau durchaus auch ihren Anteil mit eingebracht hat.

Aber das ändert nichts an dem, was er heute empfindet. Und da fühlt er sich gefangen, eingeengt, unfrei, ausgepowert.

Wird zum Teil auch daran liegen, dass er jetzt eine Liebe gefunden hat.

wenn du deine frau noch ein wenig magst - mache einen termin mit jemandem, der sich mit süchten auskennt, lass dich da beraten, wie deiner frau in zukunft geholfen werden kann. vielleicht können deine kinder dabei helfen, keine ahnung... aber ich denke mir, dass, wenn du tacheles mit ihr redest und dich trennst, dass ihre welt völlig, völlig zerstört wird!!!!

Wodurch er weiterhin in der "Pflicht" bleibt, Verantwortung für sie zu übernehmen. Ich denke, dass muss sie, wie alle Süchtigen, selber hinbekommen und wollen. Und sie muss natürlich auch für sich selber die Verantwortung übernehmen. Sonst geht das so bequem weiter: Sieh, wie du mich zerstört hast...

Offline fidibus

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Re:Psychoterror
« Antwort #10 am: 22. Februar 2010, 16:02:25 »
Wodurch er weiterhin in der "Pflicht" bleibt, Verantwortung für sie zu übernehmen. Ich denke, dass muss sie, wie alle Süchtigen, selber hinbekommen und wollen. Und sie muss natürlich auch für sich selber die Verantwortung übernehmen. Sonst geht das so bequem weiter: Sieh, wie du mich zerstört hast...

Genau so. Genau da könnte ein Gefahr liegen.

Nein, die Frau mit ihrer Sucht - da darf Oldtimer sich nicht verantwortlich fühlen. Weder für die Sucht selber noch für die Frage, wie sie mit der Trennung klar kommt, als Süchtige.
Ich fürchte, hier wird man ein wenig "herzlos" sein müssen. Gerade wenn die Sucht auch etwas mit dieser 30-jährigen Ehe und deren Qualität u. a. zu tun haben könnte, darf Oldtimer sich nicht dafür verantwortlich fühlen, das irgendwie lösen zu wollen.
Die 30 Jahre waren wie sie waren - und das war eine echte Koproduktion. Das haben beide gemeinsam so "hergestellt", wie es nun einmal war. Und deshalb kann Oldtimer keine "Therapeutenrolle" in dem Fall einnehmen. Maximal könnte er koabhängig werden - damit ist niemandem gedient. Am allerwenigsten dem jüngsten Sohn.
Dem wäre am meisten gedient, wenn zumindest ein Elternteil noch handlungsfähig bleibt. (Und genau zu diesem Elternteil gehört er dann auch hin - abgesehen von der Tatsache, dass er ja in einem Alter so um die Pubertät ist und da Jungs im Falle einer Trennung sowieso oft besser beim Vater aufgehoben sind, es sei denn der wäre instabil).

Um die Sucht der Frau muss sich eine professionelle Person mit neutraler Position kümmern - und das muss von der Frau gewollt sein. Alles andere klappt nicht.
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 Lord Vetinari, Patrizier von Ankh-Morpork

Offline nigel48

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Re:Psychoterror
« Antwort #11 am: 22. Februar 2010, 17:31:51 »
es gibt eigentlich nur zwei sorten alkoholikerinnen.
eine fängt in der jugend an zu saufen, als flucht und selbstbestrafung für missbrauch  auch emotionalen etc. die hören gegen ende 30 auf.

die andere ist mrs oldtimer. mit ca 40 sind die küken flügge, mann kümmert sich um/im job. kein anschluss im beruf. und die leere wird aufgefüllt. ausserdem rückt die menopause näher.
 die (subjektiv) nutzlos gewordenen hausfrauen , die nicht saufen werden esotrisch, nymphoman, religiös oder kindisch. die allermeisten kriegen sich wieder ein, wenn sie oma werden und als solche gebucht werden.

und ja, das kann man auch netter beschreiben, aber so ist es deutlicher. das fiese ist, es kommt angeschlichen über 5  10 jahre und am ende kommt die beschleunigung.
nee, das ist nicht auf meinem mist gewachsen, das hab ich von einen kongress über frauen und sucht. ca 1000 frauen aus ganz norddeutschland und drei männer...

mrs oldtimer's subjektives leid ist normal, schicksalhaft und niemandes schuld.

die frau gehört zunächst in eine 12-schritte-klinik. kur zur wiederherstellung der gesundheit. zahlt die kk.
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Conte Palmieri

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Re:Psychoterror
« Antwort #12 am: 22. Februar 2010, 23:25:17 »
die allermeisten kriegen sich wieder ein, wenn sie oma werden und als solche gebucht werden.
Mann möchte sich wünschen, gewisse älte Säcke würden mal endlich Opa.

Offline Stachelhaut

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Re:Psychoterror
« Antwort #13 am: 03. März 2010, 07:10:11 »
Mann möchte sich wünschen, gewisse älte Säcke würden mal endlich Opa.

Dat mußt Du schon Deiner Tochter sagen, und nicht uns! :D
The union is behind us, we shall not be moved.

Offline mondeola

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Re: Psychoterror
« Antwort #14 am: 28. November 2014, 20:33:27 »
Hallo Oldtimer,

irgendwie kenne ich das Thema, vor allem Deine Aussage " Ich habe nicht aus Liebe geheiratet, sondern aus Pflichtbewusstsein...."

Da scheint mir der Hase im Pfeffer zu liegen.

Ich habe mich immer als Edelmann gefühlt. Nach 12 Jahren einer relativ harmonischen Beziehung, aus der zwei wunderbare Kinder entstanden sind, musste ich feststellen, dass ich mir eigentlich immer Schmetterlinge im Bauch gewünscht hatte. Ich hab oft gesagt, " Ich mag Dich", "Ich habe Dich gern" usw., konnte aber nie die entscheidenden Worte über die Lippen bringen.

Ich bin erschrocken, als mir klar wurde, dass ich meine Lebensgefährtin trotz heroischer Absichten 12 Jahre lang aufs Gröbste betrogen habe, nicht nur mich selber. Ich habe sie um die Liebe betrogen, die sie ganz sicher verdient hat. Keine Frau will gemocht oder gern gehabt werden, wie eine Tante oder die Kneiperin um die Ecke.

Ich habe niemals viel Geld verdient, es hat so eben gereicht für kleine Urlaube und Kurztrips am Wochenende, es hat gereicht, um sich glücklich zu fühlen.

Frauen merken, ob man sie liebt, oder mag. Ich denke, Deine Frau kämpft schon ewig darum, was Sie von Dir niemals bekommen kann. Sie ist nicht der Täter, sondern das Opfer.

Ich bin mit einer Einkaufstüte ausgezogen damals, ohne Details zu nennen, der offizielle Grund war eine andere Frau. Ich denke das war leichter zu verstehen, als die gemeine Wahrheit. Wir haben heute ein super Verhältnis, sind mehr Freunde geworden, die wir eigentlich immer schon waren.

Nicht Deine Frau ist die Schuldige, sondern Du, lieber Oldtimer, nimm die Rewetüte und gib Dir und vor allem Deiner Frau die Chance, wahre Liebe zu nehmen und zu geben. Dein Haus hillft Dir auch nicht weiter, wenn Du auf der Bahre liegst und niemals " Ich liebe Dich" an eine Autobahnbrücke geschrieben hast!