Es passt ja auch ganz gut zusammen, dass die Menschen in nordischen Ländern stärkere altruistische Verhaltensmuster ausgeprägt haben, da die Lebensbedingungen bedingt durch die Jahreszeitenwechsel wesentlich rauer waren
Aha. Und die Eskimos haben ihre Alten, die zu nichts mehr nütze waren, also früher aus rein altruistischen Motiven auf dem Eis ausgesetzt, wenn sie weitergezogen sind. Und wenn die Friesen in vorchristlicher Zeit ihre Eltern erschlagen haben, wenn diese nicht mehr Arbeiten konnten und für die Sippe eine Belastung wurden, dann ist das natürlich auch alles völlig altruistisch.

Wohingegen bei den Menschen in südlichen Ländern andere Parameter eine Rolle spielen, welche eher antisoziales Verhalten begünstigen - in der Art der stärkere setzt sich durch und der schwächere bleibt auf der Strecke.
Du hast noch nicht den Zusammenhalt in einer südeuropäischen Großfamilie erlebt, was?
Man versucht mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen, in dem man den einzelnen Menschen bis in die kleinste Einheit seziert, statt das offensichtliche in Betracht zu ziehen.
Was ist denn das Offensichtliche?
Nämlich, dass es eine Gruppenevolution gibt und die Gruppen überlebt haben, die durch kooperatives Verhalten effizienter waren.
Das mag im Paläolithikum so platt funktioniert haben. Heute ist die Welt um einiges komplizierter (Sie war es damals schon, aber wenn eine Gruppe durch kollektive Fehlentscheidungen gescheitert ist, sprach sich das ohne Medien halt nicht so rum).
Dein Modell bzw. das der Untersuchung hat zwei grundlegenden Fehler.
Der Erste ist ein objektiver: Eine Gruppenentscheidung muß nicht richtig / gut für die Gruppe sein. Eine Gruppe kann Fehlentscheidungen treffen und tut das auch oft genug. Wer sich also an einer Aktivität einer Gruppe nicht oder nur widerstrebend beteiligt, hat die Situation vielleicht einfach nur besser durchdacht als die Mehrheit, konnte diese aber nicht überzeugen. Platt gesagt: Wer bei einer der Gruppe positiv *erscheinenden* Sache nicht mitmachen will, ist deshalb weder ein "Trittbrettfahrer" noch ein "Schmarotzer".
Der Zweite ist schlimmer, denn er legitimiert ein Verhalten, das in der Gruppe einen moralischen Konsens hat: Die Bestrafung des Abweichlers. Die Gruppe empfindet sich als moralisch höherwertig, den Abweichler als moralisch minderwertig. Also muß der Minderwertige bestraft werden. Das geschieht nicht aus objektiver Notwendigkeit, sondern damit die Gruppe sich in ihrer faschistoiden Überheblichkeit besser fühlt. Jeglicher jetzt auftretende objektive (!) Fehler im Plan der Gruppe kann auf den Abweichler als Sündenbock umgeleitet werden, die Gruppe bleibt "sauber", wenn ihr Plan scheitert.
Es interessiert eine Gruppe von "höherer Moral" überhaupt nicht, aus welchen - möglicherweise sehr triftigen - Gründen der Abweichler mitmacht.
Diese Verhalten fand man nicht nur bei den Nazis, man findet es heute bei Ökos aller Schattierungen und natürlich auch Zusammenrottungen von Gutmenschen.
Wenn Du die gelegentlichen Ausraster unseres Conte sorgfältig beobachtest, wird Dir ein Muster auffallen (sorry Conte, nicht böse gemeint).
Und dazu gehört nun mal auch die altruistische Bestrafung, die offensichtlich durch Emotionen gesteuert wird.
Schrecklich, nicht? Die Natur hat uns Hirn gegeben, aber anstatt unseren Verstand zu benutzen, machen wir uns die Welt durch Emotionen zur Hölle.
Moral und Emotionen sind des Teufels, glaubt es mir.