Im öffentlichen thailändischen Gesundheitswesen gibt es keine Einrichtungen zur Drogentherapie. Das ist bedauerlich, weil es hier ein riesen Drogenproblem gibt, es geht dabei
Ya Ba, wörtlich "verrückte Medizin", im goldenen Westen als
Cristal Meth bekannt.
Natürlich gibt es Privatkliniken, aber die sind für normale Leute viel zu teuer. Die Lücke füllen religiöse Einrichtungen, Drogentherapie ist eine Hauptbeschäftigung des buddhistischen Klerus. Die haben da ganz spezielle Methoden, die wenig mit modernen Therapieverfahren zu tun, aber den Ruf durchschlagender Wirkung haben.
Nur ist das keine buddhistische Familie. Und leider hat der älteste Bruder, eigentlich Halbbruder, meiner Frau ein Problem damit. Um genau zu sein, der Dreck hat ihn ziemlich zerstört. Die Familie hatte resigniert, "da kann man halt nichts machen", der Mann lebte auf dem Familiengrundstück hier in einer Dreckshütte, wurde von der Tante mit Essen versorgt und war bei völliger Abwesenheit von Geld ständig auf kaltem Entzug und am Durchdrehen. Manchmal besuchte ihn eine Freundin - eine Frau, die mal eine große Schönheit gewesen sein muss, jetzt auch eine Komplettruine - und dann war er ruhiger, da muss man aber keine romantischen Schlüsse draus ziehen, wahrscheinlich hat sie immer etwas mitgebracht.
Natürlich war der Kerl auch in der Nachbarschaft unbeliebt, weil er die ganze Nacht immer aggressiver herumbrüllte und anfing, im Seveneleven Leute zu bedrohen. Wieso die dortige Belegschaft nie die Polizei gerufen hat, ist mir unerklärich. Es sei halt nicht ihr Laden, da müsse sich der Eigentümer drum kümmern
.
Und letzte Woche hat er uns mit einem dicken Stein ein Fenster eingeworfen. Mir ist endgültig der Kragen geplatzt, habe erklärt, dass ich ohne Begleitschutz den Müll nicht mehr rausbringen und allen herumlaufenden Verwandten unablässig die thailändischen Worte für Polizei und Bedrohung wiederholt. Meine Frau habe ich gefragt, ob CS-Gas im Königreich zulässig sei.
Das hat gewirkt. Meine Frau hat dann eine Möglichkeit gefunden. Es gibt eine muslimische Therapieeinrichtung in der Gegend von Krabi, also ungefähr 900km entfernt. Das ist auf einer Insel, da kommen die Junkies nicht runter. Abfahrt am nächsten Morgen. In Deutschland gibt es für so etwas ja immer ein halbes Leben Wartezeit, die Thailänder sind praktizierende Sofortisten.
Also noch eine Nacht im Krankenhaus in Ayutthaya. Hier ist es üblich, dass Patienten von Angehörigen begleitet werden, die im Krankenzimmer bleiben, um die Schwestern bei der Pflege zu entlasten. Bei diesem Kerl wurde aber zwei Mann angefordert, außer dem Polizisten auf dem Gang, weil er so gefährlich ist. Außer einem anderen Bruder war gerade nur noch ein Mann da.
Jetzt weiß ich also auch ein wenig, wie es in einem "Schwellenland" in einem öffentlichen Krankenhaus zu geht.
Die deutschen Luxusprobleme sind so langweilig.