Autor Thema: Beobachtungen aus der Provinz - Umdenken bei unseren Konsumgewohnheiten?  (Gelesen 1506 mal)

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Offline geoffrey

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Seit einigen Tage beschäftigten mich meine Beobachtungen anlässlich eines Besuches in der Stadt Mölln.
Spazierend durch die Haupteinkaufsstrasse stellt ich fest, dass sehr viele Ladenlokale dort in vermeintlich hervorragender Lage leerstehen. Mir war das zuvor auch in anderen Städten aufgefallen, dass die Haupteinkaufsstrasse z.B. von Pirmasens voll von 1 Euro Shops, Handy Shops und Friseuren waren aber Fachgeschäfte für Elektronik, Bekleidung oder auch Eisenwaren Fehlanzeige.

Durch mein Umfeld habe ich Kontakte zu einigen Postbediensteten. Bei den Blick in ein solches Auto staunte ich nicht schlecht. 80% der Pakete dort zierte ein großes und bekanntes Portal mit dem Anfangsbuchstaben A. 10% mit dem Anfangsbuchstaben Z und der Rest quer Beet. Ich fragte darauf hin auch andere Bedienstete, ob sie eine ähnliche Feststellung machten und diese bejahten dies.

Das große Portal mit A soll dieses Jahr die 10 Mrd. Euro in Deutschland durchschlagen. Eine zweistellige Prozentzahl des Umsatzes bleibt, egal was der einzelne Händler irgendwo verdient, bei A.
Hinzu kommt, dass einige Produkte direkt von den Herstellern dort verkauft werden. Damit wird dem Handel in unserer Region der Boden entzogen. Das hat weitreichende Konsequenzen. Leerstehende Ladenfläche machen einen Ort unattraktiver. Diese mangelnde Attraktivität drückt die Immobilienpreise. Arbeitsplätze vor Ort fehlen. Menschen wandern ab und so zehren sich zuerst die kleinen Städte später größere aus.

In Mölln sprach ich mit einem Inhaber eines Eiscafes. Ja, sagte dieser, das war früher hier ganz anders. Dort war ein Elektronikgeschäft, dort ein Eisenwarengeschäft, hier ein kleines Möbelhaus und da drüben ein Leuchtengeschäft. Alles vorbei. Der letzte der zumachte war nach 40 Jahren das Leuchtengeschäft.

Ja und dann las ich mal und machte mir Gedanken darüber wie ein jeder es vielleicht ändern könnte.
Als erstes fand ich diese Artikel:
Fördergelder für A......
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/wirtschaftsfoerderung-amazon-bekam-millionen-deutscher-foerdergelder/8180918.html

Danach diesen:

Wie A... sich um das Steuerzahlen drückt
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/ableger-in-luxemburg-zu-hause-keine-steuern-zahlen/7492820-2.html

Und den sowieso

Wie A.... an Glanz verliert
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/umstrittene-leiharbeiter-wie-amazon-an-glanz-verliert/7799274.html

Nun ich war selbst ein Kunde. Aber was Deutschland in den letzten Jahrzehnten so stark machte war der Handel. Ein Hersteller X verkaufte an einen Grosshändler Y der an einen Einzelfachhändler.
Überall auf der ganzen Strecke blieb immer etwas übrig. Es blieb etwas übrig um Mitarbeiter zu bezahlen, Investitionen zu tätigen, Umsatz in die Region zu tragen und Steuern zu bezahlen.

Irgendwie sollten wir doch alle wieder ein wenig mehr darauf achten, dass unser Geld in unserer Region bleibt. Aber wie kann man das anstellen bei so schnellen Lieferungen und so bequemen Einkaufen?

Für mich ist die Idee gekommen nur nach Produkten mit dem Städtenamen zu suchen. Bei google.
Ich gab dort Brauner Schnürschuh Lübeck ein und wechselte in google auf die Maps Funktion. Und da fand sich ein Händler.
Oder auch Batterie Kiel. Auch da erscheinen dann Läden.
Oder auch Samsung galaxy Hannover. Das gleiche Bild.

Ob ich dann dort in einem Web-Shop bestelle oder auch vielleicht direkt hingehe muss jeder selbst wissen. Nur ich glaube nicht, dass ein Einzelhändler in unserer Region Konten in der Schweiz oder auf den Cayman Islands hat. Und das ist mir persönlich auch nen Euro mehr Wert.

Versucht es vielleicht auch mal und vor allem sprecht mal in Euren Kreisen über diesen Gedanken, Mein Geld für meine Region. z.B http://celle.mein-kaufpartner.de/

Die Bayern machen es schon richtig radikal:
http://www.chiemgauer.info/


 



 
« Letzte Änderung: 11. Mai 2013, 17:50:00 von geoffrey »

Offline grashopper

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Ob ich dann dort in einem Web-Shop bestelle oder auch vielleicht direkt hingehe muss jeder selbst wissen. Nur ich glaube nicht, dass ein Einzelhändler in unserer Region Konten in der Schweiz oder auf den Cayman Islands hat. Und das ist mir persönlich auch nen Euro mehr Wert.

Es ist tatsächlich so! Diese Beobachtungen bzw. Feststellungen habe ich in der letzten Zeit auch gemacht. Generell, nicht nur auf A bezogen. Die regionalen Hersteller oder Anbieter jedwegen Angebots vor Ort geben nach und nach ihr kleines Geschäft deswegen auf (müssen es). Leere Läden.

Mittlerweile denke ich auch um. Wenn die Kleinen zumachen müssen, stehen wir bald auch dumm da, wenn mal was dringend gebraucht wird. Ums Verrecken sparen ist das Eine, die Zusatzkosten bei Online-Bestellung ist das Andere.

Ich könnte auch 30 Km fahren, um ein besonderes günstiges Angebot wahrzunehmen.  Das kostet allerdings mindestens soviel Sprit wie es die Vergünstigung des Angebotes hergibt. Oder eben bei Bestellung an Versandkosten (die manchmal vordergründig entfallen, aber im Produktpreis eingerechnet sind).

Die "Großen" sind zwar Arbeitgeber, aber mithin auch Sklavenhändler (Mini-Jobs).



"draußen nur Kännchen" - Bodo

Offline Kulle

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Amazon ist aber auch sehr differenziert zu betrachten. Was man dort aus Deutschland heraus bestellt ist oft auch von Händlern aus Deutschland. Habe gerade die letzten Wochen gebrauchte Fachbücher über Amazon kaufen müssen. An wen da die Steuer anfällt weiß ich nicht. Händler die über Amazon verkaufen dürfen nicht allzuviel Blödsinn machen, sonst haben sie zuviele negative Kritik. Anders bei Ebay.

Allgemein gesprochen, es ist sicherlich doof für Leute im 50 km-Gürtel einer Großstadt wenn Vorort die Kleinhändler stückweise  pleite gehen. Dummerweise lebe ich am Rande einer Gr0ßstaddt. Hier macht morgen ein OBI neu auf.

Offline geoffrey

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@grashopper...

Gut das ich nicht der Einzige bin.
Ich versuchs nochmal. Such eine Stadt in Deiner Nähe.
Jetzt gibst Du ein Produkt ein in google was Du kaufen möchtest schreibst aber daneben die entsprechende Stadt.
Du musst nirgednwo hinfahren.... Du kannst aber Du musst nicht...

@ Kulle
Ja, der Händler partizipiert. Bei eine einzigen Ware wie gebrauchten Fachbüchern immer.
Aber um Dir ein Beispiel aus alten Tagen zu geben. Das Sam... SII wurde früher auf A... bei 500 Euro Anschaffungspreis von dem "günstigsten Händler" mit 2 Euro marge verkauft und trotzdem verdiente amazon damals noch 7%. Vor 20 jahren musstest Du in die Nähe weil Internet war da nicht. Deswegen gab es auch so viele Einzelhändler. Heute kannst Du in die Nähe gehen und auch online shoppen. 

Offline geoffrey

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Den habe ich gerade noch gefunden.....


http://www.n-tv.de/wirtschaft/Amazon-trickst-bei-den-Steuern-article10651881.html

Also ich hab mal gerechnet. 4,7 Mrd. Euro Umsatz und 2.9 Mio Steuern heißt auf den Umsatz gerechnet der Nichts mit dem Gewinn zu tun hat 0.06% Steuern.
Dieser ganze Umsatz, der in Deutschland dieses Jahr die 10 Mrd. erreichen wird, war früher bei vielen kleinen lokalen Fachgeschäften. Solchen wie diesen hier.

http://www.abendblatt.de/hamburg/wandsbek/article2255901/Das-Aus-kommt-nach-119-Jahren.html

10 Mrd Euro verteilt auf Deutschlands 100 größte Städte ohne Gewichtung würde bedeuten 100 Mio. Euro mehr pro Stadt.
Und mit Sicherheit bringt dieser Umsatz dann mehr als 0,06% Steuern, mehr an Gehältern, mehr innerstädtische Attraktivität......