Ich war heute bei der Beerdigung einer Frau, die ich vor fünf Jahren im Krankenhaus nach meiner Lungenembolie kennengelernt und mit der ich mich befreundet habe. Sie hatte damals schon seit fünf Jahren Krebs, also inzwischen 10 Jahre. Damals wurde ihr von den Ärzten in meinem Beisein (fand ich damals schweigepflichtstechnisch echt schräg) noch 2-3 Jahre prognostiziert, wenn sie eine Dauerchemo in Erwägung zöge. Das hat sie dann gemacht, wobei sie in allen, ihr möglichen, therapiefreien Zeiten auf Reisen ging. Sie war eine Kämpferin, immer optimistisch, immer aktiv. 8 Tage vor ihrem Tod waren wir bei ihr, weil sie eines meiner Bilder haben wollte. Sie war lustig und gut gelaunt, wir tranken Kaffee, spielten was und verabredeten uns für den Sommer
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Warum ich es überhaupt erzähle: Die Beerdigung hat mich im Entschluss gestärkt, doch aus der Kirche auszutreten. Es ist einfach so bescheuert, wenn ein Pfarrer eine solche Beerdigung halten muss und der Verstorbene war kein Kirchgänger oder hatte eben keinen Bezug zur Kirche. Das war so elendig viel Blabla und hat mich einfach fertig gemacht. Auch hat mir die heutige Veranstaltung gezeigt, wie wichtig es ist, dass man sich mal vorher Gedanken macht, wie es denn enden soll. Ich habe ja seit fünf Jahren eine Datei hier auf dem Laptop mit allen Details, was gesagt werden soll, welche Musik gespielt werden soll, usw. Meine Angehörigen sollen da mal nicht hilflos dastehen müssen. Mein Mann ist ja schon lange aus der Kirche ausgetreten und ich zaudere einfach immer und kann nicht mal begründen, warum es mir so schwer fällt.
Scheißtag jedenfalls heute.