Autor Thema: Erfahrungen mit Buchveröffentlichungen – Verlag oder Selfpublishing?  (Gelesen 416 mal)

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Offline PacPac

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Ich befinde mich derzeit im Schreibprozess meines ersten Manuskripts und beschäftige mich zunehmend mit der Frage, wie der nächste Schritt – die Veröffentlichung – aussehen könnte. Deshalb würde mich sehr interessieren:
Hat jemand von euch bereits ein Buch veröffentlicht und wäre bereit, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern?
Mich interessieren besonders folgende Punkte:
Habt ihr euch für einen Verlag entschieden oder für Selfpublishing – und warum?
Welche Erfahrungen habt ihr im Hinblick auf Lektorat, Covergestaltung, Marketing etc. gemacht?
Gab es Dinge, die euch überrascht haben – positiv wie negativ?
Was würdet ihr heute vielleicht anders machen?
Ich würde mich sehr freuen, von euren Erfahrungen zu lesen – sei es als Autor eines Romans, Sachbuchs oder auch aus anderen Genres.
Vielen Dank im Voraus.

Offline lookcool

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Meine Schwester hat sich vor ein paar Jahren genau dieselbe Frage gestellt – Verlag oder Selfpublishing. Sie hat sich damals fürs Selfpublishing entschieden, und ich war hautnah dabei, wie viel Herzblut, aber auch Nerven das kostet. Was ich aus ihrer Erfahrung sagen kann: Du hast die volle Kontrolle – aber eben auch die volle Verantwortung. Sie hat ewig an Titel und Klappentext gefeilt, weil plötzlich klar wurde: Das entscheidet mit über Sichtbarkeit und Käufe.

Das Lektorat hat sie outgesourct – teuer, aber notwendig. Sie meinte rückblickend: „Ohne Lektorin wär’s einfach nur ein netter Text geblieben.“ Was sie unterschätzt hat, war das Marketing. Buch ist fertig, hochgeladen – und dann? Stille. Ohne eigene Reichweite oder zumindest Plan B (Newsletter, Ads, Lesungen?) passiert da wenig.

Was ich spannend finde: Sie überlegt jetzt beim zweiten Buch, doch mal einen Verlag anzuschreiben – einfach um zu sehen, wie es sich anfühlt, wenn man nicht für alles allein verantwortlich ist.

Wie weit bist du denn im Schreibprozess? Und weißt du schon, ob du mit dem Buch eher was Persönliches rausgeben willst – oder ob du z. B. eine bestimmte Zielgruppe im Kopf hast?

Offline PacPac

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Ich schreibe schon länger ein paar Geschichten. Eigentlich ist das nur zur Entspannung, zum Ausgleich, eine Ablenkung. Ich würde es halt mal spannend finden, den nächsten Schritt zu gehen. Denke da kann man auch viel lernen.
Ich habe auch immer viel Sport gemacht und war oft laufen. Irgendwann will man da mal an einem Marathon teilnehmen - jetzt habe ich davon auch schon 5 hinter mir. So ähnlich ist es beim Schrieben jetzt auch. Einfach mal den nächsten Schritt gehen und schauen was passiert.
Ichs ehe bei allen Varianten Dinge, die mir zusagen. Aber es gibt auch Sachen, da habe ich Bedenken. Selbstverlag klingt super, nur woher soll man wissen, was alles zu erledigen ist? Da braucht es bestimmt etwas Hilfe.
Ich greife das Beispiel mit dem Laufen nochmal auf: Ich habe mir vor dem ersten Marathon eine Laufgruppe gesucht, die einen auf einen Marathon vorbereitet hat (was isst man, wie trainiert man die Wochen davor, wie geht man es an,...) Das hat dann schon sehr geholfen.
Gerade bei den Infos gibts ja zig verschiedene Aussagen im Netz, da weiß man ja gar nicht was richtig und was falsch ist.

Offline lookcool

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Das mit dem Marathonvergleich find ich ehrlich gesagt ziemlich treffend. Irgendwann reicht das Training für sich allein nicht mehr – man will einfach wissen, wie weit man kommt, wenn’s drauf ankommt. Und ja, genauso fühlt sich das mit dem Schreiben an. Man schreibt, weil’s gut tut – aber irgendwann kribbelt’s halt doch in den Fingern, ob man mehr draus machen kann.

Dass du das Thema Verlag vs. Selfpublishing nicht schwarz-weiß siehst, klingt schon mal vernünftig. Beim Selfpublishing denk ich mir auch oft: Klar, Freiheit. Aber gleichzeitig halt auch: völlige Verantwortung. Da wär’s wahrscheinlich echt Gold wert, jemanden zu haben, der wie so eine Laufgruppe funktioniert – der einfach sagt: „Hey, denk dran, jetzt wär ein guter Zeitpunkt fürs Cover, das hier nicht vergessen, das besser so.“ Sonst verläuft man sich leicht.

Ich glaub, du bist da auf einem guten Weg – einfach mal weitergehen, Schritt für Schritt, und schauen, was sich ergibt. Vielleicht findet sich ja auch noch die richtige Gruppe oder Austauschmöglichkeit für diesen nächsten „Schreibmarathon“. Würd mich interessieren, was du dir da konkret wünschen würdest – also eher technisches Wissen oder eher Austausch mit Leuten, die selbst schon durch sind?

Offline PacPac

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Ich will halt wissen was danach noch auf einen zukommt. Richtig interessant sind ja erst die letzten paar Kilometer, bis dorthin schafft man es auch beim Training:)
Immer nur schreiben und dann alles in die Schublade stecken, will ich dann irgendwann auch nicht mehr. Kann ja auch sein, dass ich noch ein bisschen Übung brauche. Damit hätte ich auch kein Problem. Dann mach ich halt noch einen Kurs oder hole mir Hilfe bei anderen Autoren oder Schreibgruppen. Aber mich würde eben alles ab dem Ende des Schreibprozesses interessieren.
In erster Linie einfach mal Erfahrungen von Menschen, die es schon hinter sich haben. Wie sind sie vorgegangen, auf was muss man achten,...
Mir ist schon klar, ich werde jetzt nicht zum Bestseller werden. Aber dennoch würde es mich reizen die nächsten Schritte anzugehen. Frage ist halt zu Beginn mal wo starten? Zig Verlage anschreiben, einen Literaturagenten suchen, gleich mit dem Selfpublishing auseinandersetzen,...

Offline lookcool

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Klingt, als wärst du genau an dem Punkt, wo’s spannend wird – nicht mehr nur Hobby, aber auch noch nicht volle Profi-Ambition. Und das ist ehrlich gesagt ein ziemlich guter Ort. Dieses „ich will nicht einfach alles in die Schublade legen, aber ich muss auch nicht sofort einen Bestseller landen“ – das öffnet Spielräume. Was ich von meiner Schwester mitgenommen hab: Am Anfang hilft’s, wirklich mal aufzuschreiben, was einem selbst wichtig ist. Sichtbarkeit? Gestaltungsspielraum? Community?

Wenn du sagst, du willst verstehen, was „danach“ noch kommt – dann wäre vielleicht ein erster Schritt, dir einfach mal ein Selfpublishing-Buch anzuschauen (nicht lesen, sondern richtig durchleuchten: Wie ist das Cover? Wie der Textsatz? Wie wirkt der Klappentext?). Und dann mal zu schauen, was davon dich abschreckt und was dich reizt. Und: Schreibgruppen sind Gold. Wenn du da die richtigen findest, bekommst du oft ehrliches Feedback, ohne dass gleich Erwartungen mitschwingen.

Offline PacPac

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Naja ich sehe das trotzdem immer noch als Hobby. Ich kann definitiv nicht meine Arbeit hinschmeißen und nur mehr Schreiben. Also das ist mir dann doch zu unsicher. Selbst wenn da jetzt ein Verlag sagt, wir drucken das, kann man ja nicht wirklich seinen Job aufgeben und einfach mal hoffen. Also mir wäre das zu unsicher. Midlife-Crisis habe ich auch noch nicht, von daher bleibt wohl vieles wie es ist:)
Wichtig ist mir der nächste Schritt oder besser gesagt, die nächsten Schritte. Ich will sehen was da noch alles auf einen zukommt, was es da nach dem Schrieben noch alles zu tun gibt.
Und was habe ich davon? Ich weiß ja trotzdem nicht woher das Cover stammt, ob das ein Foto aus dem letzten Urlaub ist, ein Grafiker das so extra gemacht hat oder einfach irgendein Stock-Foto ist. Einblick erhält man so nicht wirklich.
Aber gerade wie ich das schriebe kommt mir eine Idee - man könnte nach Blogs suchen, in denen der Prozess beschrieben wird. In die Richtung könnte ich mal schauen.
Abschrecken würde mich jetzt nichts. Wenn man das machen möchte, wird man es auch machen müssen. Aber dazu muss man halt auch wissen, was alles auf einen zukommt.
Ja, der Tipp geht auch. Sich mal mit Menschen Treffen, die sich auf dem Gebiet besser auskennen und von Person zu Person reden.

Online Yossarian

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Sich mal mit Menschen Treffen, die sich auf dem Gebiet besser auskennen und von Person zu Person reden.

Arbeitstitel: Das persönliche Gespräch, eine zu Unrecht vergessene Kulturtechnik.  8)
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— Jack Kerouac

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Offline lookcool

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@PacPac: Finde ich ehrlich gesagt ziemlich nachvollziehbar – diese Haltung „Ich will nicht alles über Bord werfen, aber ich will auch wissen, was da noch kommt“. Ist irgendwie der gesündeste Weg, weil’s weder träumerisch noch verbissen ist.

Und ja: Man unterschätzt, wie viele Mikroentscheidungen da nach dem Schreiben noch dranhängen. Deine Frage zum Cover – das ist echt typisch. Man sieht das fertige Ding und hat keine Ahnung, ob da ein halber Urlaub oder 10 Stunden Illustrator-Arbeit drinstecken.

Deine Idee mit den Blogs find ich gut, aber du sagst’s ja selbst: Man muss echt filtern können. Ich hab z. B. mit meiner Schwester nochmal gesprochen – sie hatte sich damals u. a. durch Verlagsblogs geklickt und meinte, beim Novum Verlag hätte sie damals einiges ganz gut aufbereitet gefunden.

Und was das Treffen mit anderen angeht: Unbedingt. Online ist super, aber ein echtes Gespräch, wo man zwischendurch auch mal fragt: „Wie hast du das eigentlich mit dem Impressum gemacht?“ – das ist Gold wert.