Autor Thema: Jungs wissen nicht mehr wie "Männer" so sein sollten.Und könnten. Oder?  (Gelesen 782 mal)

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Offline Dudehh

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Ich schätze ganz generell die vielgescholtene "junge Generation" durchaus für so manches.
Einiges ist in den letzten Jahren in Bewegung gekommen. Ganz sicher nicht nur Schlechtes.

AAAAAaber.....(natürlich, was auch sonst;-):

Ich beobachte gern was wirklich IST. Was passiert. Nachrichten und sonstige Kanäle können ja einen Überblick über manches geben, aber eben auch oft in die Irre führen. Je nachdem wer sie gemacht hat und was derjenige will. Also: Augen auf und selbst "kucken" was so los ist.

Interessant finde ich die "Fortschritte" die es in meinem Umfeld, inklu bei meinen eigenen Söhnen und deren Bekanntenkreis so gibt. zB: Papi darf auch ruhig mal zu Hause bleiben und sich um Krempel kümmern, die sich 2 die zusammengehören nunmal auch wirklich teilen können. Wie Hausarbeit zB. Ebenso gut: Gefühle halbwegs "verbalisieren" zu können. Anders als die männlichen Generationen davor. Inklu meiner.

Nur warum scheitern sie immer häufiger daran, evulotionär/klassische männliche Aufgaben abzubilden? Wenn sie sich für Familie entschieden haben: Schützen. Nicht nur versorgen.

Konkret: Auch ohne in Texas zu leben wo so ziemlich jeder ne Knarre mit sich rumträgt, auch als hier wohl erzogener West-Europäer sich mal gradezumachen, wenn irgendwelche Hillibillys oder sonstwelche aufgebrachten, anders soziologisierte Fanatisten oder Extremisten auftreten? Damit meine ich nicht "Demos" oder "Strassenschlachten", sondern alltägliche Dinge. Wie kürzlich wieder, als ein jüngeres Pärchen mit Kinderwagen dabei in besserem Hamburger Wohnviertel spazieren geht, und gleich 3 deutlich mit Migrationshintergrund versehene Kollegas denen entgegengehen. Schmaler Fussweg, beide Parteien wären andeinander vorbeigekommen. In diesem Fall nicht. Die 3 bauen sich vor der Frau auf, schimpfen irgendwas auf Arabisch, pöbeln gestikulieren und zack......der junge Kerl sagt kein Wort. Nichts. Er lässt seine Partnerin bedrohen, er stellt sich nicht schützend davor, er unternimmt schlichtweg GARNICHTS. Ausser bedrückt und ängstlich in eine andere Richtung zu kucken.

Haben "wir" (also unsere Generation) ganz generell mit unserem ganzen "Ihr müsst dies und solltet das usw usw" -Getue irgendwie vergeigt haben denen vorzuleben was es AUCH ausmacht sich wie ein MAnn zu verhalten? Ich meine hier nicht losprügeln oder physische Auseinandersetzungen. Aber man darf sich doch wirklich bemühen seine family zu schützen oder nicht? Ist DAS nicht eine unserer essentiellen, männlichen Aufgaben?

Und falls wirs vergeigt haben: Was haben wir da konkret vergessen? Bn froh das meine beiden Jungs sich bei aller "wokeness" nicht so gebärden. Sie sind warm, freundlich, teilen sich mit der jeweiligen Partnerin alles mögliche, auch Hausarbeiten usw, aber sagen: Wenns drauf ankommt fackeln wir nicht lange. Dann gehts in die Schlacht. Für meine Familie. Große, pathetische Worte, aber haben sie schon ein paar mal bewiesen.

Nur so ganz allgemein: Warum können sich "Jungs" nicht mehr wehren wenns sein muß, oder mal grade machen? Was ist da passiert? Sollen das jetzt AUCH noch die Frauen übernehmen, oder wie sieht das die aufgeweckte Seite der männlichen Super-Feministen?(Die Bezeichnung ist nicht halb so abfällig gemeint wie sie ggf wirkt;-).

Mir persönlich geht das gegen den Strich. Wir leben als Väter doch den Jungs vor, wie Väter so sein können. Was haben wir da in der Breite vergessen?

Wenn Du nur auf dicke Hose machst, musst Du sie auch runterlassen wenns drauf ankommt.

Offline Deuces

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Zitat: "Nur warum scheitern sie immer häufiger daran, evulotionär/klassische männliche Aufgaben abzubilden? Wenn sie sich für Familie entschieden haben: Schützen. Nicht nur versorgen. "

Musste grad mal gucken, welches Jahr wir haben. Schützen. Nicht nur VERSORGEN?
Heisst also, wenn ich als Mann in Elternzeit bin, kann das mit dem Verhauen von Pöblern gerne die Frau übernehmen, weil Hauptversorgerin? Spass.

Im von dir genannten Beispiel bin ich vom beklommenen Familienvater nicht begeistert, aber ich kann seine Reaktion nachvollziehen, denn anders als bei einer klassischen Hauerei, spielst du schnell mit dem Leben, wenn du dich als gelernter Netzwerktechniker mit deinen drei Brusthaaren vor solchen Figuren aufbaust, um Sara-Jane und Finn-Alessio zu schützen. Mit Glück endest du mit gebrochenem Kiefer auf dem Asphalt, eher aber in der Gerichtsmedizin und um 21.15 im Brennpunkt.
Diese Art Mann abzubilden, die du beschreibst ist lebensgefährlich, wenn du nicht John Wick, the Equalizer usw. bist, sondern Joko Winterscheid.

Aber wo wir schon mal dabei sind: Ein beschützender Mann hat überall Augen, der hat den Ärger bereits gescheckt, da hat er nur das billige Aftershave der Idioten gewittert. Der greift den Arm seiner Frau und steuert den Kinderwagen auf die andere Strassenseite, hält das Smartphone ans Ohr, bereit den Notruf zu wählen.Auch so kann Schutz aussehen.

Zitat: "Ist DAS nicht eine unserer essentiellen, männlichen Aufgaben?"

Mir gefällt der Ausdruck menschliche Aufgaben besser, aber da es hier um das Männerbild geht:
Die essentiellen, männlichen Aufgaben bedeuten für mich die Frau zu schützen, indem du sie nicht verletzt.
In deiner Nähe braucht sie nichts fürchten. Weder körperlich noch seelisch noch mental.
Die 3 Affen auf der Strasse sind lediglich lästige Mitesser im Dasein einer Frau und nicht halb so bedrohlich wie der Feind in ihrem Bett, von dem sie nichts ahnt und ihm völlig arglos in die Augen schaut.
Die viel grössere Gefahr für sie geht von dem Mann aus, der ihre Snacks mit Petersilie garniert und glaubt, das rechtfertigt ihn dazu, am Abend ein bisschen GV mit einer anderen zu haben.
Den grössten Schaden kann der Mann, ihr Mann anrichten, ohne ein einziges Mal die Hand gegen sie zu erheben. Schaden, indem der sie belügt, betrügt, sie hintergeht, sie verleugnet und verleumdet bis sie glaubt wahnsinnig zu werden und anerkennen muss, dass sie all die Jahre in einer Simulation gelebt hat, während er sich konsumiert und ihr etwas genommen hat, was nie wiederkommt: Verdammte Lebenszeit.

Ein richtiger Mann so wie wir gerade über ihn reden, ist vor allem eins: Aufrichtig. Immer.
so I guess we are who we are for a lot of reasons. And maybe we'll never know most of them.
I would rather be known in life as an honest sinner, than a lying hypocrite.

Offline lookcool

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Was ihr beide schreibt, fühlt sich auf ganz verschiedene Arten richtig an. Und trotzdem spür ich beim Lesen diesen einen Punkt, der dazwischen liegt und kaum greifbar ist.

Ja, Schutz bedeutet heute mehr als einmal kräftig in den Boden zu stampfen. Kopf einschalten, Präsenz zeigen, notfalls den Kurs ändern, bevor’s knallt – vollkommen richtig. Und trotzdem … irgendwie fehlt mir oft der Mut zum Zeichen setzen. Nicht in den Straßenkampf ziehen, nicht der dicke Max, aber auch nicht einfach schweigend abducken und hoffen, dass sich alles von selbst erledigt.

Manchmal reicht schon ein Blick, eine Haltung, ein Schritt nach vorn – nicht, um den Helden zu spielen, sondern um klarzumachen: Bis hierhin und keinen Schritt weiter.

Dieses innere „Ich bin da, du kommst hier nicht einfach so durch“ fehlt mir oft bei den Jüngeren. Und ja, vielleicht haben wir genau das versäumt vorzuleben. Dieses stille, ruhige Stehenbleiben. Ohne Aggro, aber mit Rückgrat.

Offline Deuces

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Ja, spricht mir aus der Seele und genau dieses "kaum greifbar" ist inzwischen so weit verbreitet, dass es als Defizit, so wie ich es hier in diesem Thema verstehe als solches nicht (mehr?) wahrgenommen wird.
Die Konsequenzen der Opferhaltung scheinen eträglicher zu sein, als die des sich gerade machen und jemandem, der als Bedrohung wahrgenommen wird, die Stirn zu bieten bzw. Rückgrat zu zeigen.

Überlebender Feigling oder toter Held. Dazwischen scheint es aktuell nichts zu geben.
Und das meine ich durchaus auch metaphorisch.

Ich kenne einen Mann, der seinen Kids vorlebte der grosse Retter, Held, Kämpfer (also, so wie du es beschriebst) zu sein.
Doch es stellte sich heraus, dass er nur die Rolle bzw. den Applaus liebte, sein Interesse galt dem Echo des Publikums, nicht der Entwicklung seines Blutes.

Resultat: K1 unterhält ausschliesslich Beziehungen mit Frauen, die mental schwach und labil sind.
K2 ist psychisch zerrissen und bekommt den fürsorglicher Vaten mit dem psychopathischen Erzeuger nicht unter einen Hut.
Er schafft den Weg von der Wohnung zum Kiosk nur unter Medis.
Dass er das Vorbild eines Vaters spielte, das Rückgrat und Durchsetzungswillen simulierte, spürten die Kids intuitiv.
Darum konnten sie es für sich nicht übernehmen.
Böse Zungen würden nun behaupten, die Präsenz des Vaters war zu gross, als dass die Jungs hätten da mithalten können. Doch das trügt.
Das einzige, was ihr Vater ihnen mitgegegeben hat, sind ihre Nehmerqualitäten.
Statt aus seinen Söhnen aufrichtige, sich selbst bewusste Männer zu machen, erschuf er Zweifler, die den Weg des geringsten Widerstandes nehmen.
Wesen, die sich ängstlich ducken und weggucken, wenn's drauf ankommt.

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Offline lookcool

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Starker Beitrag. Was du schreibst, tut weh – genau deshalb trifft es. Weil das laute Heldentum eben oft nur Echo sucht, kein echtes Fundament hat. Und ja, Kinder spüren sowas. Instinktiv.

Ich glaube, dieser Zwischenraum, den du beschreibst – zwischen feigem Rückzug und blinder Eskalation – ist der Ort, an dem echte Stärke heute leben müsste. Nicht gespielt. Nicht gepostet. Sondern leise, unbequem und klar.

Ich frag mich oft, was passiert wäre, wenn der Vater deiner Story einfach mal nicht performt hätte, sondern sich in seiner Unsicherheit gezeigt hätte. Ob dann nicht wenigstens einer der Söhne gewusst hätte, dass man auch mit einem wackligen Bein Haltung zeigen kann. Nicht perfekt, aber menschlich.

Denn vielleicht ist genau das: aufrecht bleiben, ohne sich selbst was vorzumachen – das letzte echte Rückgrat.