Conte, Du krankst an der Welt, wie sie ist. Für mich klingst Du sehr verzweifelt.
Aber geht es nicht uns allen so? Wir alle hatten Ideale, Wünsche, Hoffnungen, Pläne, das Meiste davon hat sich nicht erfüllt. Damit müssen wir alle leben.
In manchen Punkten stimme ich Dir zu. Ethik, Moral (wobei der Begriff hier im Forum sehr umstritten ist) vermisse ich sehr häufig auch. Und auch, dass es früher hier schöner war. Wobei das "schöner" sich für mich auf die Zeit vor der großen Einwanderungswelle bezieht. Ich bin kein Freund von Multikulti. Was für Dich jetzt in Deiner persönlichen Situation vermutlich wie ein Schlag ins Gesicht wirkt. Ist es aber nicht, soll es auch nicht sein. Ich selbst lebe sogar Multikulti, ich habe einen russischen, einen libanesischen Schwiegersohn und eine indonesische Schwiegertochter. Von den 10 Personen der engsten Familie ist einer Veganer, eine Vegetarierin, zwei andere essen kein Schwein.
Ich mag nicht, wie unsere eigene Kultur durch die muslimische und andere Kulturen unterlaufen wird, wie sehr wir uns Fremden anpassen, sie hofieren, statt Anpassung zu fordern und durchzusetzen. Und wieviel Geld auch denjenigen, deren Papiere nicht mal klar sind, hinterhergeworfen wird, Geld, was fleißige Menschen hier hart verdient haben. Helfen ja, aber es hat Grenzen.
Dass Du Dich für den muslimischen Glauben entschieden hast, aus welchen Gründen auch immer, ist Dein persönliches Ding. Dass Du Vegetarier bist, ebenfalls. All Deine Werte, Hoffnungen, Wünsche kannst Du nicht einfach anderen überstülpen. Man kann erklären, warum und wieso man so denkt und handelt, aber mehr auch nicht. Missionieren geht anderen nur auf die Nerven und man macht sich unbeliebt. Ein Grund, warum sich militante Vegetarier immer wieder unbeliebt und sich selbst zur Lachnummer machen. Ich bin Raucher, ich werde auch verhöhnt. Geht mir am Allerwertesten vorbei.
Dass "schwul" ein Schimpfwort in den letzten 30 Jahren geworden ist, kann ich mir gar nicht vorstellen. Mein Eindruck der letzten 10 Jahre ist eher, wer nicht "schwul" ist, der ist nicht ganz normal.
Immer mehr wird das Andersartige, Fremde zur neuen Norm erhoben. Und wer nicht Beifall klatscht, ist Feind, wenn nicht gleich Nazi.
Mich kotzt die neue Welt auch an und ja, manchmal fallen mir dazu auch Nazisprüche ein; vor lauter Kopfschütteln, ob des fehlenden gesunden Menschenverstandes, wird man noch ganz kirre im Kopf.
Aber ich bin kein Nazi. Ganz im Gegenteil, mein Leben lang habe ich meine eigenen Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte für andere zurückgestellt. Nie würde ich einem Menschen, welcher Kultur er auch immer entstammt, etwas Böses antun. Die Sprüche sind trotzdem da. Weil einem oft zuviel an Verständnis abverlangt wird hier in diesem Land.
Ich freue mich für Dich, dass Du jemanden, den Du liebst, an Deiner Seite hast. Und ich freue mich für Dich, dass Du geliebt wirst. Die Kultur spielt da überhaupt keine Rolle.
Ich habe aber den Eindruck, dass Du Dein muslimisches Bekenntnis als ganz normal verkaufen willst. So kommt es bei mir an. Es natürlich nichts Schlechtes, aber auch nichts Normales, es ist eher etwas sehr Besonderes, aber ich halte es eben nicht für nachahmenswert. Schon allein deshalb nicht, wenn ich sehe, wie viele Muslime hier ihre Frauen behandeln, wie wenig Rechte Frauen in dieser Glaubenskultur haben.
Steh zu Deinem Weg, wenn er Dich glücklich macht, ist das total in Ordnung. Aber mach uns doch nicht schlecht, weil wir es nicht für uns wollen.