@Yossarian
Was erzählt eigentlich deine Partnerin so von ihrem neuen Job? Da gibt es doch bestimmt auch völlig konträre Erfahrungen?
Sie hat wenig direkten Kontakt mit den Menschen, weil sie derzeit einen reinen Verwaltungsjob hat. Natürlich läuft sie denen den ganzen Tag ständig über den Weg, ist aber noch nicht überwiegend "direkt am Mann" bzw. der Frau. Das kann sich in den nächsten Tagen schlagartig ändern, weil der Sachbearbeiter für die Oberherzchen wahrscheinlich weggeht, und man ihr bereits angekündigt hat, daß man sie sich gut auf der Stelle vorstellen könnte.
Tageweise war sie mit dem derzeitigen Stelleninhaber zusammen schon da, zum Einarbeiten sozusagen. Sie hätte dann die Leutchen zu verarzten, die ihren Bus zur endgültigen Unterbringung in irgendeiner Kommune aus irgendwelchen Gründen "verpaßt" haben. Das sind in der Regel harmlose Leutchen, die ein eher unverbindlich-archaisches Verhältnis zu Belangen der deutschen Verwaltung haben und schon mal für ein paar Tage oder Wochen spurlos verschwinden, weil sie irgendwelche Verwandten besuchen, die schon legalen Aufenthalt in Deutschland haben und nach Wochen mal wieder im Erstaufnahmelager reinschauen, um nachzufragen, wann sie denn jetzt vielleicht wohin zugewiesen werden. Ihr Bus ist dann in aller Regel bereits vor tagen oder Wochen gefahren und es geht dann wegen Verstoßes gegen eine ganze Reihe von Vorschriften in die Kiste, und wenn sie Pech haben, danach gleich wieder nach Hause. Oft genug kriegt man da aber mit gutem Willen irgendwie die Kurve.
Das Bildungsniveau der Menschen ist überwiegend grottig. Meine Freundin weiß nicht, wo die ganzen hochqualifizierten Fachkräfte in Deutschland aufschlagen, in ihrer Erstaufnahmeeinrichtung jedenfalls eher nicht. Eine nicht ganz geringe Anzahl dieser Menschen kann nicht einmal ihren Namen schreiben und unterschreibt mit dem Daumenabdruck.
Das Verhältnis Vieler, insbesondere junger Männer zu Frauen ist milde ausgedrückt grenzwertig. Wenn da eine Frau einem Mann auf der Treppe begegnet, hat die Frau gefälligst auszuweichen. Das gilt nach Meinung dieser Kasper auch und gerade, wenn es sich bei der Frau um eine nicht bekopftuchte Deutsche handelt, die gerade zwei Arme voller Leitzordner die Treppe hinauf- oder herunterbalanciert. Meine Freundin geiert schon drauf, daß der erste Vollhonk das bei ihr versucht, und ich hoffe, sie verkauft für die sich anschließende Show vorher Eintrittskarten.
Überhaupt haben gerade die jungen Männer oft schräge Vorstellungen und ein sehr ausgeprägtes Anspruchdenken. Daß sich da einer beschwert, weil er nicht das ihm von seinem Schlepper zugesagte Einzelzimmer mit Fernseher bekommt, ist leider nicht selten und kommt öfters vor.
Irgendein Knabe hatte kürzlich ständig seine Frau verdroschen. Man hat die beiden dann räumlich und insbesondere verwaltungstechnisch getrennt (Familien laufen normalerweise mit einem Antrag, nicht als Einzelanträge pro Person), woraufhin der Typ allen Ernstes darauf bestand, zu Protokoll geben zu müssen, daß man seine Frau zurück nach Afghanistan schicken solle, weil Frauen hier in Deutschland zu viele Rechte hätten. Ich fürchte bzw. hoffe, sein Asylantrag wird nur mäßigen Erfolg haben.
Schlimm ist der Dreck bis hin zu einer massiven Rattenplage auf den "Busbahnhof". Da, wo die Ankömmlinge dann in ihre endgültigen Aufenthaltsorte in Bussen verschickt werden, bekommen sie auch Lunchpakete mit. Das ist natürlich alles Halal, trotzdem wird das meiste von den Menschen einfach weggeworfen. Was der Asylbewerber nicht kennt, ißt er nicht; da kann noch so groß in der jeweiligen Landessprache "Halal, du könne ruhig esse" draufstehen. Trotz ausreichender Anzahl an Mülleimern läßt man das gerade empfangene Lunchpaket nach einem scheelen Blick in die Tüte kurzerhand auf den Boden fallen, wo man gerade steht. Da kann dann gekehrt und gereinigt werden wie blöde, aber das zieht trotzdem massenweise Ratten an.
Nordafrikanische und albanische Ankömmlinge sind in großer Zahl nach der Registrierung abgängig. Viele Marokkaner, Algerier etc. hauen ab nach Frankreich oder Belgien, wo sie Verwandte haben, bei denen sie legal oder illegal bleiben und legale oder illegale Jobs annehmen, viele Albaner greifen an Sozialleistungen ab, was geht und lassen sich dann erwischen und abschieben, oder reisen freiwillig ab.
Quantifizieren läßt sich das noch nicht, weil die Registratur bis vor kurzem Rückstände bis zurück in den Mai abzuarbeiten hatte und keine Sau weiß, wo einige dieser Leute jetzt stecken.
Die Arbeit selbst ist chaotisch. Ihre Erzählungen erinnern mich am ehesten an die Berichte von Leuten, die nach der sogenannten Wende in der Ex-DDR provisorisch in irgendwelchen FDJ-Heimen untergebracht versucht haben, die bundesdeutsche Verwaltung zu installieren. Man kloppt sich dann schon mal zu dritt um den einzigen PC im Raum oder stockwerkweise um das einzige Dienstsiegel. Noch beschissener sind nur noch die Arbeitsbedingungen der Jungs und Mädels der örtlichen Außenstelle der BAMF.
Die meisten ankommenden Flüchtlinge sind aber einfach nur fertig nach der langen Reise und völlig unauffällig.