Autor Thema: und dann war er plötzlich tot  (Gelesen 12348 mal)

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Faulpelz

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und dann war er plötzlich tot
« am: 03. September 2015, 16:33:12 »
Scheisse, vielleicht sollte ich besser warten, bis mich wieder bessere Tage begleiten.
Eine Anzeige, dann nachgefragt und es macht mich doch fertig. Der Bekannte, 47 Jahre alt, drei kleine Kinder, fährt in den Urlaub, entspannt sich und fällt ohne Vorwarnung um und ist tot. Das haut einem wie ein Faustschlag ins Gedärm und man fragt sich, und das ist nun auch Leben.
Sieht man es aus seiner Sicht, ist alles vorbei, als hätte man nur das Licht ausgeknipst. Ein schöner Tod und jeder, der überlebt kann sich ausmalen, wie es ihm ergangen ist. Gleisendes, helles Licht am Ende des Tunnels und dann Paradies  und alles vom Feinsten oder aber?
Sieht man es aus Sicht der Frau und den Kindern, ist es kaum auszuhalten.
Zeigt halt aber auch, alles ist endlich, deshalb carpe diem, keiner weiss,  wann es vorbei ist

Conte Palmieri

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #1 am: 03. September 2015, 16:44:40 »
Ein schöner Tod und jeder, der überlebt kann sich ausmalen, wie es ihm ergangen ist. Gleisendes, helles Licht am Ende des Tunnels und dann Paradies  und alles vom Feinsten oder aber?
Ein Infarkt tut höllisch weh und das gleißende Licht ist eine sehr vorrübergehende Begleitscheinung eines anoxischen Gehirn.
Dann das Nichts.

Faulpelz

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #2 am: 03. September 2015, 16:52:44 »
So gesehen ist natürlich das Sterben auch scheisse. Wenns aber doch nicht weh getan hat?
Hab ein Buch im Schrank über abenteuerlich beschriebene Todes Erfahrungen,  was die da nicht alles gesehen und gespürt haben wollen?

Offline Kjeld

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #3 am: 03. September 2015, 17:01:13 »
Halluziniert, meinst Du.

Offline Mattieu

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #4 am: 03. September 2015, 17:29:37 »
So gesehen ist natürlich das Sterben auch scheisse. Wenns aber doch nicht weh getan hat?
Hab ein Buch im Schrank über abenteuerlich beschriebene Todes Erfahrungen,  was die da nicht alles gesehen und gespürt haben wollen?

Ich hatte in jungen Jahren einen Bekannten, der mit 30 einen Herzinfarkt hatte und vom Notarzt zurückgeholt worden ist. Der hat die Todeserfahrung als äußerst angenehm und wohlig beschrieben. Er sah sich aus seinem Körper aufsteigen und schwebte über dem Wiederbelebungsgeschehen da unter ihm auf der Trage, wollte den Sanitätern zurufen, sie sollten ihr Tun einstellen und ihn in seiner Lösgelöstheit belassen. In dem Moment wollte er nicht weiterleben.

Er konnte darüber klar und in Wiederholungen auch ohne Widersprüchlichkeit berichten. Ich traf ihn ein paar Wochen später und da war ihm das Weiterleben dann schon sehr recht gewesen. Er hat seinen Lebensstil daraufhin völlig umgestellt, was Bewegung, Rauchen und Ernährung betrifft.


Halluziniert, meinst Du.

Ist in dem Moment dasselbe, jedenfalls für den Protagonisten.
Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt.

Offline Yossarian

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #5 am: 03. September 2015, 17:41:23 »
Ein Infarkt tut höllisch weh

Hab ich was überlesen? Ich sehe nix mit Infarkt.

Ein Studienfreund von mir ist sonntagsnachmittags beim Rasenmähen tot umgefallen. Herzversagen, einfach so. Das Glück möchte ich auch haben.

So gesehen ist natürlich das Sterben auch scheisse. Wenns aber doch nicht weh getan hat?

Eben. Das Leben als solches wird im allgemeinen völlig überbewertet.
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— Jack Kerouac

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Offline marple

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #6 am: 03. September 2015, 21:01:52 »
Ich komme gerade von der Beerdigung meines Kollegen. Infarkt mit 48.

Er hat sich wohl noch zu seiner Frau geschleppt und Notarzt gestammelt, aber weder ihre noch spätere ärztliche Wiederbelebungsversuche haben gegriffen. Was er am Schluss gespürt hat, muss einfach nur Angst gewesen sein.

Es waren einige Freunde von meinem Fachforum da, ich war zusammen mit Poirot hingefahren. In einer etwas entfernteren Kleinstadt. Die Witwe hat uns noch eingeladen und wir konnten mit ihr gut sprechen, obwohl wir sie vorher höchstens vom einmaligen Sehen kannten. Nicht ansprechbar waren Sohn und Tochter.

Wer nach dem Sinn fragt, ob von Leben oder Tod, begreift einfach nicht, dass die Menschheit den Mythos "Sinn" nur erfunden hat, um Regeln zu setzen. Sinn greift nicht bei nichtregelbaren Vorgängen.

Offline marple

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #7 am: 03. September 2015, 21:16:51 »
Zu meiner chronischen Krankheit gehören plötzlich auftretende Arythmien, Tachicardien. Ich kann es sehr schnell durch Dehnung des Oberkörpers und tiefes Einatmen mit anschließendem Luftanhalten stoppen. Aber nur, wenn ich es innerhalb weniger Sekunden schaffe, mit der Dehnung zu beginnen. Sonst kann sich der Herzanfall etablieren. Einer dauerte voriges Jahr bald zwei Stunden und da ich auf einem Stadtfest war, tummelten sich sehr bald etliche Sanitäter und zwei Ärzte im MedZelt um mich.

Anfangs hatte ich Angst, dann Panik und irgendwann war ich nur noch müde und erschöpft. Das war mein Moment des Scheissegal-Empfindens. Mir war es so was von egal, was da mit mir passierte, Hauptsache Ruhe. Ich behaupte nicht, ich hätte da sterben wollen oder das Leben aufgeben. Aber es war der Punkt nach der Todespanik.

 

Faulpelz

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #8 am: 04. September 2015, 09:21:56 »
Mir ist etwas ganz anderes klar geworden. Nachdem ich mich gefragt habe, wie kann eine junge Frau, die plötzlich mit drei Kindern allein gelassen wird, damit zurecht kommen? Ich stelle es mir furchtbar vor und denke,wir tragen doch auch noch  Verantwortung über den Tod hinaus.
Was ist, wenn die Frau finanziell vor dem Aus steht, weil er keine Versicherung abgeschlossen hat? Er ist tot, klar ein schöner Tod, doch er ist weg, und hat keine Probleme mehr!
Als ich jung verheiratet mit zwei kleinen Kindern meinte, ich müsste trotz mangelnder Ersparnisse ein eigenes Haus haben, schloss ich Versicherungen ab, weil ich mir sagte, schulldenfrei trauert es sich leichter.
Ich wollte sicher sein dass, sollte mir etwas passieren, meine Familie im Haus bleiben kann.  Das war nicht leicht, denn wir haben  über Jahre in zwei Töpfe einzahlen müssen.

Conte Palmieri

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #9 am: 04. September 2015, 09:33:16 »
Diese Frage begleitet mich auch. Aber nicht alles ist möglich. Tote verlieren die Kontrolle, damit müssen wir uns abfinden.

Offline Kjeld

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #10 am: 04. September 2015, 10:33:33 »
Zu meiner chronischen Krankheit gehören plötzlich auftretende Arythmien, Tachicardien. Ich kann es sehr schnell durch Dehnung des Oberkörpers und tiefes Einatmen mit anschließendem Luftanhalten stoppen. Aber nur, wenn ich es innerhalb weniger Sekunden schaffe, mit der Dehnung zu beginnen. Sonst kann sich der Herzanfall etablieren. Einer dauerte voriges Jahr bald zwei Stunden und da ich auf einem Stadtfest war, tummelten sich sehr bald etliche Sanitäter und zwei Ärzte im MedZelt um mich.

Anfangs hatte ich Angst, dann Panik und irgendwann war ich nur noch müde und erschöpft. Das war mein Moment des Scheissegal-Empfindens. Mir war es so was von egal, was da mit mir passierte, Hauptsache Ruhe. Ich behaupte nicht, ich hätte da sterben wollen oder das Leben aufgeben. Aber es war der Punkt nach der Todespanik.

Solche Herzrhythmusstörungen ziehen nicht selten Blutgerinnsel und anschließende Schlaganfälle nach sich. Bist Du damit in Behandlung? Wenn nicht, solltest Du Dich in eine solche begeben, möglicherweise brauchst Du z. B. eine Medikation mit Blutverdünnern zur Vorbeugung. Oder einen Schrittmacher. Oder beides. Nimm das bitte ernst, nicht, daß es Dir geht wie dem Freund.

Offline marple

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #11 am: 04. September 2015, 10:52:17 »
Ich hab das seitdem ich 15 war. In den ersten 10-15 Jahren konnte ich die Anfälle nicht stoppen und hab sie teilweise über Stunden durchlitten. Eher durch Zufall kam ich auf die Dehnung/Atmung und seitdem kann ich das recht gut kontrollieren. Natürlich war ich bei zich Ärzten damit - es gibt kein Mittelchen dagegen. Und da sie ganz sporadisch und ohne offensichtlichen Auslöser auftreten - manchmal hab ich fast ein Jahr Ruhe, dann dreimal die Woche - kann ich nicht permanent irgendwelche Medikamente nehmen. Hat mir auch kein Arzt je nahegelegt. Wenn ich mit einem etablierten Anfall beim Notarzt lande, bekomme ich auch nur Kochsalzlösung intravenös für den Wasserhaushalt und irgend ein Herzberuhigungsmittelchen. Für den akuten Zustand. Mehr nicht. Im Normalzustand wurde mein Herz auch mehrfach untersucht - es läuft dann zwar schneller als die Norm, aber sauber wie eine Maschine. Kein Behandlungsbedarf festgestellt.


Und ehrlich? Die Witwe gestern hat uns erzählt, dass ihr Mann vor etwa 3 Monaten für 2 Wochen in einer speziellen Herzklinik war, weil er Bluthochdruck und andere Beschwerden hatte - Resultat: Herz ist gesund, Blutdruck wurde eingestellt - kein weiterer Behandlungsbedarf. Als "geheilt" entlassen, er habe noch viele, viele aktive Jahre vor sich.

Was soll man sich da verrückt machen? Es kommt, wie es kommt.


Offline Yossarian

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #12 am: 04. September 2015, 12:21:19 »
Mir ist etwas ganz anderes klar geworden. Nachdem ich mich gefragt habe, wie kann eine junge Frau, die plötzlich mit drei Kindern allein gelassen wird, damit zurecht kommen?

Gesetzliche Rentenversicherung? Hinterbliebenen- und Waisenrente?

Zitat
Was ist, wenn die Frau finanziell vor dem Aus steht, weil er keine Versicherung abgeschlossen hat?

Ja, *wenn*. Du hast keine positive Kenntnis, daß es so ist und machst Dich ins Blaue hinein verrückt. Warum?

Zitat
Ich stelle es mir furchtbar vor und denke,wir tragen doch auch noch  Verantwortung über den Tod hinaus.

Du kannst eine Risikolebensversicherung abschließen für den Fall, daß Du vorzeitig und ungeplant abtrittst, oder einfach Dich nicht zu Lebzeiten auf Kosten Deiner potentiellen Hinterbliebenen finanziell übernehmen.

Zitat
Was ist, wenn die Frau finanziell vor dem Aus steht, weil er keine Versicherung abgeschlossen hat?

Wenn *er* keine Versicherung hatte, ist das ja wohl eine Entscheidung gewesen, die *sie* mitgetragen hat.

Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber ist das so eine fixe Idee von Dir, ständig für alles (mit-) verantwortlich sein zu wollen und Dir anderer Leute Kopf zerbrechen zu wollen?
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Offline Mattieu

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #13 am: 04. September 2015, 12:52:50 »
Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber ist das so eine fixe Idee von Dir, ständig für alles (mit-) verantwortlich sein zu wollen und Dir anderer Leute Kopf zerbrechen zu wollen?

Mir schwebt da grad der Begriff "altruistische Dramaqueen" im Kopf rum....
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Faulpelz

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Re: und dann war er plötzlich tot
« Antwort #14 am: 04. September 2015, 13:26:31 »
Ja das ist wohl so und lenkt herrlich vor eignen Problemen ab. Hat nicht jeder von uns so einen Verdrängungsmechanismus