Autor Thema: Sprachverirrungen  (Gelesen 19909 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Conte Palmieri

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #105 am: 15. Juni 2015, 11:31:33 »
Zu sagen "ein Wunder" ist eine Möglichkeit, eine unwahrscheinliche, aber dennoch eingetretene hocherwünschte Lebenslage freundlich willkommen zu heißen. Manche Leute hören so was nicht gerne, aber das ist eine Frage des Gemüts und nicht "richtiger" oder "falscher" Sprache.

Yossarian

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #106 am: 15. Juni 2015, 11:36:00 »
Zu sagen "ein Wunder" ist eine Möglichkeit, eine unwahrscheinliche, aber dennoch eingetretene hocherwünschte Lebenslage freundlich willkommen zu heißen.

Neineinein. Ein "Wunder" ist schon etwas Übernatürliches:

Sind das nicht all die kleinen oder großen Begebenheiten, die sich nicht mit dem Verstand erklären lassen?

Und wieso gibt es keine negativen "Wunder"?

Conte Palmieri

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #107 am: 15. Juni 2015, 12:15:21 »
Neineinein. Ein "Wunder" ist schon etwas Übernatürliches:

Und wieso gibt es keine negativen "Wunder"?
Wie auch immer. Ich halte das für Fragen der Definition und des Gemüts.
Fragen von "richtiger" oder "falscher" Sprache sind es nicht.

Offline Araxes

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 6.576
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #108 am: 15. Juni 2015, 12:32:28 »
Es war "einfach ein Wunder" :p und was macht da jetzt den Unterschied aus?

na meinetwegen. Die Erschaffung der Welt war wohl auch "einfach ein Wunder", aber deshalb kein "einfaches Wunder".

Conte Palmieri

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #109 am: 15. Juni 2015, 12:41:25 »
na meinetwegen. Die Erschaffung der Welt war wohl auch "einfach ein Wunder", aber deshalb kein "einfaches Wunder".
Das war ein im Vergleich zu den einfachen Wundern sicherlich reichlich kompliziertes Wunder.

Offline Nikibo

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3.974
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #110 am: 15. Juni 2015, 14:40:32 »
tUnd wieso gibt es keine negativen "Wunder"?
Die heißen dann Katastrophen ;)
Tiere sind die besseren Menschen.

Yossarian

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #111 am: 15. Juni 2015, 14:45:26 »
Die heißen dann Katastrophen ;)

Komisch, daß die positiven Katastrophen "Wunder" heißen und durch die Bank übernatürlicher Natur sind, die negativen "Wunder" - sprich Katastrophen - allesamt ganz natürliche Ursachen haben.

Hat denn keiner mal die Idee gehabt, daß das "Übernatürliche" auch ein Arschloch sein kann?

Conte Palmieri

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #112 am: 15. Juni 2015, 14:47:53 »
Die heißen dann Katastrophen ;)
Neuerdings heißen die "Schwarze Schwäne".

Conte Palmieri

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #113 am: 15. Juni 2015, 14:49:35 »
Hat denn keiner mal die Idee gehabt, daß das "Übernatürliche" auch ein Arschloch sein kann?
Als ich seinerzeit einem Theologen auseinandersetzte, dass ich angesichts des So-Seins der Welt nicht an einen Gott glauben könne, meinte er ganz trocken, mit dem Teufel würde ich nicht so leicht fertig.

marple

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #114 am: 15. Juni 2015, 15:20:46 »
Heute kann man doch schon froh sein, wenn man sich überhaupt noch wundert oder etwas wunderschön findet. Ich fände es wunderbar, wenn mir ein Wunder begegnete. Es dürfte auch ein einfaches sein.

Als Kind habe ich noch ein Wunder nach dem anderen erlebt. Ich erinnere mich zum Beispiel deutlich, wie ich eines Sonntagmorgens im Bett saß, das dicke Wilhelm-Busch-Buch auf dem Schoß, im Hintergrund das Kirchenglockenläuten und das Zwitschern meines Wellensittichs und das erste Mal ganz bewusst meine eigene Hand wahrnahm. Wie die Finger sich bewegten, wie man fast meinen konnte, die Sonne würde durchscheinen, wie die Adern verliefen. Ich war ganz gefesselt und erlebte das Wunder meiner Existenz. Damals begriff ich allerdings auch, dass diese wunderbaren Hände irgendwann sterben würden. Das machte mich für Tage wunderlich.


Yossarian

  • Gast
Re: Sprachverirrungen
« Antwort #115 am: 15. Juni 2015, 15:51:25 »
Als ich seinerzeit einem Theologen auseinandersetzte, dass ich angesichts des So-Seins der Welt nicht an einen Gott glauben könne, meinte er ganz trocken, mit dem Teufel würde ich nicht so leicht fertig.

Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern.  8)

Ich denke, mit dem Teufel fertig zu werden ist leichter.

Als mein Sohn als Säugling lange im Krankenhaus war, hatte ich eines nachts mal eine Diskussion mit einem Arzt, der immer demonstrativ ein fettes Kreuz umhängen hatte. Es ging darum, daß der im entscheidenden Moment diensthabende Arzt eine begnadete Koryphäe mit damals seltenem Spezialwissen war und mein Sohn bei jeden Durchschnittsarzt die Nacht der Aufnahme nicht überstanden hätte, was zweifelsfrei richtig war. Wir hatten da einfach ein Schweineglück gehabt. Dann kam natürlich väterlich herablassend das "Argument", daß sein Gott dann ja wohl unserem Kind das Leben gerettet hätte. Ich erwiderte trocken, daß es sich ja wohl genauso unstreitig um eine rezessiv weitergegebene erbliche Stoffwechselstörung handelt und sein Gott ja auch vorher seelenruhig zugelassen hätte, daß meine Ex und ich ein todgeweihtes Kind gezeugt hätten. Wenn es seinen Gott wirklich gäbe, sei der ein ziemliches Arschloch, mit dem ich nun ja wohl quitt sei.

Er knurrte noch was von zynisch und redete danach nie wieder ein Wort mit mir. Seine εὐδαιμονία war wohl dahin.
« Letzte Änderung: 15. Juni 2015, 15:57:01 von Yossarian »