Autor Thema: die Last mit dem Tagesgeschehen  (Gelesen 1714 mal)

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Yossarian

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die Last mit dem Tagesgeschehen
« am: 06. Dezember 2013, 09:54:35 »
Ich bin in letzter Zeit zunehmen genervt von den Nachrichten.

Zum einen habe ich das Gefühl, daß der objektive Informationsgehalt schwindet, zum anderen, daß Nachrichten nicht mehr informieren, sondern Stimmung machen und die Menschen auf Linie bringen sollen. Dabei meine ich nicht einmal eine bestimmte politische Linie, sondern Verhaltensweisen, die wir anerzogen bekommen sollen.

Es wird so lange über diesen albernen Sturm "berichtet", bis sich endlich jeder davor fürchtet und vor lauter Angst völlig hysterisch wird.

Hallo? Woanders stürmt es noch viel mehr! Hier werden ein paar Dächer abgedeckt werden, der eine oder andere Depp hält sein Lenkrad nicht richtig fest und wird mit seiner Karre in den Graben oder die Gegenfahrban geweht, aber die Dämme an der Nordseeküste scheinen doch offensichtlich inzwischen hoch genug zu sein und zu halten. Warum also diese Hysterie?

Nelson Mandela ist tot. Wenn man morgen um halb sieben die ersten Nachrichten im Radio hört, dann kann man den Text spätestens bei den acht-Uhr-Nachrichten mitsprechen. Das ist okay, nicht jeder hört schon um halb sieben oder früher zum ersten mal Nachrichten. Aber der Murks,d er da erzählt wird, wird davon nicht besser. Es wird berichtet, daß irgendwer (Politiker, Staatschef, Feurwehrmann) "bestürzt" sei. Wie "bestürzt" kann man denn sein, wenn ein 95jähriger stirbt??? War es nicht absehbar, daß das demnächst passiert? Genügen Trauer und Anteilnahme nicht, muß es "bestürzt" sein?


Ich höre eigentlich ab dem Aufstehen und bis ins Büro sowie auf dem abendlichen Heimweg viel Radio,  ganz überwiegend musikfreie Sender wie z.B. HR-Info. Aber ich bemerke, wie ich immer öfter das Radio ganz auslasse, weil ich den Quatsch, der einem als Nachrichten verkauft wird, einfach nicht mehr ertrage.



Offline Mattieu

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #1 am: 06. Dezember 2013, 10:14:12 »
Erstmal einfach nur Zustimmung.
Ganz genau diese Gedanken bewegten mich in den letzten 20 Stunden auch.


Nachrichten im öffentlich rechtlichen haben die Tendenz, zu Unterhaltungssendungen zu werden.
Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt.

Offline Mattieu

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #2 am: 06. Dezember 2013, 10:25:56 »
Was mich auch noch nervt:
Ich bin Abonnent einer hiesigen Tageszeitung, nichts dolles, eigentlich auch überflüssig. Ich will halt die regionalen Possen mitkriegen.

Set einem guten Jahr haben die auf jeder Seite mindestens einen Kommentar. In der Regel hat eine Redakteur seinen Sachartikel und gleich daneben schreibt er seine Meinung in Form des Kommentars dazu. Dabei geht es nicht um Weltpolitik - die findet auf den Seiten eins bis drei statt und da ist natürlich auch so -
, sondern um den geforderten Kunstrasenplatz des SC Hintermdorf oder die fehlende Barrierefreiheit für Omma Emma ihr sein Rollator. Egal. Hauptsache, die Meinung des Volontärs in der Lokalredaktion, die eh nur Allgemeinplätze beinhaltet und den dumpfen Mainstream bedient, wird in aller Form ausgebreitet. Man erfährt nichts Neues, im Gegenteil, der Anteil der meinungsfreien Nachrichten leidet darunter.

Nichts gegen zielgesetzte Glossen und Kommentare in der Tageszeitung, aber wenn Kommentare die Oberhand haben und die sie in Bezug nehmenden Sachartikel kaum zu finden sind, kotz ich regelmäßig ab.
Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt.

Offline Küchenchef

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #3 am: 06. Dezember 2013, 10:52:22 »
Zu 95% fertige Textbausteine mit 5% Platzhaltern, die dann nur noch durch aktuelle Angaben wie Name, Alter, Opferzahl usw. ersetzt werden.

Nachricht vom Vortag: "Das gesamte Ausmaß der Katastrophe lässt sich noch nicht abschätzen."
Nachricht am Folgetag: "Das gesamte Ausmaß der Katastrophe wird erst jetzt sichtbar."

Ach nee, wer hätte das gedacht. Und dabei immer schön dramatisieren!

Sturm! Weltuntergang! Die schlimmste Flut seit XXXX (gewünschte Jahreszahl einsetzen)!

Derweil in Hamburg:

« Letzte Änderung: 06. Dezember 2013, 10:56:31 von Küchenchef »
"Lieber Gutmensch als Arschloch" - Oliver Kalkofe

Offline ElTorro

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #4 am: 06. Dezember 2013, 12:33:45 »
Ich bin in letzter Zeit zunehmen genervt von den Nachrichten.

Zum einen habe ich das Gefühl, daß der objektive Informationsgehalt schwindet, zum anderen, daß Nachrichten nicht mehr informieren, sondern Stimmung machen und die Menschen auf Linie bringen sollen. Dabei meine ich nicht einmal eine bestimmte politische Linie, sondern Verhaltensweisen, die wir anerzogen bekommen sollen.

Es wird so lange über diesen albernen Sturm "berichtet", bis sich endlich jeder davor fürchtet und vor lauter Angst völlig hysterisch wird.

Hallo? Woanders stürmt es noch viel mehr! Hier werden ein paar Dächer abgedeckt werden, der eine oder andere Depp hält sein Lenkrad nicht richtig fest und wird mit seiner Karre in den Graben oder die Gegenfahrban geweht, aber die Dämme an der Nordseeküste scheinen doch offensichtlich inzwischen hoch genug zu sein und zu halten. Warum also diese Hysterie?

Nelson Mandela ist tot. Wenn man morgen um halb sieben die ersten Nachrichten im Radio hört, dann kann man den Text spätestens bei den acht-Uhr-Nachrichten mitsprechen. Das ist okay, nicht jeder hört schon um halb sieben oder früher zum ersten mal Nachrichten. Aber der Murks,d er da erzählt wird, wird davon nicht besser. Es wird berichtet, daß irgendwer (Politiker, Staatschef, Feurwehrmann) "bestürzt" sei. Wie "bestürzt" kann man denn sein, wenn ein 95jähriger stirbt??? War es nicht absehbar, daß das demnächst passiert? Genügen Trauer und Anteilnahme nicht, muß es "bestürzt" sein?


Ich höre eigentlich ab dem Aufstehen und bis ins Büro sowie auf dem abendlichen Heimweg viel Radio,  ganz überwiegend musikfreie Sender wie z.B. HR-Info. Aber ich bemerke, wie ich immer öfter das Radio ganz auslasse, weil ich den Quatsch, der einem als Nachrichten verkauft wird, einfach nicht mehr ertrage.

Geht mir genauso. Mich nervt schon, wenn ich morgens drei, vier mal exakt die selben Nachrichten höre. Wenn man sie wenigstens mal umformulieren würde.
Diese bekackte Übertreibung nervt aber ebenso.
Wenn wir Sonntags von den Schwiegereltern heimfahren der Typ mit der nervigen Stimme auf hr1, und dann diese blödsinnigen Fußballreportagen dazwischen ... gfff.

Immer öfter einfach mal auf MP3 umschalten oder bei Dir auf harmonyfm (ist hier nur schlecht zu empfangen).

Yossarian

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #5 am: 06. Dezember 2013, 13:05:13 »
Wenn ich zu meiner Freundin fahre, höre ich ganz gerne Deutschlandfunk. Da senden sie ganz gute Berichte, die auch nicht viermal in der Stunde wiederholt werden. Leider emofange ich den hier ind er Ecke auf dem Weg von zuhause zur Arbeit nur schlecht.

Früher gab es auf HR1 um 18 Uhr eine Sendung, die hieß "Der Tag", da wurde jeden Tag eine Stunde lang zu einem anderen Schwerpunktthema ausführlich berichtet.

Die ist damals sofort abgesetzt worden, als der Roland Koch in Hessen dran kam. Ein Schelm, wer Übles dabei denkt.

Offline Teppichporsche

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #6 am: 06. Dezember 2013, 14:04:51 »
Wie "bestürzt" kann man denn sein, wenn ein 95jähriger stirbt??? War es nicht absehbar, daß das demnächst passiert? Genügen Trauer und Anteilnahme nicht, muß es "bestürzt" sein?

Irgendwas müssen die Deppen erzählen, auch wenn oder gerade wenn ihnen der Tod von dem Typen so von am A... vorbei geht. Ich bin sowas von bestürzt! ... äh ... wie hiess der alte nochmal? ... Achja ... Mandela ... also ich bin sowas von bestürzt .... Verlust (Verlust kommt immer gut) ... also Mandelas Tod ist ein nicht wieder gutzumachender Verlust für Südafrika ... äh ... und die ganze Welt. Blablabla.


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Ich bin von Dradio auf France Culture umgestiegen, aber auch auf France Culture gibt es stundenlanges Gelalle. Aber zwischendurch gibt es tatsächlich interessantes.
Those are my principles, and if you don't like them... well, I have others.

Groucho Marx

Offline Unikum

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #7 am: 06. Dezember 2013, 17:10:08 »
WDR5 oder Funkhaus Europa.
Früher war alles besser, sogar die Höhlen waren größer.

Wer, wenn nicht ich?

Offline nigel48

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #8 am: 06. Dezember 2013, 17:17:31 »
abgesehen von dem allen verhunzen sie auch noch die sprache.
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Offline Teppichporsche

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Re: die Last mit dem Tagesgeschehen
« Antwort #9 am: 06. Dezember 2013, 17:48:45 »
abgesehen von dem allen verhunzen sie auch noch die sprache.

Ich verhunze auch die Sprache, also kann ich keinen wirklichen Vorwurf erheben, aber ... aber ... und ich hasse es ... "ein Stück weit" hat auch Einzug ins Dradio gehalten. Ich hasse "ein Stück weit". Es ist für mich die Inkarnation des Bösen. Und mittlerweile wird es so häufig im Dradio verwendet, dass mein Mittagessen wieder hochzukommen droht. Ich wollte schon einen verzweifelten Brief an den zuständigen Redakteur schreiben ... bis ich ... bis ich im Radio einer Redakteurskonferenz beiwohnen musste, bei der genau dieses Unwort verwendet wurde.

Das war nur ein weiterer Nagel im Sarg.

Edit: Die Moderatoren vom Dradio scheuen sich auch nicht davor "einzigster" zu verwenden. Superlativer gehts nicht mehr.
« Letzte Änderung: 06. Dezember 2013, 17:51:20 von Teppichporsche »
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