Beherrscht Du den Leseknoten und den Ruheknoten?
Nein. Aber ich erwäge ernsthaft die Anschaffung eines Aktenstichels und eines badischen Aktenlochers. Der Shop der JVA Bruchsal bietet sowas als Set an. Vielleicht ist ja eine Bedienungsanleitung dabei.
Bis ich so was habe, treiben mich badische Akten aus dem Sprengel des OLG Karlsruhe in den Wahnsinn, wenn ich sie nach dem Fotokopieren wieder zusammenpfrimeln muß.
im Falle eines Falles kann man eigene AKten kurz vom Office aufs Tablet ins Gericht laden.
Natürlich, die Vorteile sind unbestreitbar. In dieser Wirtschaftsstrafsache Anfang des Jahres hatte mir das Gericht sechs oder sieben Leitzordner Ermittlungsakten freundlicherweise als Scan auf einer DVD angefertigt. Das taten die aber nur, um den Terminplan des Gerichts nicht platzen zu lassen, und der arme Justizwachtmeister, der da mindestens einen Tag lang am Scanner stand, wird mich heute noch dafür hassen.
Es gibt da aber auch einige Probleme. Wenige Gerichte haben Steckdosen in bzw. an den Tischen. Da ist in einer längeren Strafsache schon mal der Akku des Laptops leer, bevor die Sitzung rum ist, und dann sitzt Du nackt ohne Akte da. Manche Richter bzw. Gerichte erlauben bis heute nicht die Benutzung eines Laptops in der Sitzung. Die Gründe gehen zum Teil leicht in ein esoterisches Technikverständnis: Man könnte ja mit dem Teufelsding die Sitzung aufnehmen und simultan ins Internet stellen können oder sonst ein Unfug. In Zivilsachen gibt es genug Richter, die in analoger Anwendung von "nur Bares ist Wahres" meinen, nur Papier ist eine echte Akte. Auch mußt Du gelegentlich in der Sitzung Originaldokumente vorlegen; da hilft Dir die schönste elektronische Akte nichts, da bist Du dann verratzt, wenn Du das betreffende Papier nicht im Original dabei hast - Grüße an Deine Haftpflichtversicherung!
Bis zur echten elektronischen Aktenführung ist noch ein langer Weg, und bis dahin produziert die Digitalisierung eher noch viel mehr Papier als früher, weil man z.B. sämtliche Mails ausdrucken und in die Akte heften muß.
Paßt zu unserer slow justice.
Habe ich schon gesagt, daß mein Finanzamt ein halbes Jahr für die Bearbeitung des Einspruchs gebraucht hat?
Wundert mich nicht. Die hessischen Sozialgerichte schreiben keine Briefe mehr, die Faxen nur noch. Mal abgesehen davon, daß man unangekündigt ein 60seitiges Rentengutachten auf dem Fax liegen hat (Übertragungsdauer ca. eine Stunde dank des lahmen Servers der Gerichte), ist das völliger Unfug, weil kein Personal da ist, das die ganzen Verfügungen etc. schreibt und faxt (was nicht weniger Aufwand ist, als das Schreiben kurzerhand einzutüten und mit der Post zu schicken. Insbesondere die Zeitverzögerung zwischen Verfügung des Richters und Ausführung durch die Subalternen führt das ganze System ad absurdum. Man erkennt es daran, daß jeder gerichtliche Schrieb mit dem Datum der Verfügung durch den Richter datiert wird und nicht mit dem aktuellen Tagesdatum der Ausführung durch die Schreibkraft und die Geschäftsstelle. Wenn ich also ein Fax bekomme, das - nicht im Sendeprotokoll, sondern auf dem Dokument selbst - ein drei Wochen zurückliegendes Datum trägt, ist das absurd. Auf den einen Tag Postlaufzeit wäre es nämlich auch nicht mehr angekommen.