Einzelne Deutsche (die Kanada schon mit "C" schreiben) offenbar auch.
Wer nie ein besonderes sprachlich-kulturelles Heimatgefühl empfunden hat, mag das sofortige Wechseln der Fahnen vllt. als praktikablen Mechanismus empfinden. Wer hingegen etwas Bewahrenswertes mit sich trägt, sei es Sprache, Kultur, Religion, Geschichte oder landesspezifische Mentalität, den schreckt dieser Wertrelativismus hingegen naturgemäß ab. Die "Hauptsache irgendwo Haus und Auto" - Typen können ihre emotional sterile Lebenswirklichkeit hingegen vermutlich überall auf der Welt verwirklichen.
Ich war lange genug deutscher Staatsbürger, beruflich aber fast in der ganze Welt unterwegs. In keinem anderen Land dieser Welt habe ich diesen Grad an Selbsverleugnung und Selbsthass erlebt wie in meiner damaligen Heimat.
Die "landesspezifische Mentalität" ist doch in Deutschland schon der pure Rechtspopulismus. Und was ist gemein mit "Werterelativismus"? Ich wäre Deutscher geblieben, hätte man mir in meiner Heimat eine Perspektive geboten.
Genau diesen Umstand aber, Perspektivlosigkeit in der Heimat, nimmt der Deutsche doch zum Anlass allen ohne Perspektive eine neue Heimat in Deutschland anzubieten.
In Toronto gibt es einen Stadtteil namens Etobicoke. Dort befindet sich das Haus der Donauschwaben (von dort, aus dem heutigen Kroatien, kam meine Familie 1956 nach Deutschland). Wenn es mich nach Heimat verlangt, gehe ich dort auf eine Veranstaltung. Das reicht dann wieder für ein paar Monate.
Ansonsten: was hat das Leben denn wirklich viel mehr zu bieten als das individuelle Streben nach persönlichem Glück und bescheidenem Wohlstand?
Höhere Ziele wie Nation, Vaterland, Heimat, Blut und Boden? Habe ich kein Verlangen mehr danach. Mein Vater hat gedient in der 7. SS-Gebirgsdivison Prinz Eugen, ein Onkel war beim Dirlewanger, einen anderen Onkel haben die Engländer in Dachau vom Wachturm herunter verhaftet. Diese Männer haben mir kein erstrebenswertes Leben vorgelebt, so ehrenhaft ihre Motive damals auch gewesen sein mögen. Sie wollten als Volksdeutsche eben ihrem spachlich-kulturellen Heimatgefühl nachgeben und "richtige" Deutsche sein. Um Sprache, Kultur, Religion und Geschichte zu leben.......