Autor Thema: Political LowLights  (Gelesen 355381 mal)

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Primus Flavius Fosssa

  • Gast
Re: Political LowLights
« Antwort #1665 am: 16. Juli 2020, 08:53:36 »
Jein. Ich bezweifle, daß die Klatschenden jene sind, die über finanzielle Anerkennung und Tarife befinden.
Spahn hat geklatscht. Und eine Menge anderer Politiker auch. Aber wenn andere - vor Allem bei den Linken und dern Gewerkschaften - das Thema Bezahlung erwähnt haben, haben sie das einfach ignoriert.

Zitat
Wenn die Klatschenden sich jetzt ebenso bemühen, daß dem Genüge getan wird, kann das noch etwas werden. Und ja, das bedeutet auch, dass jeder sein Scherflein dazu beitragen muss, dass das finanzierbar wird, sonst war es in der Tat wohlfeil.
Wobei "jeder" wirklich JEDEN meint, und zwar nach Leistungsfähigkeit. Wenn ein Lohnempfänger 50€ abdrücken müsste, dann beeinträchtigt das seine Lebensqualität weitaus mehr, als wenn ein Milliardär 200 Millionen hergibt.

Offline Yossarian

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 19.690
  • Geschlecht: Männlich
  • alter Sack
Re: Political LowLights
« Antwort #1666 am: 16. Juli 2020, 08:59:35 »
Der gesamte Krankenhaus- und Pflegebereich gehört umgekrempelt. Die Kosten eines Platzes im Pflegeheim sind immens, und trotzdem wird das Personal mit Almosen abgespeist. Wo geht das ganze Geld hin, wenn es nicht bei den Pflegern landet?
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

— Jack Kerouac

Alte Männer sind gefährlich. Sie haben keine Angst vor der Zukunft.

Primus Flavius Fosssa

  • Gast
Re: Political LowLights
« Antwort #1667 am: 16. Juli 2020, 09:13:28 »
Der gesamte Krankenhaus- und Pflegebereich gehört umgekrempelt. Die Kosten eines Platzes im Pflegeheim sind immens, und trotzdem wird das Personal mit Almosen abgespeist. Wo geht das ganze Geld hin, wenn es nicht bei den Pflegern landet?
Privatisierung.

Offline Araxes

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 6.576
Re: Political LowLights
« Antwort #1668 am: 16. Juli 2020, 13:16:18 »
Privatisierung.

Warum ist es dann in staatlichen oder kirchlichen Heimen genauso teuer?

Darum müssen Sie für Pflege so viel zahlen

Fast 3/4 gehen ans Personal. Arbeit ist in Deutschland eben teuer. Bei einem Personalschlüssel von 1:2 in Pflegestufe drei ist das kein Wunder. Das heißt, daß zwei Patienten zusammen einen Pfleger bezahlen müssen.
« Letzte Änderung: 16. Juli 2020, 13:17:58 von Araxes »

Offline Yossarian

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 19.690
  • Geschlecht: Männlich
  • alter Sack
Re: Political LowLights
« Antwort #1669 am: 31. Juli 2020, 08:53:52 »
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

— Jack Kerouac

Alte Männer sind gefährlich. Sie haben keine Angst vor der Zukunft.

Offline Nikibo

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3.974
Re: Political LowLights
« Antwort #1670 am: 31. Juli 2020, 10:07:44 »
Darum müssen Sie für Pflege so viel zahlen

Fast 3/4 gehen ans Personal. Arbeit ist in Deutschland eben teuer. Bei einem Personalschlüssel von 1:2 in Pflegestufe drei ist das kein Wunder. Das heißt, daß zwei Patienten zusammen einen Pfleger bezahlen müssen.

Ein Gehalt von 1.600 € im Monat ist deutlich unterbezahlt für einen körperlich und seelisch anspruchsvollen Dienst, der zudem alle Tageszeiten und Wochenenden umfasst. Davon kann sich eine Person kaum ein halbwegs normales Leben leisten.


Die Wahrheit sieht auch anders aus. Auf dem Rücken des Personals werden ganz gute Gewinne gemacht. Oft genug war  meine Tochter nachts allein in der Ausbildung, manches Mal musste sie dann sogar 2 Stationen betreuen. Je Station um die 15 bis 20 Bewohner. All das ist nicht statthaft, wird aber gemacht. Durch ihre ganze Aussbildungszeit und auch danach war nie ausreichend Personal da.
Auch hieß es des Öfteren während ihrer freien Tage oder im Urlaub: "Um 2:30 Uhr rufen wir Sie an, ob Sie den Frühdienst (ab5:30 Uhr) übernehmen müssen."


Sie hat sich da ganz allein durchgebissen, während ich oft vor Wut über diese unsägliche Behandlung gekocht habe und mit der Leitung gerne mal ein ernstes Wort geredet hätte. Aber Hilfe wollte sie nicht. Ich habe aber sehr gejubelt, als sie sich endlich für eine andere Art der Pflege entschieden hat und wenigstens dann besser bezahlt wurde.

« Letzte Änderung: 31. Juli 2020, 10:11:11 von Nikibo »
Tiere sind die besseren Menschen.

Primus Flavius Fosssa

  • Gast
Re: Political LowLights
« Antwort #1671 am: 31. Juli 2020, 11:30:28 »
Warum ist es dann in staatlichen oder kirchlichen Heimen genauso teuer?
Weil die jetzt nach privatwirtschaftliche Gesichtspunkten geführt werden und Gewinne machen müssen.

Offline Araxes

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 6.576
Re: Political LowLights
« Antwort #1672 am: 01. August 2020, 19:52:11 »
Ein Gehalt von 1.600 € im Monat ist deutlich unterbezahlt für einen körperlich und seelisch anspruchsvollen Dienst, der zudem alle Tageszeiten und Wochenenden umfasst. Davon kann sich eine Person kaum ein halbwegs normales Leben leisten.

Im Artikel steht aber nicht 1600 EUR, sondern 40.000 EUR pro Jahr. Das sind 3333 EUR pro Monat. Die zwei Pflegebedürftigen zahlen in Stufe 3 zusammen 6200 EUR. Davon gehen zwei Dtittel ans Personal, also etwa 4340 EUR. Das kommt so ca. hin, denn zum Brutto muß man noch rund 1000 EUR Lohnnebenkosten rechnen.

Zitat
Die Wahrheit sieht auch anders aus. Auf dem Rücken des Personals werden ganz gute Gewinne gemacht. Oft genug war  meine Tochter nachts allein in der Ausbildung, manches Mal musste sie dann sogar 2 Stationen betreuen. Je Station um die 15 bis 20 Bewohner. All das ist nicht statthaft, wird aber gemacht.

Das will ich gar nicht bezweifeln. Es dürfte aber weniger an der Privatisierung liegen. Dieses Land geht auf einen massiven Pflegenotstand zu. Der wird uns viel mehr beschäftigen als das Klima oder andere Dinge.

Zitat
Sie hat sich da ganz allein durchgebissen, während ich oft vor Wut über diese unsägliche Behandlung gekocht habe und mit der Leitung gerne mal ein ernstes Wort geredet hätte. Aber Hilfe wollte sie nicht. Ich habe aber sehr gejubelt, als sie sich endlich für eine andere Art der Pflege entschieden hat und wenigstens dann besser bezahlt wurde.

Berlin will die Leiharbeit in der Pflege verbieten. Keine gute Nachricht für die Pfleger, denn die verdienen in der Leiharbeit mehr als die Festangestellten. Man will aber nicht, daß Pflegekräfte wegen höherer Gehälter in die Leiharbeit wechseln, weil es dann für die Heime teurer wird. Die größte Plattform (InSitu) will für Leiharbeiter in der Pflege eine Lohnobergrenze einführen. Klingt absurd, ist aber so geplant.

Hier gibt es eine Petition dagegen: Stoppt das Verbot von Leiharbeit in der Pflege
« Letzte Änderung: 01. August 2020, 19:55:27 von Araxes »

Offline Araxes

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 6.576
Re: Political LowLights
« Antwort #1673 am: 01. August 2020, 19:54:23 »
Weil die jetzt nach privatwirtschaftliche Gesichtspunkten geführt werden und Gewinne machen müssen.

Das ist ein ausgelutschtes Argument. Wenn keine Gewinne gemacht werden müssen, wird es irgendwann noch teurer. Es fehlen Anreize für sparsames Wirtschaften.

Offline Nikibo

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3.974
Re: Political LowLights
« Antwort #1674 am: 02. August 2020, 08:07:33 »
Im Artikel steht aber nicht 1600 EUR, sondern 40.000 EUR pro Jahr. Das sind 3333 EUR pro Monat.
Oh je, stimmt! Mein Fehler, ich habe es falsch verstanden.

Ich muss mal meine Tochter befragen, wenn ich es recht in Erinnerung habe, hat sie zu keiner Zeit so viel (über 3000) verdient. Erst mit dem Wechsel zu einem mobilen Pflegedienst wurde es mehr. Leiharbeit hat sie nie gemacht.
Tiere sind die besseren Menschen.

Offline Yossarian

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 19.690
  • Geschlecht: Männlich
  • alter Sack
Re: Political LowLights
« Antwort #1675 am: 02. August 2020, 16:03:32 »
Dieter Nuhr über Wissenschaft

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat den Beitrag gelöscht.

Dieter Nuhr:

Zitat
Wissen bedeutet nicht, dass man sich zu 100% sicher ist, sondern dass man über genügend Fakten verfügt, um eine begründete Meinung zu haben. Weil viele Menschen beleidigt sind, wenn Wissenschaftler ihre Meinung ändern: Nein, nein! Das ist normal! Wissenschaft ist gerade, DASS sich die Meinung ändert, wenn sich die Faktenlage ändert. Wissenschaft ist nämlich keine Heilslehre, keine Religion, die absolute Wahrheiten verkündet. Und wer ständig ruft "Folgt der Wissenschaft!“ hat das offensichtlich nicht begriffen. Wissenschaft weiß nicht alles, ist aber die einzige vernünftige Wissensbasis, die wir haben. Deshalb ist sie so wichtig.

Recht hat er. Und keiner weiß, warum ausgerechnet die Deutsche Forschungsgemeinschaft das wieder gelöscht hat.
« Letzte Änderung: 02. August 2020, 16:05:10 von Yossarian »
"I came to a point where I needed solitude and just stop the machine of thinking and enjoying what they call living, I just wanted to lie in the grass and look at the clouds."

— Jack Kerouac

Alte Männer sind gefährlich. Sie haben keine Angst vor der Zukunft.

Primus Flavius Fosssa

  • Gast
Re: Political LowLights
« Antwort #1676 am: 02. August 2020, 19:43:06 »
Es fehlen Anreize für sparsames Wirtschaften.
Das ist ein ausgelutschtes Argument. I(m Wettbewerb geht es darum, es schlechter zu machen, um Geld zu sparen. Wer es am schlechtesten macht, gewinnt den Wettbewerb.

Offline Araxes

  • Supermann
  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 6.576
Re: Political LowLights
« Antwort #1677 am: 03. August 2020, 01:00:42 »
Das ist ein ausgelutschtes Argument. I(m Wettbewerb geht es darum, es schlechter zu machen, um Geld zu sparen. Wer es am schlechtesten macht, gewinnt den Wettbewerb.

Das ist auch wieder falsch. Es gewinnt, wer den Kunden überzeugt und dabei noch Geld verdient. Das hat uns Wohlstand gebracht. Nur deshalb mußt du nicht mehr 60h pro Woche arbeiten und wirst im Schnitt 81 Jahre alt. Das geht nur, weil heute nicht mehr 90% der Menschen 12 Stunden auf den Acker müssen, um da mit primitiven Mitteln etwas anzubauen und nach 35 Jahren wegen Unternernährung und primitiver Medizin frühzeitig zu sterben. Das verdanken wir der steten Steigerung der Produktivität, die dem Drang nach Profit entspringt und Ressourcen freisetzt, damit Menschen auch andere Dinge tun können. Sogar für Kiddies, die Freitags demonstrieren gehen können, weil sie nicht nach 4 Jahren die Schule verlassen müssen, um auf dem Acker zu helfen.

Der Staat schafft das nicht. Der kriegt noch nicht mal eine funktionierende Online-Anmeldung für das Bürgeramt hin. Warum nicht? Weil er nicht muß. Er kann auch mit dieser mangelhaften Leistung nicht von Wettbewerbern weggefegt werden. Dieses "nicht müssen" ist ein riesengroßes Problem.

Hast du dich mal gefragt, was das "Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe" in der Corona-Krise beiträgt? Weiß man nicht genau. Es bleibt ziemlich unsichtbar. Es muss aber auch nicht. Keiner macht den Laden dicht, wenn er sich als nutzlos erweist.

Genauso wie der nutzlose Laden, dem Frau Nahles jetzt vorsteht. 2002 hat man "eine Teilabwicklung der Bundesanstalt mit 10 bis 30 Beschäftigten zur Wahrnehmung von Kernfunktionen in Bonn angestrebt." Heute gibt's 1350 Mitarbeiter an 15 Standorten. Warum wird das nicht mit der übrigen Beamtenversorgung zusammengelegt? Weil sie nicht müssen. Weil der Laden seine Kosten nicht mit seinen Leistungen erwirtschaften muss.

Es wurde auch nach dem Amri- oder NSU-Versagen keine Behörde dichtgemacht. Im Gegenteil die werden immer größer. Das ist so als würde in der Wirtschaft das Unternehmen mit dem schlechtesten Produkt am stärksten wachsen.

Komischerweise passiert genau das, wenn Staat und Wirtschaft zusammenkommen. Da dürfen T-Systems und SAP für den zehnfachen Preis eine schlecht funktionierende Corona-App bauen. Da wird sehr anschaulich gezeigt, wie teuer es wird, wenn ein Produkt sich nicht gegen Konkurrenz und profitabel durchsetzen muss.

Offline moody

  • Administrator
  • Volles Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 103
Re: Political LowLights
« Antwort #1678 am: 03. August 2020, 02:22:33 »
leider wahr
Der Staat ist der schlechteste Wirtschafter.
Er muss aber die Rahmenbedingungen setzen, innerhalb derer sich die Wirtschaftenden austoben dürfen.
Ich vergleich das gern mit einem Spielfeld. Die äußeren Linien zieht der Staat und innerhalb des Spielfeldes wird gespielt. Wer die Außenlinie überschreitet, wird gemaßregelt. Wobei die Außengrenzen nicht starr, sondern fließend sind. Im Grenzbereich wirds halts spannend. Da kommt dann die Dynamik her, die den Laden am Laufen hält.

Primus Flavius Fosssa

  • Gast
Re: Political LowLights
« Antwort #1679 am: 03. August 2020, 09:19:52 »
Im Krankenhaus gilt nicht die gleiche Moral wie im Autohaus.

Der freie Unternehmer kann sich entscheiden, welchen Kunden er etwa anbietet, und welchen Gruppen er als uninteressant nicht ins Blickfeld nimmt. Umgekehrt kann ein "freier" Kunde entscheiden, über welche Angebote er nachdenken sollte, und welche für ihn überhaupt nicht in Betracht kommen.

Was passiert, wenn ihr diese Grundsätze auf das Gesundheitswesen ausdehnt, könnt ihr euch denken.