Autor Thema: Political LowLights  (Gelesen 355414 mal)

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Offline Yossarian

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Re: Political LowLights
« Antwort #1470 am: 05. Juli 2017, 13:15:28 »
Viel lustiger ist doch, daß genau das Gegenteil dessen praktiziert wird, was Popper propagiert.

Ich muß gestehen, daß ich mich bisher nicht wirklich mit ihm beschäftigt habe, aber wenn ich mir Teile des Wikipedia-Artikels zur offenen Gesellschaft ansehe und das mit der täglichen Praxis der Dreifaltigkeit drei Gewalten vergleiche, müssen Popper und diejenigen, die von der offenen Gesellschaft reden, sich in völlig getrennten Universen befinden.
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Offline Kjeld

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Re: Political LowLights
« Antwort #1471 am: 05. Juli 2017, 15:46:27 »
Eben nicht. Die offene Gesellschaft ist Libertarismus in Reinform. Die Grundaussage ist zutiefst pessimistisch: Es gibt keine Gesetzmäßigkeit einer gesellschaftlichen und sozialen Weiterentwicklung.


Der Minimalismus dieser Weltanschauung ist sehr negativ:


- Das System ist o.k., solange es eine Möglichkeit vorsieht, den Herrscher gewaltfrei zu beseitigen.
- Menschen werden eh nie glücklich, deshalb kann und soll sich die Gesellschaft darauf beschränken, menschliches Leid zu minimieren - im Rahmen der jeweiligen Gegebenheiten.
- Es ist notwendig, aber auch ausreichend, wenn die Gesellschaft sich um Chancengleichheit für alle bemüht.


Das ist eine ziemlich exakte Beschreibung der aktuellen Politik.


Konsens bedeutet, daß man alle gefragt hat und keiner dagegen war. Davon seh ich hier nichts.

Offline Araxes

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Re: Political LowLights
« Antwort #1472 am: 05. Juli 2017, 16:02:38 »
Eben nicht. Die offene Gesellschaft ist Libertarismus in Reinform. Die Grundaussage ist zutiefst pessimistisch: Es gibt keine Gesetzmäßigkeit einer gesellschaftlichen und sozialen Weiterentwicklung.

Tatsächlich nicht? Die Ironie ist doch, daß Marx, der diese Gesetzmäßigkeit formuliert hat, sie gleichzeitig verwirft, sobald der Kommunismus erreicht ist. Der mußte gesetzmäßig erreicht werden, aber eben als Ende einer Entwicklung und danach durfte nichts mehr kommen. Die offene Gesellschaft sagt einfach nur, daß es nie perfekt ist und daß man diese Meinung nicht unterdrückt. Das ist nicht pessimistisch, denn es schafft gleichzeitig Raum für immerwährende Entwicklung. Das mag für den utopischen Träumer enttäuschend sein, der einsehen muß, nie das Ideal zu erreichen, aber Gott behüte uns davor, daß irgendwann wieder wer der Meinung ist, wir hätten es nun.

Zitat
- Das System ist o.k., solange es eine Möglichkeit vorsieht, den Herrscher gewaltfrei zu beseitigen.
- Menschen werden eh nie glücklich, deshalb kann und soll sich die Gesellschaft darauf beschränken, menschliches Leid zu minimieren - im Rahmen der jeweiligen Gegebenheiten.
- Es ist notwendig, aber auch ausreichend, wenn die Gesellschaft sich um Chancengleichheit für alle bemüht.

Das ist eine ziemlich exakte Beschreibung der aktuellen Politik.

Ja und die ist ja nun nicht so schlecht. Es ist die beste aller schlechten Möglichkeiten und es leben mehr Menschen geistig und materiell gut damit als mit irgendeiner anderen Politik.

Zitat
Konsens bedeutet, daß man alle gefragt hat und keiner dagegen war. Davon seh ich hier nichts.

Sowas gibt's nicht. Die Menschen sind nun mal unterschiedlich und damit auch ihre Wünsche und Interessen. Einen Konsens, der nur da ist, weil sich die Minderheit oder sogar die Mehrheit nicht mehr traut aufzumucken, will ich auch nicht.

Offline nigel48

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Re: Political LowLights
« Antwort #1473 am: 05. Juli 2017, 16:25:08 »
konsens gibt es, er wurde halt nur nie richtig ausprobiert.

die abstimmungsorgien führen dazu, dass die minderheit, egal wie groß sie ist, NIE recht bekommt. durch konsens ließen sich aber andere lösungen finden.   Beispiel:

Familienrat.
vater,mutter, sohn ,tochter. - wochenendplanung.
3 wollen zum baden, tochter in den zoo.
"demokratisch" kommt tochter nie in den zoo. konsensfähig wäre: 3x baden, 1x zoo. damit würden sich alle nach einer gemeinsamen beratung einverstanden erklären. ohne kampfabstimmung.

natürlich ist so etwas im bundestag komplizierter - aber solange alle energie benutzt wird, um über paktiererei, manipulation und kuhhandel die eigene meinung für alle geltend durchzusetzten, KANN es nicht möglich sein, über beratung eine lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind. WEIL ES GAR NICHT ERST VERSUCHT WIRD.

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Offline Araxes

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Re: Political LowLights
« Antwort #1474 am: 05. Juli 2017, 17:11:02 »
Familienrat.
vater,mutter, sohn ,tochter. - wochenendplanung.
3 wollen zum baden, tochter in den zoo.
"demokratisch" kommt tochter nie in den zoo. konsensfähig wäre: 3x baden, 1x zoo. damit würden sich alle nach einer gemeinsamen beratung einverstanden erklären. ohne kampfabstimmung.

Das Beispiel funktioniert nur, wenn sowohl als auch möglich ist. Ändern wir es mal so ab, daß das Geld nur genau für Zoo oder Baden reicht. Wie kriegt man dann den Konsens hin? Das entspricht dann auch eher der gesellschaftlichen Realität. Wenn man alle Ressourcen endlos zur Verfügung hat, ist Konsens kein Problem. Hat man aber nicht.

Und vielleicht ist es für die Tochter auch nicht ok, erst 3x zum Baden zu müssen, damit sie 1x in den Zoo kann. Dein Konsens funktioniert nur mit einem gewissen Zwang und das passiert dann auch auf der großen Bühne. Kompromisse gehen nicht immer. Manchmal sind sie auch faul. Am Ende bilden sich Machtstrukturen raus, die den Kompromiß von oben verordnen. Das haben sogar die Bloccupy-Leute erlebt, die absichtlich keine Strukturen wollten. Es stößt immer irgendwer ins Vakuum vor und fängt an zu bestimmen. Da ist es ganz nett, wenn man ab und zu auch mal demokratisch abstimmen kann, um festzustellen, ob der Konsens bzw. Kompromiß noch von der Mehrheit gewollt ist.

Offline Yossarian

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Re: Political LowLights
« Antwort #1475 am: 05. Juli 2017, 18:01:25 »
Das ist eine ziemlich exakte Beschreibung der aktuellen Politik.

Also davon:

Daher sind Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit sowie eine strikte religiöse Neutralität von grundlegender Bedeutung für Offene Gesellschaften.

merke ich in der aktuellen Politik nichts.

Meinungsfreiheit z.B. ist perdu, denn abweichende Meinungen werden niedergebrüllt. Es wird nichts mehr inhaltlich diskutiert.
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Offline nigel48

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Re: Political LowLights
« Antwort #1476 am: 05. Juli 2017, 18:47:51 »
bei "demokratischen" abstimmungen geht es von vornherein darum, die eigenen interessen durchzusetzen. andere gruppen als meine haben gegensätzliche oder teilweise abweichende interessen. das sind dann gegner und es geht mir dann darum, zu gewinnen, mit krummen deals und seltsamen absprachen. - aber ein teil der  -eigentlichen- gemeinschaft hat gefälligst zu verlieren.

beim konsens steht im mittelpunkt : wir sind eine gemeinschaft und wir suchen eine gemeinsame lösung für ein problem. sicher gibt es dabei auch zugeständnisse, abstriche, etc. aber am ende steht eine lösung hinter der alle stehen, teilweise trotz bedenken. aber es gibt keine schmollenden verlierer die die nächste gunst der std. nutzen, um beschlüsse wieder umzudrehen, oder zu klagen.

ich hab früher selbst mit 3-5 mitstreitern über geschafteordnungsdebatten versammlungen mit ü. 200 leuten manipuliert und beschlüsse durchgekämpft . das ist ein geiles gefühl. yeah, wir haben gewonnen.... aber eben nur jetzt. langfristig können daraus fette bumerangs werden, weiljeder nur an seine herrschaftsinsignien (wahlzettel z.b.) denkt, aber nicht, was langfristig für alle gut ist.

der unterschied zwischen beiden herangehensweise ist enorm, es ist nicht nur die offensichtliche, technische handhabung der problemlösung.

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Offline Kjeld

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Re: Political LowLights
« Antwort #1477 am: 05. Juli 2017, 23:22:53 »

Niedergebrüllt werden nur Meinungen, die nicht zum System passen. Versammlungsfreiheit wird eingeschränkt für die, die das System in Frage stellen.


Die offene Gesellschaft ist ein Etikettenschwindel. Es geht dabei nur um eine ideologische Untermauerung für den globalisierten Kapitalismus und die optimale Verwertung des weltweiten Humankapitals.

Also davon:

Daher sind Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit sowie eine strikte religiöse Neutralität von grundlegender Bedeutung für Offene Gesellschaften.

merke ich in der aktuellen Politik nichts.

Meinungsfreiheit z.B. ist perdu, denn abweichende Meinungen werden niedergebrüllt. Es wird nichts mehr inhaltlich diskutiert.

Offline Araxes

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Re: Political LowLights
« Antwort #1478 am: 05. Juli 2017, 23:27:24 »
bei "demokratischen" abstimmungen geht es von vornherein darum, die eigenen interessen durchzusetzen. andere gruppen als meine haben gegensätzliche oder teilweise abweichende interessen. das sind dann gegner und es geht mir dann darum, zu gewinnen, mit krummen deals und seltsamen absprachen. - aber ein teil der  -eigentlichen- gemeinschaft hat gefälligst zu verlieren.

beim konsens steht im mittelpunkt : wir sind eine gemeinschaft und wir suchen eine gemeinsame lösung für ein problem. sicher gibt es dabei auch zugeständnisse, abstriche, etc. aber am ende steht eine lösung hinter der alle stehen, teilweise trotz bedenken. aber es gibt keine schmollenden verlierer die die nächste gunst der std. nutzen, um beschlüsse wieder umzudrehen, oder zu klagen.

Du baust da einen absichtlichen Gegensatz. Die unterlegene Seite eines Mehrheitsbeschlusses müssen nicht gleich Verlierer sein, genauso wie diejenigen, die nach einer langen Diskussion einem Konsens nachgeben, auch nicht in der gleichen Weise Gewinner sind wie die anderen. Wie wird denn der Konsens gebildet? Da setzt sich auch nur die Mehrheit durch. Einstimmigkeit ist Unsinn. Da geht gar nichts mehr. Im schlimmsten Fall macht man den einen, der immer noch dagegen ist und die Einstimmigkeit stört, zum Buhmann. Ich weiß nicht, was mir mehr stinken würde, überstimmt zu werden oder aus Gruppendruck nicht der Arsch sein zu wollen, wegen dem es zu keinem Beschluß kommt und dann gegen meine Überzeugung etwas zuzustimmen. Also nee, lieber eine Abstimmung. Schwarmintelligenz ist vielleicht überbewertet, aber immer noch besser als ein Konsens, der dadurch zustande kommt, daß die notorischen Großmäuler einer Gruppe die Sache an sich reißen und durchsetzen und das dann Konsens nennen.

Offline Araxes

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Re: Political LowLights
« Antwort #1479 am: 05. Juli 2017, 23:30:27 »
Die offene Gesellschaft ist ein Etikettenschwindel. Es geht dabei nur um eine ideologische Untermauerung für den globalisierten Kapitalismus und die optimale Verwertung des weltweiten Humankapitals.

Das gibt einen Punkt auf der Phrasendreschskala. Für einen Extrapunkt hättest du noch "neoliberal" einbauen müssen.

Offline Yossarian

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Re: Political LowLights
« Antwort #1480 am: 06. Juli 2017, 07:53:31 »
Die offene Gesellschaft ist ein Etikettenschwindel.

Natürlich. Diese Verlogenheit kann aber auch jedem anderen Gesellschaftsmodell passieren. Ideen können sich nicht wehren.
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Re: Political LowLights
« Antwort #1481 am: 25. Juli 2017, 16:47:08 »
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Re: Political LowLights
« Antwort #1482 am: 31. Juli 2017, 08:52:56 »
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Offline Johnbob

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Re: Political LowLights
« Antwort #1483 am: 18. August 2017, 15:08:12 »
http://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/erdogan-ruft-tuerken-in-deutschland-zu-wahlboykott-auf-15157235.html#lesermeinungen

Diesen Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:
„Ich rufe daher alle meine Bürger in Deutschland auf, sie niemals zu unterstützen“
Wenn du glaubst es wär nicht schwer, kommt von irgendwo ein Lump daher.

Offline Yossarian

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Re: Political LowLights
« Antwort #1484 am: 18. August 2017, 15:13:15 »
Zitat
Der türkische Präsident Erdogan hat die türkischstämmigen Wähler in Deutschland aufgerufen, bei der Bundestagswahl nicht für CDU, SPD oder die Grünen zu stimmen. Sie seien „alle Feinde der Türkei“.

Und was ist seine Wahlempfehlung? Die AfD?  :evil
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