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Plaudereien => Politik & Gesellschaft => Thema gestartet von: Hameel am 06. Dezember 2016, 13:32:31

Titel: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 06. Dezember 2016, 13:32:31
Ich verschleiere jetzt mal, wo das herkommt, um Stammhirnreflexe zu vermeiden. Vielleicht nicht gleich nachgoogeln, sondern erst Mal selber beurteilen:

n Deutschland besteht seit 2009 eine allgemeine Krankenversicherungspflicht. Selbstständige können sich „freiwillig“ in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichern lassen. Insbesondere bei Vorerkrankungen besteht faktisch oft nur die Option der GKV.

Der Gesetzgeber hat es bisher versäumt mit Einführung der Krankenversicherungspflicht auch für eine soziale Abfederung derjenigen zu sorgen, die ihre Krankenversicherungsbeiträge zu 100 % selbst zahlen müssen. Von diesem Problem sind vor allem kleinere Selbstständige betroffen. Denn die pauschalisierten Regelungen zur Beitragsberechnung in der gesetzlichen Krankenversicherung werden der Situation vieler Selbständiger längst nicht mehr gerecht. Das Gesetz legt nicht die tatsächlichen Einkommen zugrunde, sondern unterstellt allen Selbständigen hohe Einkünfte, die zu hohen Mindestbeiträgen führen. Dies bedeutet besonders für viele Selbstständige im unteren Einkommensbereich, dass sie einen erheblichen Anteil ihrer Einkünfte für ihre Sozialversicherungsbeiträge aufwenden müssen.

Die Einkommenssituation der Selbstständigen ist höchst unterschiedlich. Zwar liegt das Einkommensniveau aller Selbstständigen im Durchschnitt über dem der abhängig Beschäftigten.  Jedoch stehen den partiell sehr hohen Einkommen der Selbstständigen mit eigenen Beschäftigten und gut bezahlten Freiberuflern und Experten die sehr geringen Einkommen vieler Solo-Selbstständiger gegenüber. Die Einkommen der letzteren Gruppe liegen nur leicht über dem Durchschnitt der Arbeitnehmer und sind weit gespreizt. Etwa ein Drittel aller Erwerbseinkommen von Solo-Selbstständigen liegt auf Niedriglohnniveau.

Die Ungleichbehandlung von abhängig Beschäftigten und Selbstständigen in der GKV ist erheblich. Für Selbstständige gilt hier eine Mindestbemessungsgrenze (derzeit monatlich 2.178,75 Euro) und daraus resultierend ein Mindestmonatsbeitrag von 328,99 Euro (ohne Krankengeldanspruch). Eine weitere Beitragsreduzierung um ca. ein Drittel auf 219,33 Euro ist in Härtefällen möglich. Somit ergeben sich, auch für Selbstständige in den unteren Einkommensbereichen, verhältnismäßig hohe Beiträge. Für abhängig Beschäftigte existiert eine solche Mindestbemessungsgrenze nicht bzw. liegt bei der Geringfügigkeitsgrenze von 450 Euro und mithin einem Beitrag von rund 68 Euro.

In der Privaten Krankenversicherung (PKV) sind die Prämien zwar unabhängig vom Einkommen des Selbstständigen und bemessen sich  an individuellen Faktoren. In den unteren Einkommensbereichen liegen die durchschnittlichen Beiträge de facto jedoch sogar noch ein wenig höher als in der GKV.

In der Konsequenz beträgt der Anteil der Krankenversicherungskosten für Selbstständige in diesem Bereich durchschnittlich 46,5% (GKV) bzw. 58% (PKV) des jährlichen Einkommens! Dies bedeutet, dass viele Selbstständige sich diese Beiträge nicht leisten können. Oft bleibt dann nur noch die  Erwerbstätigkeit ganz aufzugeben.

Die Beitragsrückstände und die Zahl der so genannten Nichtzahler aus dem Kreise der Selbstständigen sind auf hohem Niveau. Die Beitragsschulden in der GKV belaufen sich mittlerweile auf 5,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren hatten die freiwillig Versicherten „nur“ etwa eine Milliarde Beitragsrückstand bei ihren Kassen.

Zwar hat der Gesetzgeber in den letzten Jahren Versicherten mit Beitragsschulden die Rückkehr in die Krankenversicherung ermöglicht. Doch war dies letztlich nur Symptombekämpfung. Denn das Risiko, den Beitrag für die Krankenversicherung nicht zahlen zu können, ist geblieben.

Dieses Problem betrifft nicht nur die GKV. Die PKV ist erst recht nicht in der Lage, die soziale Absicherung von Selbständigen mit geringeren Einkommen zu gewährleisten. Die PKV erhebt Beiträge grundsätzlich nach dem individuellen Gesundheitsrisiko und nicht nach dem Einkommen, sie umfasst keine Familienversicherung, sie wird mit zunehmendem Alter trotz Kapitalrücklagen immer teurer, so dass für Versicherte mit geringeren Einkommen die Belastung gerade im Alter immer stärker ansteigt. Selbständige im unteren Einkommensbereich tragen in der PKV inzwischen eine Last von rund 58 Prozent ihres Einkommens für die Krankenversicherung.

Dieses Problem kann sich künftig durch die weiter stark steigenden Prämien in der PKV weiter verschärfen. Wenn die Beiträge unbezahlbar werden, bleibt vielen privat versicherten Selbständigen nur noch der Ausweg, ihren Versicherungsschutz einzuschränken oder höhere Zuzahlungen im Krankheitsfall in Kauf zu nehmen.

Deshalb muss auch für die PKV-Versicherten eine Lösung gefunden werden. Hier ist zumindest  mittelfristig anzustreben, dass alle Personengruppen in ein gemeinsames Versicherungssystem einzahlen.

Wir N.N. wollen:

    grundsätzlich eine uneingeschränkt bezahlbare Gesundheitsversorgung für alle
    kurzfristig strikt am tatsächlichen Einkommen orientierte Krankenkassen-Beiträge für freiwillig Versicherte und freiwillig Versicherte Selbstständige. Die allgemeine Mindestbeitragsbemessung soll dabei auf die Geringfügigkeitsgrenze von derzeit 450 Euro abgesenkt werden.
    mittelfristig die Einbeziehung aller Krankenversicherten (GKV und PKV) in ein uneingeschränkt solidarisch finanziertes Gesundheitsversorgungssystem.


Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 06. Dezember 2016, 14:00:15
Wir N.N. wollen:

    grundsätzlich eine uneingeschränkt bezahlbare Gesundheitsversorgung für alle
    kurzfristig strikt am tatsächlichen Einkommen orientierte Krankenkassen-Beiträge für freiwillig Versicherte und freiwillig Versicherte Selbstständige. Die allgemeine Mindestbeitragsbemessung soll dabei auf die Geringfügigkeitsgrenze von derzeit 450 Euro abgesenkt werden.
    mittelfristig die Einbeziehung aller Krankenversicherten (GKV und PKV) in ein uneingeschränkt solidarisch finanziertes Gesundheitsversorgungssystem.

Das unterschreibe ich sofort. Wobei die Beiträge der freiwillig in der GKV Versicherten schon immer einkommensabhängig sind.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 06. Dezember 2016, 14:05:21
Wobei die Beiträge der freiwillig in der GKV Versicherten schon immer einkommensabhängig sind.
Laut dem Text gibt es bei den Selbständigen wohl eine etwas eklige Mindestbemesseungsgrenze (wovon ich bislang nichts wusste).
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 06. Dezember 2016, 14:27:00
Die Mindestbemessungsgrenze ist mir neu, bzw., daß diese "eklig" sei bzw.2.178,75 € betrage. Mich würde mal interessieren, wo die Verfasser des Textes diese Information her haben.

Bei der Berechnung des Krankenkassen-Beitrags für freiwillige Mitglieder in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wird das tatsächlich erzielte Einkommen zugrundegelegt. Allerdings ist es nicht möglich, als Einkommen einen beliebig niedrigen Wert anzugeben. Selbst wer wenig oder gar nichts verdient, muss für ein fiktives Mindesteinkommen Beiträge an die Krankenkasse zahlen. Sie finden hier eine Beitragstabelle.

Im Jahr 2016 gelten folgende Werte:
•Das Mindesteinkommen für sonstige freiwillig Versicherte in der GKV beträgt im Jahr 2016 968,33 Euro. Wer so eingestuft ist, zahlt im Jahr 2016 monatlich 137,57 Euro plus Zusatzbeitrag plus Pflegeversicherung.
•Wer mehr verdient als das fiktive Mindesteinkommen, muss auf das gesamte Einkommen Krankenkassen-Beiträge zahlen. Schluss ist erst, wenn die Beitragsbemessungsgrenze erreicht ist. 2016 liegt der Wert mit 4.237,50 Euro .

Bei Selbstständigen und Freiberuflern wird üblicherweise davon ausgegangen, dass sie ein monatliches Bruttoeinkommen über der Beitragsbemessungsgrenze von 4.237,50 Euro im Jahr 2016 erzielen. Das trifft aber nicht immer zu. Einige Selbstständige und Freiberufler sind auch mit dem reduzierten Satz finanziell überfordert. In Ausnahmefällen und wenn ein Gründungszuschuss durch die Bundesagentur für Arbeit gezahlt wird, ist daher eine noch günstigere Einstufung möglich. Näheres enthält eine Regelung des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen zur Beitragsbemessung bei freiwillig Versicherten.


Quelle (https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/krankenkasse-beitrag/freiwillig-versichert-gkv/)

Diese Aussage istso  aber auch nicht richtig, denn mir ist kein Fall bekannt, in dem der Beitragssatz eines Selbständigen nicht auf der Grundlage seines Einkommens festgesetzt wurde, und ich mache relativ viel Sozialversicherungsrecht. Klar, wenn man nicht rasch mit seinen Belegen bei der Hand ist, stufen die einen erst mal ziemlich hoch ein und man muß rudern, da wieder runter zu kommen.

Das eigentliche Problem ist, daß man als Selbständiger keine Chance hat, überhaupt in die GKV hereinzukommen, egal zu welchem Beitrag.

Edit: Hier das Regelwerk der Spitzenverbände der GKV (https://www.krankenkassen.de/static/common/files/view/3393/Beitragsbemessung_Endfassung_2008_10_27_3258.pdf) (PDF)
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: grashopper am 06. Dezember 2016, 15:06:15
Ich bezahle rund 400 Euro monatlich und muss meinem Geld über Beihilfe-Antrag nachjagen. Bekomme natürlich auch nicht alles ersetzt.  Selbst hätte ich mal nix gegen eine GKV, wo man sein Kärtchen abgibt und andere machen lässt (sofern sie es tun...)
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: DieFrau am 06. Dezember 2016, 15:29:32
Laut dem Text gibt es bei den Selbständigen wohl eine etwas eklige Mindestbemesseungsgrenze (wovon ich bislang nichts wusste).

Ich war weder selbständig noch angestellt, sprich "einkommenlos" und dennoch wurde bei der Berechnung für die freiwillige KV das Mindesteinkommen angesetzt, waren damals 235 €, ich musste für den Ultraschall bei der Vorsorgeuntersuchung alle 2 Jahre  35 € blättern, eine Frechheit, weil ich sonst so gut wie nie krank gewesen, so habe ich gewechselt und nehme seit 2 Jahren den Papierkram in der PKV in Kauf. Wie es später im Ater ausschaut, interessier mich nicht mehr und hoffe, das Leben früher zu verlassen.

Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: ganter am 06. Dezember 2016, 15:38:30
...

Diese Aussage istso  aber auch nicht richtig, denn mir ist kein Fall bekannt, in dem der Beitragssatz eines Selbständigen nicht auf der Grundlage seines Einkommens festgesetzt wurde, ...
Wirf mal den Beitragsrechner der BEK an. Da steht dannso etwas:
Bei Selbstständigen, deren Einkommen nachweislich unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze liegt, kann der Beitrag auf Antrag aus den beitragspflichtigen Einnahmen berechnet werden. Als Mindesteinkommen werden 2.178,75 Euro für das Jahr 2016 zugrunde gelegt.
Macht monatlich KV und PflV 380,20 EUR, also bei einem beitragspflichtigen Einkommen in Höhe von 1000 EUR satte 38 %
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Kjeld am 06. Dezember 2016, 19:27:30
Politische Wertung: Wer so wenig verdient, soll halt Hartz IV beziehen und nicht stören.
Wirf mal den Beitragsrechner der BEK an. Da steht dannso etwas:
Bei Selbstständigen, deren Einkommen nachweislich unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze liegt, kann der Beitrag auf Antrag aus den beitragspflichtigen Einnahmen berechnet werden. Als Mindesteinkommen werden 2.178,75 Euro für das Jahr 2016 zugrunde gelegt.
Macht monatlich KV und PflV 380,20 EUR, also bei einem beitragspflichtigen Einkommen in Höhe von 1000 EUR satte 38 %
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Kjeld am 06. Dezember 2016, 19:29:56
Immerhin wartest Du mit akutem Bandscheibenvorfall und höllischen Schmerzen nicht vier Monate auf einen Termin beim Orthopäden. Ich mußte so lange warten - das war letztes Jahr.


Ich bezahle rund 400 Euro monatlich und muss meinem Geld über Beihilfe-Antrag nachjagen. Bekomme natürlich auch nicht alles ersetzt.  Selbst hätte ich mal nix gegen eine GKV, wo man sein Kärtchen abgibt und andere machen lässt (sofern sie es tun...)
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Kjeld am 06. Dezember 2016, 19:32:44
Ich bin für eine klare Regelung. Pflichtmitgliedschaft für alle in einer einzigen GKV. Beitrag strikt einkommensabhängig. Für Sozialfälle Beitrag vom Staat. Privat nur Zusatzversicherung möglich. Sehr hohe Beitragsobergrenze.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: grashopper am 06. Dezember 2016, 19:35:27
Immerhin wartest Du mit akutem Bandscheibenvorfall und höllischen Schmerzen nicht vier Monate auf einen Termin beim Orthopäden. Ich mußte so lange warten - das war letztes Jahr.

Das stimmt allerdings. Ist mir früher nicht so aufgefallen. Aber da hatte ich auch noch kein Arzt-Abo. Eine Frage kommt immer: Sind Sie Privatpatient oder gesetzlich versichert?
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 06. Dezember 2016, 19:56:46
Politische Wertung: Wer so wenig verdient, soll halt Hartz IV beziehen und nicht stören.

Ich fürchte, genau das steckt dahinter.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 06. Dezember 2016, 20:23:38
Laut dem Text gibt es bei den Selbständigen wohl eine etwas eklige Mindestbemesseungsgrenze (wovon ich bislang nichts wusste).

Hättest du wissen können, wenn du hier mal aufgepaßt hättest. Ca. 340 €. Die gleiche Grenze wie bei freiwillig gesetzlich Versicherten. Meine Frau hat gar kein Einkommen, wenn sie hier ist und zahlt diese 340 €.

Und was meinen die in dem Text hiermit: "Die allgemeine Mindestbeitragsbemessung soll dabei auf die Geringfügigkeitsgrenze von derzeit 450 Euro abgesenkt werden."

Was ist eine "Mindestbeitragsbemessung"? Wer weniger als 450 € verdient, ist kostenlos versichert?
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 06. Dezember 2016, 20:34:54
Von diesem Problem sind vor allem kleinere Selbstständige betroffen. Denn die pauschalisierten Regelungen zur Beitragsberechnung in der gesetzlichen Krankenversicherung werden der Situation vieler Selbständiger längst nicht mehr gerecht.
Von dem Problem sind auch deren Ehegatten betroffen, denn wer sich als Sebständiger privat versichert, hat keine Familienversicherung.


Zitat
Die Ungleichbehandlung von abhängig Beschäftigten und Selbstständigen in der GKV ist erheblich.

Man soll ja auch nicht Selbständig sein, sondern sich gefälligst lebenslang bei Opel am Band verdingen oder Hartz4 beantragen, wie hier schon gefordert. Selbständige sind Kapitalisten und somit böse.

Zitat
In der Privaten Krankenversicherung (PKV) sind die Prämien zwar unabhängig vom Einkommen des Selbstständigen und bemessen sich  an individuellen Faktoren. In den unteren Einkommensbereichen liegen die durchschnittlichen Beiträge de facto jedoch sogar noch ein wenig höher als in der GKV.

Mißverständlich formuliert. Der Beitrag in der PKV hängt nicht vom Einkommen ab, sondern vom Eintrittsalter, Risikofaktoren und Versicherungsumfang. Wahrscheinlich meint der Verfasser, daß bei niedrigem Einkommen der Mindestbeitrag der GKV niedriger ist als ein PKV-Vertrag.

Zitat
Dieses Problem betrifft nicht nur die GKV. Die PKV ist erst recht nicht in der Lage, die soziale Absicherung von Selbständigen mit geringeren Einkommen zu gewährleisten. Die PKV erhebt Beiträge grundsätzlich nach dem individuellen Gesundheitsrisiko und nicht nach dem Einkommen, sie umfasst keine Familienversicherung, sie wird mit zunehmendem Alter trotz Kapitalrücklagen immer teurer, so dass für Versicherte mit geringeren Einkommen die Belastung gerade im Alter immer stärker ansteigt. Selbständige im unteren Einkommensbereich tragen in der PKV inzwischen eine Last von rund 58 Prozent ihres Einkommens für die Krankenversicherung.

Dieses Problem kann sich künftig durch die weiter stark steigenden Prämien in der PKV weiter verschärfen. Wenn die Beiträge unbezahlbar werden, bleibt vielen privat versicherten Selbständigen nur noch der Ausweg, ihren Versicherungsschutz einzuschränken oder höhere Zuzahlungen im Krankheitsfall in Kauf zu nehmen.

Das wird wohl so kommen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 06. Dezember 2016, 20:36:28
Politische Wertung: Wer so wenig verdient, soll halt Hartz IV beziehen und nicht stören.

Ein prekär arbeitender Selbständiger liegt der Gemeinschaft aber weniger auf der Tasche. Es kann wohl kaum das Ziel sein, die Leute nach Hause zu schicken und komplett zu alimentieren, nur weil sie nicht zum Bild vom Opel-Arbeiter passen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 06. Dezember 2016, 20:50:26
Die GKV kriegt 14 Mrd. aus Steuergeldern, die PKV kriegt nichts. Da liegt schon mal ein Problem. Es wäre ordnungspolitisch richtig, Sozialtransfers aus der GKV zu lösen. Dann entfällt auch die Begründung für den Zuschuß. Soll heißen: ALG2-Empfänger, Geringverdiener, Familienmitglieder, Flüchtlinge usw. müssen alle einen versicherungsmathematisch ausreichenden Beitrag zahlen. Ein Beitrag von 90 € ist ein absoluter Witz. Realistisch sind 200 € und das müssen die Kommunen auch zahlen.

Ebenso die Familienversicherung, die vollkommen einkommensunabhängig mit der Gießkanne verteilt wird. Da muß auch jedes Familienmitglied einen Beitrag zahlen und erst wenn das nicht zumutbar ist, kann auch Steuermitteln subventioniert werden.

Im Ergebnis wäre die GKV viel billiger. Man würde nicht so viele Versicherte an die PKV verlieren. Der Sozialtransfer wäre wieder im Steuersystem, wo er hingehört.

Und natürlich muß der Gesundheitsfonds abgeschafft werden. Der setzt Fehlanreize. Gut wirtschaftende Versicherungen werden bestraft, indem sie dort Nettozahler sind. GKVs durchstöbern ihre Akten, um Leuten Krankheiten unterzuschieben und dann dort mehr rauszukriegen.

Versicherungen zusammenlegen und die majestätischen Gehälter der Vorstände deckeln.

Versicherte müssen eine Rechnung kriegen, damit sie sehen, was berechnet wurde und was es kostet.

Das bescheuerte Punktesystem gehört abgeschafft. Jede Behandlung muß bezahlt werden. Selbstbeteiligung von 10 € bei jedem Arztbesuch, damit die Deutschen sich andere Hobbies suchen. Die Deutschen rennen überdurchschnittlich oft zum Arzt.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Kulle am 06. Dezember 2016, 21:14:46
... Selbstbeteiligung von 10 € bei jedem Arztbesuch, damit die Deutschen sich andere Hobbies suchen. Die Deutschen rennen überdurchschnittlich oft zum Arzt.
gehts noch?
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: DieFrau am 06. Dezember 2016, 23:06:48
Selbstbeteiligung von 10 € bei jedem Arztbesuch, damit die Deutschen sich andere Hobbies suchen. Die Deutschen rennen überdurchschnittlich oft zum Arzt.

Das war das bescheuerte von allem.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Nikibo am 06. Dezember 2016, 23:30:38
Ebenso die Familienversicherung, die vollkommen einkommensunabhängig mit der Gießkanne verteilt wird.
Einkommensunabhängig stimmt aber nicht.


Versicherungen zusammenlegen und die majestätischen Gehälter der Vorstände deckeln
Nur noch eine Versicherung? Ich weiß nicht. Konkurrenz ist doch nicht immer schlecht.

Wie hoch ist so ein Vorstandsgehalt?

Versicherte müssen eine Rechnung kriegen, damit sie sehen, was berechnet wurde und was es kostet.
Das ist eine richtig gute Idee!

Jede Behandlung muß bezahlt werden. Selbstbeteiligung von 10 € bei jedem Arztbesuch, damit die Deutschen sich andere Hobbies suchen. Die Deutschen rennen überdurchschnittlich oft zum Arzt.
Finde ich auch gut. Man sollte sich schon überlegen, ob man mit jedem Wehwehchen wirklich zum Arzt muss.









Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 02:07:19
gehts noch?

Natürlich geht das. Es ist dringend notwendig, um die Praxen von Leuten freizuhalten, die dort nichts zu suchen haben. Erkläre mir mal, warum ein Kassenpatient in Deutschland im Schnitt 18x im Jahr zum Arzt geht, wenn es in Schweden 3x und in Belgien, Dänemark, Frankreich, Österreich und Polen 7x sind?
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 02:24:31
Einkommensunabhängig stimmt aber nicht.

Ja, natürlich, wenn die Mitversicherten ein eigenes Einkommen haben, natürlich nicht. Aber wenn sie keins haben, kann der Versicherte Einkommensmillionär sein und sein Partner ist trotzdem kostenlos versichert. Das ist abartig.

Zitat
Nur noch eine Versicherung? Ich weiß nicht. Konkurrenz ist doch nicht immer schlecht.

Wer redet denn von einer? Momentan gibt's 118 und mit dem Gesundheitsfonds ist Wettbewerb sowieso hinfälllig. Den gibt's nur noch beim Zusatzbeitrag.

Zitat
Wie hoch ist so ein Vorstandsgehalt?

grob 100.000 € bis 300.000 €

https://www.krankenkassen.de/ref/vorstandsgehaelter-2015/

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung ist da auch unrühmlich mit einem Gehalt von mehr als 300.000 € für den Chef.

Zitat
Finde ich auch gut. Man sollte sich schon überlegen, ob man mit jedem Wehwehchen wirklich zum Arzt muss.

Oft sind es keine echten Wehwechen, sondern gerade ältere Leute gehen zum Arzt, um jemanden zum Reden zu haben. Früher ging man da zum Nachbarn oder zum Pfarrer. Viele Patienten sind nicht zufrieden, wenn nichts nichts verschrieben wird. Die gehen dann zum nächsten Arzt. Trotzdem wird ein Großteil der verschriebenen Medikamente weggeworfen.

Ich muß nur um 19:50 ARD einschalten und weiß, woran ich bin: da läuft fast nur Werbung für Abführmittel, Blutdrucksenker, gegen Inkontinenz, Schmerzsalben, Schlafmittel, Nervenkrams und ähnlicher Mist. Die Zuschauer sind alt, wohlhabend, glauben, daß man ab einem bestimmten Alter zu jeder Mahlzeit eine Batterie von Pillen schlucken muß und lieben es, sich mit Krankheiten zu befassen. Dazu paßt auch, daß das auflagenstärkste Magazin in Deutschland die Apothekenrundschau ist.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 08:10:58
Wirf mal den Beitragsrechner der BEK an. Da steht dannso etwas:

Also mir hat das jetzt keine Ruhe gelassen und ich habe mal in meinem Prozeßregister geblättert. Den letzten Selbständigen habe ich 2014, also 5 Jahre nach Inkrafttreten dieses Papiers, ohne wenn und aber in eine einkommensabhängige Beitragsbemessung bugsiert. Gegner war die TKK, und das monatliche Einkommen des Mandanten lag bei ca. 1.200 €.

Man darf nicht vergessen, daß diese Vereinbarungen der Spitzenverbände keine Gesetzescharakter haben und vor den Sozialgerichten angreifbar sind. manchmal hilft es, sich ordentlich aufzuplustern und damit zu drohen, höchstrichterlich klären zu lassen, was dieser Murks der Spitzenverbände eigentlich Wert ist.

In dem von mir verlinkten Papier stehen noch mehr Sauereien, wie z.B. die Art und Weise, wie und in welchem Umfang Zahlungen aus einer Lebensversicherung, die der Arbeitgeber anstelle einer betrieblichen Altersversorgung für den Arbeitnehmer als versicherte Person (nicht als Versicherungsnehmer) abgeschlossen hat, auf die Beitragshöhe Einfluß nehmen. Das wird regelmäßig dann zum Streitfall, wenn der Arbeitnehmer aus dem Betrieb ausscheidet und die Lebensversicherung dann selbst als Versicherungsnehmer weiterführt.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 08:12:23
Ich bin für eine klare Regelung. Pflichtmitgliedschaft für alle in einer einzigen GKV. Beitrag strikt einkommensabhängig. Für Sozialfälle Beitrag vom Staat. Privat nur Zusatzversicherung möglich. Sehr hohe Beitragsobergrenze.

Das wäre vernünftig.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Nikibo am 07. Dezember 2016, 09:07:14
Oft sind es keine echten Wehwechen, sondern gerade ältere Leute gehen zum Arzt, um jemanden zum Reden zu haben. Früher ging man da zum Nachbarn oder zum Pfarrer. Viele Patienten sind nicht zufrieden, wenn nichts nichts verschrieben wird. Die gehen dann zum nächsten Arzt. Trotzdem wird ein Großteil der verschriebenen Medikamente weggeworfen.

Ich muß nur um 19:50 ARD einschalten und weiß, woran ich bin: da läuft fast nur Werbung für Abführmittel, Blutdrucksenker, gegen Inkontinenz, Schmerzsalben, Schlafmittel, Nervenkrams und ähnlicher Mist. Die Zuschauer sind alt, wohlhabend, glauben, daß man ab einem bestimmten Alter zu jeder Mahlzeit eine Batterie von Pillen schlucken muß und lieben es, sich mit Krankheiten zu befassen. Dazu paßt auch, daß das auflagenstärkste Magazin in Deutschland die Apothekenrundschau ist.

Na, hast Du Dir da nicht ein Feindbild aufgebaut? Unterschätze mal die Erkrankungen/Ausfälle des Alters nicht, die gehen nicht alle aus Einsamkeit zum Arzt. Und welcher Arzt hat denn heute noch wirklich Zeit?
Die im TV beworbenen Artikel verschreibt doch sowieso kein Arzt und sind selber zu zahlen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 07. Dezember 2016, 09:39:26
Ich bin für eine klare Regelung. Pflichtmitgliedschaft für alle in einer einzigen GKV. Beitrag strikt einkommensabhängig. Für Sozialfälle Beitrag vom Staat. Privat nur Zusatzversicherung möglich. Sehr hohe Beitragsobergrenze.
Überhaup keine Beitragsobergrenze!
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 09:55:36
Überhaup keine Beitragsobergrenze!

Gemeint war offensichtlich Beitragsbemessungsgrenze, nicht Beitragsobergrenze.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 07. Dezember 2016, 09:59:32
Was ich meine, ist, wenn ein Dachsvorstand 10 Mio € im Jahr verdient, dann soll er auch 1,4 Mio € Beitrag zahlen. Dann braucht auch niemand mehr herumzuheulen, wenn Frau und Kinder mitversichert sind.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 10:37:03
Ich bin für eine klare Regelung. Pflichtmitgliedschaft für alle in einer einzigen GKV. Beitrag strikt einkommensabhängig. Für Sozialfälle Beitrag vom Staat. Privat nur Zusatzversicherung möglich. Sehr hohe Beitragsobergrenze.

Wer einen einkommensabhängigen Beitrag will, vermischt Versicherung mit Sozialtransfer. Eine Versicherung versichert Risiken. Das geht nur, wenn die Beiträge das Risiko statistisch abbilden. Das geht nicht einkommensabhängig. Wenn man anschließend die Beitragssummen einkommensabhängig zwischen den Versicherten verschiebt, ist das Sozialtransfer. Sozialtransfer gehört ins Steuersystem, weil Steuern einkommensabhängig erhoben werden und aus Steuern Dinge bedarfsgerecht subventioniert werden können. Das ist der Ort dafür.

Wer das über Beiträge macht, der kann nicht mal sicherstellen, daß derjenige mit niedrigem Einkommen nur dann wenig  bezahlt, wenn er auch niedriges Vermögen hat. Man müßte in die Beitragsberechnung eine Vermögensaufstellung einbringen oder wenigstens Kapitalerträge mit einbeziehen. Dafür ist aber wirklich nicht die Krankenversicherung die richtige Adresse.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 10:44:50
Na, hast Du Dir da nicht ein Feindbild aufgebaut? Unterschätze mal die Erkrankungen/Ausfälle des Alters nicht, die gehen nicht alle aus Einsamkeit zum Arzt.

Nicht alle, aber viel zu viele. Die hohen Zahlen in Deutschland im Vergleich mit den Nachbarn müssen einen Grund haben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Deutschen so viel nötiger haben.

Zitat
Und welcher Arzt hat denn heute noch wirklich Zeit?

Warum hat er denn keine Zeit? Vielleicht, weil zu viele Leute da sind, die dort nicht hingehören? Genauso übrigens in den Notaufnahmen. Da gehen die Leute mittlerweile mit Wehwehchen hin, mit denen sie zum Hausarzt gehören oder gar nicht zum Arzt: Bagatellfälle blockieren Notaufnahmen (http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/krankenhaeuser-bagatellfaelle-blockieren-notaufnahmen-1.3150966)

Laß die Leute dafür wenigstens 5 € zahlen und das Problem wird sich stark verringern, ohne daß irgendwer deshalb schlechter versorgt ist. Dabei ist die Praxispauschale, so wie sie gemacht wurde, wieder ein schönes Beispiel, wie man schlecht gemacht das Gegenteil bewirkt. Wer schon einmal im Quartal bezahlt hat, geht doch dann erst recht noch 2-3 mal hin, damit es sich auch lohnt.

Zitat
Die im TV beworbenen Artikel verschreibt doch sowieso kein Arzt und sind selber zu zahlen.

Sicher, es sagt aber was über eine Gesellschaft, wenn zur teuersten Werbezeit fast ausschließlich Medikamente beworben werden, die zum großen Teil auch noch komplett überflüssig sind. Es gibt eine Medikamentenobsession.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 07. Dezember 2016, 10:45:43
Ein allgemeines, staatliches und steuerfinanziertes Gesundheitssystem wäre auch eine Option. Dann sind alle Ärzte Angestellte.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 10:47:10
Was ich meine, ist, wenn ein Dachsvorstand 10 Mio € im Jahr verdient, dann soll er auch 1,4 Mio € Beitrag zahlen. Dann braucht auch niemand mehr herumzuheulen, wenn Frau und Kinder mitversichert sind.

Populistischer Unsinn. Informiere dich mal über das Versicherungsprinzip. (http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/versicherungsprinzip.html)
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 10:47:27
Wer einen einkommensabhängigen Beitrag will, vermischt Versicherung mit Sozialtransfer.

Natürlich. Das ist das Solidarprinzip, auf dem die gesamte Sozialversicherung beruht.

Zitat
Wer das über Beiträge macht, der kann nicht mal sicherstellen, daß derjenige mit niedrigem Einkommen nur dann wenig  bezahlt, wenn er auch niedriges Vermögen hat. Man müßte in die Beitragsberechnung eine Vermögensaufstellung einbringen oder wenigstens Kapitalerträge mit einbeziehen.

Das hast Du in der GKV bereits bei freiwilligen Mitgliedern; man muß diese Abfrage nur auf die Pflichtmitglieder und Familienversicherten ausdehnen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 10:49:12
Ein allgemeines, staatliches und steuerfinanziertes Gesundheitssystem wäre auch eine Option. Dann sind alle Ärzte Angestellte.

Gibt es schon in Großbritannien.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 10:50:29
Ein allgemeines, staatliches und steuerfinanziertes Gesundheitssystem wäre auch eine Option. Dann sind alle Ärzte Angestellte.

Du solltest anfangen, vor dem Schreiben nachzudenken (oder überhaupt mal). Wieso wären die dann Angestellte? Es gäbe auch dann noch Privatpraxen, die an dieses Gesundheitssystem Rechnungen stellen können.

Edit: die KV müßte dann Besitzer der Praxen sein und die Ärzte darin anstellen. Ich weiß nicht, ob das sinnvoll wäre. Durchführbar wäre es sowieso nicht. Die KVen können kaum alle Praxen aufkaufen. Und Ärzte aus dem System auszuschließen, die in eigenen Praxen arbeiten, wird auch nicht gehen. Die Krankenhäuser und Polikliniken werden die Arbeit kaum übernehmen können.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 10:54:59
Bagatellfälle blockieren Notaufnahmen

Bei uns am Ort wurde der örtliche Notdienst abgeschafft; die nächste Notdienstzentrale ist 20 km entfernt und praktisch nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Es kann einen also nicht wundern, wenn sich Menschen außerhalb der Sprechzeiten der niedergelassenen Ärzte kurzerhand in den nächsten Bus oder Vorortzug setzen und mit ihren Problemen der Notfallaufnahme des naheliegendsten Krankenhauses (10 km entfernt, auch spät abends noch mit ÖPNV erreichbar) behelligen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 10:59:43
Natürlich. Das ist das Solidarprinzip, auf dem die gesamte Sozialversicherung beruht.

Das Solidaritätsprinzip beschreibt erst mal nur, daß eine Gemeinschaft für den Einzelnen eintritt. Daß dabei die Lasten nicht gleich verteilt werden, ist eine Besonderheit der GKV. Bei der Rente ist es z.B. nicht so, daß jeder die gleiche Rente bekommt, obwohl einkommensabhängige Beiträge gezahlt werden.

Zitat
Das hast Du in der GKV bereits bei freiwilligen Mitgliedern; man muß diese Abfrage nur auf die Pflichtmitglieder und Familienversicherten ausdehnen.

Ich habe gerade gelesen, daß Rentner auf Mieten und Kapitalerträge keine Krankenkassenbeiträge zahlen. Das ist genau die Gruppe, die am ehesten solche Einnahmen hat. Und die selbst bewohnte Finca auf Mallorca bleibt sowieso außen vor. Ich halte es auch nicht für praktikabel, wenn KVen nun eine umfassende Vermögensbewertung machen sollen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 07. Dezember 2016, 11:12:38
Nö.
Da wäre ein Vermögenssteuer besser geeignet.

Und beschwer Du Dich noch mal über "Beleidigungen", Aspie!
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 12:14:09
Das Solidaritätsprinzip beschreibt erst mal nur, daß eine Gemeinschaft für den Einzelnen eintritt. Daß dabei die Lasten nicht gleich verteilt werden, ist eine Besonderheit der GKV.

Wie die Lasten verteilt worden sind, weißt Du erst mit dem Tod des Mitgliedes. Wer hohe Beiträge gezahlt hat, aber auch viel / lange / teuer krank war, hinterläßt nach seinem Ableben durchaus mal eine negative Bilanz. Bei den Kosten für manche Krebsbehandlungen, aber auch bei chronischen Erkrankungen, kommt das gar nicht so selten vor. Mitglieder, die nur geringe Beiträge zahlen, sind durchaus auch einmal ihr Leben lang gesund und kosten die Solidargemeinschaft praktisch nichts. Wie die Lasten verteilt sind, kannst Du nur beurteilen, wenn Du die lebenslange Einnahmen- / Ausgabenrechnung eines jeden einzelnen Mitgliedes betrachtest.

Zitat
Bei der Rente ist es z.B. nicht so, daß jeder die gleiche Rente bekommt, obwohl einkommensabhängige Beiträge gezahlt werden.

Das ist ja auch was völlig anderes. Du kannst Dich von Kaviar ernähren und in einem Palast wohnen, oder in einer möblierten Einzimmerbude und den ganzen Tag Toastbrot mit Majo essen. Die Kosten einer Blinddarmoperation sind für den Betroffenen aber nicht steuerbar.

Zitat
Ich habe gerade gelesen, daß Rentner auf Mieten und Kapitalerträge keine Krankenkassenbeiträge zahlen.

Das ist natürlich eine Unverschämtheit und gehört geändert. Zumal das nur die Rentner betrifft, die in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) versichert sind; die zahlen eh einen niedrigeren Beitragssatz. Rentner, die nicht KVdR sind und deshalb nur einen Zuschuß zur freiwilligen Krankenversicherung erhalten, haben das Glück nicht. Deren gesamtes Einkommen wird zur Beitragsbemessung herangezogen, also auch Mieteinnahmen etc.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 15:03:19
Nö.
Da wäre ein Vermögenssteuer besser geeignet.

Dein Einzeilersimplizismus nervt. Wofür wäre die besser geeignet? Und willst du Vermögende dann doppelt belasten? Einmal über Vernögensteuer und noch mal über vemögesabhängige Beiträge?

Zitat
Und beschwer Du Dich noch mal über "Beleidigungen", Aspie!

Ich beschwere mich so lange, bis du dich irgendwann mal unter Kontrolle hast. Was war denn jetzt schon wieder der Anlaß für den Ausfall?
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 15:22:13
Wie die Lasten verteilt worden sind, weißt Du erst mit dem Tod des Mitgliedes. Wer hohe Beiträge gezahlt hat, aber auch viel / lange / teuer krank war, hinterläßt nach seinem Ableben durchaus mal eine negative Bilanz.

Das ist bei Versicherungen so. Die meisten bleiben positiv, um denen mit der negativen Bilanz den Schaden bezahlen zu können. Das ist aber unabhängig davon, ob man Beiträge einkommensabhängig macht oder nicht. Das Versicherungsprinzip ist das gleiche. Wenn man zusätzlich noch einkommensabhängige Beiträge macht, überlagert man die Versicherung mit einer zweiten Funktion, nämlich dem Einkommensausgleich. Das gehört da ordnungspolitisch nicht rein. Es ist auch nicht richtig, daß dieser Ausgleich nur innerhalb der Versicherten passiert. Wenn man darin übereinstimmt, daß die Unterstützung Bedürftiger, die sich sonst den Beitrag nicht leisten können, eine Aufgabe für alle ist, dann muß das aus der Versicherung raus und über steuerfinanzierte Beitragszuschüsse gemacht werden. Dann zahlen alle Steuerzahler dafür. Das sind immer noch nicht alle, aber mehr als nur die Versicherten.

Man kann die Diskussion aber abkürzen. Das wird sowieso nie kommen, weil die Thematik kompliziert ist und die Politik Angst vor Wählern hat, die sowas nicht kapieren und sofort empört aufspringen, wenn einer "ungerecht!" ruft. Das war bei der Kirchhoff-Steuerreform schon so. Seitdem ist mir klar, daß die Politik sowas nicht macht. Die bewegt sich stattdessen im Obskuren und ändert an Stellen, die den Einzelnen nicht unmittelbar betreffen und deshalb wenig Öffentlichkeit bekommen, z.B. am Gesundheitsfonds.

Zitat
Das ist natürlich eine Unverschämtheit und gehört geändert. Zumal das nur die Rentner betrifft, die in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) versichert sind; die zahlen eh einen niedrigeren Beitragssatz. Rentner, die nicht KVdR sind und deshalb nur einen Zuschuß zur freiwilligen Krankenversicherung erhalten, haben das Glück nicht. Deren gesamtes Einkommen wird zur Beitragsbemessung herangezogen, also auch Mieteinnahmen etc.

Das wird auch keiner ändern. Mit Rentnern legt man sich nicht an. Da ruft sofort einer "Altersarmut!" und die Diskussion ist beendet. Daß das in Wirklichkeit die Bevölkerungsschicht mit dem geringsten Armutsrisiko ist, steht der öffentlichen Wahrnehmung absurd entgegen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 07. Dezember 2016, 16:17:47
Dein Einzeilersimplizismus nervt. Wofür wäre die besser geeignet? Und willst du Vermögende dann doppelt belasten? Einmal über Vernögensteuer und noch mal über vemögesabhängige Beiträge?
Nein, Mauseschatz. In einem steuerfinanzierten Gesundheitssystem über eine Vermögungssteuer.

Zitat
Ich beschwere mich so lange, bis du dich irgendwann mal unter Kontrolle hast. Was war denn jetzt schon wieder der Anlaß für den Ausfall?
Schon diese Zeile ist schon wieder ausfällig.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 17:34:32
Das ist bei Versicherungen so. Die meisten bleiben positiv, um denen mit der negativen Bilanz den Schaden bezahlen zu können. Das ist aber unabhängig davon, ob man Beiträge einkommensabhängig macht oder nicht. Das Versicherungsprinzip ist das gleiche. Wenn man zusätzlich noch einkommensabhängige Beiträge macht, überlagert man die Versicherung mit einer zweiten Funktion, nämlich dem Einkommensausgleich. Das gehört da ordnungspolitisch nicht rein.

Das sah Otto von Bismarck 1884 offensichtlich anders.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Kjeld am 07. Dezember 2016, 18:11:23
Das sah Otto von Bismarck 1884 offensichtlich anders.

Ja. Und dafür gibt es auch einen Grund. Die Sozialversicherungen in Deutschland funktionieren nämlich nach dem Prinzip der   S o l i d a r i t ä t , und nicht nach dem Versicherungsprinzip.

Leider ist dieses eine schöne Sache beschreibende Fremdwort heute nur noch wenigen bekannt.

Vorwärts und nicht vergessen,
 Worin unsre Stärke besteht!
 Beim Hungern und beim Essen
 Vorwärts, nie vergessen
 Die Solidarität!

Auf, ihr Völker diser Erde!
 Einigt euch in diesem Sinn:
 Daß sie jetzt die eure werde
 Und die große Nährerin.

2. Schwarzer, Weißer, Brauner, Gelber!
 Endet ihre Schlächterei'n!
 Reden erst die Völker selber,
 Werden sie schnell einig sein.

 3. Wollen wir es schnell erreichen,
 Brauchen wir noch dich und dich.
 Wer im Stich läßt seinesgleichen,
 Läßt ja nur sich selbst im Stich.

4. Unsre Herrn, wer sie auch seien,
 Sehen unsre Zwietracht gern,
 Denn solang sie uns entzweien,
 Bleiben sie doch unsre Herrn.

5. Proletarier aller Länder,
 Einigt euch, und ihr seid frei.
 Eure großen Regimenter
 Brechen jede Tyrannei!

Schluß:
 Vorwärts und nie vergessen
 Und die Frage konkret gestellt
 Beim Hungern und beim Essen:
 Wessen Morgen ist der Morgen?
 Wessen Welt ist die Welt?
 
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Kjeld am 07. Dezember 2016, 18:16:54
Natürlich gibt es auch für die Solidarität eine Grenze, Beiträge ganz ohne Obergrenze sind absurd und Solidarität ist keine Einbahnstraße, deshalb müssen Leute, die ohne Not Leistungen in Anspruch nehmen, auch gebremst werden.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Hameel am 07. Dezember 2016, 19:50:39
 :musik
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 20:24:59
Nein, Mauseschatz. In einem steuerfinanzierten Gesundheitssystem über eine Vermögungssteuer.

Und die KV-Beiträge dann nicht mehr einkommensabhängig? Oder doch doppelte Belastung?

Zitat
Schon diese Zeile ist schon wieder ausfällig.

Was war daran bitte ausfällig? Daß ich dich auf dein schlechtes Benehmen aufmerksam mache? Du verlinkst hier Artikel, die den Verfall der Politischen Korrektheit beklagen, aber hast dein eigenes Benehmen nicht im Griff. Im Grunde eine schöne Demonstration, was der Unterschied zwischen PC und Benehmen ist. Und selbst wenn ich Asperger hätte, wäre ich dann krank und sich über Kranke lustig zu machen, ist ja wohl weder PC noch gutes Benehmen.

Also krieg dich endlich mal in den Griff oder halte dich aus Diskussionen raus, die dein Temperament so herausfordern, daß du sie nicht ohne Beleidigungen durchstehen kannst.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 20:26:55
Das sah Otto von Bismarck 1884 offensichtlich anders.

Das sieht sogar die Bundesregierung anders. Es ist für Regierungen immer einfacher, Kosten in den Transfersystemen zu verstecken als sie transparent zu machen. Momentan weiß keiner, was der interne Sozialtransfer der GKV kostet. Sicher ist aber, daß kostendeckende Beiträge mit Sozialausgleich über die Steuer etwas wäre, womit der Finanzminister sich rumschlagen müßte.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Araxes am 07. Dezember 2016, 20:32:45
Ja. Und dafür gibt es auch einen Grund. Die Sozialversicherungen in Deutschland funktionieren nämlich nach dem Prinzip der   S o l i d a r i t ä t , und nicht nach dem Versicherungsprinzip.

Tolle Solidarität, die einen großen Teil der Bürger als Zahler wie auch Empfänger außen vor läßt. Und eine Solidarität mit der Gießkanne verliert irgendwann ihre Akzeptanz.

Es sind solche Aussagen, wegen denen ich sicher bin, daß es nie vernünftige Reformen geben wird. Da muß nur einer "Solidarität" rufen und es gehen irgendwelche Reflexe an. Jeder hat dann Angst, schlechter gestellt zu werden und zieht den Status Quo vor. Und so degeneriert es dann vor sich hin.

Zitat
Leider ist dieses eine schöne Sache beschreibende Fremdwort heute nur noch wenigen bekannt.

Dir selber nicht.

Laut Wikipedia: "Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus"

Interessanter Gedanke. Demnach kann Conte seine Finanzierung über Vermögensteuer vergessen bzw. nicht mit Solidarität begründen.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 07. Dezember 2016, 20:35:19
Ja. Und dafür gibt es auch einen Grund. Die Sozialversicherungen in Deutschland funktionieren nämlich nach dem Prinzip der   S o l i d a r i t ä t , und nicht nach dem Versicherungsprinzip.

Wobei die Solidarität dem ollen Bismarck erst mal scheißegal war. Man darf den historischen Kontext nicht vergessen.

Bismarck, der durchaus die Brisanz der Sozialen Frage erkannte und aus seiner Niederlage im Kulturkampf lernen wollte, wusste um die relative Begrenztheit repressiver Maßnahmen. Daher setzte er mit den Reformkräften im Reich die für ihre Zeit fortschrittliche Sozialgesetzgebung durch. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistengesetz)

Die Sozialgesetzgebung bzw. Sozialgesetze waren ein Versuch des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, auf die - im Zuge der Industrialisierung entstandene - soziale Not der Arbeiterschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert zu reagieren. Bismarck hatte die politische Sprengkraft der extremen sozialen Gegensätze erkannt und wollte dem entgegenwirken, nicht zuletzt, um der sozialistischen Bewegung den Nährboden zu entziehen. Es galt, der noch jungen Nation zu beweisen, dass der Staat mehr zu bieten habe als die politischen Vertretungen der Arbeiterschaft, und sie auf diese Weise fest an die Regierung zu binden.

Die politische Vertretung forderten die SDAP und der ADAV ab 1875 gemeinsam als SAPD, welche sich 1890 SPD nannte. Außerdem machte auch das repressive Sozialistengesetz einen Ausgleich notwendig (Politik mit „Zuckerbrot und Peitsche“). Langfristige Absicht Bismarcks war es, die Autorität der Regierung gegen das erstarkende Proletariat abzusichern. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialgesetzgebung)
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: lakimaki am 01. Februar 2019, 15:21:29
Immerhin wartest Du mit akutem Bandscheibenvorfall und höllischen Schmerzen nicht vier Monate auf einen Termin beim Orthopäden. Ich mußte so lange warten - das war letztes Jahr.

Frechheit
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: maenner2 am 20. Mai 2019, 13:35:33
Nur noch eine Versicherung? Ich weiß nicht. Konkurrenz ist doch nicht immer schlecht. Wie hoch ist so ein Vorstandsgehalt?
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Mattieu am 21. Mai 2019, 10:31:03
Wie hoch ist so ein Vorstandsgehalt?

Eins fuffzich mindestens.
Titel: Re: Krankenversicherung
Beitrag von: Yossarian am 21. Mai 2019, 10:35:24
Eins fuffzich mindestens.

Bretto oder Nutto?