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Beziehungen - ernstgenommen => Krisen-Trennung-Scheidung => Thema gestartet von: Ethaldin am 10. März 2016, 12:02:37

Titel: Standardproblem Trennung
Beitrag von: Ethaldin am 10. März 2016, 12:02:37
Moin
Wie man bereits sehen kann geht es wie so oft um eine Trennung. Meine Freundin hat vor 2 Wochen aus heiterem himmel mit mir Schluss gemacht und gesagt wir passen nicht zusammen.
Wir waren 4 Jahre zusammen und sie war meine erste Freundin. (Wir sind beide 20) Wir haben uns dann nochmal getroffen und sie hat mir gesagt sie hätte es
einfach nicht mehr ausgehalten dass wir uns so selten sehen.

Nun ist es so, dass wir in zwei verschiedenen Städten studieren und wir uns normalerweise 3 mal in der Woche gesehen haben. Als dann aber die Klausurenphase
anfing wurde das eben weniger weil wir uns beide auf unsere Tests vorbereiten mussten. Jedenfalls, bei diesem Treffen hat sie mir nun offenbart, dass sie sich
schon seit einem Jahr so gefühlt hätte, als würde ich sie nicht mehr wertschätzen und dass sie, wenn wir nicht was zusammen gemacht haben, sie nur traurig
war und weinen musste, wenn ich nicht da war. Sie hat aber nie etwas verlauten lassen außer "wir sehen uns ja so selten, aber du willst ja eh nichts ändern"
Sie meinte ich hätte sie nur nieder gemacht, wenn sie sich sowieso schon schlecht wegen dem Studium gefühlt hat, konnte mir aber keine genauen Vorkommnisse
zeigen, und ich hatte auch nicht das Gefühl als würde ich sie schlecht machen. Und jetzt mache ich mir die schlimmsten Vorwürfe, darüber dass ich nicht sensibel genug
war, und sie nicht wirklich glücklich machen konnte, dass ich irgendwelche Zeichen nicht richtig gedeutet habe, und mir bis jetzt kein "Zeichen" einfällt, das darauf
hindeutet, dass es ihr so schlecht mit mir ging oder dass sie mit dem Gedanken spielte Schluss zu machen . Und dass ihr anscheinend nicht genug an mir gelegen
hat mit mir über ihre Probleme und Gefühle zu reden, sondern erwartet hat dass ich das auch so bemerke. Dazu kommt noch, dass ich einen Herzschrittmacher seit
meiner Geburt brauche, und daher einige Aktivitäten wie klettern, oder einige Sportarten einfach nicht ohne Probleme machen kann. Sie hat einfach immer so glücklich
gewirkt wenn wir uns gesehen haben und ich war auch glücklich so eine talentierte Freundin zu haben.
Ich fühle mich total dreckig, so wie ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt habe, weil ich mir vorwerfe, als Mann oder Mensch nicht genug zu sein, ihre Bedürfnisse
nicht befriedigen zu können und ich habe Angst davor alleine zu sein. Zudem bin ich gerade dabei das Studienfach zu wechseln, also habe ich ein Wartesemester
und ich weiß nicht wie ich das bewältigen soll, weil ich mich einfach so alleine fühle, da auch alle meine Freunde studienbedingt in anderen Städten wohnen.
Gibts irgendwelche anderen Tipps, außer "das geht vorbei" ? Ich weiß nämlich nicht mehr was ich tuen soll, und das geht soweit, dass ich nachts weinend
aufwache und Angst habe mir was anzutun.

Ich bin noch jung, und das Leben hat noch viel zu bieten, bla bla, ich weiß aber momentan einfach nicht mehr was jetzt passieren soll und suche daher den Rat von anderen, die sowas vielleicht schon mal erlebt haben.
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: Kjeld am 10. März 2016, 12:45:17

Ich bin noch jung, und das Leben hat noch viel zu bieten, bla bla, ich weiß aber momentan einfach nicht mehr was jetzt passieren soll und suche daher den Rat von anderen, die sowas vielleicht schon mal erlebt haben.

Der Rat lautet: Auch dies geht vorüber.

Du kannst Dir bis dahin Deine Lage erleichtern, indem Du versuchst, nicht darüber nachzudenken, was Du falsch gemacht hast oder welche Unzulänglichkeiten Du aufweist. Such Dir irgendeine produktive Tätigkeit, über deren Ergebnis Du Dich freuen kannst. Geh notfalls zum Arzt und laß Dir was gegen Deine depressive Episode verschreiben. Weise ihn auf den Schrittmacher hin, es gibt Antidepressiva, die den Herzrhythmus beeinflussen.
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: Yossarian am 10. März 2016, 13:00:49
Wie Du richtig erkannt hast, handelt es sich um ein Standardproblem und deshalb allenfalls um einen individuellen, aber keinen wirklichen Weltuntergang.  ;)

Und ja, Ihr seid beide noch jung, und damit bist Du ausgerechnet bei einer Horde zynischer alter Säcke aufgeschlagen.  ;D

Mir ist da was aufgefallen:

jetzt mache ich mir die schlimmsten Vorwürfe, darüber dass ich nicht sensibel genug
war, und sie nicht wirklich glücklich machen konnte, dass ich irgendwelche Zeichen nicht richtig gedeutet habe, und mir bis jetzt kein "Zeichen" einfällt, das darauf
hindeutet, dass es ihr so schlecht mit mir ging oder dass sie mit dem Gedanken spielte Schluss zu machen .

Du *kannst* nicht wissen, was in ihr vorgeht, wenn sie es Dir nicht sagt und nicht mit Dir darüber redet!

Also hör mal ganz schnell auf damit, Dir Vorwürfe zu machen, daß du kein Hellseher bist!

Dieser ganze Unfug mit "Zeichen", die ein Mann zu "deuten" hätte, ist ausgemachter Quatsch. Dahinter verstecken sich kleine Mädchen, die sich nicht trauen, zu sagen, was sie wollen. Damit wirst Du den Rest Deiner Tage zu tun haben, denn ich kenne auch 80jährige kleine Mädchen. Allerdings bin ich überzeugt, daß dieses mädchenhafte Verhalten immer mehr auf dem Rückzug ist; die meisten Frauen sind inzwischen durchaus in der Lage, sich zu artikulieren.

Wenn Du mit einer Partnerin mal 10 oder 20 Jahre zusammengelebt hast, dann kann man mal drüber nachdenken, ob Du Veränderungen in ihrem Verhalten als "Zeichen" hättest deuten können - oder gar müssen.

Bis jetzt sehe ich bei Dir aber alles im grünen Bereich.

Ihr seid halt beide noch jung und unerfahren und dementsprechend unsicher. Daß sie aber ihre eigene Unsicherheit, nicht mit der Sprache rauszurücken, was mit ihr los ist, Dir anlastet, geht gar nicht. Sie soll sich da gefälligst an ihre eigene Nase fassen.

Zitat
Dazu kommt noch, dass ich einen Herzschrittmacher seit
meiner Geburt brauche, und daher einige Aktivitäten wie klettern, oder einige Sportarten einfach nicht ohne Probleme machen kann.


Unerheblich. ich kenne genug junge Menschen, die den ganzen Tag mit dem Smartphone etc. dumm rumhocken und sich kein bißchen bewegen. Du wirst irgendwann eine kompatible "unsportliche" Partnerin finden.

Zitat
Ich fühle mich total dreckig, so wie ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt habe

Das ist völlig normal, und nein, dabei kann Dir keiner helfen. Durch schlimmen Liebeskummer muß man alleine durch.

Zitat
weil ich mir vorwerfe, als Mann oder Mensch nicht genug zu sein, ihre Bedürfnisse
nicht befriedigen zu können

Diesen völlig unbegründeten Selbstvorwurf schminkst Du Dir mal ganz schnell wieder ab! Laß Dir da von ihr nichts einreden!

Zitat
ich habe Angst davor alleine zu sein. Zudem bin ich gerade dabei das Studienfach zu wechseln, also habe ich ein Wartesemester
und ich weiß nicht wie ich das bewältigen soll, weil ich mich einfach so alleine fühle, da auch alle meine Freunde studienbedingt in anderen Städten wohnen.

Okay. Das Timing ist subjektiv beschissen, objektiv aber optimal. Sieh es mal so: Du hast ein ganzes Semester Zeit, die Du für Dich nutzen kannst, und Du bist los und ledig. Das sind die besten Voraussetzungen dafür, neue Leute (darunter auch ein paar Mädels) kennenzulernen.

Klar siehst Du das in Deiner momentanen Verfassung eher nicht so. Gib Dir da Zeit, aber bitte nicht das ganze Semester.

Kurz zusammengefaßt: Trauer um die erste große Liebe ist völlig okay, und so was tut einfach scheußlich weh.

Sich die "Schuld" am Scheitern aufschwätzen zu lassen, weil die Partnerin (oder der Partner) nicht den Arsch in der Hose hatte, seine / ihre Bedürfnisse zu artikulieren, ist nicht okay.

Das schoflige Verhalten, das Deine Exfreundin da an den Tag legt, sollte Dir helfen, ein ganz kleines bißchen schneller über die Sache hinwegzukommen.
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: nigel48 am 10. März 2016, 13:21:51
yossi hat 100% recht.

jeder ist für weine eigenen gefühle verantwortlich.
frag mal leute mit extrem eifersüchtigen partnern. der eine kann machen, was er will, der andere IST eifersüchtig.

deine trauer tut jetzt eine weile weh, aber sie macht dich erwachsener.
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: Ethaldin am 10. März 2016, 14:19:11
Wow, danke erstmal für die schnellen (und ausführlichen) Antworten, vor allem der Denkanstoß, dass es ein Problem ihrerseits ist, ihre Gefühle nicht artikulieren zu können hilft mir mich ein wenig besser zu fühlen :)
so hab ich das noch gar nicht gesehen

Ich glaube ich suche mir jetzt erstmal eine Sportart, die ich machen kann, ohne zu riskieren mir meine interne Verkabelung auszureißen :P , hoffentlich hilfts.

Auch schön zu sehen, dass Beiträge hier anscheinend schnell abgehandelt werden :D , gibt einem ein gutes Gefühl wenn man ernst genommen wird.
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: Yossarian am 10. März 2016, 14:38:52
Ich glaube ich suche mir jetzt erstmal eine Sportart, die ich machen kann, ohne zu riskieren mir meine interne Verkabelung auszureißen :P , hoffentlich hilfts.

Motorrad fahren. Ich kannte einen (allerdings nur per Mail), der hatte eine Herztransplantation hinter sich und fuhr eine fette Honda Goldwing (http://motorcycleppf.com/wp-content/uploads/2013/02/goldwing-2013-500x259.jpg?152daa). Schien trotz der vielen Elektronik in dem Ding kein Problem mit *seiner* Verkabelung zu geben.  ;)
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: Kjeld am 10. März 2016, 14:57:33
Darts!
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: Yossarian am 10. März 2016, 15:53:52
Bierdeckel sammeln.

Es wird immer phlegmatischer.  ;)
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: Ethaldin am 10. März 2016, 15:59:14
Bierdeckel sammeln.

Das ist ein Sport, der seinesgleichen in sachen Ausdauer und körperlicher Ertüchtigung sucht  ;D
Titel: Re: Standartproblem Trennung
Beitrag von: Nikibo am 10. März 2016, 18:53:34
Ich schließe mich auch Yossarian an.

Unsere beiden Söhne haben beide auch sowas in Deinem Alter durchgemacht und es tat bitter weh.

Sich mit 16 für vier Jahre zu binden, ist allerdings auch schon sehr früh und sehr lange. Irgendwann kommen bei den Mädels (ulkigerweise waren es immer nur die Mädchen, nie die männlichen Partner) wohl solche Gefühle wie "ich verpasse alles" "ich will frei sein" oder einfach auch die Lust auf was Neues hoch.


Es ist schwierig mit den Weibern.
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: nigel48 am 11. März 2016, 05:34:40
Schach + GO verbrauchen soviel energie wie fensterputzen.

was ist mit schwimmen oder radfahren, mußt ja nicht vollgas...

qui gong oder ähnliches?
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: Conte Palmieri am 11. März 2016, 06:40:10
 Mit  Qiqong und ist ihm nicht it geholfen.
Ich empfehle eine geeignete Lektüre Heine oder Epiktet kommen in den Sinn.
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: Yossarian am 11. März 2016, 07:20:59
Epiktet? Du willst einem 20jährigen mit schwerem Liebeskummer ausgerechnet einen Stoiker zu lesen geben? Schubs ihn doch gleich vor die Straßenbahn!

Wenn ich meine Jugend nicht an die Stoiker vergeudet hätte, könnte ich jetzt anders drauf sein. Epikur rulez.
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: Nikibo am 11. März 2016, 08:35:06
Tanzkurse? Muss ja nicht gleich Lindy Hop sein.
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: schnorchel am 11. März 2016, 10:59:22
Der behandelnde Facharzt oder letztlich der Hausarzt sollte doch am besten wissen, was geeignet ist.
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: bigJohn am 22. März 2016, 20:18:52
Ich kann mich dem gesagten auch nur anschließen, ich will zwar nicht in der wunde rumstochern aber nochmal ein aspekt ansprechen. Wenn man selbst verlassen wird (und das aus heiterem himmel, ob man es hätte sehen sollen oder nicht) ist das wesentlich schlimmer und als jemanden zu verlassen und derjenige der verlassen wird, sollte wenigstens die möglichkeit bekommen zu wissen warum und nicht fadenscheinliche ausreden bekommen. Von der partnerin einfach so verlassen zu werden ist für psychologen das gleich bzw. für das gehirn als wenn jemand nahestehendes stirbt. Es werden exakt die gleichen areale angesprochen und reaktionen hervorgerufen. Der eine kommt damit besser zurecht und der andere weniger, dann kommt es natürlich noch drauf an was der jenige einem bedeutet. Wenn jemand z. B. selbstmord begeht und kein abschiedsbrief hinterlässt dann machen sich die angehörigen auch gedanken wieso weshalb warum. Klar kann man denen auch ratschläge und tipps geben dass das bald aufhören wird und der schmerz vergeht. Bei einigen bleibt er und kann wegweisend für das weitere leben sein. Was ich damit sagen will, die verantwortung von denen die jemanden verlassen aus heiterem himmel werden fast immer unterschätzt bzw. darüber wird sich meist kein kopf gemacht, und dann kommen solche sachen wie: ich hab selbst genug probleme, mir ist das auch nicht leid gefallen, bla bla.
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: simplemachine am 27. März 2016, 00:11:23
Irgendwie scheint mir das Trennungsszenario überhaupt nicht auf Lösungsmöglichkeiten im Hinblick auf eine eventuelle Fortsetzung der Beziehung untersucht worden zu sein. Immerhin 4 Jahre Beziehung mit 20, das ist ja doch schon eine durchaus respektable Größenordnung. Die Freundin wünscht sich ja wohl einfach nur mehr Nähe und sieht offenbar den Partner in der Pflicht. Gibt es dazu nicht Möglichkeiten, z. B. durch Wechsel der Uni? Gerade, weil jetzt eh ein Studienfachwechsel ansteht. Und zudem folgt jetzt ein Wartesemester, also wäre eigentlich plötzlich viel Zeit verfügbar, die im kommenden Semester für gemeinsame Dinge nutzbar gemacht werden könnte. Die relativ einfache Ansage "wir sehen uns ja so selten, aber du willst ja eh nichts ändern" zeigt doch eigentlich -ohne, dass man dafür nun Tiefenromantiker sein müsste-, recht deutlich, was das Problem ist. Durch Beseitigung des Problems ließe sich vllt. durchaus der Trennungsgrund aufheben. Wenn die 4 Wochen seit der Trennung noch keinen neuen Lover hervorgebracht haben, könnte man also vllt. auch daran denken, an einer Fortsetzung der Beziehung zu arbeiten - falls ein darauf gerichtetes Interesse vorhanden ist.     
Titel: Re: Standardproblem Trennung
Beitrag von: ganter am 27. März 2016, 00:24:06
wie romantisch

wenn die Gefühle entsprechend sind, findet sich auch bei temporärer Trennung eine Lösung. Wenn nicht, dann eben nicht.