In jungen Jahren war ich bei einigen wirklich großen Hochzeiten zu Gast, da waren 150 Gäste Standard. Das war aber nicht so, weil man zeigen musste wieviel Geld man hat, sondern eher, weil die Gegend sehr dörflich war. Wenn die Braut also Mitglied beim Musikverein war, war der Bräutigam meist in der Narrenzunft und/oder in der Feuerwehr und/oder hat auch noch Fußball gespielt. Schulkameraden waren auch immer mit dabei und hatten Verpflichtungen, wie z. B. die Bäumchen an der Kirche mit Bändern zu schmücken. Jeder kannte jeden und da war das ganz selbstverständlich. Es wurden immer pauschal alle eingeladen (wobei natürlich nie alle kamen), und die Gäste haben sich an der Gestaltung des Tages beteiligt. Sprich, der Musikverein spielte in der Kirche und abends gab es ein richtiges Programm. Es waren immer phantastische Feiern, die aber nix mit einem gekünstelten und durchgeplanten Großevent gemeinsam hatten, sondern eher an eine Faschingsveranstaltung erinnerten. Tolle Band, viel tanzen, viel lachen, viel trinken. Hätte ich damals geheiratet, hätte ich es auch so haben wollen.
Heute werden die Vorstellungen einer Hochzeit sicher auch von den ganzen TV-Sendungen geprägt. Da gibt's Sendungen/Filme über Wedding-Planerinnen, Sendungen, in denen tränenreich Brautkleider gekauft werden (schaut meine zukünftige Schwiegertochter gern), Sendungen, in denen die beste Hochzeitsfeier prämiert wird, etc. Zu meiner Zeit ja es nur Linda de Mol
mit der Traumhochzeit und die jungen Frauen saßen vor dem Bildschirm und haben Tränchen verdrückt, weil die Männer soooo romantische Heiratsanträge gemacht haben
und der eigene Kerl daheim war soooo phantasielos
.
Meine eigene Hochzeit war ja nun auch erst vor knapp zwei Jahren und sehr minimalistisch gehalten
. Sechs Monate zuvor hatte ich aber meinen 50. Geburtstag richtig groß und eben in obigem Stil gefeiert und das war mega. Da ging es aber einfach um das Zusammensein mit den Freunden und nicht darum, mit irgendetwas anzugeben.